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ber Geburtshelfer auf dem Standpunkte, fchon am ersten Tag mit legen in Baufen von brei Stunden und mit einer sechsstündigen einer ausgiebigen festen Ernährung zu beginnen, um die Frau zum Nachtpause. Je älter der Säugling, um so größer werden die Stillen fähig zu machen. Man gibt in der Hauspragis nach Belieben Zwischenräume und die Nachtpause, so daß schon nach der vierten Milch, Milchsuppe, eingefochte Suppen, Eier, leichten Kaffee und Katao. Lebenswoche ein viermaliges Anlegen mit achtstündiger Nacht Sind die ersten zwei bis drei Tage vorüber und ist der erste Stuhl pause genügt. Eine Ausnahme machen hiervon nur Frühgeburten und gang erzielt, fo geht man zu einer festeren Nahrung über und gibt sehr schwächliche Kinder, die wenig Saugkraft befigen. Wichtig Fleisch, etwas Gemüse und Kompots. bei ber natürlichen Ernährung ist auch die Beherrschung der Stilltechnit. Die Mutter hat darauf zu achten, daß die Nase des Kindes frei bleibt und der Kopf nicht nach rückwärts ge­beugt ist; die Warze muß genügend tief in den Mund eingedrückt werden. Schließlich noch eine furze Bemerkung über die Dauer der einzelnen Mahlzeit. Es hat gar keinen Sinn, ein Kind länger als 20-30 Minuten an der Brust zu lassen, denn der Hauptteil der Mahlzeiten wird in den ersten 10 Minuten eingenommen und was nachher noch getrunken wird, ist kaum noch der Rede wert.

Die Frage, wie lange die gesunde Wöchnerin Bettruhe einhalten soll, wird feineswegs übereinstimmend beantwortet, doch neigt die Mehrzahl der Geburtshelfer dem jahrhundertelang überlieferten Standpunkte zu, die Wöchnerin mindestens eine Woche liegen zu Laffen. Neuere Bestrebungen wollen dagegen diese Zeit auf zwei bis drei Tage abkürzen. Das frühe Verlassen des Bettes hat den Vorteil, daß die Rückbildungsvorgänge besonders an der Gebärmutter fich rascher vollziehen. Diesem Vorteile stehen jedoch viele Nachteile gegenüber und Frauen, die erst am achten bis zehnten Tage des Wochenbettes aufstehen, haben jedenfalls mehr Aussicht und Garantie, den mit der Mutterschaft so häufig verknüpften Schädigungen der Fortpflanzungsorgane( Borfall, Verlagerung der Gebärmutter) zu entgehen, als solche, die gezwungen find, fich schon in den ersten Magendarmkanales. Säuglinge, die an der Brust trinken, erhalten Tagen zu erheben.

Wenn die Mutter aus irgend einem Grunde nicht stillen kann, muß zur fünstlichen Ernährung des Kindes geschritten werden. Dabei wird allerdings ein Säugling felten prächtig ges deihen, und es besteht immer die Gefahr einer Erkrankung bes die Milch frisch, ohne Krankheitsfeime und in der Zusammenlegung, Endlich soll die Wöchnerin der Rückbildung der Bauchdecken wie es für das Kind am rationellsten ist. Auch die Kuhmilch ist, einige Fürsorge widmen. Unter den Mitteln zur Befämpfung des wenn sie das Euter verläßt, zunächst feimfrei, erst durch den überdehnten und erschlafften Leibes ist die Bandagierung Transport und die Berührung der Luft und der Gefäße wird sie während der ersten vier Wochen nach der Geburt am meisten zu bald feimhaltig und zerfegt. Selbst die noch relativ frische Milch empfehlen. Es ist mir zu bedauern, daß diese Sitte noch so wenig enthält bereits in ganz fleinen Mengen Millionen von Reimen, die eingebürgert ist. Die Frauen empfinden das Gefühl einer nur zu oft abnorme Zerlegungsvorgänge und Brechdurchfall im Darme ficheren Stüße wohltuend, Hängebauch, plumpe Taille werden des Kindes veranlassen. Nur durch peinlichste Reinlichkeit ist dieser bermieden, Darmträgheit erfolgreich bekämpft. Am besten Gefahr zu begegnen. Es empfiehlt sich daher, die frisch ins Haus eignet sich zur Einwickelung eine girfa 15 Zentimeter breite und gelieferte Milch fofort zu kochen und fühl aufzubewahren. Die Neste 6-7 Meter lange Gummi- oder Flanellbinde, die von der Hüfte bis der Milch in der Flasche sowie über Nacht gestandene, fann nicht zum Brustkorb in mehrfachen Touren um den Leib gewickelt wird. weiter verwendet werden. Alle Zulpe und Schnuller sind zu ver Bur Kräftigung der Bauchmustein tönnen passende Bewegungs- werfen; ihre Reinhaltung macht Schwierigkeit und wird auch meist übungen zur Hilfe genommen werden. Eine entsprechende Gymnastik nicht mit genügender Sorgfalt durchgeführt. besteht darin, mehrmals täglich den Oberkörper aus der Rückenlage ohne jede Hilfe( auch nicht der Arme) in die sitzende Stellung zu er heben und ebenso wieder langsam zurüdsinten zu laffen.

Wir kommen nun zur Pflege der Neugeborenen. Nach dem ersten Bade wird ihm die etwas vorgewärmte Wäsche an gezogen. Dabei ist sorgfältig darauf zu achten, daß die Atmung nicht behindert und die Beinchen nicht zu sehr eingezwängt werden. Diese Bedingungen erfüllt am einfachsten die amerikanische Sitte, dem Kinde fofort nach der Geburt die Kleidung anzulegen, die bei uns die Kinder etwa erst vom dritten Monat an erhalten. Sie besteht aus dem Hemdchen, einem Leibchen, einem Höschen( das an das Leibchen angeknöpft wird), Strümpfen und einem Oberkleid. In Deutschland wird das Neugeborene mit einem Hemdchen und Jäckchen befleidet und dann in Windeln und Wickeltücher gehüllt. Um diese zu befestigen, widelt man um Brust und Bauch das so­genannte Wickelband. Es ist jedoch offenbar, daß bei dieser Art der Kleidung die Atembetvegungen leicht gebemmt werden. Man kommt deshalb immer mehr vom Wickelband ab. Eine Haube ist im Zimmer unnötig, sondern tann durch Erhigung des Kopfes fogar schaden. Nicht ganz einwandfrei ist auch das übliche Tragfiffen, besonders wenn das Kind auf diesem anbandagiert und so in seinen Bewegungen behindert wird.

Das Lager des Neugeborenen darf nie in dem Bette der Mutter, sondern muß in einem Korbe oder besonderem Bettgestell bereitet werden. Es wird mit Ausnahme der heißen Jahreszeit angewärmt und auch weiter durch Wärmeflaschen auf einer angenehmen Temperatur erhalten. Als Decke dient ein Federbett. Nichts ist irrationeller als schon beim Neugeborenen und Säugling das Ab­härten beginnen zu wollen.

Das althergebrachte tägliche Baden des Neugeborenen hat während der ersten 8-10 Tage beachtenswerte Nachteile. Es wird dadurch das Austrocknen und Abfallen des Nabelichnurreftes ver­zögert, und es besteht die Gefahr, daß die Nabelschnur durch das Badewasser berunreinigt wird und fich entzündet. In Rücksicht auf die Nabelwunde empfiehlt es sich daher, nach dem eriten Reinigungs bade, die Säuglinge erst nach Abfall des Nabelichnurrestes täglich zu baden. Bis dahin werden nur das Geficht, die Händchen und zwischen den Beinchen gereinigt. Das Aussegen des Bades hat außer dem erwähnten Borteil noch den Erfolg, daß eine bessere Gewichtszunahme in den ersten Lebenswochen erzielt wird.

Da die Kuhmilch reicher an Eiweiß, Fett und Salzen ist als die Frauenmilch, muß fie verdünnt werden und wird dadurch grob chemisch betrachtet der Muttermilch ähnlicher. Nie aber ist die feinere Zusammenlegung, die das Gedeihen des Säuglings so sehr fördert, zu erreichen, noch viel weniger fönnen wir die Schußstoffe herstellen, die dem Kinde durch die Muttermilch geboten werden. Als bestes Verdünnungsmittel sind die schleimigen Abfochungen von Reis und Hafer erprobt. Man gibt im ersten Monat drei Teile Schleim auf einen Teil Milch, im zweiten Monat zwei Teile Schleim auf einen Teil Milch, im dritten Monat gleiche Teile und im vierten Monat unverdünnt! Dabei sind alle Surrogate, die Stärkemehl enthalten, in den ersten fünf Monaten zu vermeiden.

Kleines feuilleton.

Wirtschaftsgeschichte.

Nomaden und Ackerbauer. In älteren ethnologisch­fulturgeschichtlichen Werken begegnet man noch öfter der Anficht, daß die Kulturstufe des Ackerbaues sich erst aus der des Nomaden heraus­gebildet haben. Selbst Forscher wie Hahn und Schurz find der Meinung, daß das Nomadentum eine Verwilderung der Kultur bedeute. Daß diese Hypothese faum zutreffend ist, ergibt sich mehr und mehr aus dem ethnologischen Material, das durch die legten Forschungsreisen ans Licht gefördert worden ist. So weist Prof. Leo Frobenius in einem Auffaz in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde ": Kulturgeographische Betrachtung Nordwestafrikas" darauf hin, daß daselbst die Steppennomaden im Gegensatz zu dem äußeren Eindruck, ben sie machen, eine höhere Kultur befizen als die Hack- und Garten­bau treibenden Stämme, die in den Lichtungen der Wälder wohnen. Diefe Plantagenbauer find wohl materiell bielleicht höherstehend, aber diese materielle Kultur ist mehr ererbt, überkommene Ueber­lieferung, die, an der Scholle haftend, von Generation zu Generation Kleine Verbesserungen erfährt. Sie wirkt bei dem einzelnen Individuum, so lange es in der gewohnten Umgebung bleibt, sozusagen automatisch. enn aber ein solches uraltes Waldvolk in seinem Verfted_auf­gespürt wird, wenn widrige Umstände zu seiner Beriplitterung führen, Die meiste Sorgfalt erfordert die Ernährung des und der Stamm hier und dorthin zerfreut wird und feine Mit­Kindes. Am zuträglichsten ist die Ernährung an der Brust, glieder in neue, ungewohnte Verhältnisse kommen, dann versagt die nur aus gewichtigen Gründen unterlafien werden follte. felbst der wunderbarste Stulturreichtum. Das Volk verkommt und Dabei trägt die Mutter nicht nur zum Gedeihen ihres verschwindet allmählich, weil die feither gepflogenen Gewohnheiten Kindes bei, fie nügt sich auch selbst. Denn durch den Reiz berfagen. Während hier die Kultur in der Umgebung und der Tras des Stillens werden Zusammenziehungen der Gebärmutter angeregt, dition ruht, lebt sie bei dem Steppen- und Wüstenmensch im Kopfe; die seine rasche und vollständige Zurückbildung außerordentlich be- fie beruht auf dem Wissen, den Erfahrungen, die jeder neue Tag günstigen. Zu einer erfolgreichen Durchführung sowohl der natür- mit seinen wechselnden Eindrücken dem Verstande einprägt. So lichen wie der Künstlichen Ernährung des Kindes gehört eine bis ins steht der Nomade jedem neuen ungewohnten Moment, das in seinen Kleinste gehende und streng eingehaltene Ordnung. Diese Drdnung Gefichtskreis eintritt, gleich gewappnet gegenüber und vermag sich bezieht sich in erster Linie auf die Berteilung der Mahlzeiten, die allen Verhältnissen schnell anzupassen. Das führt bei den Nomaden unter allen Unständen genau eingehalten werden muß. Vor allem völkern auch sehr früh zu einer intellektuellen Arbeitsteilung mit muß der Magen des Säuglings genügende Ruhepaufen zwischen den weitgehender Spezialisierung der einzelnen Wissenszweige, wie unter einzelnen Mahlzeiten haben, damit seine Funktionskraft nicht erschöpft anderem das Beispiel der alten Araber beweist. wird und der Magen bereits leer ist, wenn ihm wieder neue Nahrung geboten wird. Phyfiologisch berechtigt ist nur ein sechsmaliges An Verantw, Redakteur: Nichard Barth, Werlin. Drud u. Verlag: Vorwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin SW