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md Naturwissenschaften angebahnt habe. Doch haben die unter: Guftav af Geijerftams
fuchungen Kants fast nur der mathematischen Naturwissenschaft gegolten; es sei indes an der Zeit, auch die empirische( auf Erfahrung begründete) Naturforschung unter den Gesichtspunkt der transzendentalen Methode zu stellen. Als eines der wichtigsten Probleme ergibt sich dabei das der Realität( die Frage nach der Wirklichkeit der äußeren Welt und ihrer Bestimmungen). Daß Ich will nicht auf den Satz der Formalisten schwören, daß der ie Naturobjekte nicht mit Empfindungen oder Empfindungs- Menich hinter dem Künstler in seinen Werken verschwinden müsse. Tomplexen zusammenfallen, wie namentlich Mach behauptet hat, Gewiß, die große Kunst läßt Privatangelegenheiten unter sich, fie und daß sie auch nicht als Begriffe zu charakterisieren sind, geht erhebt sich in die objektiven Höhen der Entpersönlichung. Es fann aus den Beschaffenheiten und Beziehungen, die man ihnen bei uns das Genie in Paradiese führen, dieweil es selbst in der Hölle legt, unzweifelhaft hervor. Sie sind Gegenstände, die von der haust. Es gibt aber auch eine Kunst, in der der Dichter nicht vom sebenden und bestimmenden Tätigkeit des Forschers unabhängig Menschen zu trennen ist, in der das Erlebnis zum Bildner wird. bestehend gedacht werden. Die Veränderungen in der leblosen und Ich meine nicht die kleinlichen Jch- Produkte, die die Welt in eigener lebenden Natur werden uns zwar an den Inhalten unserer Wahr- Sache belästigen. Ich meine jene ganz in die Atmosphäre des nehmung bewußt, aber sie sind diesen aufgenötigt, sie sind für die Herzens getauchten Bekenntnisbücher, unter derem Dichterischen uns Empfindungen erzwungen. Das reale Geschehen muß daher in immer ein Hauch des Menschen, der sie geschrieben, anweht. Die realen Vorgängen seine Quelle haben, an reale Objekte gebunden reife, plastische Kunst eines Konr. Ferd. Meher z. B. fann mich ents fein. zücken, aber ich sehe in ihrer talten Klarheit nicht den Menschen Auf diesem Wege gelangt die Naturwissenschaft zur Kenntnis K. F. Meyer dahinter, ich fühle nur sein Werk. In den ganz von der Körperwelt, und damit ist zugleich das Verfahren der Reali- Seele durchströmten Geschichten Gustav af Geijerstams aber, fierung der Bestimmung von Naturgegenständen gegeben. Die die hier in gesammelter Ausgabe, vornehm und gefällig ausKörper sind Inbegriffe von Möglichkeiten des realen Geschehens gestattet vorliegen, fühle ich in jeder Zeile den Menschen, spüre seine oder Träger davon und damit ergibt sich, daß sie nur so weit er- Nähe und werde vertraut mit ihm wie mit einem offenen Freunde. tennbar sind, als die real zu deutenden Veränderungen und Be- Das sind die warmen Bücher, die Herzensbücher, die vielleicht ziehungen unserer Sinneseindrücke dazu Veranlassung geben. Der nicht in die Höhe der großen Geistesbücher hinaufragen, die man Redner schloß mit einem Appell an die Naturforscher, sich den aber lieb gewinnt wie was Lebendiges. Geijerstam, der sich in Realismus durch phänomenalistische Grämlichkeiten( Phänomena- Deutschland längst einen festen Plaz erobert hat, ist Schwede, aber lismus ist Auffassung der Welt nicht als Wirklichkeit, sondern als die Wiege feiner Ahnen stand in Nürnberg . Er ist gemütbeladen, bloße Erscheinung) nicht verleiden zu lassen. Wenn ihre Aufgaben hat das Innige und die Poefie, die Vier- Wände- Liebe, die das reinlich geschieden werden, gedeihen Naturwissenschaft und Er- Erbteil der Deutschen ist. Geht man nicht gern durch die trauliche tenntnistheorie am besten. Für die Erkenntnistheorie leisten die Stille eines fränkischen Winkelstädtchens, durch seine poefieerkenntnis- theoretisierenden Naturforscher in der Regel ebenso umsponnene Enge? Ein leiser Spießerzug liegt darüber, aber nicht wenig, wie die ästhetisierenden Künstler für die Aesthetik. Ueber- auch ein heimeliger Bauber? Ich spreche von Spießerzug und Enge, laffen wir die Erkenntnistheorie den naturwissenschaftlich un- weil die Kühlen, die Gescheiten Geijerstam mehr als einmal den produktiven, aber die Naturwissenschaft verstehenden Philosophen! Philister an den Stopf geworfen haben. Wo ein Dichter sein Herz In den allgemeinen Sigungen schließt sich an die Vorträge feine aufzeigt, fich nicht der Tränen schämt und der weichen Güte, das Haus, das Häusliche Diskussion, und daher mischte sich in den reichen Beifall, den der Bortragende erntete, fein Migton. Andernfalls wäre wohlt energisch schnell mit einem geringschäßenden Lächeln da. zu seiner Welt macht da ist die kritische Ueberheblichkeit" sehr darauf hingewiesen worden, wie gerade die Naturforscher der doch selbst von dem nicht verstehenden Freunde Strindberg erleben Hat Geijerstam es Erkenntnistheorie die nötigen Bausteine liefern müssen und daß müssen, daß er ihm vorwarf, er mache aus jedem fleinen Ehezwift erkenntnistheoretische Untersuchungen ohne eine genaue Kenntnis der ein Erlebnis und daraus Literatur. Aber nun, da wir die EheVorgänge bei den Sinneswahrnehmungen stets in die Frre führen und Freundesgeschichten Geijerstam zusammens vor uns haben, zeigt müssen. Gegen das Schlußwort des Referenten seien nur die Worte fich erst, mit welcher Einheit und Stärke er sein Lebenswert schuf, Helmholtz' angeführt, des großen Naturforschers und Philosophen: dieses große Liebeswert, das einer kampffüchtigen Zeit zurief: Die Philosophie ist unverkennbar deshalb ins Stocken geraten, Lernet einander verstehen, denn das größte ist die Liebe! Bon der weil sie ausschließlich in der Hand philologisch und theologisch ge- Tragik der Ehe, der Familie hat er immer und immer wieder ge bildeter Männer geblieben ist und von der kräftigen Entwickelung schrieben. Vom„ Kampf der Seelen", die das Glück suchen und das der Naturwissenschaften noch kein neues Leben in sich aufgenommen Leid finden und auch andere leiden machen. Und er grübelt dem hat.. Ich glaube, daß die deutsche Universität, welche zuerst das Wagnis unternähme, einen der Philosophie zugewendeten Naturforscher Ewigen Rätsel" nach, warum aus einer glüdlichen Zweisamkeit immer eine unglückliche Einsamkeit, eine„ Komödie der zum Philosophen zu berufen, sich ein dauerndes Verdienst um die Ehe" werden muß. Ein noch immer lauschender Poet, deutsche Wissenschaft erwerben würde." spürt er die„ Gefährlichen Mächte auf, die zwei Unschuldige schuldig werden lassen und sie in das Martyrium der
und
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wie
feminin!
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Es folgte als zweiter Vortrag einer von Geheimrat Professor Dr. Cremer- Göttingen über" Pubertät und Schule". Vereinsamung zu zweien schleudern. Fern von den Aufreizungen Gerade in der Zeit der Entwickelung der Pubertät( Geschlechtsreife), der Welt und den aktuellen Fragen( Geijerstam fing an der Seite führte der Vortragende aus, hat das Gehirn eine Riefenarbeit zu Strindbergs mit revolutionären Tendenzen an und flüchtete nach bewältigen, weil aus dem in Kurzschlüssen denkeuden und urteilslos Enttäuschungen zur Walstatt, da die stillen, innerlichen Stämpfe aushandelnden Kinde ein auf Grund abstrakter Vorstellungen selbständig gefochten werden) feiert er die Frauenmacht" und die Ehe mit dem urteilendes Individuum wird. In der Pubertät differenziert sich auch" Haupt der Medusa". Und auch die Kindesmacht hat er in seinem die individuelle Neigung und Veranlagung wie auch die ersten Buch vom Brüderchen" erschütternd geschildert, in diesem tränentriminellen Ausschläge fast immer in die Pubertätszeit fallen. Auch getränkten Buch der Trauer und des Todes. Durch alle seine Bücher ausgesprochene psychische Störungen und Schwachsinnszustände reichen geht das Sterben, sei es leiblich oder seelisch, denn die Menschen, mit ihren Wurzeln oft bis in den Beginn der Pubertät die sich finden und verlieren, sind keine starten, sondern zerbrechliche zurüd. Wichtig sind auch die gerade in der Pubertät einsetzenden, Mimofenseelen. Sie haben nicht das robuste Wikingergewissen, das durch zu rasches Wachsen und Stoffwechselveränderungen bedingten sich sein Glüd erkämpft, sie sind von jener Gewissenszartheit, die anämischen Störungen und auch gewisse hysterische Büge. Solche unter einem Blick, einem Gefühl, einem Wort verblutet. Wo sich Kinder müßten von den nicht unbedingt erforderlichen Stunden befreit werden und womöglich im Hochgebirge oder an der See ihre weitere Ausbildung erfahren. Aus seinen Betrachtungen fommt der Redner zu den Forderungen oder Lehren: Nicht allzu viel Milde gegenüber der heranwachsenden Jugend in der Pubertät, sondern stramme Schuldisziplin, für den Erzieher der Jugend aber die Notwendigkeit, sich selbst mit den frankhaften Erscheinungen der Bubertät immer vertrauter zu machen, um schwachsinnige und psychopathische und beim weiblichen Geschlecht namentlich auch hysterische Individuen zu deren eigenem und der anderen Kinder Besten zu Berücksichtigen und eventuell, wo es erforderlich ist, aus dem gemeinschaftlichen Unterricht zu entfernen.
die Menschen in den geräuschvollen Taten- und Geschehnisbüchern zerfleischen, fönnte man von den über den Abgründen des Unbewußten sich marternden Menschen in Geherstams lautlosen Gefühlsbüchern sagen, daß sie sich„ zerseelen". Und doch ist G. fein Desillusionsdichter wie Jakobsen, bon dem er unzweifelhaft befruchtet wurde. Wo dieser im stummen Kampf und Nichtverstehen der Geschlechter als troftloser Pessimist verhauchte, wo Strindbergs einseitiger Haß geboren wurde, erwuchs Geijerstam die versöhnende Güte. Er wurde zum refignierten Vermittler. Wir finden in allen seinen wehmütigen Geschichten von Enttäuschungen, Ringen und Zerbrechen liebender Menschen nicht den beschränkten Kampf von Wesen gegen Wesen, sondern die unhörbare, ununterbrochene Zwiesprache Der Vorstand und der wissenschaftliche Ausschuß beschloffen in zwischen Mensch und feiner mitteilungsarmen Seele, die sein Schicks einer gemeinsamen Sigung, einer Einladung der Stadt Karls- fal- wird. Geijerstam fängt, toie Jbsen in seinen Familiendramen, rube folgend, den nächstjährigen Naturforscher- und Aerztetag in da an, wo andere aufhören. Da wo die große Unruhe erst beginnt, Karlsruhe abzuhalten. im Zusammenleben. Und am Ende leuchtet doch der Frieden über Die Abteilungen nahmen am Nachmittag fast überall unter dem Kampf: die Unterwerfung unter unbekannte Mächte, läßt die startem Andrang ihre Arbeiten auf. Ganz besonders start besucht Bitterkeit der Seele verschwinden, bändigt Haß und Häßlichkeiten und find die Abteilungen für Dermatologie( Hautkunde), Bakteriologie. hebt die Schuld auf. So find Geijerstams Romane Familienbücher im Kinderheilkunde und Phyfit. Es sind im ganzen 29 Abteilungen ge- edelsten Sinne. bildet, darunter 11 Abteilungen der naturwissenschaftlichen Hauptgruppe und 18 Abteilungen der medizinischen Hauptgruppe. Berantw. Nedakteur: Richard Barth , Berlin .
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J. V.