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Ich verspred es," rief er überwältigt und ffredte feine eines Morgens blinkend and licht als guter Freund in unserm Lat Arme nach ihr aus. erscheint.
,, Dant," hörte er sie noch fagen. Dank, lieber, lieber Babel," und alles war vorbei, die Lichterscheinung entglitten. Die Oberin hatte Milada mit sich fortgezogen, er war allein. Bald darauf öffnete die Pförtnerin die Tür und blieb an derselben stehen, die Klinke in der Hand. Pavel leistete ihrer Stummen Aufforderung Folge, er trat in die Halle, er trat ins Freie. and laid 16.
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Wie ruhig es hier oben ist! Fremde Gefichter tauchen nur felten bei uns auf, und auch die Einheimischen, die auf dem steinigen totenstill ist's dennoch nicht. Etwas regt fich beständig. Je nach Bergweg täglich vorüberkommen, find gar leicht zu zählen. Aber der Stimmung fäufelt oder rauscht hinter dem Hause der schöne Buchenwald , mein lieber Freund. Ein frischer Quell fprudelt unmittelbar aus dem Berge Berge feinen reichlichen on Segen in einen mit malerischem Grünzeug nmranften Steintrong. Der Dbsthain, der das Haus fo anmutsvoll umgibt, ist vögel, die hier ein ungestörtes Dasein genießen; und ein ganzes beinahe das ganze Jahr hindurch belebt vom Jubel zahlreicher Sing eer unermüdlicher Grillen, Käfer, Bienen und Fliegen liefert an fonnigen Tagen in den blumigen Wiesen dem bunten Schmetterlings voll die lustige Ballmusik. Vom fernen Dorf tönt Stundenschlag und Glockenläuten zu uns. Aber noch mehr bestimmend für unfere Beitrechnung find die Eisenbahnzüglein der Nätischen Bahn, die unten im Tal dahinrollen. Wie gerne sieht man zu dem Weltverkehr hin, der einen so wenig belästigt, wie uns das gesamte Bahnwesen des Prättigaus.
175 Babel schritt langsam über den Blab, der ihm einst einen To großen Eindruck gemacht und für dessen Herrlichkeiten er heute feinen Blick hatte. Das Glücksgefühl über das un erwartete Wiedersehen mit Milada zitterte noch eine Weile in ihm nach, wich aber bald einer jede andere verdrängenden Empfindung qualvoller Besorgnis und füllte feine Seele mit Leid und mit Neue.
Er hätte sich nicht fortweisen lassen dürfen, wie er es in feiger Schüchternheit getan; er hätte bleiben und der Frau Oberin sagen follen: Mir bangt um meine Schwefter; fehen Sie nicht, daß sie sich verzehrt in Arbeit, Gebet und Buße?" das wäre seine Pflicht gewesen, wohl auch sein Recht. Der Gedanke, einmal gefaßt, und sogleich ward er auch zum Entfchluß. Pavel fehrte nach dem Kloster zurück und zog an der Glode.
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Bon diesem Bach möchte ich heute erzählen. Ich schätze ihn
Fast hätte ich unsern Hauptruheftörer bergeffen. Es ist dies ein gewöhnlich unscheinbarer Bach, der fich faum 300 Meter unter dem Haus aus einer engen Felsenschlucht drängt. Sein Rauschen vereint sich mit dem des viel bedeutenderen, aber auch ferneren Talwassers, der Landquart , zu einer von mir zwar faum mehr beachteten, und dennoch am fremden Ort oft sehr vermißten Mufil. Die Tür öffnete sich nicht, aber an einem in derselben fehr, denn ihm verdanke ich manche stillvergnügte Badestunde. Wer einen Wald oder einen Bach, oder wie ich gleich beides, angebrachten kleinen Gitter wurde ein Auge sichtbar; die in der Nähe seines Hauses hat, der weiß die warmen Sommertage Bförtnerin fragte nach dem Begehr des Schellenden, und auf ganz zu würdigen. Das scheint mir erst die richtige Sommerfrische Babels Antwort kam der Bescheid, die Frau Oberin sei nicht zu sein, wo man in paradiesischer Bekleidung den halben Tag im zu sprechen. Die Klappe hinter dem Gitter schloß sich. daalde oder am Bach liegen und in der östlichen Sommerwärme Was tun? Pochen, stürmen, den Einlaß erzwingen, auf schwelgen mag, die einem in solcher Verfassung nur Wohltat, nicht die Gefahr hin, den Unwillen der frommen Frauen auf sich zu Uubehagen bedeutet. laden? Und wenn dies geschah- wer würde für Babels Bergehen büßen, mehr büßen wollen als müssen? Milada. Er wußte es wohl und trat von neuem seine Wanderung an. ( Fortsetzung folgt.)] dat
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Zum Schwimmen bietet mein Bach feine Gelegenheit, bewahre 1 Ich bin ja fchon zufrieden, wenn er mit feinen flaren, milden Fluten ein fleines Felsenbecken auszufüllen vermag, in dem ich dann Ivie in einer Badewanne fizen kann und mir den gesamten Bach erquidend davon oben munter über Kopf, Raden und Schultern sprudeln laffen tann. In einem besonders trockenen Sommer ist mir Peltid at don der Kerl nämlich schon ganz weggeblieben, gerade als ich seiner am Nachdruck verboten.nötigsten bedurft hätte. In dieser Hinsicht war er im Jahre 1909 zuberläffig. Nur über seine arktische Temperatur hatte ich damals zu flagen. Endlich schien er fich bessern zu wollen und ich ließ mich mehrere Male zur Nachmittagsfeftfire mit eingestreuten Bade erfrischungen in die Schlucht hineinloden. Ift mir auch gut be fommen und soweit alles überaus idyllisch verlaufen. Aber man foll hören, wie sich die Joylle plöglich in einen Kriegsschauplatz ver
„ Die Rüfí". „ Die Rüfi".
lo Bon Ernst Bittor Tobler.
Meine Bergeinfedelei ist ein flein wenig schwer zugänglich und abgelegen. Dies bringt kleine Nachteile mit sich, die aber für mich so belanglos find, daß ich gar nicht davon zu sprechen brauche. Hin- wandeln kam. gegen foll man von den Vorzügen einiges hören. Nicht der geringste ist der, daß man nur von wenigen beneidet wird. Die Ausficht freilich, die mir mein Studierstübchen im Giebel eines fonn gebräunten, rebenumfponnenen Prättigauer Häuschens spendet, möchte manchem gefallen. Es ist der lieblichste Ausblid, den ein engeres Tal, wie das Prättigau , überhaupt bieten kann, und eine noch ländlichere Umgebung ist auch kaum denkbar.
Wenn ich mitunter meinen Besuchern erzähle, daß der Kleine Bergbach ein unglaublich wilder Teufel sein kann, belächeln sie bere ständnisvoll" mein Jägerlatein. Aber dann bitte ich fie, mir ge fälligft zu sagen, woher der ungeheure Schutt- und Gerölleget stammen möchte, der sich von der Schlucht weg in etwa filometerlanger Ausdehnung quer ins Tal hineindrängt, wenn nicht von diesem Bach, und wofür die langen, starten Dämme im Tal und das mächtige Schwellwehr am Ausgang der Schlucht errichtet sein tönnten. Und erzähle ihnen, wie nach Gewittern, langen Regen güffen und zur Zeit der Schneeschmelze große Steine mit dem getüm, das sich zum Glück durchschnittlich nur alle fünfzehn Jahre einmal aus der Schlucht stürzt, tonnte ich bisher nicht aus eigener Anschauung schildern. Nun aber habe ich die schöne Bestie mit eigenen Augen geschaut.
Das bodenständige, freundliche Holzhaus schmiegt sich an den Nand einer wie eine grüne Muschel in den steil ansteigenden Berg eingeschnittenen Wiesenterraffe, von der aus der Blick das Tal völlig beherrscht. Wenn hier ein rechter Freund der Natur fich niederläßt, affer herunterpoltern. Eine Rüfi jedoch, dieses gefürchtete Unum diese stille Herrlichkeit eine Woche zu genießen, wird er bald zu der Erkenntnis kommen, daß er auch Monate und Jahre schauen tönnte, ohne die Luft daran einzubüßen. Denn je länger man hinfieht, desto wonniger und unbegreiflicher will einem dies Bild des Friedens in seinem traumhaften Duft vorkommen.
Reizender noch als der grüne, flußdurchglänzte Talgrund muten die an Hängen verstreuten und aus Obsthainen blinzelnden Weiler und Höfe an, dann das stattliche Dorf Schiers mit feinem zwiebelbekrönten Turm und den altersbraunen, malerischen Häusern, deren fich weich ins Bild schmiegende Schindelbedachung immer mehr durch die feuerficheren, aber aufdringlichen Dachziegel verdrängt wird. Hinter dem Dorf steigen steile, am Fuß mit herrlichen Buchen, weiter oben mit ununterbrochenen Tannen- und Lärchenwäldern bestandene Berge bis in die wonnige Alpenregion an. Den eindrucksvollen Abschluß des Tales bildet von meiner Seite her ein faft immer schneebedecktes Felsgebirge, die stolze, formenschöne Cafanna. Dieser foletten Schmeichlerin schreibe ich fast noch mehr die Schuld zu, daß ich das Wandern in den Bergen nicht laffen kann, als dem Churer Calanda und dem wilden Gezade der grauen Hörner, deren Schönheit ich von meiner Behaufung aus ebenfalls genießen fann.
Dies ist der Ort, wo ich alljährlich mit freudiger Spannung zusehe, wie die täglich erstartende Sonne den Winterschnee weglüßt und die ersten Beilchen hervorschmeichelt. Hier erwarte ich das Grünen der Lärchen und der Buchen, das Blühen der Kirschen-, Zwetschgen und Apfelbäume, berjente mich mit Behagen in eine fatte Sommerherrlichkeit, frohlocke in dem reichen Segen des Herbstes und seinen frendigen Farben und begrüße endlich nach vielen goldenen Novembertagen dennoch mit Freuden den Winter, der
Was eine Rüfi" ist? Man wird es gleich aus meiner Erzäh lung hören!
Es war ein gar nicht heißer oder schwüler Nachmittag, und darüber zufrieden, faß ich eifrig an meinem Schreibtisch und be merite nur, zuweilen einen Blick ins Grüne hinaussendend, daß ein Regen im Anzuge war. Bald hörte ich die ersten schweren Tropfen ins Blätterdach der Döftbäume flatschen und eilte, die zur Durchfonnung auf der Biefe liegenden Betten rasch unter Dach zu bringen. Noch war diese Arbeit nicht beendet, als ein Gewitterregen mit aller Kraft einfegte und nicht enden zu wollen schien. Zuerst galt meine Aufmerksamkeit dem rauschenden Regen, dem tief herabhängenden Gewölk und den zuckenden Blitzen. Dann aber zog der Bach mein Augenmert ganz auf sich. Denn das war im Nu lein Bach mehr, sondern ein wilder, tüdischer, brüllender Strom, dessen von Bündnerfchiefer schwarze Fluten im Wirbelfturm vorbeijagten und alles ohne Erbarmen mit sich riffen, was sich ihrem beständig wechselnden Lauf entgegenstellte. Wie mächtige Rappen bäumten sich die gewaltigen Wogen an den Dämmen auf, und jede riß einen Stein, einen Busch, ein Stück Erdreich mit sich. Dies beobachtete ich des starten Regens wegen mit dem Feldstecher. Namentlich wollte ich sehen, wie es unserer erft im legten Herbst erstellten Brücke ergehe. Unfer Liebling, deffen Kommen wir längst ersehnt hatten, hielt sich tapfer in dem Graus: das Mauerwerk wich und wankte nicht, troi des An pralls von Wogen und Steinen.
Aber was tommt nun, fragte man fich mit Bangen? Denn