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Württemberg usw.). Der Galgen ist in Rußland , Desterreich, und rühmt sich schamlos der bestandenen Proben. Den Mut seiner Italien , England, Amerika , das Erwürgen in Spanien gebräuchlich. Liebe bewies er, indem er einen schönen Jüngling meuchlings er Beseitigt ist die Todesstrafe nur in wenigen Staaten( Schweiz schlug; die List und Ueberredungskunst der Liebe, indem er eine usw.). Jns deutsche Bürgerliche Gesetzbuch ist sie ja leider noch Feindin seiner Angebeteten bei dem Gatten so lange anschivärzte, herübergenommen worden. Die seitherigen Gefeßgeber glaubten bis der in blinder Eifersucht sie ermordete. Jiabella weidet sich an noch immer, damit vor ferneren Verbrechen abzuschrecken und diesem Zeugnis ihrer Macht, sie spielt mit ihrem Sllaven, treibt was ja doch nach ihrer Ansicht die Hauptsache ist, der Staats- feine Hoffnungen aufs Höchste, um ihn dann hohulachend zurück­raison" Respekt zu verschaffen. Die gänzliche Abschaffung der zustoßen, und seinem Nebenbuhler, dem jungen Alfonso, die Hand Todesstrafe als einer alten heidnischen Sitte ist aber wohl nur zu reichen. Ruchlosigkeit steht wider Ruchlosigkeit. Bei aller noch eine Frage der Zeit. Phantastik geht von diesen geschickt gebauten Szenen ein starker Eindruck aus.

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ba. Jndiens Plagen sind Best und Hungersnot. Eine ganze Reihe von Pestjahren gerade in der neuesten Zeit hat Indiens Be­völkerung zu erdulden gehabt. In einem englischen Regierungs­bericht, der jüngst erschienen ist und die Verhältnisse im Jahre 1904 im indischen Reiche eingehend schildert, wird gesagt, daß an der Best vom Herbst des Jahres 1896 bis Ende 1904 und die Pest fordert noch bis heute ihre Opfer 3 263 810 Menschen starben. Die weiblichen Personen fallen der Pest leichter zum Opfer und sind in dieser Zahl weit stärker vertreten als die männlichen. Ein Euro­päer wird selten angestedt, so lange er in einem luftigen Hause wohnt und mit den armen Indiern nicht viel in Berührung fommt. Auch die reichen Indier sind besser geschützt. Die Pest sucht haupt­sächlich die Armen heim, bei denen Unwissenheit und alteinge­wurzelte religiöse Vorurteile noch die Gefahren vermehren. Den Maßnahmen der Regierung steht die Masse der Bevölkerung miß trauisch gegenüber; die Annahme ist verbreitet, daß die Engländer die Best verbreiten, um die Indier auszurotten; die Gesundheits­inspektoren und die Agenten für Desinfektion können nicht das Vertrauen der Leute gewinnen, und diese widersehen sich, wenn sie die Hütte verlassen sollen, wo ein Bestkranker gestorben ist. Dazu kommt die religiöse Vorschrift, alles tierische Leben zu schonen, wodurch die Vertilgung der Ratten erschwert wird. Die Ratten find als größte Gefahr bei der Verbreitung der Krankheit erkannt worden. Man hat fonstatiert, daß die Best abnahm oder ver­schwand, wo es gelang, die Ratten in Massen zu vertilgen. Die Rattenplage in Indien wird manchmal verglichen mit der Kaninchenplage in Australien , wobei freilich zu bedenken ist, daß in Australien sich jeder an der Ausrottung der Kaninchen beteiligt, während die Masse der Bevölkerung in Indien die Ratten schont. Getreidehändler, deren Ware immer die Ratten anzieht, fallen der Best gewöhnlich zuerst zum Opfer. Besonderen Vorschub leistet der Krankheit die schlechte Ernährung der Armen; eine Hungersnot ist in Indien keine Seltenheit. Daß diese Plage von den Eng­ländern ins Land gebracht worden ist, daran denken die Indier weniger; sie geraten in Schrecken und Angst, wenn der Regen, das fruchtbringende Naß, vom Himmel ausbleibt. Daß bei ihren Vor­fahren, den alten Indiern, eine Hungersnot fast unbekannt war, daß man in den fetten Jahren die Kornspeicher füllte für die mageren Jahre, das wissen sie kaum noch, und wenn sie es wüßten, würde es ihnen nichts nügen, denn ein anderes System herrscht Heute, das gegen die Hungersnot der armen Indier kein Mittel fennt. Troß Pest und Hungersnot steigt die Geburtsrate, wie die englische Statistik zeigt, in erstaunlicher Weise; sie war beinahe 41 pro Tausend im Jahre 1904, verglichen mit 28 pro Tausend in England. Im Jahre 1903 war die Geburtsrate beinahe 39 pro Tausend. 1904 wurden beinahe 400 000 mehr Kinder geboren als im vorhergehenden Jahre, und beinahe 450 000 weniger Todesfälle fanden statt. Troß der vielen Opfer, die die Pest forderte, wird das Jahr 1904 als ein außerordentlich gesundes" in dem englischen Regierungsbericht bezeichnet.

Theater.

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dumpfen Justinkten beherrschte Halbtier, fängt im zweiten Aufzuge Dieser Elende, der kein Verbrechen scheute, das ungestalte, von auf einmal zu philosophieren an. Von seinem Freunde zur Rache angefeuert, spricht er im Hamletstil von der abwägenden Bedächtig feit seines Sinnes, die ihm jedwede Tat als ein Notwendiges be trachten lasse und so den Sporn des Zornes abstumpfe. Weiter! Er, dessen Liebessehnsucht sich ausschließlich als primitivster Trieb nach körperlichem Besize kundgab, orakelt in dem Stil moderner beimite der Weiberseele, der rätselvollen Sphing, zu erschließen. Dekadenten über den verzehrenden Drang, das innerste, ge­So gut es zur Charakterzeichnung des ersten Aktes paßt, daß der um seiner Häßlichkeit willen Verschmähte die Qual der Abweisung im Simmentaumel zu betäuben sucht, so ganz unmöglich erscheint dann alles weitere in der Liebesgeschichte mit der Dirne Marianne. Bier fahrende Fräulein schleichen ins Zelt des Königs und lassen ihre Künste spielen; aber er verlangt nach der einen, die er beim Tanze verzückt zu Alfonsos Füßen niedersinken sah einem störrischen, hochmütigen Dinge. erfüllt Ganz Bladimirs Mißgestalt in einer edleren Wallung ibres Herzens dem Gedanken ant den schönen Prinzen verweigert fie die fäuflichen Gefälligkeiten. Er droht mit dem Profoß, und als das nichts hilft für das Mysterium der Frauenseele fann fein Preis zu hoch sein verspricht er, sie zur Königin zu machen. Jfabella, deren Geliebter durch einen Ritter Wladimirs getötet worden, sendet dem Fürsten den Fluch nach, daß das Bild ihrer Reize ihn im Wachen und Träumen verfolgen, ihn mit wütenden niemals gestillten Wünschen peitschen soll.

bon

Jm Schlußafte ist das hier angekündigte Motiv, das immerhin in irgend einer Weise den Ausgang des Dramas zum Auftakte der ersten Szenen in Beziehung setzen könnte, völlig fallen gelaffen. An dessen Stelle gibt es eine theatralisch zugestuzte Auseinander­jegung Wladimirs und Mariannes. Als Königin hat sie in Warschau ihr altes Leben fortgesetzt, das Volk verlangt als Sühne ihr Blut. Wladimir, der sich doppelt betrogen fühlt durch Mariannes Liebhaber, vor allem aber, weil sich im Rausch ihm das ersehnte Mysterium selbstverständlich nicht entschleiert hat, treibt die Zitternde ein paarmal mit gezüdtem Säbel über die Bühne kreuz und quer. Plößlich wird sie heroisch, rühmt sich ihrer Untreue, nennt es den größten Frevel ihres Lebens, daß sie für eine Königstrone einem Ungeliebten, einem Scheusal fich hingegeben habe, worauf dann endlich die Exekution erfolgt. Der nie Geliebte erkennt nun, daß er auch selber nie geliebt hat, und wird im Kampfe gegen die Feinde den ersebuten Tod fuchen.

Ausgezeichnet gab Fräulein Durieur die Figur der sinnen­heißen, kaltherzigen Isabella, Herr Wegener die des Königs. Durch die Art, wie er die scheu verjagte Stimmung, die das drückende Bewußtsein der Häßlichkeit erzeugt, in Ton und Gebärde zum Ausdruck brachte, rückt er die Gestalt dem menschlichen Mit­gefühle näher; eine höchst charakteristische Maske unterstützte die Wirkung. Der unmöglichen Rolle der Marianne gewann die Eyfoldt eine Fülle malerisch- eindrucksvoller Effekte ab. Auch die Nebenrollen waren gut besetzt, der Bühnenrahmen glänzend. Den dt. Autor rief man einige Male vor den Vorhang.

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Notizen.

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Deutsches Theater. Der Liebestönig". Schau­spiel in drei Aufzügen von Leo Greiner . Im ersten, hier und da auch noch in den Verworrenheiten des zweiten Aktes konnte man glauben, Leo Greiner steuere einem bestimmten Biel entgegen, er habe das lockere, historische Kostüm gewählt, um in freiem Phantasie­spiel, der Rücksichtnahme auf äußere Wahrscheinlichkeitsbedenken ent­Konfisziert wurde von der Berliner Staatsanwaltschaft hoben, steigernd und vergrößernd etwa wie Maeterlint in Monna der Roman Gute Gesellschaft" des Wiener Schriftstellers Banna"- das Gemälde einer Leidenschaft entwerfen wollen. So August Weißl. folgte man den Szenen in gewiffer Spannung, immer mit der Eine Zeitung für Geistestrante die Mauer­Möglichkeit rechnend, daß das sprunghafte Hin und Her, der Bidzad Dehlinger Anstalts- Zeitung" ist in ihrer ersten Nummer er der Stimmungen und Gedanken am Ende in irgend ein bedeutfchienen. Das Blatt wird von Geistestranten geschrieben, redigiert, fames Symbol, eine innere Einheit ausmünden könne. Der Schluß gesetzt und gedruckt. aft war die völlige Bankrotterklärung, er ließ das, was die beiden Der fleine Landprediger", Lustspiel von ersten an Ansätzen und Keimen enthalten mochten, in einen unerträg- J. M. Barrie, übertragen von Rudolf Lothar , wurde zur lich lauten, unerträglich leeren Theaterwortschwall untergehen. Von gleichzeitigen Uraufführung von den Hoftheatern in Dresden , hier aus rückwärts gesehen, nahm sich das Ganze wie ein Spiel mit Hannover und Wiesbaden sowie vom Burgtheater in Puppen aus. Wien angenommen. Das Stück spielt im schottischen Weber­Der Theaterzettel datiert das Stück in die Zeit des Konstanzer distrikt. Konzils, unter anderen berühmt durch die Unzahl" fahrender Der Herr Inspektor", ein neues vieraftiges Schau­Fräulein", die die hohe firchliche Versammlung in die Stadt lockte. spiel von Paul Möser, soll vom Ernst Drucker- heater Jiabella, eine Kaiserstochter, dem Dirnenblute jener Damen in Hamburg zur Uraufführung gebracht werden. innerlich verwandt, um welche Wladimir, ein mythischer Polenfürst Preisausschreiben. Um die Lust zum Besuche von auserlesener Häßlichkeit wirbt, erwartet schadenfroh bei fest des Rheines wieder mehr zu beleben, haben die am Rheinweg lichem Gepränge die Rückkehr ihres närrischen Verehrers. Sie hat beteiligten preußischen und süddeutschen Eisenbahnverwaltungen ein dem blöden Tropfe ihre Hand verheißen, wenn er, als Frau Venus Preisausschreiben erlassen behufs Beschaffung eines künstlerischen verkleidet, in die Fremde ziehen und in ihrem Dienste allerhand Blatates. Alle deutschen Künstler sind eingeladen, bis zum schmähliche Infamien vollbringen werde. Vom Gelächter des Volkes 10. Dezember Entwürfe einzusenden. Es werden insgesamt 5000 M. empfangen, bebend in tierischer Begierde, tritt er vor die Prinzessin als Preise verteilt werden. Berantwortl. Redakteur: Hans Weber, Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.

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