kommenden Heilmittel vermehrt hat. Natürlich ist die Veranlagung bei den verschiedenen Menschen durchaus verschieden. Was dem «inen schadet, davon bemerkt der andere noch nichts, ja es kann ihm sogar körperlich zum Borteil gereichen. Wenn die moderne Medizin mit Recht einen fast größeren Wert darauf legt, Krankheiten zu verhüten, als ausgebrochene zu heilen, so ist dieser Grundsatz in erster Linie für das Herz und für die Herzkrankheiten in Anwendung zu bringen. Wir können hier natürlich auf alle Einzelheiten nicht eingehen, sondern wollen die Frage nur in bezug auf die Leibesübungen behandeln, die auch von Aerzten in letzter Zeit mehr und mehr in den Border- arund gestellt wird. Das ist begreiflich, da das Wort.Sport " in den letzten Jahren zu einem Schlagwort geworden ist. mit dem beinahe immer eine erhöhte körperliche Arbeit und besonders eine starke Muskelarbeit verbunden wird. Eine der größten An- strengungen unterziehen sich in dieser Beziehung Athleten und Ringkämpfer, und es ist daher von hohem Interesse, ob sich bei ihrer schweren Muskelarbeit irgendwelche Veränderungen in bezug auf Herz und die Nieren, deren Tätigkeit mehr oder minder vom Herzen abhängig ist, zeigen. Die Resultate sind nicht sehr er- freuliche, denn alle Ringer boten zunächst nach dem Ringen mehr oder weniger da? Bild schwerer Erschöpfung. Der Puls stieg ganz bedeutend, und zwar um 43 Schläge in der Minute, ja sogar um llO, so daß er in diesem Falle die Höhe von zirka 130 Schlägen erreichte, die jene Höh« übertrifft, welche gewöhnlich für die Grenze der Leistungsfähigkeit de? HerzenS angegeben wird. Diese ist nach gewöhnlicher Annahme bei zirka 170 Schlägen zu finden. Wir sehen also, daß an das Herz eine gewaltige Anforderung gestellt wird, und diese mutz sich natürlich andererseits wieder darin äußern, daß sich seine Muskulatur dem anzupassen hat. Die Unter- fuchungen verschiedener Aerzte haben ergeben, daß sich konsequenter- weise bei den Ringkämpfern eine Herzerweiterung heraus- Seilte, die vorher nicht vorhanden war, sondern erst nach dem ingen auftrat und somit als akute bezeichnet werden mutz. Indes braucht man diesen Erscheinungen deshalb keine Besorgnis entgegenzubringen, weil bei einem gesunden Herzen eine langer dauernde Schädigung nicht festgestellt werden konnte. Zugleich trat auch im Urin Eiweiß auf, ein Zeiche», daß die Nieren in Mitleidenschaft gezogen waren. Diese Albuminurie ging jedoch nach Verlauf von 24 Stunden meist vollständig wieder zurück. Wa« hier bei den Athleten festgestellt ist, hat man auch in ähnkicher Weise bei allen forcierten Sportleistungen, sei eS Nadfahren, Kußballspiel, Distanzmarsch oder Ringkampf gefunden. EtetS treten mehr oder minder starke Schädiounge« lebenswichtige� Organe auf, die zwar nach kurzer Zeit verschwinden, wenn letztere von Hau» auS bollständig gesund gewesen sind, bei denen aber trotz alledem die Befürchtung bestehen bleibt» daß nach fortgesetzten Insulten schließlich dauernde Schädigungen herbeigeführt werden. Der best« Beweis hierfür besteht darin, daß schon die Ar- beiter, die einer schweren körperlichen Tätigkeit ausgesetzt sind, in sehr vielen Fällen an Herzkrankheiten leiden. Schr instruktiv ist in dieser Beziehung eine Arbeit von Dr. med. Lüben au, der die Erfahrungen über Herzkrankheiten in der Berliner Arbeiterbevölkerung au» dem Sanatorium der LandeSverficherungS- anstalt Berlin in Beelitz wissenschaftlich zusammengestellt hat. Neben einer ganzen Reihe von nervösen Herzstörungen hat man auch Herzerweiterungen beobachtet, und zwar solch«, die ihren Ursprung in einer erworbenen Herzschwäche hatten oder bei denen gleichzeitig ein« Vergrößerung deS Herzen» infolg« Zunahme der Muskelsubstanz(Hypertrophien) stattfand. Nach den gemachten Beobachtungen sind e» besonders die Tischler, Schlosser, Bau- arbeiter, Maschmenarbeiter, Lastträger, Schmiede, Bureaudiener, wenn sie viele Treppen steigen müssen, Laufburschen und Drei- radfahrer. die an der Herzvergrößerung erkranken. Wir erinnern hier auch an die Zunft der Auflader, wie fie Gustav Frehtag in seinem Roman aus dem KaufmannSlebenSoll und Haben" mit ihren Herzleiden der bezeichneten Art so trefflich schildert. Nach K ü l b«(.Archiv für experimentelle Pathologie und Pharma- kologie") lassen sich solche Herzzerstörungen auch künstlich bei Tieren hervorrufen. Bei jungen Hunden von demselben Wurf, Geschlecht und annähernd demselben Gewicht gelingt«S nämlich, durch körperliche Arbeit(Hundegöpel, Laufen auf einer schiefen Ebene) ein« ziemlich erhebliche Herzgewichtszunahme beim Arbeits- tier zu erzeugen. Dabei ist natürlich das Verhältnis vom Herzen zunz Körpergewicht beim Arbeitshund bedeutend kleiner als beim Kontrollhund, der keine Arbeit zu tun braucht, aber sonst unter gleichen Verhältnissen lebt. Die Gesamtmuskulatur entwickelt sich jedoch nicht entsprechend der Herzmuskulatur, wohl aber findet beim Arbeiter eine Größen- und Gewichtszunahme auch anderer Organe, besonders der Leber, statt. Leider suchen solche Kranke, bei denen sich die Krankheit ganz allmählich unter dem beständigen Einfluß der Bernfsschädigungen entwickelt, ohne daß dem Patienten die eigentliche Ursache des Leidens zum Bewußtsein ge- langt, verhältnismäßig spät die ärztliche Hülfe auf. Wir kennen selbst Fälle, daß jcch clang vorher, bevor der Arzt oft leider zu spät! hinzuge'.'gen wurde, die Betreffenden zu einer kur- pfuschenden Frau liefen. Hochgradige Beschleunigung deS Pulses, Schwindel, Ohnmächten, schweres Druckgefühl auf der Brust, sowie mehr oder minder starke Schmerzen zeigen schon einen gefähr- lichercn Grad des Leidens an. Alle diese Fragen berühren jedoch auch die breiteste Oeffentlich« keit, weil es kaum zu vermeiden ist, daß jeder Mensch in irgend einer Weise eine erhöhte körperliche Anstrengung erleidet. Pfingsten steht vor der Tür, und da werden zahlreiche Ausflüge gemacht, sei es zu Fuß oder auf dem Rade, auf ebener Erde oder in den Bergen. Wir sind überzeugt, daß sich die wenigsten Aus- flügler darüber klar find, daß man seinem Herzen nicht eine plötzliche größere Tätigkeit zumuten darf. Das wird auch keinem berufsmäßigen Sportsmann einfallen, sondern er trainiert sich vorher, d. h. er gewöhnt seinen Körper durch allmählich steigende Uebungen daran, schließlich eine möglichst große Leistung be- wältigen zu können. Wir hören aber daher sehr häufig, daß nach solchen forcierten Ausflügen ohne vorheriges Trainieren eiiiige Tage lang über schlechtes Befinden, Kopfschmerzen usw. geklagt wird, ohne daß man einen Arzt aufzusuchen für nötig hält. Kommt dazu noch die Unsitte des Rauchens im Freien und deS Alkoholgenusses während kleinerer Pausen, so brautzhen wir uns über das Gesagte nicht zu wundern. Eigenartig liegen in dieser Beziehung die Verhältnisse beim Turnen, und zwar deshalb, weil es in Wirklichkeit, wenn wir berücksichtigen, wie es von feiten der Begründer, namentlick von GuthSmutS, aufgefaßt wurde, alles, was wir heute Sport nennen, soweit er mit Leibesübungen verbunden ist, in sich ein- schließt. Wenn wir jetzt an das Turnen, wie es heute in unseren Turnvereinen geübt wird, denken, so unterliegt es keinem Zweifel- daß durch eine maßvolle körperliche Uebung der Blutumlauf im Körper erheblich beschleunigt wird und die Pulsschläge, obgleich fie dabei um 10 30 in der Minute zunehmen, dennoch kräftig- regelmäßig und gleichmäßig bleiben. Durch diese Beschleunigung wird der Blutdruck in den Gefäßen beträchtlich erhöht, und dis elastischen Wandungen der letzteren dehnen sich infolgedessen aus, um dieser Erhöhung Rechnung zu tragen. Dadurch entsteht aber zugleich ein großer Vorteil, denn durch die Ausdehnung der Ge- fätze und die gleichzeitig gesteigerte Tätigkeit der Lunge wird da» Auftreten von Herzklopfen, Atemnot und Druckgefühl auf der Brust verhindert, die sich sonst infolge deS stürmischen PulsschlageS einstellen würden. Als weitere nützliche Folge der Druck- Vermehrung ist noch erwähnenswert, daß die im Blute gelöste« Nahrungsstoffe leichter in die umliegenden Gewebe gelangen uav so eine ausgiebigere Ernährung der letzteren bewirken. Natürlich gilt bei Wetturnern und übertriebenem Turnen überhaupt da» gleiche, waS wir schon im Anfange in bezug auf die Hetg» erweiterungen gesagt haben. Wir haben selbst eine ganze Reich» von Erfahrungen in dieser Beziehung gesammelt und treten d«S- halb unbedingt dafür ein, daß eine ärztliche Untersuchung all« derer, die fich am Wetturnen beteiligen wollen, wünschenswert, ja fogar notwendig ist. Ein mit de» Turnen vertrauter Arzt müßt« überhaupt auch bei solchen, die mit geringeren Herzstörungea turnen wollen, nach einer eingehenden Untersuchung feststellen, welche Uebungen in dieser Beziehnag erlaubt fstch und welch« nicht. Im übrigen heißt e» bei all« LelbeSübung««»Maß haltend Nur im Mittelmaß liegt das Heill kleines Feuilleton. Mufik. Um großen GefellschastSkcmzerta» einen äußc«n Erfolg|9 sichern, bemächtigt sich der Unternehmer am zweckmäßigsten einet Künstlers dann, wenn er eben aus der Verlennuno zur Berühmt­heit hindurchgebrochen ist, odsr noch besser im letzten Augenblick! vorher. Nötigenfalls telegraphisch Welch erfvenUchen Gegensatz dazu bietet eine Stätte, an der nur d«S Streben waltet, tüchtig« und größenteils auch unveröffen«chte Fachleistungea ohne Rück­sicht auf PublikumSgkSck zur Gellung zu bringen! AkS eine solche Stätte kennen wir bereits seit längerem den Berliner Ton» künstle rverein. So wenig eS uns möglich ist, seinen Vor» transab enden regelmäßig zu folgen und sein« Darbietungen fach- mäßig auszuschöpfen: so gerne weis«« wir doch von Zell zu Zeit auf diese Konzerte hin, in denen«an manche» bequem kennen lernen kann, daS über kurz oder lang Mode sein wird. Am Donners- tag war eS der IV. diesjährige Abend. Gesänge für Solostünmel und Klavier von PaulSchwcr» standen im Vordergründe. Sr« wirken nicht durch Eimelheiten der EharakteristL und dergleichen, sondern durch ihre einheitliche Stemmung, die das Steigern gav wohl versteh� allerdings auch zum Einförmigen, selbst Eintönige« neigt. Der Ehrgeig deS Volksliedmäßigen, samt den manchmal un» zutreffenden Betonungen, die heute«tt-on unzertrennlich scheinen, bleibt auch diesem Tonkünstler nicht fern; und seine Komposition deS Herweghfchen Reiterliedes verrät eine Erinnerung an die alt- bekannte von I. W. Lyra . Einige Lieder von Ge.rg Schumann, die eS dazwischen gab, mehrten unsere Anerkenming dieses Meisters, der mit wenigen Mitteln einen Reichtum an leidenschaftlicher Kraft zu gewinnen versteht. Gesungen wurden die Vokalstücke des AbenoS teil» von einem längst berühmten! Sangesmeister, A. Heine- mann, teils von zwei Sängerinnen E. Ohloff und A. Fri- drichowicz, deren sattfavbige Stimmen jene» Liedern gut gerecht wurden. Ein noch unveröffentlichtes Klavierquartett(mit Klarinette) von HanS Pogge zeigte Interessantes und manch» stimmungsvolle Lublichkell, doch auch ein Mißverhältnis zwischen dem Aufwände von Tonmitteln und dem zum Teil dürftigen Gehakt, sz.