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gantz refpeftable Länge von 4 Millionen Kilometer erreichen, Aber trotzdem Dufour bei der Umgrenzung des Prostitutions. angeschlossen. Auf je 1956 Einwohner entfiel eine Fern- begriffs scheiterte, so hat er doch die riesenhaften Erscheinungen der fprechanstalt, so daß es nicht verwunderlich ist, wenn Prostitution flar erkannt und treffend gezeichnet. Dufour schildert die Gesamtzahl der von den Fernsprechanstalten vermittelten mit Recht die antifen Großstädte als die Schauplätze eines wildGespräche auf 1500 Millionen geschätzt wird. Dabei ist Deutschland bewegten Prostitutionstreibens. Die antiken Handelsstädte mit noch lange nicht in der Welt voran", soweit es sich wenigstens um ihrem entwickelten Warenhandel, mit ihrer eigenartigen sozialen das Fernsprechwesen handelt. In der Schweiz betrug z. B. die Klassenmischung erlebten zuerst in der Geschichte eine wahre Länge der Fernsprechleitungen fast ebensoviel wie im Königreich Maienblüte der Prostitution. In diesen Handelsstädten Bayern, das beinahe doppelt so groß ist. Zürich , eine Stadt von scheidet sich streng der geregelte, die Erzeugung und Ers 160 000 Einwohnern, hat 8000 Anschlüsse, eine Zahl, die von keiner ziehung legitimer Sprößlinge bezweckende eheliche Wero deutschen Stadt mit gleicher Einwohnerzahl erreicht wird. Die größten kehr bon dem ungeregelten, nur dem Vergnügen ges Zahlen kann natürlich Amerita aufweisen. widmeten Umgang des Mannes mit der fäuflichen Frau. Die Prostituierte Athens , so bergöttert fie auch von ihren liebeglühenden Anbetern fein mag, ist sozial mißachtet. Sie ist eine Ausgestoßene. Meist ist fie stadtfremd. Als Fremde", so schreibt Dufour,„ hatten fie( die öffentlichen Dirnen) überdies kein Recht, in der Stadt irgend ein Eigentumsrecht geltend zu machen, und die, welche Athenerinnen von Geburt waren, berloren, wenn sie sich der Prostitution gewidmet hatten, alle ihre Vorrechte, die mit ihrer Geburt verbunden waren". Die Athener hatten, wie Demosthenes in seiner treffenden Charakteristik des seguellen Lebens in dem athenischen Städtestaat ausführte, die Hetären zu ihrem Vergnügen", die Eheweiber aber zur Erzeugung legitimer Kinder und zur Ueberwachung ihres Hauswesens. Die Hetären( die leichten Freundinnen jedermanns") dienen ausschließlich dem feruellen Vergnügen des Mannes. Die Erregung und Befriedigung der männlichen Geschlechtsluft wird zu einem förmlichen Gewerbe fäuflicher Frauen. Diese gestalten durch die Pflege einer sinneberüdenden Lanz- und Gesangskunst den feruellen Verkehr förmlich zu einem erotischen Kultus Die Frauenwelt Athens scheint in zwei streng von einander getrennte Hälften zu zerfallen: in fäufliche, den sexuellen Genuß kunstvoll pflegende Geliebte, und in verkümmerte, die Gattung freud
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In den Vereinigten Staaten allein gab es Ende 1907 über 6 Millionen Sprechstellen bei einer Gesamtlänge der Leitungen von 21 Millionen Kilometern und der unheimlichen Zahl von fast 13 000 Millionen Gespräche im Jahr. In Amerika findet eben der Fernsprecher zu allem möglichen Verwendung. So find zum Beispiel im Yetzten Jahre in den staatlichen Wäldern der Vereinigten Staaten 5600 Kilometer Fernsprechlinien zur Bekämpfung von Waldbränden gebaut. 1350 Wächter durchstreifen die Wälder und melden ein Feuer, das sie nicht selbst löschen können, mittels eines tragbaren Ferusprechers der nächsten Ueberwachungsstelle, die Löschmannschaften entienden tann. Dieses Systent hat bereits sehr gute Erfolge gezeitigt. So entstanden zum Beispiel im Staate New Jersey im Jahre 1902 65 Waldbrände, die einen Schaden von fast 700 000 m. verursachten. Die Zahl der Brände war im Jahre 1907 zwar auf 167 gestiegen. Der Schaden betrug aber dank der telephonischen leberwachung nur 49 000 M. Während man in Deutschland versucht, den Fernsprecherverkehr durch Tarifreformen" fünstlich einzudämmen, fuchen andere Länder den Verkehr auf verschiedene Weise zu heben. So sind zum Beispiel in Desterreich seit einem Jahre Gesellschaftsanschlüsse eingeführt, die fich sehr gut bewährt haben. In eine zur Fernsprechzentrale los fortpflanzende Hausmütter. führende Leitung können bis zu vier Fernsprechstellen eingebaut werden, von denen jede im Gegensatz zu den in Deutschland üblichen Nebenstellen direkt mit dem Amt und mit den anderen Fernsprech stellen verkehren fann. Ebenso kann die Zentrale jeden der vier Teilnehmer dirett anrufen. Wenn einer der Teilnehmer spricht, so ist es den anderen unmöglich gemacht, sich in die Leitung einzu- duktiven und politischen Leben und ihre planmäßige Fesselung an falten ben bas Gespräch zu stören. Sth.
sino a
Kleines feuilleton.
Geschichtliches.
Dufour: Geschichte der Prostitution. Fünfte Auflage. 3 Bände.( Verlegt bei Dr. P. Langenscheidt, GroßLichterfelde- Dit.)
aus.
Die antite Großstadt hat bereits alle Bedingungen für die Entstehung der Prostitution als einer sozialen Massenerscheinung überreich entwidelt: machtvolle, mit materiellen Gütern gesegnete Herrenklassen, recht- und ehrlose, von der Verschacherung ihres Leibes lebende Frauen, die brutale Verstoßung der Frau aus dem pro
die Haushaltung, die geistige und körperliche Verkümmerung der Ehefrau zu einer unbedeutenden, unter Gattungsforgen schnell verblühenden, reizlosen Hausmutter.
Erst die Aufhebung der Zerklüftung der Gesellschaft in Herren und Knechte, erst die ökonomische und politische Selbsts ständigkeit der Frau und ihre damit verbundene unverfümmerte förperliche und geistige Entwickelung befreit uns von der sozialen Klassenerscheinung der Prostitution." Die bergeistigte, fittlich vertiefte Frau der Zukunft wird sich nimmer zur Zuft und auch nicht zur Hausdienerin des Mannes erniedrigen.
Medizinisches.
B. Kampffmeyer.
mind dut
Wer lebenssprühende, farbige Bilder aus der Prostitutions- Serzschmerzen. Daß der Mensch in seinem Sprach geschichte erhalten will, der greife zu der Dufourschen Geschichte der gebrauch das Herz zum Sitz der Seele und aller möglichen an Prostitution. Eine zusammenhängende, sich bis auf die Gegenwart genehmen und traurigen Empfindungen gemacht hat, muß noterstreckende Geschichte der feilen Liebe bietet uns freilich Dufour wendig auch eine physiologische und zum Teil auch pathologische nicht. Dufour schloß seine auf sorgfältiges Quellenstudium basierende Erklärung haben. In der Tat find Empfindungen in der HerzGeschichte der Prostitution mit dem Zeitalter Heinrichs IV. ab. An diese gegend eine sehr häufige Erscheinung, und da der gesunde Mensch Geschichte leimten nun die deutschen Uebersetzer und Fortsetzer Dufours fich selbst überhaupt nicht fühlt, so werden sie sich stets in mehr rein äußerlich und in fliegender Haft einige Tatsachenfezen aus der oder weniger peinlichen Schmerzen äußern. Die Aerzte wissen oft Brostitutionshistorie. Aus dieser Klebarbeit fonnte natürlich nicht mit Patienten, die über Herzschmerzen lagen, nichts Rechtes anzus eine wirkliche, die sozialpathologische Massenerscheinung der Käuflichfangen, weil sich die Ursache schwer oder gar nicht erkennen läßt. feit des Weibes aufhellende Geschichte erwachsen. Die Leimpinsel- Ueberhaupt sind die Herzschmerzen, wie Dr. Selig in einem Vore arbeit der deutschen Fortsetzer hat die Dufoursche Geschichte der trag vor der Balneologischen Gesellschaft ausführte, eine mannig Prostitution verunstaltet. Aber die deutschen Ballhorns des geist- faltige Erscheinung, die sich sehr verschieden äußern und auch sehr reichen Franzosen vermochten nicht dessen glänzende Kapitel der verschiedene Veranlassungen haben kann. Am meisten berbreitet antifen Prostitution zu verschandeln. Und diese Kapitel find von und mehr oder weniger jedem bekannt ist das Herzklopfen. Die bleibendem Werte, da fie uns tief in das Verständnis des Wesens der Häufigkeit und Stärke seines Auftretens hängt wesentlich von der Prostitution einführen. Bei ihnen wollen wir einen Augenblic Nervosität" ab. Während es bei gefunden Menschen nur bei berweilen. starten Aufregungen vorkommt, zeigt es sich bei nervösen Leuten Dufour selbst hatte eine wenig glückliche Hand, als er feine auch ohne besondere seelische Einflüsse, zuweilen zu ganz be= Definition der Prostitution niederschrieb. Er bezeichnet die Prosti stimmten Stunden. Er bezeichnet die Brosti- ftimmten Stunden. Eine Eigenheit fast aller Erregungen des tution als einen unzüchtigen Handel mit dem menschlichen Körper, Herzens ist das Angstgefühl, das man auch als Herzangst be einen bei allen Völkern und zu allen Zeiten bestehenden Schacher. zeichnet. Nicht immer hat diese Angst etwas Erhebliches zu be Eine geschichtlich streng begrenzte, nur auf bestimmten wirtschaft- deuten, sie ist aber auch naturgemäß eine Begleiterscheinung aller Lichen Grundlagen fußende Sozialerscheinung ist ihm die Prostitution Erkrankungen des Herzens felbst und der benachbarten Blutkanäle. nicht. Und er gelangte zu seinem untlaren, nebelhaften Prostitutions - Ferner erfolgen Herzschmerzen durch Störungen in der Regelbegriffe nur dadurch, daß er die von der Religion geheiligte mäßigkeit der Herzbewegungen, was der Volksmund einfach mit und die von der Sitte eingefeßte gaftliche Hingabe der dem Ausdrud fennzeichnet:„ Mein Herz sett aus" oder: Mic Frau an den Mann mit der schmählichen Verschache blieb das Herz stehen". Ramentlich bei Frauen äußern sich unrung des Weibes auf dem Straßenmarkte zusammenwvarf. Damit angenehme Gefühle in der Herzgegend durch eine Ueberempfinds verwischte aber Dufour den sehr bestimmten Prostitutionsbegriff lichkeit der Brust, besonders bei etwas forpulenten Frauen. Recht vollständig. oft halten die Menschen einen Schmerz für vom Herzen ausgehend. während er eigentlich wo anders fitt, z. B. in den Rippen bei Gicht ; unter diesen Umständen kann er meift durch Jodpinselung beseitigt werden. Im ganzen wird begreiflicherweise jede Störung im Blutkreislauf sich in gewissem Grade auch im Herzen bemerf
Prostituieren ist mit öffentlich ausstellen, zur Schande ausstellen, der Schande preisgeben, zu übersetzen. Die Prostitution der Frau ist daher die schand- und schmachvolle Hingabe des Weibes an den Mann. Die Prostitution als ein das Weib entwürdigender Aft ist an die gewerbsmäßige Preisgabe des Beibes gebunden. Der fich bar machen. preisgebenden Frau wird tatsächlich auf dem städtischen Warenmarkte ein Preis gegeben.
Berantwortl, Redakteur: Hans Weber, Berlin.- Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdbruderei u.Verlagsanstalt Baul Singer& Co..Berlin SW.