MoWn hinein fcaT�e es siK im Fieber hin und her und ließ-ihr keine Minute Ruhe, um über ihren Kummer nachzudenken.Mit gewohntem Gehorsam unterwarf sie sich seinen Launen,schritt mit ihm im Zimer auf und ab, küßte, stillte, liebkostees, sang ihm vor, bald zärtlich und leise, bald mit lauterStimme, um es zum Schweigen zu bringen, rief und flehte:aber all' ihre Mühe war vergebens. Einen Augenblick langschlief es, wachte dann aber mit einem wilden Schrei auf,und wieder begann das Auf- und Abgehen, das Singen undEinlullen. Der Gedanke, sie habe es anstecken können, ließihr keine Ruh und immer und immer wieder lauschte sie seinemAtem und verwandte kein Auge von ihm, in namenloser Angst,eine Schmerzensgrimasse zu sehen. Vor Erschöpfung undAufregung war sie ganz wirr geworden und wußte selber nichtmehr, wer ihr eigentlich leid tue, für wen sie so in Furchtwar. Sie faßte seine brennenden Händchen an. küßte sie zärt-lich und demütig und dachte daran, wie unglücklich ihr eigenesKind sei, um das sich niemand auf der Welt kümmere. Abergegen Morgen, als das Kind endlich einschlief und sie sichniederlegen konnte, um etwas auszuruhen, kam eine solcheFlut von Gedanken über sie, daß sie nicht einschlafen konnte.�Fortsetzung folgt.ZZJVeuc GrzählungsUtcratur.ii.Waldemar B onsels und Hans Hahn: Aimee,Die Abenteuer einer Tänzerin. Ein phantastischer Romanin einer Weltreise.(E. F. Strauß, München.) Schreiben zwei Federnan ein und demselben Roman, so ist das eigentlich ein Homunkulus-experiment. Wenn Edmond und Jules de Goncourt in ihrengemeinsam verfaßten Büchern eine innere Einheit zu-stände brachten, so bestätigt diese Ausnahme noch nichtdie Regel. Handelt es sich nur um einen Abenteuer-Roman wie in diesem vorliegenden, ist die Sache weniger von Be-lang. Da steuert eben, wenn der Scharssinn der einen Autorhälsteerschöpft ist, die andere Hälfte ihre geistigen Pfunde hinzu undmit Ausdauer und Geschick kommt am Ende eine lesbare, auch unter-haltsame, gelegentlich sogar routinierte Geschichte heraus. Diebeiden Münchener Autoren haben sich von dem von ihnen früher beliebtenSchwabingerstil in der Hauptsache abgcwandt. Wer kennte sie nicht, dievom«neuen freien Weibe", dem entfleischten Uebcr- oder Gebein-Mädchen mit Reformsack und Haarschnecken befruchtete SchwabingerLiteratur? Waldemar Bonsels und Hans Hahn kultivieren in ihrerBerbrüderungsarbeit jetzt das neueste Genre: den phantastischenRoman. Es muß gesagt werden, daß ihre Phantasie vorwiegendum das Erotische kreist. Das Bild der schönen Tänzerin Aimeesteigt stetig im Dampf einer Kaffeehausjünglings-Vrunst herauf.Ein Millionenbaron, der sie liebt, und ein Schurke, der aus ihrenReizen Kapital schlagen will, laufen ihr um die Erde herum nachund der Leser fitzt nun vor dem flickernden Mncmatographen, der dieSensationsnummern der beiden Autoren zeigt. Unwillkürlich wurde ichan einen Bühnenreißer aus meiner frühesten Kindheit erinnert: die Reiseum die Welt in 88 Tagen. Der unheimliche Detektiv darin, derdamals die Galerie erstarren machte, ist hier wiedergeboren.Etwas mit der Kultur letzter Zeit angeschminkt zwar, nicht wenigauch an Conan Dohle abgefärbt, aber der vom Satan geschulteWendhus, der lästige Droher ebenso sicher und elegant überBord wirst, wie er lästige Kleider an schönen Frauenleibernmit Bravour und Gelassenheit öffnet, der im kritischenMoment stets mit Ueberlegenheit entschlüpft, dieser Mann,der alles weiß und alles kann und vor dem die Weiber wie dieLämmer zittern, ist Theater echtester Sorte, wenn wir dos WortHintertreppe vermeiden wollen. Ganz Kolportage ist aber Aimee,das Zauberwesen. Mit einer sexuell beflügelten Beredsamkeit werdenuns die fabelhaften Reize dieser tanzenden Wundermaid vorerzählt,die alle männlichen Kreaturen zu Raserei und Selbstmord treibt, die«Ile Krösusse der Welt an ihren Triumphwagen spannt und nur AmerikaHU betteten braucht, um ganz New Aork in ein Narrenhaus zu ver-wandeln. Der Verfasser wollte in seiner Anbetung des Dirnentumsdie Macht der Schönheit, die steudenspendende Herrlichkeit desKinnenweibes zeigen und die verderbliche Macht seiner Dämonin»«gleich, aber es wurde nur eine wortreiche schlechte Kopie desWedekindschen.Lulu" daraus.Doch auS den Schachzügen der inkarnierten Eigenschaften: demintelligenten Hallunkentunr, der Idiotie, der Perversität und derErotik, deren einzige Basis das»Bett" ist(Aimen), ergibt sich einromantisch-phantasttsches Spiel, daß sicher dem Unterhaltungsbedürfnisdes großen Publikums, das nebenbei den Kitzel und kriminalistischeSpannung sucht, entgegenkommt. Beij Bonsels und Hahn werfen dieLebewesen mit Redeperlen um sich und in den verzweifeltstenSituationen, selbst im Sterben lassen sie noch Sttlkünste von vielenZeilen los. So drängt sich die Unnatur immer durch die Kapitel.doch soll nicht verschwiegen werden, daß trotzdem im Sprachlichen,wenn nicht geredet, sondern geschildert wird, manche schöne Bildermit unterlaufen, und stellenweise ein ironischer Humor zum Borscheinkommt.Kleine Bibliotheken. Ich möchte jetzt eine kleine Revueder letzten Erscheinungen aus den erschienenen Hansbüchereien vor-führen. Die Zeiten, wo der Leser mit wenig Geld, zur Stillungseiner�„literarischen" Sehnsucht nur auf das Leihbibliotheksfutter an-gewiesen war, weichen erfreulicherweise immer mehr. Wie die gutenund billigen Kunstdrucke mit Erfolg der Heimsuchung der unterenund mittleren Stände durch Bilderkitsch talkräftig entgegenarbeiten,so vermitteln jetzt immer mehr billige Büchersammlungendem Volke gute Literatur und man kann sich für er»schwingliches Geld ssteilich anders als im Scherlfchen Sinn)emporlesen. Zu den durch Jahre geprüften Sammlungen, wiedie Volksbücher ei Max Hess es die mit anerkannteinRuf auf guten: Papier und mit gutem Druck für 20 Pf. die Nummergediegene Volkskost vermittelt, gesellen sich stetig neue Unter-nehmungen, die in gleicher Weise aus dem Schatz der alten undneuen Literatur eine Auswahl des Besten zu niederem Preis zu-sammenstellen und herausgeben. Aus Max Hesses Volksbüchereiliegen neu vor die vortreffliche Lebensgeschichte des alten kernigenJeremias Gotthelf und seine berühmteste, echt volkstümlicheErzählung Uli der Knecht; der Armenarzt von FridaSchanz, deren tteu-bllrgerliche Art im Feuilletonzeitalter wohltuendanmutet; Novellen von Anton v. Perfall, der diesmal seinJäger- und Waidmannsherz daheimgelassen hat und LotteG u b a l! e, einer Dichterin aus dem Werratal, die in ihren Ge-schichten einen löblichen Eifer zeigt, aus der Enge persönlicherFrömmelei und Kurzfichttgkeit hinauszukommen.Reclams Universal-Bibliothek bringt einen Romanvom Grafen Gobineau: Das Siebenge st irn, in demder Theoretiker, Philosoph und Rassenforscher in poetischer Form denNietzscheschen Gedanken einer Auslese-Menschheit variiert. Der vor-nehme Aristokratismus des französischen Denkers gerät hier einwenig in die Breite, indessen wer das Lebenswerk Gobineaus kennt,seinen Lieblingsgedanken von der Veredelung der Rasse, wirddiese Geschichte eines in Abgeschlossenheit und Idealem verbundenenMenschenkreises zur Ergänzung der geistigen Physiognomiedes Grafen unerläßlich finden. Von Levin Schücking, demLiebling unserer Voreltern, ist neuerdings erschienen: Eine dunkleTat und E. W. Hackländer, dessen Schutzfrist abgelaufen istund der gleichfalls unseren Vorfahren so hübsch anspruchslose Unter-Haltungslektüre lieferte, wird unZ in seinem Kaufmannsroman ausder guten alten Zeit: Handel und Wandel wieder nahe ge-bracht. Karl Bleibtreu, der fanatische Miniatur-Grabbe istbei Lebzeiten in die Reclam-Bibliothek gekommen.. Seine Schlachten-dichtung: Friedrich der Große bei Kollin unterscheidetsich von seinen früheren durch ruhigeren Ton und weniger Verwahr-losung der Form. Dies ttas jedoch sSedan) würde ich diesem nochvorziehen.Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane(jeder Band geheftet 80 Pf., gebunden 1 M) trägt weiteren An-sprüchen Rechnung. Sie hält sich an die lebenden Autoren, weiß abermit ästhetischem Feingefühl Weizen von Spreu zu sondern. Freilichist der eine oder andere der aufgenommenen Erzähler mittlerweileschon dahingegangen, wie zum Beiipiel Gustav af Geijerstam,dessen letzte Gabe: T h o r a in Band ö vorliegt. Der Hauchder Wehmut, der die Bücher des stillen, nun ganz still gewordenenDichters durchzog, dringt stärker auf uns ein in dieser letztentraurigen Geschichte. Der Mut, das Leben schön und stark zu leben,fehlte allen Gestalten Gejerstams, man könnte sagen, es war etwasSubalternes in den gedrückten und leidenden Seelen seiner Menschen.Auch Thora, diese letzte Frau seiner Dichterphantasie, die an der Ehezerbrach, ist ein Typhus des sich BcscheidenS, der Resignation. Ehe,welch ein Wort war dies stets für den Autor! Kein lauter Kampf,«Wonne voller Tücke, tcuggeweihtes Glücke", ein Malsttom, der dieHerzen hinunter wirbelt, wo über Sonne und Frieden das großezermalmende Dunkel liegt. Auch Hans Lands Roman:Stürme(Band 7) beschäfligt sich mit der Ehe. Es ist der nichtmehr ganz ungewöhnliche Konflikt eines verheirateten Mannes, demein junges Mädchen die Gattin verdrängt, mit Untergang derbeiden.unerlaubt" Liebenden. Hans Land ist nicht der feinePsycholog, wie Geijerstam, er arbeitet mit Durchschnitts-mittel» und ohne den artistischen Reiz, der zum Beispielvon Thomas Mann ausgeht, das die kleine«Röman"-Bibliothekmit„Novellen" bereichert. Der kleine Herr Friedemann, die Ge-schichte von dem buckligen Liebesmärtyrer, der sich ertränkt, weil ihndie angebetete schöne Frau verschmäht, würde in ihrer Dagewesen-heit in jeder anderen Form banal wirken. Aber Manns distinguierteArt mit der Beherrschung der künstlerischen Form und der Delikatessedes Stils lassen den Stoff neu erscheinen. Auch jede der übrigenNovellen ist ein kleines Kabinettstückchcn.Von der von Rudolf Presber herausgegebenen Sammlung:Die Bücher des Deutschen Hauses möchte man wünschen,daß sie sich bald in jedem deutschen Hause einbürgerten. Die ge-bundenen Bände(SO Pf.) präsentteren sich nicht nur in einer er»fteulichen typographischen Ausstattung, sie verraten auch eine kundigeHand in der Auswahl. Jedenfalls ist Presber ein verläßlicher undguter Führer. Das jedem Bande beigegebene Vorwort mit bio»graphischen und literarästhettschen Nottzen(warum anonym?) ist einschätzbarer Vorzug, wenn auch nicht jedes auS berufener Feder ge-flössen scheint. Die Novellen von Ernst v. Wolzogen(Bd. 52)vermitteln des Ueberbrettlbarons beste Seite; von PaulHermannHartwig, einem liebenswürdigen Poeten, find in Kinder-