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Mehrere Theater selbst den Eindruck, als seien sie nur für eine flüchtige Dauer hingesetzt.

Wo bist Du gewesen?" schrie er außer sich. Sekunden vergingen, ehe sie fähig war zu antworten. " Ich konnte nicht heimkommen," stammelte sie, der Schnee die Bahn fuhr nicht."

"

Aber wo warst Du?"

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" Ich ging mit einer Freundin," feuchte sie ,, mit Jadvyga."

Jurgis atmete tief; dann aber bemerkte er, daß sie schluchzte und weinte, er fürchtete, einer der nervösen Anfälle würde kommen.

,, Aber warum?" schrie er. Was war geschehen?" " Jurgis, ich fürchtete mich so," stammelte sie, sich zitternd an ihn flammernd. Ich war so müde."

Sie standen neben dem Fenster des Bureaus, und die Bureaugehülfen starrten sie an. Jurgis führte Ona fort. Wie meinst Du das?" fragte er betroffen.

"

" Ich fürchtete mich so!" schluchzte Ona. Ich wußte, Du würdest Dich wundern, und ich versuchte auch, heimzu­gehen, aber ich fonnte nicht, o Jurgis, Jurgis, ich konnte nicht!"

Besser als die Kunst, das Theater, kommen in der neuen Architektur die Verkehrsanlagen weg. Ein Beispiel dafür sind die beiden neuen Stationen der Untergrundbahn, die Grenander baute. Speziell die Station am Wilhelmsplatz hat in ihrer leichten, geschmackvollen Ausgestaltung etwas Eigenes. Grenander ist nicht für das Monumentale, das liegt ihm nicht. Seine Formen sind graziös, gefällig. Aber in dem Eleganten seiner Formen liegt viel Geschmack. Er hat es berstanden, dem Unter­grundbahnhof das Düstere zu nehmen und in dieser Hinsicht be­Stationen, die sehr dunkel und unfreundlich sind. Besonders muß deuten diese neuesten Anlagen einen Fortschritt gegen die ersten man auf die Gestaltung des Eisens achten. Wie die Eisenpfeiler oben leicht ausladen, wie das Eisen geschmackvoll und doch sinn­gemäß behandelt ist, das deutet auf viel Umficht und Sinn für das Organische des Stoffes hin. Fein verwendet Grenander die Kacheln zur Wandverkleidung, die ebenso praktisch wie schön ist. Die schöne hellblaue, ins Grüne spielende Färbung der Kacheln wirft fehr angenehm. Und auch die Türen, die Schalteranlage, das Gitterwerk am Ausgang zeigen ebenso geschmackvolle wie ein­fache Formen.

Er war so glücklich, sie wieder zu haben, daß er nichts weiter denken fonnte. Es erschien ihm nicht seltsam, daß sie Im Zuge der Oranienstraße ist eine neue Brücke gebaut so außer sich war. Ihre angstvollen zusammenhanglosen worden, die über einen Seitenarm des Kanals führt: die Reden berührten ihn nicht weiter, seit er sie wieder hatte. Oranienbrüde. Ersichtlich ist dabei Wert auf die architek Er ließ sie weinen; als es aber 8 Uhr schlug und eine weitere tonische Ausgestaltung gelegt worden. Die Brücke ist verhältnis­Stunde verloren ging, wenn sie zögerten, mußte er sie ver- mäßig flein. Sie schließt an einen Platz an, dessen weite Aus­Tassen trotz ihres geisterhaft bleichen Gesichtes mit den schreck- dehnung vor der Brüde einen freien Raum schafft; nach allen erstarrten Augen.

Und dann

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( Fortsetzung folgt.)

Neue Bauwerke in Berlin .

Won Ernst Schur .

Es scheint schwer, ein Theater zu bauen. Jm Ichten Jahr find mehrere neue Theater in Berlin entstanden. Aber als Bau­werke kommen sie nicht in Betracht. Die Komische Oper" ist ein Monstrunt. Eine deutliche Illustration zu den ungesunden Bodenverhältnissen. nußen, mußte unverhältnismäßig in die Höhe gebaut werden, so daß man von dem oberen Rang in einem so spiken Winkel zur Bühne herabsicht, daß man den Besuch nur für Schwindelfreie und Hochtouristen empfehlen kann. Aus demselben Grund reicht der erste Rang über die Hälfte des Parquets hinüber. Die ganzen, sonst üblichen Raumberhältnisse sind verschoben. Auch sonst hai der Architekt Biberfeld sich eine Architektur, eine Art berquollenen Barocks, geleistet, die jeden Geschmack vermissen läßt. Da er, Artur Biberfeld , zu den jungen Kräften gehört, die die neue Ent­wickelung der Baukunst miterlebten, kann ihm diese Entgleisung kaum berziehen werden.

Dabei ist gerade das Problem des modernen Theaters archi­tektonisch sehr reizvoll und voller neuer Möglichkeiten und es ist merkwürdig, daß es den Architekten nicht gelingt, eine neue Form zu prägen. Sie verfallen immer wieder in Schwulst und Proberei. Vorderhand wird wohl das von Riemerschmied in München gebaute Schauspielhaus", das so intim und fein ist, die einzige Neuschöpfung auf diesem Gebiet bleiben.

Auch das Neue Schauspielhaus" gibt nichts Neues, Bleibendes. Es ist von der Firma Boswau u. Knauer gebaut. Die kurze Zeit von neun Monaten, in der es fertig gestellt wurde, mag die Erklärung dafür bieten, daß die guten Ansätze, die sich zeigen, nicht zur Entwickelung gekommen sind. Diese zeigen sich bornehmlich in dem Seitenteil, der Nebensache, dem Restaurant. Hier merkt man das Streben und das Gelingen dieses Strebens, Raumverhältnisse ruhig zu gestalten. Die Fenster sind in einem Mittelteil zusammengelegt. Die Fassade tritt in schönen Flächen heraus. Oben fürzt ein Giebelsims die hohe Front ab. Dann aber, im Vorderteil, wird mit Paufen und Drommeten gewirt­schaftet. Alles Gute wird zerstört, zugunsten einer nur momen­tanen Scheinwirkung. Da erscheinen von Gestalten wimmelnde Friese über dem Eingang, da wird das Mittelportal bis zum Dach herauf in riesigen Fenster- Rundbögen verlängert, da werden Ba­lustraden seitlich angeklebt und oben werden mit wilden Tieren bespannte Siege wagen in Bronze aufgestellt. Und schließlich, da auch dieses Tumultuoso nicht hinlangt, werden noch seitlich zwei Türme aufgefeßt, die Säule auf Säule stehend berberisch gefügt sind. Man bedauert diese Zerstörungswut, bedauert sie um so mehr, als der Entwurf trotz allem von Ergebung zeugt, der nur die Ruhe und Reife gemangelt zu haben scheint. Man merft, die Architekten sind durch die moderne Schule hindurch gegangen, fie haben das Wollen, auch den Wagemut, aber das Können fehlt. So kommt für die Architektur als Kunst beide Male nicht viel heraus. Das ist schade, da wir eine ganze Anzahl von Kräften jezt haben, die berufen wären, Neues zu schaffen. Aber es scheint, bei dieser augenblicklich grassierenden Gründungswut wird auf dauerhafte Schönheit gar nicht Wert gelegt. So machen die

Richtungen gehen von hier aus Straßen sternförmig ab. És galt also ein Gegengewicht zu schaffen. Dem Architekten ist das ge= lungen. Er hat die verhältnismäßig fleine Brücke sehr gedrungen und wuchtig gestaltet, so daß sie passend an den Plah sich an­gliedert. Wäre sie zierlicher, so würde ein Mißverhältnis ent­stehen. Zu loben ist, daß jedweder Schmuck verschmäht ist. Die Schönheit liegt in den Verhältnissen. Um diese wahrzunehmen, trete man seitlich an das Ufer und sehe die Brücke von der Wasser­seite an. Die leichte Rundung, mit der das Ufer übergeht zur Brücke, der sehr schön die ovale Oeffnung über dem Wasserspiegel ( die Durchfahrt) entspricht; dann vor allem das äußerst kräftige Geländer, fest und massig in der Form, das vieredig gerundete Oeffnungen zeigt. Die Niedrigkeit des breiten Steingeländers läßt die gedrungene Festigkeit um so imponierender hervortreten. An allen vier Ecken sind in erhöhter Stellung mächtige elektrische Laternen angebracht, die die architektonischen Linien des Ganzen sammeln und betonen und nach allen Richtungen passend in die Straßenzüge überleiten. Nur eins ist zu tadeln, das sind die unter den Beleuchtungskörpern angebrachten folossalen Köpfe. stören nur. Als Architekt zeichnet das städtische Tiefbauamt.

Sie

Eine bemerkenswerte architektonische Schöpfung brachte der Teltow- Kanal in der Machnower Schleusenanlage, die von Havestadt und Sievers herrührt. Sie paßt sich vorzüglich in die märkische Landschaft ein, ist schlicht, ja intim und hat doch etwas Monumentales.

In der Farbe( Fassade grau, Dächer rot, Fensterumrahmung weiß) flingt sie an die einfachen Landhäuser an. In den Flächen und Formen ist sie groß und einfach, etwa wie die märkische Land­schaft auch einfach und doch groß ist.

Was besonders auffällt, das ist die Vereinigung des Monumen -: talen und des Intimen. Das Monumentale tommt hauptsächlich in der Führung des Daches zum Ausdrud, das so breit den Eck­flügel beherrscht, das so fest über den turmartigen Winkeleinbau weitergeführt ist, das schließlich so kräftig auf die Schleusentore aufgestülpt ist. Dann kann man es wahrnehmen an den Fronten, deren glatte Flächen nur wenig unterbrochen sind von Fenstern. Diese Fenster liegen in gleicher Höhe mit der Fassade, treten nicht zurück, so daß das Flächenhafte, Große in der Frontwirkung vor­herrscht. Auch die schmalen Türen sind nur wenig in die Mauer hineinverlegt. Am fräftigsten konzentriert sich der monumentale Eindruck in den beiden hintereinander liegenden Schleusentoren, bei denen aus der einfachen Notwendigkeit ohne Verwedung von Schmuckformen ein eigenartiger Stil gewonnen ist. Diese mäch­tigen, auf grauem Sodel mächtig emporstrebenden viereckigen Pfeiler, die ganz oben die Dachfrönung tragen, zwischen deren breiten Oeffnungen die mächtigen Eisenplatten auf Schienen laufen, um die Wasserhöhe pünktlich und schnell zu regulieren, haben eine sachliche, ernste Monumentalität, die rein aus dem Zweck und dem Material gewonnen ist.

Das Jntime fommt im Nebensächlichen zum Ausdruck, das aber gerade dadurch zum Eindruck des Ganzen mitwirkt. Zum Beispiel die kleinen, viereckigen Luken oben direkt unter dem Dach der Schleusentore, die Galerie, die unter der Dachkrönung herum­läuft, die weißen Fensterumrahmungen, die schmalen Türen, die in Spiralenform Eisenschmuck auf grünbraunem Holz zeigen, dann die grünen Fensterläden mit geschmackvoller Bemalung. Eine intime Schöpfung ist das Wärterhäuschen auf dem Landungssteg mit den fleinen Fenstern, Türen, dem breiten Dach und den Blumenbrettern. So ist überall Bedacht genommen auf den Zweck, und man sieht die künstlerisch gestaltende Hand, überall, bis herab zu den entsprechend der sonstigen Farbengebung weiß und rot be= malten Landungspfeilern. Der in schwarzem Bohlenwerk gefügte