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Losfagung bom Kern des Christentums erscheinen. Die Klein Eyolf"," Gabriel Borkmann" und" Der Epilog" dem Vers Opfer, die Brand verlangt, find Opfer, die die Lebensfreude stande, der der verborgenen Weisheit der Bilder nachspürt, erscheinen, und das Leben selbst zerstören. Der Weg, auf dem er die be- es mangelt ihnen jene Lebenswärme, jenes anschaulich Ueberzeugende, geisterte Gemeinde zu seiner neuen Kirche" führen will, verläuft in das unwillkürlich die Gefühle in des Dichters Bahnen givingt. Die Dramen des Greises bewundert man, die des Mannes unfruchtbare, wilde Eis- und Schneewelt; und donnernd begräbt ihn die Lawine. Ist das in Jbsens Sprache nicht das Björnsonsche haben uns wie wirkliche Erlebnisse erschüttert. Wer wird ihn in Bekenntnis: Ueber unfre Kraft"? Jedenfalls in den späteren, den dem neuen Jahrhunderte ersetzen? Conrad Schmidt . socialen Dramen, ebenso wie in denen der letzten Epoche flingen nirgends mehr die christlichen Töne an. Es ist, als habe er hier wie in dem Kaiser und Galiläer" endgültig damit abgerechnet.

Ein Vorzeichen der neuen Pfade, die er suchte, erschien im Jahre 1869:" Der Bund der Jugend", Jbsens erstes Prosa­drama aus der Gegenwart. Einzelne glänzende Züge der Tharatteristik, vor allem die Figur des politischen Strebers, weisen auf eine fünftige Größe hin, im Bau der Handlung zeigt sich noch unverkennbar der Zusammenhang mit dem französischen Intriguenstück. Auch in den Stüßen der Gesellschaft" tritt der neue ihm eigentümliche Dramenstil noch nicht zu voller Schärfe aus­geprägt hervor. Da folgt zwei Jahre nach den Stüßen", zehn nach dem Bund der Jugend"" Nora" und eröffnet die Reihe der modernen Meisterdramen. Hier ist alles neu, von wunderbarer Originalität. Schaut man auf die Entwicklung, die der moderne Roman im vorigen Jahrhundert genommen, so präsentieren sich Bola und Tolstoj als Spißen, die mit andern zusammen aus einer hohen Bergfette hervorragen. Jbsen ist wie ein gels, der einsam und unbermittelt aus breitem Flachland himmelan steigt..

Kleines feuilleton.

Ein anderes

gc. Die Empfindung der Schmerzen wird bei den verschiedenen Völkern verschieden vertragen. Wie weit eine Abstumpfung dagegen gehen kann, darüber äußert sich Bita Hassan in seinem Werke: Die Wahrheit über Emin Bascha" folgendermaßen: Ein Mann in Karthum nimmt in meiner Gegenwart eine glühende Kohle, streckt sein Bein aus und legt mit unerschütterlichem Gleichmut die Kohle auf eine Wunde. Ein weißlicher Rauch steigt auf, ich höre das Knistern des verbrannten Fleisches, ich spüre den starken Fette geruch, der sich davon verbreitet. Ich beobachte den Mann, der un­beweglich bleibt; teine Mustel in seinem Gesichte zuckt, und auch nicht das geringste Anzeichen von Schmerz macht sich bemerkbar. Als er endlich die Kohle abnimmt, sagt er zu seinem Beine: Wenn du in drei Tagen nicht heil bist, schneide ich dich ab", wobei er feinen Dolch spielen ließ. Ich weiß nicht, ob das Bein diesen Rat Wo sind im bürgerlichen Drama seine Vorgänger? Von wem beherzigt hat, da ich den Mann nicht wiedergesehen habe. Ich bin fonnte er lernen? Es gab ja sogenannte Realisten unter den aber fest davon überzeugt, daß er es sich mit derselben Kaltblütig französischen Schriftstellern der sechziger und siebziger Jahre, Augier feit abgeschnitten hätte, wie er es gesagt hatte." und Dumas, aber es ist lächerlich, sie mit Ibsen auch nur in einem Beispiel:" Gin Rameltreiber bittet eine Frau, die vor der Tür Atemzuge zu nennen. In Wahrheit hatte sich bis auf ihn hin die ihres Hauses fizt, um Feuer für seine Zigarette. Die Frau bringt ernsthaft naturalistische Bewegung so gut wie ausschließlich auf dem ihm in der bloßen Hand eine glühende Kohle. Er würde sich ihr Gebiete des Romans abgespielt. Das Drama schien durch seine gegenüber feige vorgekommen fein, wenn er sie in der Gleichgültig. Formen selbst einer in die Tiefen dringenden Darstellung modernen feit gegenüber dem Schmerz nicht hätte überbieten können. Er faßt Lebens durchaus unfähig. Was in dieser Welt der Gegenwart im also die Kohle mit dem Finger, legt sie auf sein nadtes Bein, wirft Raum und in der Zeit sich weit zerstreut, Charattere und Konflikte, feine fertige Bigarette fort, zieht seine Büchse heraus und dreht sich die nur langsam heranreifen, Bewegungen, die sich zum großen Teil langsam und gelassen eine neue, während sein Fleisch brennt. Wie unsichtbar, im Innern der Seelen vollziehen, wie sollte es gelingen, er mit der Zigarette fertig ist, nimmt er die Kohle mit den Fingern und zündet die Bigarette an. Darauf wirft er das Feuer zur Erde, das im engen Rahmen einer Bühnenhandlung aufzurollen? Man half fich, so gut es ging. Mit fümmerlichem äußeren Aufput macht der Frau seinen Salam und setzt seinen Weg fort." ES würde überflüssig sein, diese Beispiele zu vermehren. Es ist all wie fümmerlich, das fühlt man erst, wenn man von Ibsens Dichtung bekannt, daß die Sudan - Araber bei ihren Belustigungen ihren Mut herkommt bedte man die klaffenden Lücken zu. Er erst hat neuen darin zu bezeigen suchen, daß sie sich mit entblößtem Oberkörper Wein in neue Schläuche gefüllt. Er schuf eine Dramatit, die, was von allen aufs heftigste mit der Nilpferdpeitsche schlagen lassen, ohne Feinheit der Charakteristik anlangt, ebenbürtig sich dem Höchsten zur daß sie mit den Wimpern zuden, selbst wenn das Blut in Strömen Seite stellt, was psychologische Analyse in den so unendlich freieren, herabrinnt und Fleischfeßen sich bisweilen unter der Beitsche Los bequemeren Formen des modernen Romans geleistet hat. Im engsten lösen, denn bei dem geringsten Anzeichen von Ungeduld oder Raum die höchste Konzentration! Und mit welcher Virtuosität be- Schmerz werden sie für feige gehalten und aus der Gesellschaft meistert er die Hemmungen, die in dem Widerspruch zwischen der ausgestoßen. langsamen zersplitterten Bewegung des wirklichen Lebens und den Forderungen dramatischer Geschlossenheit begründet sind! Aus einer weitverzweigten Entwidlungsreihe ivählt er das letzte Glied, die Katastrophe, in die das Ganze mündet. Er läßt uns dieses Leyte schauen und in ihm zugleich das Vergangene, aus dem es mit Not­wendigkeit hervorivuchs. Als treibendes Moment geht die Enthüllung des Vergangenen in die Handlung mit hinein. Die Welt des Dramas wächst, sie weitet und dehnt sich. Fast unerschöpflich ist der Reichtum der Beziehungen. Nicht nur wie die Menschen sind und handeln, zugleich wie sie geworden sind und werden mußten, das tritt uns im Bilde entgegen. Man spürt das Walten eines unerbittlichen Schick­ſals. Mit unheimlicher Spannung sehen wir im fahlen Zwielicht schein das Gewitter heranziehen. So in" Nora", in den Ge­spenstern" und dann später in" Rosmersholm". In ihnen tritt dieser Typus des dramatischen Aufbaues, das wunderbare Lebendigmachen des Vergangenen im Gegenwärtigen am reinsten hervor. Der höchste Preis des Künstlerischen mag den Gespenstern" gebühren. Es ist das Werk, in dem zugleich die grundstürzende Skepsis Jbsenschen Denkens ihren machtvollsten Ausdruck erhalten hat. Unmittelbar darauf als Antwort auf das heuchlerische Entrüstungsgeschrei, mit dem man die große Tragödie der Vererbung aufgenommen, a folgte der prächtig tropige Volksfeind". Dann aus einer völlig andren Stimmung heraus geboren die tiefe tragikomische Elegie der Wild­ente". Der Wahrheitsmut, den Jbsen als das Höchste gefeiert, er­scheint hier, farifiert in der Gestalt des Gregr Werle, als täppisch thörichter Illusionär, der, wo er helfen will, zerstört.

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Nora" war im Jahre 78/79 geschrieben, mit Rosmersholm" im Jahre 1886 fchließ tdiese fruchtbarste Periode seines Schaffens, für deren Werke sich in der gemeinsamen Beziehung auf das Problem der Wahrheit" und der individuellen Freiheit allerdings etivas wie ein einheitlicher Grundgedanke aufzeigen ließe, ab. Die Kon flitte, denen Ibsen sich nun in seinen lezien Dramen zuwendet, find rein privater Natur, es fehlt die polemisch gegen die Gesellschaft" und ihre Lebenslügen" gerichtete Tendenz, das Aufrüttelnde, Revo­lutionäre. Und der Zug zum Symbolischen auch Hedda Gabler " bildet kaum eine Ausnahme tritt immer mehr entscheidend, die unmittelbare Naturwahrheit der Charakteristik, des Dialogs und der dramatischen Entwicklung notwendig einschränkend, in den Vorder­grund. Das Gleichnishafte wächst nicht wie in den Gespenstern" aus einem streng kausalen Verlauf hervor, sondern erscheint hier als das von vornherein Bestimmende, Gewollie, als Aufgabe, der sich Reden und Thun der dramatischen Personen wohl oder übel zu fügen hat. Bewundernswürdig wie diese Werke: Baumeister Solnej",

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Literarisches.

ek. Leo Heller : Garben. Neue Gedichte".( Berlin , Harmonie".) Keine Himmel und Erde stürmende Kraft, tein grüblerischer Sinn, der in verborgenen Tiefen gräbt, tein Poet, der eigene Pfade geht, tut sich in diesen Gedichten auf. Hellers Lyra erklingt eklektisch in alten Tönen und Weisen. Es schwingt etwas mit, das an die Blütezeit der Bubenscheibenpoesie erinnert, die noch immer in einigen humoristischen Blättern gedeiht. Dieser Art ent spricht die Wahl der Stoffe und deren Behandlung: man liest von Rittern und Pagen, Edelfräuleins, Gräfinnen usw. Dazwischen stehen mehrere modern- zeitliche Themen von Künstlerelend und Künstlerliebe, Genrebildchen, Idyllen und Naturstimmungen. Man wird nirgends überrascht durch eigenartige Anschauung der Dinge; vielmehr bewegt sich des Dichters Meinung und Bildlichkeit in althergebrachten Bahnen, die von außen her nach innen zu ins Be­schauliche münden. Eigentliche Schöpferfraft vermißt man; aber die Gabe, sich in kleinen Bezirken heimisch zu machen, das Kleine, Stille anheimelnd auszubauen und zu beleben, die ist Heller eigen. Insofern hat er denn auch seine Art. Er gibt sich schlicht und natürlich; zu außergewöhnlichen poetischen Gleichnissen und Ver­gleichen, zu glühendem Kolorit der Sprache nimmt er nie Zuflucht, sondern bleibt hübsch am Boden in häuslicher Sphäre. Wohl hat er feines Gehör für Rhythmus und Form; in bezug auf den Reim wahrt er aber selten die erforderliche Reinheit. Das österreichische Jdiom berübt da seinen Einfluß. Wenn man aber von solchen Mängeln absieht, so erfreut bei Heller die gemütvolle Hinneigung zur Bolfspoesie. Hierfür bringt er etwas mit, was nicht Manier, sondern wirkliche Begabung ist. Er vermag schlecht und recht im Bolkston zu schreiben. Ihm gelingen Gedichte lyrischen und epischen Charakters, denen von vornherein etwas Volkstümliches anhaftet. Es ist wohl Und diese Art von Liedern überwiegt alle anderen. ich nenne Licht"," In Ewigkeit, möglich, daß unter ihnen Amen"," Mädchen am Ufer"," Volkslied"( I. und II.), Liesele", " Im Volkston", besonders auch die " Sätt' die Frau Mutter nappe" Ballade vom Schreiber und der Gräfin" und" Das Junker­manche in den Liederschatz des Volfes übergehen fönnten.- Theater.

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Lessing Theater. Meinhard- Bernauersches Ensemble­Gastspiel. Das Lebensfest." Lustspiel in drei Akten von Karl Rößler. Herr Nößler, der früher in Wolzogens Buntem Theater Humoresten seines Landsmannes, des Simplis

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