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Wie dann dem ersten musikalischen Romantiker Mendelssohn in welcher Stellung verharrt er dann dort! Mit beiden Hinter ber noch romantischere Schumann folgte, der wohl intimste Vertoner beinen hat er sich festgehakt, zieht die Bußpfoten und das zweite Eichendorffs und Heines; wie dann auch über ihn die Entwidelung Beinpaar eng an den Leib und hängt in dieser Weise ganz mecha ber gesungenen Sprache hinausging: das ist nicht mehr unser heutiges nisch mit dem Körper nebst den zusammengelegten Flügeln sent­Thema. recht herunter. Seine Stellung ist also ganz ähnlich der der

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Am wenigsten bewähren sich Mendelssohns Glück und leichte Fledermäuse, wenn sie schlafen oder wenn sie ihr Winterquartier Hand im Fache der Oper. Begreiflich, daß der erfolgreiche Jünger bezogen haben. Mit vier scharfen und gebogenen Krallen hält sich der klassischen Mufit mit ehrgeizig brennender Sehnsucht nach einem das Tier mehrere Monate hindurch ohne die geringste Muskel­folchen Schaffen begehrte! Doch nur Nebensächliches tam zustande; anstrengung in seiner Ruhelage. Sobald es jedoch Sonnenschein felbft seine Begleitungsmufit zu Teilen von antifen Dramen, entdeckt, fliegt es ans Fenster, hält Ausschau, ob noch nicht die namentlich der Antigone", fristet faum ein anderes Dasein mehr wärmende Frühlingssonne gekommen ist und nimmt dann wieder als in gelehrter Welt. Geduldig das frühere Versted ein. Pfuschen wir aus übel an. Hier spielte auch äußeres mit. Felix, ein Enfel des Philofophen gebrachtem Mitleid der Natur ins Handwerk und sehen diesen Moses Mendelssohn , gewann bereits neunjährig als einer der ge- Wintergast in ein warmes Zimmer, so haucht er bald sein wandtesten Klavierspieler und elfjährig als Komponist die Leben aus. Herzen. Den Herzen folgten bald auch glänzende Beziehungen". Ungefähr hundert Arten, also beinahe der dreißigste Teil aller Sie waren um so berechtigter, als Mendelssohn fich lebhaft Schmetterlingsarten Deutschlands , pflegen sich im Spätherbst aus um die Pflege der Klassiker verdient machte; ihm ist namentlich ihren Puppen zu entwickeln und den Winter an verborgenen die Wiedererweckung der Matthäus Passion von Bach zu danken, Orten zu berbringen, um dann im Frühjahr für die Fortpflanzung durch eine Aufführung im Jahre 1829, seit der das Werf nament- forgend, ihre Eier an den frisch grünenden Nahrungspflanzen der lich in der Berliner Singakademie und sonst auch in aller mufif- Raupen abzusehen. Treten wir hinaus und schauen unter die Dach freudigen Welt ständig wiederkehrt. rinnen und überhängenden Dächer, oder lösen die lockere Kinde Aber selbst solche Bemühungen und ihre allgemeine Anerkennung der Bäume ab, so finden wir noch weit mehr überwinternde brachten ihm nicht einmal die Direktion unserer Singakademie ein Schmetterlingspuppen- Raupen und-Gier. Aber auch in den und unser Opernhaus ließ seine Kraft zunächst ebenfalls unverwertet. Bächen und Teichen lebt und webt es trok Frost und Gisdede. Da Als man ihm hier mehr entgegenfam, z. B. durch Aufführungen seiner finden sich bald rubig im Schlamme eingewühlt, bald munter unter antifişierenden Kompofitionen, faß er bereits in Leipzig fest. Dort dem Eise herumschwimmend, die Waffertäfer. Entfernt man das wirkte er feit 1835 als Dirigent des Gewandhauses" sowie feit 1843 is, so erscheint der Taumel- oder Drehtäfer, der sogleich auf der als Gründer und Direktor des damals grundlegenden Leipziger Ston- Wasserfläche seine munteren Bogen zu ziehen beginnt. Nimmt fervatoriums und bedeutete in seiner Berion geradezu eine Beutral- man einen größeren Stein behutsam aus dem Waffer heraus, so erblickt man eine Menge Kleiner Röhrchen, die fest angeklebt, in stelle für Musikpflege und musikalische Bildung. höchst eigentümlicher Weise aus Steinchen, Schnecken und Holz­stückchen erbaut sind. Drückt man eine solche Möhre ein wentg mit dem Finger zusammen, so schaut, allerdings unfreiwillig, ant Ende ein hägliches Stöpfchen hervor, die Larbe der Frühlingsfliege. Auch die Luft wird an warmen Wintertagen belebt, besonders durch einige Müdenarten, die dann im Sonnenschein ihre lustigen Tänze ausüben. Von den verhaßten Stechmüden pflegen nur die Weibchen eine so große Ausdauer zu beweisen, daß ein zur Er­haltung der Gattung vollauf genügender Teil den Winter über­steht. Da nun die von diesem Weibchen im Frühling erstehenden neuen Generationen sich erit als Larven allmählich entwickeln müssen, so erklärt sich dadurch die Tatsache, daß bis zum Hochsommer vor den blutgierigen Schmarobern im allgemeinen Rube ist. Es kommt wohl auch vor, daß sich ein Frühlingsbote in seinem Beitfinne irrt und schon an sonnigen Wintertagen aus seinem geschüßten Quartier austriecht, besonders dem Mailäfer ergeht es häufig so.

Bereits am 4. November 1847 starb er. Für sein Andenken ist in früheren Zeiten nicht wenig getan worden. Noch ebe Mozart und Schubert, Schumann und Berlioz Geiamtausgaben ihrer Kompofitionen bekamen, wurde Mendelssohn mit einer solchen bedacht, nachdem bis dahin erst Bach, Händel und Bethoven in ihrem Gesamtwerk heraus gegeben waren. Die schwerste Arbeit scheint die Gesamtausgabe Mendelssohns gerade nicht gewesen zu sein.

Schwerlich gibt feme Erscheinung dem Forscher irgend welche Nätsel auf. Nur der Gegensatz der Nichtungen stört das abschließende Bild, das wir uns von ihm machen können, und das die Jubiläumstage wiederum zeigen werden. Darin wird aber auch die Mahnung liegen, end­lich einmal bedeutende Leistungen nicht daraufhin zu betrachten, welcher Richtung" fie angehören, sondern welche Bedeutung fie haben. Und wertvolle Mujit hat Mendelssohn unter allen Umständen ge­schaffen. Er war äußerlich höchst vielseitig; doch an das Um fassende der eigentlichen Klaffiter reichte er nicht beran. Aber er versteht mit inniger Teilnahme das deutsche Sangeswejen, das Laute wie bas stumme, das häusliche wie das draußen in der Natur. Für welches Instrument und für welche Mufitform auch immer er tomponiert: diese Freude am rührenden Gesang lebt überall und stets prunflos. Man mag darin das lepte Austlingen einer jüdischen Klage zu vernehmen glauben; dem Abendland ist es jedenfalls fo zugute gekommen, daß wir es nicht mehr missen möchten.

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Winterkälte und Infektenleben.

Interessant ist das winterliche Treiben und Tun aller ge selligen und überhaupt nestbauenden Insekten, die entweder direkt ihre Jungen aufziehen und wie die Vögel füttern, oder für sie das Futter eintragen und aufspeichern. Einen größeren Schutz. gegen Kälte haben diefe Tiere schon durch ihre Anhäufung, wo­durch sie sich gegenseitig erwärmen. Soll ein solcher Staat den Winter überdauern, so haben die vollkommenen Tiere für sich selbst genug zu sorgen und müssen größere Mengen von Honig auf­speichern, um im Winter davon leben zu können. Deshalb ers hält sich in unseren Gegenden von den Bienen nur die Honigbiene, bon den übrigen Arten gehen alle vollkommenen Tiere zugrunde.

Dagegen sterben bei den Wespen, die kein Futter für die kalte Jahreszeit eintragen, sondern mit sorglosem Sinne nur immer der Gegenwart leben, im Spätherbst alle Arbeiter und Männchen ab und es überwintern nur die Weibchen im Zustande des Winter­schlafes im Neste oder an anderen geschüßten Orten. Infolgedessen ist bei den Wespen die Individuenzahl im Frühjahr sehr gering und wächst erst gegen den Herbst hin.

Die meisten Insekten beweisen eine so energische Lebenszähig Teil und Widerstandskraft gegen die Stälte, daß sie fast ohne jede Erstarrung den Winter überdauern. Manche Insektenlarven, die faum einen Millimeter Länge haben, besigen soviel Lebenskraft, daß sie die ganze talte Periode ohne Schaden überdauern. Der Entwidelungszustand freilich, in welchem die Insetten überwintern, Ein merkwürdiges Leben führen die Ameisen im Winter. In ist ein sehr verschiedener. Die meisten ausgewachsenen Tiere lernen ihrem Baue befinden sich während der falten Jahreszeit Weibchen nur die Sommerfreuden kennen, um zu sterben, sobald der erste und Arbeiter und oft auch Eier und Larben, nur feine Männchen, Rauhwind die Blätter von den Bäumen schüttelt, aber ihre Nach- da diese im Sommer gleich nach dem Hochzeitsflug absterben. Als Tommen harren im Ei oder Larvenzustand in geschüßten Schlupf- Rahrung suchen sich diese Ameisen allerhand tierische Abfälle. winkeln gut verwahrt des tommenden Frühlings. Es gibt auch Treten sehr falte Tage ein, dann schmiegen fich alle Bewohner zu zahlreiche Infelten, die nie ganz in unseren Behausungen fehlen einem sehr dichten Ballen zusammen und verfallen in Erstarrung. und sich auch draußen in der Natur einem aufmerksamen Be- Sobald es aber wieder milder wird, erscheinen sie in Haus und cbachter oft zeigen. So finden wir in den Küchen oder in Wohn- Heide als beunruhigende Gesellschaft.

zimmern, die längere Zeit falt stehen, noch immer einige von Es gibt auch mehrere Arten von Insekten, die für die Kälte unferen treuesten Stubengenoffen, die Fliegen. Auch viele intimere fast gar nicht empfindlich sind. Die Poduren oder Spring­Schmaroker führen bekanntermaßen ihr beißendes Dasein im schwänze leben den ganzen Winter hindurch unter Steinen und Winter ruhig weiter. Die Parajiten der Säugetiere sind vielfach Moos oft in zahlreicher munterer Gesellschaft. Diejenigen Jn. als Puppen an den Haaren ihrer Wirte. 3. B. der Schafe und fekten, welche am liebsten die Schneedede zu ihren Spaziergängen Sirsche, festgeklebt zu finden, und die auf Wögel lebenden Arten wählen und mit ihren langen Beinen gravitätisch über die von der bleiben im Winter meist in deren Nestern als Buppen liegen. Da Senne beschienenen eisigen Gefilde streifen, fapfeln sich, wie der nun viele dieser Vögel, wie die Schwalben, ihre alten Rester wieder Gletschergaft. gerade während der trodenen Sommerszeit als aufsuchen, so finden auch die oft nicht zum Fliegen fähigen Barx- Larben ein, führen also eine Lebensweise, die derjenigen aller fiten im Frühling regelmäßig wieder ihren Tisch gededt. anderen Insekten vollständig entgegengesezt ist.

Treten wir an einem flaren Wintermorgen in ein unbewohntes Bimmer, so trifft es sich oft, daß wir an sonnenbeschienenen Fenstern einen Schmetterling, meist Fuchs oder Pfauenauge, luftig umberflattern sehen. Kommen dann wieder trübe, talte Tage, fo müssen wir lange suchen, bis wir diesen Wintergast in irgendeiner dunklen Ede oder am Zweige einer Zopfpflanze wiederfinden. Und

Der Winter bedeutet also gerade für die zarteste Tierwelt feineswegs Tod und Erstarrung, wie allgemein geglaubt wird. Landgrebe

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