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ar in der Ku wie im Reber

Marcel mußte über Nurs Worte lächeln, daß das Weib den Tod im Auge habe. Er hatte nun an sich selbst erfahren, daß Wiedergeburt dem Blid eines lebenden Weibes entströmt. Auch diese Tage waren wie ein nunterbrochener Rausch ge­wesen, aber von ganz anderer Art. Es war wie der Rausch der Natur zur Lenzzeit, wenn alle Keime aus dem Schlafe er­wachen und ihre Kräfte aufs äußerste anspannen müssen, wohl wissend, daß der Sieg kommt, daß der Knospentraum sich zur Wirklichkeit entfalten wird im Lichte der Sonne.

Seit langem war er sich bewußt gewesen, anders zu sein als die Kameraden, die fich mit gutem Appetit von ihrem fünf­zehnten Jahre an an Weiber weggeworfen hatten; ihm war alle Körperlichkeit in erotischen Träumereien widerwärtig ge­wesen.d

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scheinen. Unfruchtbar in der Kunst wie im Leben. Wer ist lang begrabenen Stadt sich vorstellen konnte und erkannte, daß dies je durch Nachtträume zum Künstler geworden? Leben so überraschend viel Züge mit dem neuzeitlich europäischen gemein gehabt hatte, mit Ausnahme davon, daß es freier und gelaffener und selbstverständlicher gewesen war. Späteren Karls III. von Spanien  , gruben Bauern zwischen Meer Im Jahre 1748, unter der Herrschaft Karls von Bourbon, des und Besub ihren Weinberg um. Sie stießen dabei auf altes Ge mäuer, das sie natürlich niederlegten, daneben aber auch auf eine Anzahl von Statuen, Ringen, Siegeln und anderen Kostbarkeiten. Dieser Zufall bedeutete die Wiederauffindung Pompejis. Die Stadt war bis zu jenem Zeitpunkt so vergessen, daß man nicht einmal ihre Lage fannte. Johannes Overbeck   und August Mau  , did die uma fassendste Monographie über Pompeji   geschrieben haben, finden eigentlich genügend Spuren hinterlassen hatte, so z. B. die krater­diese Tatsache um so seltsamer, als die verschüttete Stadt doch förmige Bertiefung des Amphitheaters. Merkwürdigerweise blieb die Stadt auch von den verschiedenen Fremdherrschern, die sich Unteritalien unterwarfen, unbeachtet, obwohl doch gerade sie eifrig nach allen Schäßen suchten. Aber weder Longobarden noch Schwaben haben kampanischen Boden angetastet. Erst zu Anfang des 16. Jahrhunderts, als Humanismus die alte Welt wieder zu beleben suchte, tauchte der Name Pompeji   in der Literatur wieder auf. Um das Jahr 1600 hat ein ähnlicher Zufall, der 150 Jahre später die Entdeckung herbeiführte, sie verhindert. Der nicht un­bedeutende neapolitanische Architekt Domenico Fontana_baute   da­mals einen unterirdischen Kanal, um das Wasser des Sarno nach Wie hatte er nicht innerlich in hochmütigem Besserwissen Torre Annunziata   abzuleiten: dieser Kanal führt mitten durch renommiert! Und dennoch war diese Form der Träumerei Pompeji  . Aber man hat eben damals teine besonderen Koftbar­und Idealisierung eine getreue Nachbildung des größten und diesen Funden keine befondere Beachtung geschenkt. 1689 grub feiten, sondern nur Gemäuer und einige Inschriften entdeckt und phantasievollsten aller Künstler, der Natur selbst, die niemals man auf pompejanischem Gebiet zwei Inschriften aus, die sogar nadte Ideen in die Welt wirft, weil sie der Mittel entbehrt, den Namen der Stadt verzeichneten: man bezog ihn nicht auf sie in Fleisch und Blut zu kleiden, sondern die Wesen nimmt, fie, sondern auf den großen Pompejus und dachte gar nicht daran, wie sie sind, nit ihren Vollkommenheiten und Unvollkommen- weiterzugraben. Im Jahre 1711 wurde dann durch Funde auf heiten und sie durch eine ungeheure Phantasiearbeit, eine Ver- einer Zisterne Herkulanum entdeckt; über den Kostbarkeiten, die in Schwendung an Zeit und Kraft, auf eine höhere, edlere Stufe der Nähe von Rejina im Laufe der nächsten Jahrzehnte dem Boden erhebt. entstiegen, vergaß man die färglicheren, die auf dem benachbarten Gebiet immer wieder gemacht wurden bis zu dem erwähnten Glückstag.

Die Idealität, die sie äußerten, glich der der Araber, deren Riebeslyrif einzig und allein die Kurtisane preist. Sie hatten immer dieselben Phrasen, die er ausschließlich komisch fand. Besonders wenn sie ihm von dieser oder jener Abendkönigin erzählten, die einer tiefen und heiligen Anbetung wert sei, die gar nicht so sei, wie diese Sorte zu sein pflegt". Ob er die ,, Kameliendame" nicht kenne? Gerade so sei sie.

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( Fortsetzung folgt.)

Die Entdeckung Pompejis.

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ti si pietheater teilweise aufgedeckt Jetzt begann man Pompeji   zu suchen. Erst wurde das Amphi­seine Spuren waren ja am tennt­lichsten gewesen. Dann grub man am entgegengesetzten Ende und fand die Billa   des Cicero" mit den kleinen Fresken von Tänze­rinnen und Kentauren. Dies war 1750. Der Hof, der sich erst leb­Von Dr. Karl Goldmann, Berlin  . haft für die neuen Ausgrabungen interessiert hatte, wurde in­zwischen wieder einmal teilnahmslos, und so ruhten die Grabun­Wenn in tausend oder zweitausend Jahren die Archäologen gen, die ohnehin nur noch schleppend fortgeführt worden waren, der Zukunft das begrabene Messina   befreien werden, wird kein vier Jahre lang. 1754 wurden sie wieder aufgenommen, und so­Dichter die Worte ausrufen, die am 13. März 1787 Goethe im fort entdeckte man zahllose Wandgemälde. Ein Tagebuch der Aus­Angesicht der Ruinen Pompejis fand:" Es ist viel Unheil in die grabungen wurde angelegt; es verzeichnet die Geschichte fast jedes Welt gekommen, aber wenig, das den Nachkommen so viel Freude Ausgrabungstages, was man aber darin nicht findet, ist die Tat­gemacht hätte. Ich weiß nicht leicht etwas Interessanteres." Man sache, daß die Nachlässigkeit, Verschleppung und der Schlendrian im wird im Jahre 3000 oder 3500 zwar auch unter dem Schutt ersten Jahrzehnt unendlich viel verdarb. Die Art, wie ohne be= der fizilianischen Stadt die Wohnstätten von Menschen finden in stimmt festgelegten Plan bald hier, bald dort gegraben wurde, war demselben Zustand, wie sie lange Zeit vorher die Katastrophe über- Raubbau, man fahndete hauptsächlich auf Kostbarkeiten; fand man rascht hat, aber die ganze Kultur dieser Welt wird den späten feine, so schüttete man die Ruinen wieder zu. Immer wieder liest Entdeckern den erschütternden und tiefen Eindruck nicht machen man in den Tagebüchern, es sei dies und jenes Gebäude ausge­fönnen, dem die Menschheit des 18. Jahrhundert sich hingab, ale graben worden, ohne bemerkenswerte Funde". Als man nach hun­die Nachrichten von der Wiederauffindung einer ganzen antiken dert Jahren an denselben Stellen nochmal grub, stieß man auf die Stadt und die ersten Beschreibungen davon durch ganz Europa   interessantesten Dinge. Während heutzutage die aufgefundenen gingen. Wandgemälde in den Häusern, für die sie bestimmt waren, gelassen und aufs sorgfätigste konserviert, auch mit Glas überdeckt werden, sägte man sie damals von den Wänden und schaffte fie ins Museum nach Portici  , von wo sie nach Neapel   kamen; dort, im Museo nazionale, füllen fie jeht ein Flucht von Sälen.

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Im Jahre 1756 bestand die Arbeiterschaft, die mit der Auss grabung betraut war, aus vier Mann und einem Korporal.

Damals, um die Mitte des 18. Jahrhunderts, ahnten die nea­politanischen Archäologen, die die ersten Mauern bloßlegten, nicht, daß der Boden, auf und in dem sie arbeiteten, schier unerschöpflich sein werde. Mehr als ein und einhalb Jahrhundert alt ist jetzt die Geschichte der Ausgrabung von Pompeji  , und noch immer era blicken ungeahnte Schäße das Tageslicht. In dieser Woche fand man Schlag auf Schlag wohlerhaltene buntbemalte Fassaden, man Kaiser Joseph II. von Oesterreich, der Bruder der Königin befreite leuchtende Fresken von jahrtausendalter Asche; die auf Marie Karolina   von Neapel  , besuchte 1769 das auferstehende Pom­leichten Stüßen ruhenden Balkons, auf denen furz vor der peji; ihm, der ja ein recht energischer und tatkräftiger Mensch war, Schredensnacht die Fantilien die Abendkühle genossen, wurden fam die Methode der Ausgrabung ganz unglaublich vor. In Gegen bloßgelegt, man fand eine ganze Bar mit vielen verschiedenartigen wart seiner Schwester und des Schwagers erlaubte er sich, darüber Flaschen und Töpfen. Aber nicht nur vom Leben der Wohlhaben- aufs träftigste feine Meinung auszusprechen. Er merkte recht gut, den entdeckte man tausend neue Spuren: man grub auch neuer- daß man die Arbeiter für ein paar Tage vermehrt hatte, und daß dings Proletarierwohnungen aus und kann sich jetzt sehr deutlich ihm zu Ehren einige Zimmer ausgegraben wurden, die längst schon vorstellen, daß diese Bevölkerungsschicht im alten Pompeji   unter zu diesem Zweck reserviert waren. Wann hat man diese Dinge ähnlichen Bedingungen gehaust hat wie im heutigen Neapel. hineingelegt?", soll er gefragt haben, als die braven Arbeiter unter Immer wieder, seit 150 Jahren, hat die uralte kampanische Freudengeschrei im Innern besondere Kostbarkeiten fanden. Als Stadt die Welt von neuem in Erstaunen versetzt. Das höchste er schließlich von dem Direktor La Vega erfuhr, daß zurzeit hier Erstaunen und das tiefste Entzücken ist aber ganz gewiß denen 30 Arbeiter beschäftigt seien, fragte er den König, wie er denn er­guteil geworden, für die das Erscheinen all der bemalten Mauern, lauben könne, daß eine solche Arbeit so nachlässig betrieben werde. der Marmor- und Bronzestatuen, der Bäder und Gärten und Dies sei ein Wert," meinte er, an das man 3000 Menschen stellen Häuser mit ihrem ganzen Gerät das Wiederauftauchen einer kaum sollte, und ihm scheine, daß weder in Europa   noch in Asien  , noch in erträumten Welt bedeutete. Wir, die wir täglich von Ausgrabungen Afrika   oder Amerika   etwas Aehnliches sei." Nur acht Arbeiter In Griechenland  , Dalmatien  , Italien  , ja selbst in so entlegenen hatte im Jahre 1760 Windelmann vorgefunden; diese sollen eine Weltgegenden, wie Babylonien   oder Persien   lesen, wir wären schließ- ganze Stadt vom Schutt reinigen und ans Licht bringen", bemerkte lich gar nicht mehr sonderlich überrascht von der Nachricht, in er ironisch. Im übrigen ist er mit der Technik des Nachgrabens Nippur   oder Babylonien   habe man die in Tontafeln eingerigten durchaus einverstanden." Nicht leicht eine Handbreit kann über­Entwürfe zu einem Luftschiff gefunden, aber um die Mitte des gangen werden. Man folgt dem Hauptgange in gerader Linie, und 18. Jahrhunderts war man geradezu erschüttert, als man durch die aus demselben geht man auf beiden Seiten heraus, und wenn ein pompejanischen Funde die Kultur einer fast aweitausend Jahre Raum ins Gevierte von sechs Palmen ausgegraben und durchsucht