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ftärker und rühriger als die in anderen Stäbten von gleicher Be-| Seele gefchenkt. Und nach dem Attentat des Soldaten Milano, der deutung. Die paar hundert Arbeiter, die Sozialisten genannt ihm bei einer Nebue einen wuchtigen Bajonettstich bersetzte, vers werden können, haben es doch immerhin zu einem bierseitigen düsterte sich sein Wesen. Von dem Verdacht, daß Mörder ihm stetig Wochenblatt gebracht, ein Kunststüd, das unseres Wissens noch auf den Ferien seien, ließ er sich höchstens inmitten feiner Schweizerfeiner Parteigruppe in einer englischen Stadt geglüdt ist. Das földner, einer ihm persönlich nechtisch ergebenen Truppe, abbringen. Stadtparlament hat auch seine Arbeitervertreter. Da sie zumeist Er besuchte sie gern in ihren Kasernen und plapperte mit ihnen in Trade- Unionisten alten Schlages find, so hat das wenig zu be- ihrem Dialeft, den er einst als 8ögling des berühmten deuten. Der rote Hecht der Arbeitergruppe ist der Sekretär der Fellenbergschen Instituts zu Hoftoyl bei Bern passabel Lokalorganisation der Arbeiterpartei. Er ist ungalant genug, die erlernt hatte. Auch ihren heimischen vierstimmigen Chören Geißel der Kritik auch der Unionsmannschaft fühlen zu lassen. Als lauschte er mit Vergnügen, und auf Märschen wie in die Delegierten zum Gewerkschaftskongreß die erste Sigung ver- Manöverpauſen wurden die fangestundigen Wächter oft ließen, in der sie den blaublütigen Lordmahor und Gewerkschafts- plößlich zu ihm hinkommandiert, damit sie sich produzieren. feind Fizwilliam wegen seiner Herablassung, die Delegierten mit hatten fie die Majestät erheitert, gab's reichlich zu faufen. einer Rede und einer Einladung ins Rathaus zu beehren, stürmisch Ferdinand fannte ihren nie erlöschenden Durst und pflegte deshalb applaudiert hatten, empfing fie das Häuflein unverföhnlicher Ar- zu sagen, er vertraue den Schweizern unbedingt alles beiter mit brutal unzweideutigen Hohnrufen und weit schallenden an bis auf die Sellerschlüssel. Protesten. Gar mancher von der alten unionistischen Garde ballte seine Faust und fand nur Worte der Berachtung für diese vermaledeiten Ruheftörer, die zu schlecht erzogen seien, um die Noblesse des Lordmayors zu respektieren.
Von einem Hochfeligen.
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In der lezten Spanne feines unseligen Daseins weilte er meist in dem streng bewachten Schlosse von Caserta , und hier gab er auch einer richtigen Hanswurstlaune nach. Der geweiene preußische Leutnant Wilhelm Rüst o to, der nach 1848 in der Schweiz ein Asyl fand, ins eidgenössische Heer eintrat und sich durch eine Reihe militärtheoretischer Studien einen ausgezeichneten Namen erwarb war im Sommer 1860 von Garibaldi zur Führung einer Brigade der italienischen Südarmee berufen worden. Die Erlebnisse dieies Feldzuges schilderte Ristow in seinen heute fast vergessenen Er gesinnerungen; er erzählt darin auch von einer wunderlichen Ueber raichung, die ihm zu Cafert ward, als er dort mit Oberst Medici zu fonferieren hatte. Diefer," berichtet jener, hatte die Zimmer des linken Flügels, die Ferdinand vormals bewohnte, für sich in Beschlag genommen. Er war bei meiner Ankunft abwesend. Ich wartete auf seine Rückkehr im töniglichen Schlaf- und Toilettengemach. Es war dort in einem Glasirant eine ansehnliche Bibliothet, und um die Langeweile zu bannen, gedachte ich ihr irgend ein Wert zu entnehmen. Beim Ueberfliegen der Titel ergab sich, daß alle bedeutenden Erscheinungen der italienischen Literatur jeit dem 16. Jahrhundert da waren, offenbar von einem vorzüglichen Stenner nach Fächern höchst sorgfältig zusammengestellt. Meine Wahl war endlich getroffen und eben wollte ich den Schrank öffnen, als ein betagter Diener hereinkam und grinsend mir bemerkte:„ Es ist mochte und konnte dies unmöglich annehmen, aber es verhielt sich nichts, ist Holz!" Ich verstand erst nicht, was der Kerl meinte, ich gleichwohl so. Diese Bücher saren überzogene, mit Aufschriften in Goldbuchstaben versehene Holzstücke und diese Bücherei diente lediglich als Schirm für den Toiletteranm, in dem der Nacht stuhl sich befand. Daß dieies Objekt der ureigenfte Gedanke Ferdinand II. war, bat man mir bestätigt." Ein niedliches Pendant zu Potemkins gemalten Dörfern.
Der junge König von Portugal ward in die Brombeeren" fchidt; vor einem halben Jahrhundert hatte auch der junge König von Neapel , Franz II. sein Bündel zu schnüren. Die Voriehung arbeitete damals erfreulich prompt; es war ja freilich im Süden alles reif, überreif. Fränzchens Papa, Ferdinand II. , war der erste Herrscher gewesen, der 1852 das aus dem Staatsstreich hervor gegangene französische Kaiserreich anerkannte; batte er doch ielber eine Berfaffung gebrochen, so mußte ihm Louis Napoleon gewiß sympathisch sein. Daß dieser Mitfünder sieben Jahre später Jialien feine Rothofen zu Hilfe schicken, würde, abnte jener zwar nicht; doch war, als er im Frühling 1859 das Zeitliche segnete", die Aktion, infolge deren das Königreich beider Sizilien von der Karte verschwand, bereits im Gange. Und dem Sohn fehlte so ziemlich alles, um den Nehraus abzuwehren, er war ein Brinz und sonst nichts mehr, die Krone rutschte ihm vom flachen Kopf.
Mit Ferdinands II. Brutalitäten und Epäßen ließe sich ein statt licher Band füllen; es wäre namentlich daraus zu ersehen, wie abscheulich niedrig die Hochgeborenen oft denken. Unglaubliches hat er geleistet. Man fennt des jungen Gladstones flammenden Brief über bas Los der politischen Gefangenen. Doch niemand zeichnete den Heuchlerischen Tyrannen prächtiger als die eines Märtyrers jener Epoche, als der brave und selbstlose Settembrini in seinen Memoiren es tat:„ Erzogen von subalternen Beamten," heißt es darin ,,, welche bei den Bourbonen als beste Ratgeber und Anhänger galten, lernte er von ihnen zwei dem untersten Pöbel eigenen Laster: die Lüge und das Bossenreißen. Höfliche Worte und Versprechungen waren ihm nur Künste der Verlogenheit; er drehte sich um und fagte zwinkernd zu seinen Leuten, die Welt wolle gefoppt fein und ein Monarch müsse das besser als jeder andere kennen. Keiner tam ihm vor die Augen, ohne von ihm einen Spottnamen zu empfangen. Jedem warf er eine Bosheit zu; er ergößte fich, einem greifen Höfling die Waden mit der Reitpeitsche zu streichen, ihn stürzen zu sehen, ihn schreien zu hören; die Verrenfungen des Mißhandelten gewährten thm Wonne. Einst wollte sich seine Gattin Christine ans Klavier setzen; er ichob ihr den Stubl weg und mederte bergnügt, worauf fie entrüftet sprach:" Ich glaubte den König von Neapel geheiratet zu baben, nicht einen Lazzaronil" Sie hatte den rechten Ausdruck geprägt, er war ein Lazzaronihäuptling, gemein, habiüchtig, abergläubijch und hielt einen jeden Menschen ohne weiteres für schlecht; der Schlimmste der Schlimmen auf dem Throne!"
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Sein Instrument war bis 1848 jener verruchte Delcaretto, der den Marchesentitel und den Marschallstab sich wesentlich dadurch er gaunerte, daß er in Kalabrien nach einem belanglosen Aufstand bestialisch hauste. Dreißig Nebellen ließ er hängen, darunter einen achtzigjährigen Priester. Wie Settembrimi zu Anfang der fünfziger Jahre unschuldig in Banden lag, hätte er gleich anderen Leidensgenossen fich lostaufen können; denn ein gutgefinnter" Advokat trieb den Handel systematisch und mit Wissen des Königs, dem lieber war, man wähne, seine Milde sei für Geld zu haben, als daß man Argwohn schöpfe, er laffe aus Schwäche Gnade er geben. Von englischer Seite wurden Settembrini die nötigen Mittel angeboten; er aber mochte die Freiheit weder erschachern, noch erbetteln und lehnte fie dankend ab.
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Kleines feuilleton.
Mufit.
d. g.
Das 20. Stiftungsfest des Deutschen Arbeiter. Sängerbundes, Gau Berlin und Umgebung, das am Sonnabend im Brauereisaale Friedrichshain stattfand, brachte Leistungen, denen im ganzen ein erfreulicher Fortschritt gegen frühere Darbietungen anzumerfen war. Im ganzen zeigte sich auch, daß die einzelnen Dirigenten ihre Chöre mit Sorgfalt geschult hatten und daß die einzelnen Sänger fich willig den Anforderungen hingaben, die namentlich an präzises Zusammenklappen und an deutliche Aussprache zu stellen sind. Wie weit sich dies auf die Dirigenten, auf die Mitglieder und auf den Vorteil einer längeren Trabiton eines Chores verteilt, ist schwer zu sagen; es würde sich empfehlen, auf jedem Programm zu dem Namen des Chores das Jahr seiner Gründung und zu dem des Dirigenten das Jahr seines Amtsantrittes anzugeben. Um aus den Chorleitern einen hervorzuheben, dessen Einfluß auf seine Sänger uns besonders eindringlich und gut abtönend erschien, nennen wir Herrn Tobias, den Leiter des Weißensee"( es heißt, er habe den Chor erst seit furzem in seiner Hand).
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Der Maßstab, der an diese Sangesleistungen anzulegen ist, darf allerdings nicht von solchen Chören hergenommen werden, die wegen ausgedehnterer künstlerischer Beschäftigung ihrer Mitglieder hohe Borzüge in der feinen Abtönung des Vortrages und in der Klangschönheit der Stimmen erreichen können. Letztere leidet besonders leicht unter einer sehr begreiflichen Erscheinung, die gerade diesmal zu merken war. Menschliche Stimmen unterscheiden sich nämlich oft Jm Schoße seiner Familie spielte Ferdinand den Zärtlichen. Er sehr durch eine hellere und dunklere, flachere und vollere, härtere und diktierte dem Thronerben fleißig Regentenweisheit und was für weichere Klangfarbe; fingen nun solche Stimmen und namentlich solche eine! und befliß sich auch forrettester Frömmigkeit. Begegnete er Tenöre zusammen, und wetteifern sie gar noch in der Stärke, fo auf einer Ausfahrt durch die Straßen der Stadt einem hohen wird der Gesamtflang leicht raub, mit einer Neigung zum harten. Pfaffen, so stieg er aus und fuiete vor ihm nieder. Den Heiligen So war es z. B. beim„ Süd- Ost"; und im„ Namenlos" tonnte man bildchen in seinem Palaste warf er Kußbändchen zu. Jm Heere deutlich zwei besonders eindringliche Tenore hervortreten bören, ward jeder Waffengattung ein besonderer Schuppatron ber- deren einer mehr hart und„ teblig" fang, der andere mehr hell und ordnet. Die Jefuiten waren ihm insofern genehm, als sie das weich. Bei der Neigung des ebengenannten, übrigens sonst wieder Bestehende" verteidigten; er fürchtete sie aber mehr als er sie ver- gut abgetönten Chores zum Piano wird die nötige Ausgleichung ehrte. Der Liberalismus aber war ibm in jeder Form zuwider, wie dem wohl noch leichter sein, als beim vorgenannten, der jedenTeufel das Weihwasser und zur raffinierten Ausspionierung der ge- falls fein Forte zurüdhalten und auf eine vollere Färbung bildeten Klassen verwendete er einen Schwarm von Spigeln, die ihm der Volale o und i achten soll. Es scheint, daß die überall horrende Summen lofteten. Volles Vertrauen hatte er nie einer anzutreffende Vorliebe für Uebungen auf dem Vokale a auch bei