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gestellt, biefen willenlos von den Ereignissen fortgetragenen, allen Einzelhaft zu fperren, in Retten an fesseln, an Schublarren zu finnlichen Eindrüden hingegebenen Träumer, den endlich die schmieden, hinzurichten alles das fegnet die Kirche.

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Es ist erlaubt, sich scheiden zu lassen und wieder zu heiraten. Es ist vor allem erlaubt, zu töten, nicht nur, wenn man sich selbst, sondern auch, wenn man seine Aepfel schützt.

Man darf auch zur Strafe töten( Strafe bedeutet Belehrung also zur Belehrung töten!) und vor allem darf und soll man im Kriege auf Befehl der Vorgesezten töten; das ist sogar löblich und die Kirche gestattet es nicht nur, sondern befiehlt es. So ist denn die Wurzel vor allem die falsche Lehre.

Woge des Schicksals heraushebt aus dem Meer des Seins Seine ganze Jugend hindurch Unzucht zu treiben und dann eine und in dessen Jdealbild einer Ehe sich die lebenspendenden dieser Unzuchten Ehe zu nennen und dazu die Autorisation der Mächte sinnvoll betätigen. Man glaubt nun, daß dieses Chaos Kirche zu erhalten ist erlaubt. des Krieges und des Völkerringens nur um dieser einen Gestalt willen dargestellt sei und von ihr fällt alles Licht auf die anderen. Nicht anders ist es mit dem Levin der Anna Karenina  ". Auch hier löst sich erst allmählich sein Charakter aus dem Gewirr der Peters­burger und Moskauer Gesellschaft heraus und in seinen Kämpfen und Siegen ist das erlösende Gegenbild geschaffen zu dem Kämpfen und Unterliegen der großangelegten Frau, die in dem qualvollen Konflikt ihrer Leidenschaft den einzigen Ausweg auf den Schienen der Eisenbahn findet. Die technische Neife dieser das ganze Dasein umschreibenden Schöpfungen steht jenseits jeder Wertung. Tolstoi hat mühelos das Problem gelöst, wie man allumfassend und doch klar sein fann; er steht hier noch über Balzac  , der seine Gemälde des Menschen­Lebens in einzelne Abteilungen sondern mußte, während Tolstoi in gewaltigen Afforden sein Leitmotiv antlingen läßt und es durch Laufende von Seiten hin festhält. Die Meisterschaft der Erzähler- Die großen Vermögen entstehen immer entweder durch kunst, die so selbstverständlich wirkt, erscheint nebensächlich neben Bergewaltigung das ist das gewöhnlichste oder durch Geiz, dem Umfange und der Intensität des seelischen Erlebens. Nur oder durch einen großartigen Spizbubenstreich, oder durch kleinere einer, der in allen Höhen und Tiefen des Herzens labyrinthische aber chronische Betrügereien, wie diejenigen, die durch die Kauf Wege durchmessen, vermochte die Geschichte der Anna Karenina   leute verübt werden. zu erzählen, die ihren fündigen Weg konsequent bis zum Ende geht.

Schrecknisse und

Und einer, nur der alle Wunder des Todes in sich selbst gefühlt, fonnte das Sterben schildern, wie

( Aufruf an die Menschheit.)

Es offenbart sich immer mehr und mehr, daß die Kultur nur dank dem 3 wange der Arbeiter zur Arbeit eristieren kann. ( Moderne Sklaven.)

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( Aufruf an die Menschheit.)

Man glaubt gewöhnlich, die Heere würden von den Regie­Tolstoi es getan. Des Dichters Phantasie kreist, nachdem sie sich rungen nur zur Berteidigung des Staates gegen andere Staaten in diefen beiden Werken und ihren tragenden Gestalten objektiviert verstärkt, und vergißt, daß die Regierungen die Heere vor allem Hatte, immer intensiver um das Problem des Sterbens. Aus dem dazu brauchen, um sich gegen ihre unterdrückten und geknechteten grauenbollen und doch versöhnenden Bild des Todes, wie es sich Untertanen zu schützen. ihm am stärksten in der letzten Stunde seines Lieblingsbruders Nikolenta einprägte, ist Tolstoi   ein neues Leben erwachsen. Die düstere Pforte des ewigen Nichts tat sich ihm auf und ein über­irdisches Licht erhellte die Dunkelheit seiner Berzweiflung.

( Das Reich Gottes.)

Ich hatte schon mehrmals Gelegenheit, den Gedanken auszus sprechen, daß der Patriotismus für unsere Zeit ein unnatür­liches, unvernünftiges, schädliches Gefühl sei, welches einen großen Teil der Uebel verursache, unter denen die Menschheit leidet, und daß daher dieses Gefühl nicht genährt und großgezogen werden dürfte, wie es jetzt geschieht, sondern im Gegenteil unterdrückt und durch alle Mittel, die vernünftigen Menschen zugänglich find, ver­nichtet werden sollte. ( Patriotismus und Regierung.)

( Der Sinn des Lebens.)

Kämpfen das ist das Leben selbst, der Kampf allein ist das Leben. Ein Ausruhen gibt es nicht. Das Ideal schwebt immer voraus, und niemals bin ich ruhig, nicht nur nicht so lange ich es noch nicht erreicht habe, sondern so lange ich mich nicht zu demselben hinbewege. ( Ueber die sexuelle Frage.)

Mit seiner Befehrung beginnt für Tolstoi eine neue Form des Bekennens. Es ist der Ton, der uns aus den Beichten aller Bekehrten entgegendringt, aus den Konfessionen Augustins und Rousseaus, wie aus den Gedanken Pascals und den Tagebüchern Kierkegaards  . Auch Tolstois Selbstbiographie Meine Beichte" wie noch zuletzt seine eigenhändigen Bemerkungen zu Birutofs großer Biographie, die so herrlich den Traum seiner Kindheit und so grau­fam die Wirklichkeit des Erwachens malen, sind Werke einer hin­reißenden dichterischen Kraft und von einer ergreifenden Kenntnis Die Welt betwegt sich, vervollkommnet sich; die Aufgabe des Menschenwesens, von einer außerordentlichen Glut des des Menschen ist, an dieser Bewegung sich zu beteiligen, sich Glaubens erfüllt. Doch allmählich treten immer stärker theoretische ihr zu fügen und förderlich zu sein. Erwägungen und reformatorische Ziele hervor, die dann in dem Helden seines letzten Romans Auferstehung" noch einmal dichterisch gestaltet wurden. Schonungslos ist die Kritik alles Bestehenden in Staat und Gesellschaft, und in ergreifenden Bildern richtet der Dichter das Idealbild seiner eigenen Lehre auf, die als eine merkwürdige Bermischung echt russischer, griechisch- katholischer Elemente mit einer allzu wörtlichen Auslegung der Evangelien erscheinen muß. Wie allen Settierern ist auch Tolstoi   das Heil and Licht aus der unbefangene Lektüre des Neuen Testaments   er­wachsen. Hier steht er durchaus in Verbindung mit den mannig fachen Formen des Pietismus, wie sie die russischen Sekten dar bieten. Der Vorkämpfer der Duchoborzen", der Freund der mystischen Stundisten", steht in seiner Heimat durchaus nicht ver­einzelt da und ist am ehesten aus diesen tief ins russische Volksleben eingreifenden religiösen Strömungen zu begreifen. Was er in seiner Glaubenslehre geschaffen, dürfen wir als einen christlichen Anarchismus bezeichnen, dessen passive, das Leiden stark betonende Vorschriften mit dem Buddhismus manches gemein haben. Das Ergreifende und Unbergängliche an Tolstois religiösen Schriften ist die Geschichte seiner persönlichen Bekehrung, die in all ihren viel gestaltigen Stationen doch nur wieder den Gang der Seele zu Gott schildert, wie ihn in gleicher Innerlichkeit vielleicht kein anderer Mensch des 19. Jahrhunderts erlebt. Und es ist ein Dichter, der ihn geschildert, einer von den großen Gestaltern des Menschenschicksals. So gehört Tolstois Schaffen, Leben und Sein zu jenen ganz großen Produkten des menschlichen Geisteslebens, die nach einem Worte Goethes die Unsterblichkeit in sich tragen, mögen sie nun gedichtet, gemeißelt, gesprochen oder gelebt sein. Dr. P. L.

Aus Tolstois Schriften.

Der tirchliche Glaube gestattet alles. Er erlaubt die Sklaverei, und in Europa   und Amerika   war die Kirche die Be­schüzerin derselben.

Er erlaubt, sich durch die Arbeit der bedrückten Brüder ein Ver­mögen zu eriverben.

Er erlaubt, reich zu sein unter Lazarussen, die unter den Tischen der Schwelgenden umherkriechen, und er findet das sogar gut und löblich, wenn man dabei ein Tausendstel für die Kirchen und Krankenhäuser opfert.

Kleines feuilleton.

Hygienisches.

Haarverluft bei Frauen. Das Haupthaar der Frau ist unvergleichlich weniger der Gefahr des Schwindens ausgesetzt als das des Mannes, ohne daß es bisher gelungen wäre, mit boller Schärfe die Gründe dieser Erscheinung aufzufinden. Der auf dem Gebiete der Haarkrankheiten sehr bekannte französische   Forscher Sabouraud teilt in der Gazette de Gynécologie" einige Einzel­heiten über den Haarwuchs der Frau mit. Er vertritt die An­sicht, daß im allgemeinen der Gesundheitszustand nichts mit dem Haarausfall zu tun hat, außer wenn der Verlust auf akute Fieber­zustände folgt. Sofern nicht spezifische Ursachen vorliegen, ist der Ausfall auf eine zu starke ölige Ausscheidung der Kopfhaut­drüsen zurückzuführen. Bei der Frau beginnt der Haarausfall auf dem Vorderhaupt und an den Schläfen, und zwar machen sich die ersten Anzeichen zwischen dem 18. und 22. Lebensjahr bemerkbar. Zunächst kommt es zu Schuppenbildung, der bald der Haarausfall folgt. Vorzugsweise findet er im Sommer statt. Das nächste Vor­beugungsmittel sind Waschungen mit nicht allzu alkalischer Seife zur Entfernung der erwähnten öligen Ausscheidungen. Es genügt dabei, das Haar auf eine Länge von etwa 10 Zentimeter von der Wurzel zu waschen. Hernach muß die Seife mit warmem Wasser entfernt und mit einem trockenen Tuche abgerieben werden. An­wendung von Del ist zu vermeiden. Wie oft diese Waschungen gemacht werden sollen, wird nicht angegeben. Im übrigen empfiehlt Sabouraud den Gebrauch von Cantharidin  . Die hauptsächlichsten Substanzen jedoch, die seiner Ansicht nach den Haarwuchs fördern, sind Pilocarpin, Chinin, Caffein und Kampfer, zu deren Ver wendung er nachstehendes Rezept angibt: 20 Gramm falzsaures Pilocarpin, das in möglichst wenig Wasser gelöst ist, 20 Kubitzentis meter Lavendelspiritus, 20 Rubikzentimeter Aether  , 2 Kubikzenti meter Ammoniak und 250 Kubikzentimeter Alkohol.

Dem Bedürftigen seine Reichtümer vorzuenthalten, Menschen in Berantwortl. Nedakteur: Hans Weber, Berlin  . Drud u. Verlag: Borwärts Buchdruckerei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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