behandelt hätte. Sie hat fich tapfer gewehrt, das Mädchen, fie ist noch nicht ganz tot."

906

Jurgis stieß einen wilden Schrei aus. Tot?" Sie wird natürlich sterben," sagte die andere zornig. " Das Baby ist schon tot."

11

( Fortfekung folgt.)

-

Das Resultat der Ausstellung ist also: nichts Neues, doch viel Gutes, dem das Alter nicht geschadet hat.

Auch der Kunstfalon Cassirer läßt es an den eigentlichen Ueberraschungen und Sensationen fehlen. Auch er nimmt eigentüm­licherweise die alte Kunst zu Hülfe. Die alten Meister: Nieder­länder, Italiener , Spanier, müssen die Räume füllen, da die moderne Kunst anscheinend im Stich läßt. Wahrscheinlich steht augenblicklich der Kurs für alte Bilder wieder einmal hoch. Immerhin find vier Liebermanns verkauft, was bei den hohen Preisen, die dieser Salon

Hus den Berliner Kunftfalons. für Bilder dieses Künstlers einhält, sehr respektabel iſt. Unter den

Von E. Schyr.

alten Bildern ist ein Goya am interessantesten, ein Staatsmann in Uniform; der Rock ist dunkel, mur mit etwas düsterem Gold be In Ermangelung von Ueberraschungen wo sollen die vielen fegt. Der Hintergrund ist ebenfalls dunkel, mit grünlichem Ton; neuen Bilder herkommen, die der Berliner Kunstmarkt braucht entschieden und doch weich find die ins Rötliche spielenden Gefichts­beschränkt sich der Kunstsalon Gurlitt darauf, eine Auswahl guter, farben behandelt. älterer Bilder zu bringen. Natürlich verliert dadurch die Ausstellung Liebermann und Leistikow vertreten die moderne Kunst. das Markante, Neuartige, was besonders deswegen zu bedauern ist, Liebermann ist ein Künstler, der mit fabelhaftem Spürfinn weil dieser Salon seit seiner Neueröffnung im vorigen Jahre die alte Kunst wertet, ihre Feinheiten in die moderne Welt hinüber­eigentlich nichts hervorragend Charakteristisches gebracht hat. Doch rettet. Bugleich kennt er die moderne französische Kunst wie wenige Man sieht hier deutlich was an Sensation abgeht, das wird ersetzt durch die Tüchtigkeit der und zieht auch hier ein Fazit. Leistungen von Künstlern, die augenblicklich wieder von neuem zwei Richtungslinien. Die Zeit des unbedingten Realismus, Einflüsse der Holländer und Franzosen wie Millet. Da malt geschätzt find. aus der Natur, meist An erster Stelle steht Anselm Feuerbach . Und zwar ist es Liebermann anspruchslose Ausschnitte ein Porträtbild der Schustersfrau Nana, seines italienischen Dünen- und Strandbilder. feines italienischen Dünen- und Strandbilder. Er erreicht in den hier gebotenen Modells, deren flaffische Schönheit Feuerbach immer wieder zu neuen Stüden eine eigene Feinheit, die beinahe schon Virtuofität ist. Diese Entwürfen begeisterte. Diesmal sehen wir den Kopf vom Rücken zarten und feinen Töne in dem mattgrünen und grünen Gras in aus im Profil. Der schwere dunkle Haarknoten liegt in voller den Dünen! Diese Weichheit und Kraft, diese Fülle der Nuancen, Schönheit und Bracht, geschmückt mit einer aus der dunkelen Haar- trotzdem alles aufs einfachste reduziert scheint. Den feinen, grauen maffe tief leuchtenden goldenen Spange, auf dem Naden. Diese Tönen des Strandes gesellt sich das matte Spielen der Farben auf Nadenpartie ist vollendet gemalt, das Fleisch leuchtet in herrlichem, dem Wasser hinzu, das manchmal in weißen Wellentämmen eine blühendem Ton. Das weiße Hemd gibt den abschließenden Rahmen. entschiedenere Betonung erfährt. Die weiche, filbrig blaue Luft ist Wundervoll hebt sich das alles von dem matten, stumpfgrünen borzüglich gemalt. Unendlich frisch gibt Liebermann immer den Hintergrund ab, ein Wert voll ruhiger, bewußter Meisterschaft, Himmel; weiße, fich ballende Wolfen vor blauem Grunde. Das malerisch und zugleich monumental. Das andere Borträt stammt alles hat eine Ungezwungenheit, Klarheit und Frische, eine weite Und sehr reizvoll ist, aus der Pariser Zeit des Malers; es ist momentaner, sfizzenhafter Perspektive, die bewundernswürdig sind. und zerfließt in den Umrissen zu einem feinen, malerischen Grau. wie Liebermann die Körper als Farbenflede benugt, wie Die Büge treten aber auch hier lebendig und in voller Form er Kinder in die Dünen hineinstellt, mattrosa einmal, dann violett heraus. gekleidet, oder Badende im Wasser. Immer umspielt die Luft mit Gegenüber hängt ein dekoratives Bild von Bödlin, Melancholie einer seltenen Reinheit die Körper. Tritt man näher hinzu, so sehen benannt. Eine Farbenstimmung voll Klarheit und Frische. Das Bild wir ein feines Ineinanderspielen zartester Nuancen; treten wir ist vollwertig übersetzt ins Malerische, in die Farbe. Diese Farbe hat zurück, so haben wir in voller Schönheit den Bildeindruck. Gerade jene fühle Reife, die Böcklins beste Bilder auszeichnet. Herbst- diese Bilder legen Zeugnis von der unermüdlichen Arbeit und landschaft. Rostroter Blätterschmuck an den Bäumen, Weiß- dem sicheren Blick des Künstlers ab. Eine andere Serie Bilder glänzende Birken. Ein dunkeler, grüner Rafenteppich. Der zeigt den Einfluß van Goghs. Derbe, breite Striche, wie hin­Himmel blaut in Herbstklarheit. Im Vordergrund fizzt gehauen. Helle, entschiedene Farbigkeit; als Kontraft ein auf moosbewachsener Bank eine weibliche Figur, ein dunkler Grind. Holländische Straßen, alte dunkle Häuser mit Symbol boller Lebendigkeit des Ausdrucks. Sie sieht in einen buntem Schmuck. Auch hier sieht man deutlich, wie Liebermann die blauen Spiegel, den sie vor sich in der Hand hält, uad Erinnerungen malerische Wirkung aus der Wirklichkeit herausdeftilliert. Er unter­ziehen vorüber. Die violetten Schuhe, der blaue Mantel, das helle streicht, er konzentriert, er zieht ein Resultat. Die Natur erscheint Haar alles wirkt ausdrucksvoll im farbigen Eindruck mit. Und nur als Unterlage, um das Spiel der Farben zu ermöglichen. So ganz hinten, feitlich gewissermaßen ein Ausschnitt des Lebens, scheint der Künstler das Bild schon im Kopfe zu haben und die Natur das fich so fern abspielt- italienische Villen, terrassenförmig fich dient ihm nur als Anhalt. Doch trotz aller Verbe, trotz aller Extra­aufbauend, weißschimmernd und Leute dabei in bunten, strahlenden baganz merkt man auch hier die Zucht, den Willen. Und wenn Gewändern. Liebermann kein ursprüngliches Genie ist, so ist er doch ein Talent Dagegen schneidet in diesem Zusammenhange Ludwig von allerersten Ranges. Im Mittelpunkt der Sammlung steht mit Hofmann mit seinen phantastisch- dekorativen Entwürfen nicht so Recht ein männliches Porträt, ein Herr mit graumeliertem gut ab. Trotz der Farbigkeit keine reiche Stimmung, vielmehr etwas Bart und roten Backen. Das Bild ist monumental ge­Monotones, Ungelöstes. Hofmann wiederholt sich selbst zu sehr. malt, eine fühle Harmonie in Schwarz und Grau. Schwarz Wie frisch wirkt dagegen das große Bild des Schweden Liljefors, der Anzug, grau der Hintergrund; das Rot auf dem Gesicht wirkt der ohne phantastische Dekoration durch einfache Nachbildung der neben dem Grau des Bartes besonders fein. Locker und doch Natur eine hohe Schönheit erreicht. Birkhühner im Reif." Der fräftig sind die Pinselstriche neben einander gefeßt; Leidenschaft in Baum ist tief verschneit und bereift. Die Sonne muß scheinen, denn jedem Strich, die doch immer gebändigt ist. Nichts zu viel, nichts der Reif schimmert rosig. Und in dieser rosig strahlenden Pracht, zu wenig. Ein Zurückführen der Vielheit auf die Einfachheit der die beinahe mit dem Glanz von Frühlingsblüten leuchtet, figen die malerischen Wirkung. dunkelfarbigen Hühner wie eingebettet.

-

-

-

Auch Leistikow hat diese beiden Tendenzen: das Fein­Eine ganze Reihe von Bildern des Münchener Malers Friz Malerische und das Dekorative. Leistikot ist der Künstler b. Uhde der lachender Frauenkopf, ein Trinker und religöfe Stoffe Landschaft; ihr lauscht er die feinsten Reize ab. wirken hier plöglich ein wenig matt. Man sieht, wie die Zeit auch Etwas Sehnsüchtig- Sentimentales, zugleich Schönheitsdurftiges das Sehen verändert. Dieser feine Künstler verdankt sein Ansehen ist ihm eigen. Er versenkt sich mit hingebender Inbrunst feiner zurückhaltenden Art, die Farben sehr malerisch zu einander zu in die Feiertagsschönheiten der Natur. Die beiden oben stimmen. Heute aber sind wir derbere Farben gewöhnt. Doch ist angedeuteten Richtungen haben ihre Begründung in den verschiedenen auch jetzt noch die Treue der Natur gegenüber und das Künstlerische Gegenden, die der Künstler porträtiert. Die dänische Küste zeigt hinreichend genug betont, so daß man in dem Urteil über den weiche Schönheiten im Atmosphärischen. Demgemäß schwelgt Leistikow Künstler, der sein Ansehen mit Recht besißt, nicht schwankend wird. hier in einer weichen, lyrischen Schönheit der Töne. Wie die Farben Jeder Künstler hat seine Zeitmission, und die hat uhde erfüllt. Er auf dem Wasser spielen, reich, mannigfaltig, äußerst lebendig, und hat es verstanden, Farben so fein zu einander zu stimmen, wie doch wie von einem matten Schleier überzogen, der alles dämpft, tvenige zu seiner Zeit, und immer vermied er die grellen Effekte. so, daß die Segelschiffe in der blauen Luft des weichen Abends Dann sind noch einige kleine Bildchen von Thoma( Frankfurt ) auf dem matt funkelnden Wasser wie zarte Erscheinungen stehen, da, phantastischer Art, Wundervögel", die in blauer, warmer Luft das ist feltene Harmonie. Kräftiger wird Leistikow, weim er wenn über grüner Landschaft schweben, von eigenem Reiz, still und reif die Mark wiedergibt. Helle, grüne Büscher und Sträucher am Ufer, in der farbigen Stimmung. Das große Bild Sorent" hat viel hellblaue Seen, eine fräftige, flare Luft über allen Dingen. Mit Schönheiten in der Wiedergabe der sonnigen, graudunftigen Atmo- breiten Strichen malt Leistikow diese sich offen und unverstellt sphäre. gebende Schönheit. Diese Kraft steigert sich ins Deforative, und die Ein eigener Künstler ist Reifferscheid( Düsseldorf ), der dunkle Natürlichkeit wird zum Stil in den Landschaften, in denen die Kiefern Interieurs malt; alle Formen und Gegenstände sind zurückgehalten rot und gelb glühen, der See in breiter Kontur umrissen als Fläche und doch fühlen wir die Gegenwart der Erscheinungen. Die fich dehnt und ein tiefes Sonnenuntergangslicht alle Dinge mit Farben etwa ein Att, dessen Schatten voll auf die weiße Wand eigentümlichem Leben tränkt. Leistikow liebt die Natur, das fällt, ein hell von der Lampe beleuchtetes Gesicht treten markant merit man. in Er gibt sich ihr und zwar restlos, und doch weich heraus. Intime Stimmungen, die nachhaltiger mit zarter Empfindung, mit voller Hingabe, mit bündigender Wirkung sicher find. Meisterschaft. Ist er auch im einzelnen nicht so reich wie

-

"

-