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Die Dämmerung friecht über das Wasser heran. Die rote

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Der Mond ist vornehmlich vom 7. bis zum 14. des Monats Glut im Westen ist längst erloschen. Immer dunkler wird das zu beobachten. Dann wird er schon wieder zu voll, als daß sich Meer; immer stärker bläst der Wind; es ist, als ob feine Nadeln Oberflächenbeobachtungen an ihm anstellen ließen. Nach dem Voll­an der Arbeit sind, unser Gesicht zu spicen. Immer stärker werden mond ( 17.) geht er erst nach Mitternacht auf. An den mond­die Wellenschläge, immer weiter sprißt der Schaum auf den Strand. scheinfreien Nächten, also in der ersten und letzten Woche des Der erste Stern blitt im Osten auf. Nein, kein Stern. Aber Monats, bietet sich uns Gelegenheit, das Zodiakal- oder so klein und hell wie ein Stern: das Leuchtfeuer von Rügen . Bald Tierkreislicht zu beobachten. Man erblickt diese zarte aber darauf kommen sie wirklich, die Sterne. Leuchtend und glibernd wie großartige Lichterscheinung über dem westlichen Horizont da, wo Gold und Silber am stahlgrauen Abendhimmel. Einer nach dem die Sonne untergegangen ist. Sie ist eine der anziehendsten und anderen flammt auf. In ihrem Scheine steigt plötzlich ein Ungetüm rätselhaftesten Erscheinungen, die immer noch einer erschöpfenden auf hohen Pfählen vor uns empor: die Badeanstalt. Noch wenige Erklärung harrt. Nur wenige Wochen bietet sich uns die günstige Minuten also, und wir sind wieder am Dorf. Hier geht eine breite Gelegenheit, fie zu beobachten, nämlich im Februar und Oktober, Fahrstraße über die Dünen. Dunkel, tiefdunkel erstreckt der schmale wann sie erft wieder in eine für unsere Gegenden ansehnliche Dünenwald sich zu beiden Seiten. Noch einen Blick aufs Meer: Stellung fommt. Der Lichtschimmer des Zodiakallichts ist dem weißtöpfig rollen die Schaumwellen heran; zuweilen blißt in der der Milchstraße vergleichbar; sie bildet eine Pyramide, deren Ferne ein heller Wogenfamm auf; eine Sternschnuppe schießt in Grundlinie auf dem westlichen Horizonte zu ruhen scheint, wäh weitem Bogen ins finstere Wasser. Der Wind wird Sturm und rend ihr oberer verjüngt zulaufender Teil sich längs der Ekliptik ächzt in den niedrigen Bäumen. Großflodiger Schnee flatscht uns fortzieht. Die Längsare diejer elliptischen Lichtwolte liegt also im ins Gesicht, und nun wirbelts und stürmt es nieder in das Dorf Tierkreise, woher die ganze Erscheinung ihren Namen Tiers und ziert von neuem alle Hecken und Dächer. treislicht, Zodiakallicht erhalten hat. Da nun die Lage der Ekliptik jeßt so ist, daß sie am stärksten gegen den Horizont auf­steigt weshalb ja, wie oben bemerkt, der Zuwachs an Licht und Wärme in diesem Monat am größten wird ist auch dieser Teil des Jahres der günstigste für die Beobachtung. Oft ist der Glanz der Erscheinung so bedeutend, daß die hellsten Teile der Milchstraße von den glänzendsten Partien des Tierkreislichtes übertroffen werden. Das Licht erscheint nicht immer ruhig, sondern oft pul sierend; auch die Farbe unterliegt bemerkenswerten Aenderungen. Meist erscheint es in gelblichem Tone, aber auch reinstes Weiß, grünliche und rötliche Töne kommen vor. Daß das Zodiakallicht ein selbstleuchtender Stoff wäre, darf jetzt als unwahrscheinlich gelten. Es ist vielmehr die auch schon aus der spektroskopischen Forschungsmethode wahrscheinlich gemachte Annahme, daß uns das Zodiakallicht wesentlich reflektiertes Sonnenlicht zuwendet, als wahrscheinlich anzunehmen. Denn die neuesten Forschungen haben uns eine verwandte Erscheinung als eine Ansammlung fleinster Weltkörperchen in ungeheuerer Anzahl kennen gelehrt, die sich nach den Gefeßen der Himmelsmechanif in engeren elliptischen Bahnen um einen Punkt der über die Erdbahn hinaus verlängerten Linie Sonne- Erde herumbewegen und so in ihrer ungeheueren Anzahl für uns jenes magische Leuchten hervorrufen, das man sehr oft dem Tierkreislicht gegenüber bemerkt hat und mit dem Namen Gegenschein" bezeichnet.

Straßenlaternen gibts hier nicht. Man rechnet mit Mond und Sternen. Und im schlimmsten Fall mit der Handlaterne. Es findet auch jeder seinen Weg im Dunklen. Die weißen Dächer helfen zur Orientierung. Hier und da ein erleuchtetes Fenster. Sonst kaum eine Spur von Leben und Wachsein. Oder gelegentlich eine Stimme, die schülermäßig vorliest. Aus einem alten Zeitungsblatt oder tem zerlesenen Bande einer illustrierten Zeitschrift, der von den Sommergästen fortgeworfen wurde. Einige halten wohl auch das Lokalblatt aus der nächsten Stadt.

Einfamteit, Stille ringsum. Auch in den Lokalen tein Laut. Bielleicht fiben ein paar beim Kartenspiel; oft gähnt nur der Wirt hinterm Tresen. Es ist ein langweiliges Geschäft im Winter. Und mancher mag froh sein, wenn er nicht noch das Petroleum aus der eigenen Tasche zahlen muß.

Einsamkeit, Stille. Man kann durch das ganze Dorf streifen, ohne in Gefahr zu kommen, im Dunkeln mit einem anderen Nacht­wandler" zusammenzustoßen. Es gibt nur einen hier: den Nacht­wächter. Und der tritt sein Amt erst später an.

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So wandern wir wirklich wie in einem Märchen. An den fleinen, weißbedachten Häuschen, an den schiefen Zäunen mit ihren Schneemüßen, an den winzigen, hüttenartigen Ställen vorbei. Ganz regellos und weit verstreut steht das alles. Von Gärten, von Aedern und Wiesen unterbrochen, von Gräben durchzogen, von Hecken umgeben. Ein fleines, helles Fenster dicht unterm über­hängenden Nohrdach; ein Kopf über den Tisch gebeugt wie eine flüchtige Silhouette sehen wirs, und unsere Gedanken bleiben da­ran hängen, bis zufällig ein neues Bild, ein kleiner, ganz fleiner Ausschnitt aus diesem weltfernen Leben uns von neuem fesselt. Und wenn das Nachtleben der Großstadt noch braust und wogt wie am Tage, dann erlöschen die Lampen in unserem Dorf. Nur die Sterne flimmern, der Nordost braust um die kleinen Häuser, und die See wogt und singt mit zarter und zuweilen mit donnern­der Stimme das Schlummerlied den einsamen Menschen am Meer. G. P.

( Nachdruck verboten.)

Von den Himmelserfcheinungen

im februar.

1908 ist ein Schaltjahr; der Gregorianischen Kalenderordnung gemäß hat somit der Februar diesmal 29 Tage. Wir wissen ja, daß die große Zeiteinheit, das Jahr, feine Anzahl von Tagen enthält, weil der Umlauf der Erde um die Gonne noch etliche Stunden, Minuten und Sekunden mehr braucht als 365 Tage. Soll also die Zählung der Tage mit derjenigen der Jahre in Uebereinstimmung bleiben, dann müssen wir zu Schaltungen greifen. Der im Jahre 1582 auf Grund der Arbeiten einer von dem Papste Gregor XIII. einberufenen Astronomenkonferenz reformierte und nach ihm ge­nannte Gregorianische Kalender trägt dem Bedürfnis der Bragis für eine richtige Beiteinteilung auf lange Zeit hinaus Rechnung. Er wurde um 1700 offiziell eingeführt und wird erst in 3300 Jahren um einen ganzen Tag falsch. Der alte Julianische Ka­lender, deffen Einführung schon im Jahre 47 vor Chrifti von Julius Cäsar unter Beihülfe alexandrinischer Astronomen geschah, ist gegen den Kalender neuen Stils bereits um 13 Tage zurüd, und es wäre deshalb erwünscht, daß jener alte Kalender, der gegen wärtig nur noch in Rußland , Griechenland und bei einigen slavischen Völkern im Gebrauch ist, baldigst abgeschafft würde.

Der zweite Kalendermonat heißt nach dem Lateinischen ge­bruarius; im Altdeutschen hieß er Hornung" nach dem in ihm gewöhnlich herrschenden hornharten Froft. In der Tat ist der Winter in ihm und im Januar durchschnittlich am schärfften. Dennoch fündet der Februar in unseren geographischen Breiten bereits das Erwachen der Natur aus dem furzen Winterschlafe zu neuem Leben an. Denn der starke Aufstieg der Sonne am Tageshimmel bedeutet die wichtigste Einbuße, welche die Dauer der talten Winternacht erleidet. Im Februar empfängt unsere Erdzone den größten Zuwachs an Licht- und Wärmeftrahlen von unferem Zentralgestirn.

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Von den periodischen Kometen wird der Ende sche zu Anfang Mai wieder seinen Umlauf um die Sonne vollenden. Die Russen Herr Kamensky und Fräulein Korolitom in Petersburg haben eine Vorausberechnung des Laufes der Bahn von Januar bis Ende April geliefert. Danach wird der Komet anfänglich wegen großer Entfernung von Sonne und Erde sehr schwach und später wegen seiner Stellung in der Abenddämmerung nicht mehr er tennbar sein. Im Jahre 1832, wo er nur drei Tage später in die Sonnennähe tam, wurde er vor diesem Zeitpunkte auf der Nord­Halbfugel der Erde vergeblich gesucht. Nach seiner Sonnennähe wurde er auf verschiedenen südlichen Sternwarten in freilich nur geringer Helligkeit beobachtet. Besser waren die Sichtbarkeitsvers hältniffe im Jahre 1875, als er schon am 13. April in seine Sonnen­nähe fam. Er wurde schon Ende Januar aufgefunden Erst war er sehr schwach, später aber erheblich heller und konnte bis fura vor dem Durchgang vor der Sonne beobachtet werden. Nach diesem war er nur furze Zeit für die südliche Erdhälfte als schwacher Nebelfleck wahrnehmbar. Es war natürlich zu bermuten, daß der Komet jezt mit den sehr leistungsfähigeren Instrumenten trob seiner geringeren Helligkeit eher gefunden würde als je früher. In der Tat hat Prof. Wolf den Kometen schon am 2. Januar mit Hülfe seiner photographischen Instrumente wiedergefunden. Seine Nachforschungen nach dem Halley schen Kometen dagegen sind bisher erfolglos geblieben, haben jedoch zur Auffindung eines anscheinend sehr weit entfernten Planetoiden von nur 18. Größe geführt. Bon Prof. Kopff wurde ebendaselbst ein sehr heller ffeiner Planet von 9.2. Größe aufgefunden, der sich durch sehr starke Bewegung auszeichnete.

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Bon den großen Planeten wird auch Merkur in der Mitte des Monats etwa 4 Stunden lang in der Abenddämmerung ficht­Die bar. Vom 24. an verschwindet er unseren Blicken wieder. Sichtbarkeitsdauer der Venus nimmt bis auf reichlich drei Mars ist Mitte des Monats Stunden am Ende des Monats zu. 4%, am Ende noch reichlich vier Stunden des Abends zu sehen. Jm vorigen Jahre hat Lowell, um an der Erdähnlichkeit des Mars festhalten zu fönnen, eine Rechaung veröffentlicht, wonach die mittlere Marstemperatur+ 8 Grad wäre. Diese Rechnung tann aber, wie Herr Boynting im Philosophical Magazine" nachweift, nicht stimmen, die mittlere Temperatur muß um mindestens 30 Grad niedriger sein, es sei denn, daß die geschickten Mars­bewohner ihren ganzen Planeten durch ein Glasdach zu einem Treibhause gemacht hätten. Der Planetenriefe Jupiter , jett der hellste Stern an unserem Firmament, bleibt noch bis Ende des Monats die ganze Nacht hindurch am Himmel sichtbar. Saturn ist Mitte des Monats, am Ende kaum noch eine halbe Stunde au seher,

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