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mann ein anderes Geficht; immer aber wird vor seiner Majestät| wie die voreilige Entscheidung für einen Beruf, dem man förperlich die Richtigkeit irdischer Größe, die Nichtigkeit allen Erdenkampfes nicht gewachsen ist. Viele Seelenqualen, Geldopfer, Zerwürfnisse fühlbar. Was ist alle Gier nach Besiz, nach Liebe, aller Nacheburst und Zeitverluste sind die unausbleibliche Folge folchen Leichtsinns. und alles Rachestillen? Der Sensenmann kommt und macht feinen Darum ist es vielleicht gerade im gegebenen Zeitpunkte nicht unanSchnitt. Am stärksten offenbart fich Michaelis' Gestaltungskraft in gebracht, daran zu erinnern, daß nicht alle Berufsarten gleichmäßige der ersten Novelle: Der Papst. Hier ist alles meisterlich geformt, ein Anforderungen an die Güte und Tüchtigkeit der Augen stellen, und Stück Renaissance in brennenden Farben hingemalt. Künstlerisch am daß daher bei nicht normalem Zustand der Augen eine weise Auss nächsten dieser Novelle steht die lezte: Der Kezer. Giordano Brunos wahl getroffen werden muß. Glaubensmartyrium und seine Verbrennung. Eine fühne Phantasie Daß ein Lahmer nicht Seiltänzer werden kann, leuchtet jeder paart sich mit dem Gluthauch des Seelischen, dabei bleibt eine mann ein. Ist es etwa aber anders zu beurteilen, wenn Schwachs scharfe Gegenständlichkeit bestehen, die die Geschehnisse mit Leben sichtige durchaus in Berufe hineingepreßt werden, die gerade eine tränkt. Hier tut einer wieder einmal einen fühnen Griff ins Aben- große Feinheit des Sehens zur Voraussetzung baben? Da soll teuerliche, ins Romantische alter Form, bei dem das Rüstzeug starker vielleicht ein Jüngling mit starker Verbildung der Hornhaut( Astig Ritter, Tod und Teufel zu finden sind und Wunder geschehen.| matismus) Lithograph oder ein Mädchen mit trüben Hornhautflecken Keineswegs die himmelblauen Wunder verzückter Schwärmer, wohl vor den Pupillen Schneiderin oder Stickerin werden. Der Fehlschlag aber die blutroten Wunder des Lebens, die alt und ewig neu find. Nicht mehr die fleinen Liebesschmerzen, aus denen unsere Generation der erotischen Männlein und Weiblein ihre großen" Bücher machen, nicht mehr die unfruchtbare Selbstbespiegelung, das intime Genießen besonderer Zustände, oder die billige Feld, Wald- und Wieienberherrlichung. Ein Labebuch unter der Menge der blaffen Aestheten bücher. Michaelis hat Einfühlungskraft und Prägnanz des Ausdrucks, er ist voller Gesichte und von bildhafter Anschaulichkeit. Auch wo er reflektiert, kein denkender Geist kann dem entrinnen, rundet fich alles zum Bild. Er hat mehr zu geben als nur die hypnotischen Griffe der Literatur, er versteht jene Hypnose, die Gefühlsübertragung ist und Bezwingung und Stärke.
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Kunft.
ist gewiß. Ebenso unzweckmäßig wäre es, einen zu höhergradiger Surzfichtigkeit Neigenden, der vielleicht gar noch erblich be lastet ist, Berufsarbeiten zuzuführen, die geeignet sind, die Kurz fichtigkeit noch weiter zu erhöhen und dadurch große Gefahren für die Augen heraufzubeschwören. Andere Berufe find wiederum für start Uebersichtige wenig geeignet, weil sie bei ihnen zu frühe Ero müdung und mangelnde Ausdauer herbeiführen. Auch gibt es Berufe, die ihrer Eigenart nach eine immerwährende Bedrohung der Augen darstellen und daher niemals von Einäugigen oder solchen Personen ergriffen werden sollten, die nur über ein gutes Auge verfügen. So ist es bekannt, daß bei der Bearbeitung von Eisen fast ständig größere oder kleinere Splitter durch die Luft schwirren und die Augen verlegen können. Lernt nun ein junger Mensch mit nur einem brauchbaren Auge zum Beispiel das Schlofferhandwerk Peter Altenberg : Bilderbögen des kleinen und wird an eben diesem Auge in schwerer Weise verlegt, Lebens. ( Verlag von Erich Reiß , Berlin- Westend.) Wieder ist so bleibt er ein Krüppel sein Leben lang. Daß ein Mensch mit nur eine Reihe Altenbergscher Gedankensplitter zum Buche vereinigt und einem Auge oder aus anderen Gründen beschränkten Gesichtsfeldes wieder schließt sich das Einzelne zum Ganzen, zur Lebensphilosophie nicht Chauffeur werden sollte, braucht nicht auseinandergefegt zu eines Zeichendeuters. Es gibt nichts Unbedeutendes in der Welt, es werden. Auch Störungen des Farbenfinns machen die Wahl getommt nur auf die Anschauungsweise an, dieses Goethewort hat wisser Berufe unmöglich. Man stelle sich die Verwirrung und die Altenberg zum Motto genommen. Das Goethesche:„ Greift nur Verwechselungen vor, die ein Farbenblinder in einem Seidenbandhinein ins bolle Menschenleben" hätte ebenso gut gepaßt. Denn für geschäft oder in der Damenkonfektion anrichten muß! Bei manchen Altenberg , dem Schauenden wird alles Kleine groß, aus Kleinig- Berufen, zum Beispiel im Eisenbahndienste, wird ja die Zulassung teiten tönt ihm die Sinfonie des Lebens„ Kleinigkeiten morden" von dem Nachweis eines normalen Farbenerkennungsvermögens und Kleinigkeiten geben Seligkeiten. So figt er über dem Leben, durch ärztliche Untersuchung abhängig gemacht. ein Momentphotograph, und malt seine Bilderbögen. Ja, er malt Ueberaus mamigfaltig sind die Möglichkeiten, wie Mängel des sie aus seine Platten, nicht mit dem Schmuck der Worte, nicht mit Sehorgans die Erfüllung von Berufspflichten stören oder verhindern. den Schnörkelfarben der Phantasie, sondern mit dem Impressionismus Aber das Gesagte allein wird schon genügen, um allen, die es aneines erkennenden Geistes. Was die Kurzfichtigen für Manier geht, flar zu machen, wie notwendig bei der Entscheidung über den nehmen, die Bequemen für Spielerei, ist ureigene Natur eines be- zu ergreifenden Beruf eine Rücksichtnahme auf den Zustand der Augen wußten Zusammendrängers, dessen dessen Extraktftil fich orakelhaft ist. Möge es, fobald irgendwelche Erkrankungen der Augen oder ins Heilandsmäßige steigert, wenn das" Seherische" über Abweichungen vom normalen Sehen vorhanden sind, niemand verihn fommt. Mit meinen Kleinen Erfahrungen und noch fäumen, vor der endgültigen Entscheidung sich mit einem Augenarzte fleineren Talenten will Dr. N. Niger. Leben ich das aufdecken, schreibt ins Einvernehmen zu setzen. er und es kommt ihm nicht darauf an, Salzwaffeln, Kochrezepte, States, Automobile, neben Hungerfünstlern, Else Wiesenthal, Kinematographen. Nonacher- Varieté und Klimt- Ausstellung ins Bereich Die Sammlung chinesischer Bilder in London . feiner Betrachtung zu ziehen. Und so wichtig der Untersuchung wie Die stattliche Sammlung chinesischer Gemälde, die zu Anfang Ehe, Liebe, Eifersucht, Freundschaft dünfte ihn Klofettpapier aus vorigen Jahres auch in den Räumen der Berliner Akademie der japanischer Pflanzenfafer und richtig funktionierende Manschettenknöpfe. Künste ausgestellt worden war, ist jetzt zu einem erheblichen Teil an Bon den grotesken, lächerlichen und daber tragischen Dingen der das Britische Museum in London verkauft worden. Frau Olga Julia reichen Leute redet er am liebsten und noch lieber mit apostolischem Wegener, die durch eine dreijährige Tätigkeit in China diese Fanatismus predigt er fein Evangelium von der physiologischen einzigartige Sammlung zustande gebracht hatte, hat damit in Regeneration. Bom Leibe geht die Kultur aus, nicht vom Geiste England eine Anerkennung gefunden, die ihr in Deutschland fagen alle feine fleinen Kapitel und es ist um so tragischer, Beter bisher leider verfagt geblieben war. Auch das Britische Museum Altenberg mit dem Leitmotiv: Mensch fein heißt Stoff- hatte die Fonds zur Eriverbung der Sammlung nicht bereit, aber wechfeln jezt einsam hingestreckt in einem Sanatorium zu die größten Autoritäten sprachen sich mit solchem Gewicht über die wiffen. Er hat es mit seinem Glauben an den Sauerstoff und die Bedeutung der Sammlung aus, daß die nötige Summe wenigstens Lebensenergien durch diätetische Lebensweise so wenig weit gebracht, für die Erwerbung eines Teiles der Gemälde gezeichnet wurde. wie mit seinen Katechismenbüchern bei der Maffe. Wer über Käie, Unter den Gutachten, die von maßgebe..der Seite über die SammThunfisch und Paradeissauce ein Essay mit der gleichen Andacht lung abgegeben wurden, interessiert am meisten wohl das von schreibt wie über Moral und andere erlauchte Dinge, muß ein Alma Tadema , dem berühmtesten englischen Maler der Gegenwart. Charlatan sein. Mit wehmütiger Selbstironie hat er dies in dem Er schrieb:" Um den großen Flug der japanischen Kunst zu ber Stapitel vom Spazierstock in dem Schlußfaz gloffiert: Er ist ein stehen, ist die Kenntnis threr Vorläufer in China notwendig und Stod- Narr, man muß ihn schonen." Als Bohemienseele, die im bei der Betrachtung der Sammlung enthüllte fich mir ein ZufammenHundetrabstil ihre Gloffen notiert und sie dann der Welt mit Wurftig hang von Jahrhunderten künstlerischer Entwidelung, und zwar einer feit präsentiert, wird Peter Altenberg weiter gewertet werden. Das folchen von der schönsten Art. Vögel, Blumen, Tiere und mensch Kindliche und das Philosophische seiner Natur wird verkannt bleiben. liche Figuren find alle von gleich erstem Range und der künstlerische Wert von dem allen ist so groß, daß es taufendmal schade wäre, wenn der Besitz diefer Sammlung unserem Bolle nicht gefichert werden würde." Mit noch größerer Bestimmtheit nach derselben Richtung äußerte sich Artur Morrison, der zur zeit als der größte Kenner chinesischer Gemälde in Enggilt. Mit dem Abschluß des land Verkaufs att bas Britische Museum ist nun ein Teil der Sammlung, 150 Bilder, für Deutschland endgültig verloren gegangen, und wegen der Erwerbung weiterer steht das Museum noch in Verhandlung. Außerdem sind noch 80 Bilder im Musée Guimet in Paris ausgestellt. Das Britische Museum besaß übrigens schon eine fleinere Zahl chinesischer Gemälde, während diese in deutschen Museen noch fast gänzlich fehlen.
Kleines feuilleton.
J. V.
Berufswahl und Ange. Die Osterzeit naht. Für viele junge Menschen, welche die Schule verlassen, um sich nun in das große Heer der werktätigen Maffen einzureihen, bedeutet fie einen, vielleicht den entscheidenden Wendepunkt ihres Lebens, und viele Väter und Mütter mögen jetzt mit sich und ihren Kindern zu Rate gehen, in welchem Berufe wohl für ihren Sohn oder ihre Tochter die beste Aussicht auf ein gedeihliches Fortkommen bestände. Leider wird, wie die Erfahrung Lehrt, bei Erwägungen dieser Art teils aus Understand, teils aus Gedankenlosigkeit ein Um( Herr Bode hatte in seiner Allwiffenheit die Sammlung als stand nur zu oft oft außer Rechnung gelassen, die Frage japanische Stopien abgelehnt; er will fich für das asiatische Museum, nämlich, ob auch der Zustand der Augen den Anforderungen des zu das er plant, wohl lieber mit Hilfe des in vielen Künsten erfahrenen erwählenden Berufes entspricht. Und doch rächt sich nichts so bitter, Herrn Gretor das nötige beforgen.) Berantw. Redakteur: Richard Barth , Berlin . Drud u. Verlag: Vorwärts Bucheruderei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW.