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Naturalismus hinaus getan. Nicht mehr im Besonderen steden Hanfi. Ein Mittelding war bei dem harten Kuchler nicht möglich. bleiben. Erreicht wurde es bisher hauptsächlich im Episodischen. Und die Nann wählte den Hansi denn die Jugend hat recht, und Gesteigert wurde es dann selbstverständlich in der Tendenz( man die Liebe hat recht, denn Jugend und Liebe sind das Leben, und darf hier nur an" Andreas Böst" von Ludwig Thoma erinnern, Jugend und Liebe find die Zukunft. Der alte Kuchler geht mit der um etwa im gleichen landschaftlichen Gebiete mit der" Nann" armen Juli auf Nimmerwiedersehen über die Berge. Im zu bleiben). In der Nann" ist auch die Tendenz überwunden. Malfeinerhofe weicht das Alter, so bitter es ihm ist, die Jugend Wäre der Einschlag modernen Lebens stärker, so tönnte in ihr zieht ein. Und das Alter fonnt sich in ihrem Glück. Das ist alles eine Typisierung erreicht sein, der den Roman ganz hoch stellte. ohne Sentimentalität geschildert. Es ist alles so geschildert, daß Aber der Einschlag des spezifisch modernen Lebens fehlt. Stofflich die Charaktere daran wachsen, daß die Menschen uns dadurch natürlich. Im übrigen ist der Roman selbstverständlich ganz aus lebendig werden. Daß sie sich gegen einander, daß sie sich aus den modernem Geiste gediehen. Er erfüllt die Forderungen des Lebens Verhältnissen ihrer Umgebung durch ihre eigene Actung abheben. und der Lebendigkeit. Er hat keine Konstruktion. Er greift ins Nichts über die Dinge, alles nur die Dinge selbst. Nichts über die Wolle. Er ist wahr. Er hat die Liebe und die Verwachsenheit mit Menschen, alles nur die Menschen selbst. Eine einfache Handlung bem Volte, mit seinem Leben und seinem Charakter, und er bringt in vielen Verzweigungen flar und folgerichtig ausgebreitet. Steine feine typische Eigenart heraus. Das Moderne" des Lebens muß Spannung im Romansinne, aber die bessere Spannung des Inter­fehlen, weil es dem Leben selbst da fehlt, wo der Roman spielt. effes an den Menschen, an Schicksalen, an Gegensäßen und am Das alte Bauern- und Bergvolt lebt noch vom modernen Geiste Werden, des Interesses am Leben, an der bedeutsamen Wirklich­unberührt, falls nicht der Kampf mit dem Pfaffen die Geifter auf- feit. Es ist nichts Schablonenhaftes in den Gestalten, so nahe Stachelt. Der Pfaffe fehlt hier im Roman. es oft lag, das bequeme Cliché anzuwenden, denn man darf ja nur gewiffer tiroler Namen fich bedienen, so bilden sich schon Vor­stellungen. Rein, es ist feine Salontirolerei hier. Die Dichterin hat an allen Gestalten ehrlich und innerlich teil. Das soll ihr bestes Rob fein. Und darum ist ihr Roman ein echter Volksroman. Er hat die Liebe zum Wolfe und er hat sein Leid. Er hat aber auch seine Kraft, die seine eigentliche Schönheit ist. Urwuchs. Wilhelm Holzamer .

Wir sind in den Tiroler Bergen. Oben liegt das Haus bom Kuchler- Anderl. Er ist ein Zimmerer und seine Arbeit führt ihn oft von daheim weg. Einmal führte sie ihn über den Brenner, wo die Marietta, die" Welsche", den Roten schenkte. Die Marietta war schön. Und er war Witwer. Zu Hause sah es bös bei ihm aus. Die Erste war eine Weble gewefen, aber am übelften waren die großen Kinder von der Erften. Bänkisch, unsauber. Das hatten fie bon der Mutter geerbt. Da nahm er die Marietta ins Haus. Das war eine Feine. Eine Sanfte und Saubere. Sie schaffte die beiden großen Mädchen, die Kathl und das Moidl, gleich aus dem Hause, damit es Ruhe darin gab, für die Juli und den Anderl forgte fie gut. Es war nun sauber in den Stuben, Blumen standen borm Fenster, und der Kuchler war gern zu Hause. Und dann saß er und schnitte an einer Wiege. Das Kind der Marietta sollte eine neue Wiege haben. Und das Kind kam und war schön. Blond­haarig und helläugig. Die Nann. Aber da waren die Haffer und Neider, die zischelten und tuschelten. War das ein Kuchlerkind? Und die Marietta starb, und der Kuchler trug ihr haß nach übers Grab, weil sie ihn betrogen haben sollte. Dieser Haz traf auch die Nann. Er mochte sie nicht sehen. Er sorgte nicht für fie. Die Heine Juli mußte fie besorgen. Das Kind den Säugling. Die ganze Gegend glaubte an die Schuld der Marietta, nur brunten Der Malseiner Bauer und die Malseinerin nicht. Und der Kuchler ging wieder über die Berge und vernachlässigte seine Kinder und fein Haus. Die großen Töchter hat er zwar hinausgeworfen, aber bie Hülfe der Malfeinerin hat er auch abgelehnt. Er will von niemand was wissen in der ganzen Gegend, er ist ganz allein mit feinem Haß und feiner Berachtung und der Bitterkeit, die er der Toten nachtrug. Dann war er einmal lange weg. Da gab es einen ungeheuren Schneefall. Das brave Juli strengte sich über die Kräfte an. Das Dach des Stalles war eingebrochen. Die Kuh stellten sie in die Küche. Hier starb sie, und nur die Geiß blieb übrig. Und die kleine Nann schrie. Die Juli aber verfiel in ein Nervenfieber. Neben ihr schlief erschöpft der Bruder Anderl. Der Maljeinerbauer brachte die Rettung. Und drunten im Malfeinerhof genas die Juli. Die Nann hatte nicht zu ge­nesen, die überstand alles. Sie überstand auch all die folgenden harten Jahre, die bittere Armut und törperliche Vernachlässigung, den Spott der Schulkinder und die Verachtung der Leute. Und die Juli opferte sich. In ihrem Herzen wuchs die Liebe. Die Liebe zum Malfeinerhansi. Aber diese Liebe fand kein Wort und fand keine Gelegenheit. Wie sollte der reiche Hansi auch nach einer armen Kuchlerschen sehen. Da tam die Dide ins Haus, mit der der Water lebte. Sie schaffte Ordnung, aber sie war ein geiles, nichtsnubiges Weib. Sie betrog wirklich den Kuchler. Aber sie Spann den Vater ein, und die Juli verlor gegen sie. Sie mußte ihr Kind aufziehen, wie sie die Rann aufgezogen hatte. Sie mußte das Kind der Kathl aufziehen, die in Innsbrud lebte und viel Geld schickte. Dann kam auch noch das Kind der Moidl ins Haus, das bald starb. Und wie eine Blume im Sumpf wuchs die Nann auf. Als sie aus der Schule kam, verdingte sie der Vater zum Bahnwärter Binder droben auf dem Brennerpaß. Und da lernte fie das Leben und die Arbeit, den Menschen und das Leid des Weibes, da lernte sie sich selbst kennen. Auch da oben war die Not, auch da hinauf kam der Tod. Auch da oben wurden von der Mann Opfer gefordert. Willig opferte sie sich, Menschenleid zu lindern. In den Schneewehen rettete sie den Zug. Sie hatte es schon gelernt, über sich hinaus zu sehen auf die anderen. Sie hatte es schon gelernt, über den Augenblid hinaus zu sehen auf die Folgen. Aber sie blieb nicht oben, so notwendig sie war. Der Binder wollte sie heiraten. Da ging fie. Sie tam am Malseinerhof borbei, fie ging heim. Heim in die Räuberhöhle", wie ihre Sütte hieß. Da war ihr Blah, bei dem Vater. Und was der Juli nicht gelungen war, das gelang ihr: sie brachte die Dide hinaus aus dem Haufe. Sie brachte Ordnung ins Haus. Sie brachte es fertig, daß dem Vater noch einmal das Herz aufging, daß Sonne in seine verdüsterte Seele fiel. Denn man sah es ihr nun deutlich an, sie war eine Kuchlersche. Sie war deutlich ihres Vaters Kind. Da starb in ihm die Bitterkeit gegen die Tote, da versöhnte er jich mit ihr in ihrem Kinde. Er war kein Mensch der Reue. Was er getan hatte, war getan. Sein Leben war im Gleise. Aber da kam die Jugend mit ihren Rechten und störte es ihm wieder. Der Hansi liebte die Nann, und die Nann liebte den Hansi. Mit eifersüchtigen Augen fah es die Juli, mit stolzer Verbissenheit sah es der reiche Malseiner. Aber sein Widerstand wurde besiegt. Nicht der des Ruchler. Die Nann hatte die Wahl: Entweder den Vater oder den

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Kleines feuilleton.

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Die

sk. Der Ursprung der Todesstrafe. Die ersten Spuren der Todesstrafe finden sich bei den Jndern. Der Gebrauch diefer Strafe ist religiösen Anschauungen entsprungen. Wie alle heidnischen Wölferschaften des Altertums, glaubten auch die Inder an eine Mehrheit von Göttern, die sie sich mit allen menschlichen Eigen­schaften, Leidenschaften und Fehlern ausgestattet dachten. Nach­tragend, rachfüchtig, launenhaft, hartherzig und ungerecht, machten fich die indischen Götter fein Gewissen daraus, die Tat eines Echuldigen auch an Unschuldigen zu strafen. Andererseits waren. fie aber auch schwach genug, durch Opfer und Gaben sich von der Ausübung ihres Rächeramtes abhalten zu lassen. Das ihnen wohl­gefällige Opfer war das Menschenopfer, d. h. zu Ehren und Preis der Gottheit wurden Menschen durch Priesterhand getötet. schwerste Missetat war die Tötung eines Menschen aus anderer Veranlaffung als zum Preise der Gottheit. Nur ihr, nicht dem Borne durften Menschenleben geopfert werden. Deshalb mußte der Mord durch Menschenopfer gefühnt werden. Anfangs wurden un­schuldige Mädchen und Knaben, meist die Kinder oder Angehörigen des Missetäters, der erzürnten Gottheit zum Opfer gebracht. All­mählich verschaffte fich die Ansicht Eingang, daß mehr als die Opferung Unschuldiger, die des Mörders selbst der erzürnten Gott­heit wohlgefällig sein müsse. Nunmehr wurde schweren Miffetätern, zu Ehren und behufs Wiederversöhnung der Götter, das Leben genommen. Dieser Gebrauch war die Ursache zur Entstehung der Todesstrafe. Im Verlauf der Zeiten tamen die Inder immer mehr mit anderen Völkern in Berührung. Diese akzeptieren den indischen Brauch; fie töteten jedoch den Missetäter nicht, weil er ihre Götter erzürnt habe, sondern zur Vergeltung der von ihm berübten Untat. In dieser Form, als Strafe im heutigen Sinne, begegnen wir der Tötung von Mördern schon bei den Aegyptern, Hebräern, Bersern, Griechen, Römern u. a. Anfangs stieß man mit dem Nachahmen der indifchen Sitte auf Schwierigkeiten. Bei den Jndern besorgten Mitglieder der Priesterkaste das Henteramt. Bei den nachahmen­den Wölfern wollte sich niemand hierzu bereit finden lassen. Man verfiel deshalb anfänglich auf das Mittel, den verurteilten Delin­quenten zu zwingen, sich selbst zu töten, z. B. den Giftbecher zu trinken, sich zu erbolchen, sich von einer Anhöhe zu stürzen u. a. m. Später und anderwärts wurden Unfreie mit dem Henkeramt be­traut. Jedenfalls galt es für des freien Mannes univürdig, auf Befehl Wehrlofe zu töten; und so tam es, daß, als Freie sich zum Scharfrichterdienst hergaben, sie vor der öffentlichen Meinung und vor dem Gefeße für anrüchig galten. Man sollte meinen, daß mit Einführung des Christentums der seinem humanen Geifte zuwider­laufende barbarische heidnische Brauch beseitigt worden wäre. Dem war aber nicht so. Je schärfer die Todesstrafe der christlichen Gott­heitsidee widerstreitet, desto fanatischer haben gerade die Lehrer der christlichen Religion durchs ganze Mittelalter hindurch dem Fortbestand der Menschenopfer das Wort geredet und nicht bloß die grausamsten Todesstrafen geduldet, sondern solche auch erfunden und verhängt. Der Feuertod, das Lebendigbegraben, das Zer­reißenlaffen des Verbrechers durch Pferde und Ochsen, Ertränken, Erhängen, Rädern von oben oder von unten, Enthaupten, meist erst nach vorangegangenen Qualen, z. B. durch Anfassen mit glühen­den Zangen, Abhauen einzelner Glieder usw. waren die Strafen, die 1508 der Bischof von Bamberg in seiner Halsgerichtsordnung androhte und welche sich in Kaiser Karls V. peinlicher Hals­gerichtsordnung von 1532 finden. Grit im 18. Jahrhundert fing man an, von diesen Grausamkeiten abzulassen. Das preußische Landrecht vom Jahre 1793 tannte bloß noch Rädern und Ents haupten. Die lettere Todesart besteht aber noch heute in Deutsch land und Frankreich zu Recht. Entiveder bedient man sich dabei des Beils( Preußen), oder der Guillotine( Frankreich , Bayern ,