'Cechmfche RundlcbaiK Zentralheizung und trockene Luft; dasGeheimniS der altperfifchenZiegel; ein Ersatz der Bogenlampe. Die Sitte. Mietwohnungen mit Zentralheizungen auszustatten, hat heute eine weite Ausdehnung angenommen. Ein Beweis dafür. wie sich diese Anlagen das Feld erobert haben und auch in Zukunft behaupten werden, ist die Tatsache, dak alljährlich ungefähr 800 bis 400 Millionen Mark für die zentrale Lieferung von Wärme und Warmwasier ausgegeben werden, wovon auf Deutschland allein 80 bis 100 Millionen Mark entfallen. Wenn wir heute einerseits in vielen Großstädten ganze Stadtteile antreffen, in denen die Wohnungen fast ausnahmslos mit zentraler Heizung und einheitlicher Warm- Wasserversorgung eingerichtet find, so sind doch andererseits allerlei Bedenken gegen die Einführung der Zentralheizung erhoben worden. Der Hauptvorwurf besteht darin, daß behauptet wird, sie erzeuge im Zimmer eine die Atmungswege reizende, trockene Lust. Diese An- ficht ist durchaus irrig. Es läßt sich zunächst theoretisch einwandstei nachweisen, daß kein Heizungssystem, weder die Ofen - noch die Zentralheizung, die Luft austrocknen kann. Durch umfangreiche Untersuchungen ist nachgewiesen, daß die für das Wohlbefinden von Menschen zuträglichste Feuchtigkeit eine nur geringe ist und für normale Berhälmifie etwa 30 bis 40 Proz. betragen soll. Dieser Feuchtigkeitsprozentsatz wird in mit Warmwasserheizung versehenen Räumen nirgends unterschritten, wobei steilich eine gute Bedienung und Behandlung der Heizungsanlage Voraussetzung ist. Die. Zentralheizung bildet bekanntlich ein geschlossenes System, defien Bestandteile, aus Eisen zusammengesetzt, keinerlei Luft oder Gase durchlassen können, sondern einfach die Wärme an die Räume übertragen. Die mitunter zu verspürende, anscheinende Lusttrocken- heit ist auf zwei Nebenursachen zurückzuführen, nämlich erstens ans das lieberhitzen der Räume und zweitens auf den Staub, der sich auf den Oberflächen der Heizkörper ablagert und bei höheren Temperaturen teilweise geröstet wird. Auch die hinter und über den Heizkörpern häufig austretende Schwärzung lichter Wände ist nichts weiter, als eine Staudablagerung. Lediglich dadurch, daß die Lust mit versengtem Staub erfüllt ist, wird die unangenehme Empfindung in den Atmungswcgen hervorgerufen. Während einer- seits die Wohnungen nicht prächtig und groß genug angelegt werden können, finden sich andererseits in den kleinen Fensterkammern, die die Heizkörper der Zentralheizung umschließen, häufig wahre Unrat- hausen vor. Niemandem fällt es ein, dort, nachzusehen und aufzu- räumen. Fingerdick lagert der Staub auf den Heizkörpern; verdorrte Fliegen und Mücken haben hier ihr Grab gefunden. Unzählige Spinnengewebe hängen in den Ecken, und noch mancherlei andere Unreinlichkeiten kann man wahrnehmen. Es ist daher unbedingt er- forderlich, daß man der Reinigung der Heizkörper sorgfältigste Aus- inerksamleit zuwendet, um für einen angenehmen Ausenthalt in den Wohnräumen zu sorgen. Um die Reinigung zu erleichtern, muß gefordert werden, daß die Heizkörperverkleidungen allenthalben abnehmbar eingerichtet iverden. Jeder Heizkörper, der nicht an allen Stellen zugänglich ist, bedeutet eine Gefahr für die Gesundheit. Die Gußeisenkörper müssen täglich feucht abgewischt werden, damit nicht der darauf abgelagerte Staub zu unendlich feiner Asche verbrennt und den Raum mit atem- beklemmender Substanz erfüllt. Wenn dieser verbrannte Staub in die AlmungSorgane gelangt, entstehen Reizungen und Entzündungen der Schleimhäute, die das bekannte Trockenheitsgesühl zur Folge haben. Auch der anderen Ursache anscheinender Lusrtrockenheit, der Ueberheizung, kann man mit Leichtigkeit vorbeugen. Anstelle der früher gebräuchlichen Dampfheizung für Wohnräume ist man jetzt wohl allenthalben zum System der Warmwasserheizung über- gegangen. Bei ihr werden gewöhnlich im Keller des Hauses ein oder mehrere verhältnismäßig kleine Kessel aufgestellt, die von einem Heizer, in der Regel vom Portier, bedient werden. Schon bei ganz geringer Anwärmung des Kessels beginnt das Wasser in der Rohrleitung zu zirkulieren, und deshalb ist bei der Warm- wafferheizung die Möglichkeit gegeben, durch Regulierung der Kesselfeuerung einen sich nach dem Wetter richtenden Unterschied der Intensität zu machen. Bei strengster Kälte soll die Waffertemperatur 80 bis 00 Grad Zelsius nicht über- steigen. Man sei vornehmlich darauf bedacht, daß eine Zimmer- temperatur von 19 Grad C. nicht überstiegen wird. DieS läßt sich durch sicher wirkende Regulierventile mühelos erreichen, indem man den Hebel entsprechend einstellt. Die Regelung in der Gesamtheit des zu beheizenden Hauses ist bei richtig bemessener Rohrleitung mit größter Vollkommenheit durch Reguliervorrichtungen zu erzielen, deren es eine ganze Anzahl vorzüglich wirkender Konstruktionen auf s dem Markte gibt. Bei einigermaßen aufmerksamer Bedienung der Zentralheizung erscheinen Klagen über trockene Lust gänzlich aus- geschloffen. « Dem franzöfischen Keramiker B i g o t ist es gelungen, die Her- stellungsweise der wundervollen Ziegel, aus denen die im Louvre aufgestellten Friese des Palastes des Darius zusammengesetzt sind, aufzuklären und selbst Ziegel in dieser wieder aufgefundenen allen Technik wiederherzustellen. Er hat über seine Untersuchungen in der Pariser Akademie der Inschriften Bericht erstattet. Das Material der Friese ist zweierlei Art: es gibt Ziegel mit glänzendem, von der Zeit unberührtem Eniail und andere, deren Email in den Farben ge- litten hat. Die Versuche stanzöfischer Fabrikanten, die perfischen Ziegel auS emailliertem, gebranntem Ton zu reproduzieren, blieben erfolglos. Bigot bekam nun von der Verwaltung des Louvre Bruchstücke vom»FrieS der Bogenschützen' und vom»Fries der geflügelten Stiere' zugewiesen und stellte folgendes fest: die emaillierten Ziegel des ersten Frieses sin» nicht aus Ton her- gestellt, sondern aus einem Mörtelkalk, der in einer Weise präpariert ist, daß er gebrannt werden»uid ein widerstandsfähiges Material geben kann. ES ist daS ein in der heutigen Baumaterialien- Industrie unbekannte? Verfahren. Die Perser stellten einen Mörtel aus ziemlich grobem Sand und einen besonderen Kalk her, brachten ihn in Formen, ließen ihn an der Luft trocknen und hart werden und brannten ihn unter einer sehr hohen Temperatur. Die aus dem Ofen kommenden Stücke wurden an- gepaßt und retouschiert und hierauf mit einer Pulverschichte, die die Poren der zu emaillierenden Oberfläche verstopft, bedeckt. Die nicht emaillierten, rosiggelben Ziegel, aus denen der»Fries der ge- flügelten Stiere' besteht, wurden bisher für Terrakotta gehalten. Bigots Prüfung ergab, daß sie aus ungebranntem Mörtelkalk be- stehen, mit Zusatz von Stroh,- Körnern und Schilfblättern, deren Abdruck sich in leeren Stellen zeigt. In der Masse fand Bigot kleine Strohstücke und Körner, die trotz der zweiundeinhalb Jahrtausende, die sie dort eingeschlossen waren, kaum verändert waren und, einer Flamme ausgefetzt, verbrannten ein offenbarer Beweis dafür, daß diese Ziegel nicht im Brennofen waren. Die Baumaterialien der Perser im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit- rechnung sind also nicht Produkte der Keramik, sondern einer Mörtel- kalkindustrie von einer bisher unerreichten und ungeahnten Voll- kommenheit. Es scheint, daß die Friese des Palastes von Susa eine der letzten Schöpfungen dieses Gewerbes waren, das nun, nach BigotS Entdeckung, in der modernen Architektur wohl wieder auf- leben wird. Der technische Fortschritt geht oft über Leichen. Ganz besonder« auf dem Gebiet des elektrischen Beleuchtungswesens wurden in den letzten Jahren erbitterte Kämpfe geführt. Nachdem die Metall- sadenlampe, deren Leuchtkörper aus einem gespritzten Faden bestand, der Kohlensadenlampe längst das Lebenslicht ausgeblasen hatte, soll nun auch die elektrische Bogenlampe verdrängt werden. Die EntWickelung der Metallfadenlampe hat rapide Fortschritte gemacht. Wenn auch die ersten derartigen Lanipen noch manche Uebelstände zeigten sie vermochten vor allem keinerlei Erschütterungen auszuhalten, so wiesen sie doch große Vorteile auf, die vor allem in dem höheren Lichteffekt und m der großen Stromersparnis des Metallfadens gipfelten. Nach langwierigen Versuchen gelang es dann vor etwa zwei Jahren, aus den in Frage kommenden Metallen(Tantal und Wolfram ) einen regelrechten Draht zu ziehen. Das war ein Fort- schritt von weittragendster Bedeutung. Der so hergestellte Draht er- gab nicht nur einen höheren Lichteffekt, sondern er erwies fich vor allem auch als durchaus bruchficder. Diese Lampe vermochte man zunächst naturgemäß nur für die bei elektrischen Glühlampen gangbaren Licblstärken herzustellen. In ganz kurzer Zeit ist man aber mit der Licht- stärke der Metalldrahtlampen hinaufgegangen und allmählich in ein Gebiet eingedrungen, das bislang nur der elektrischen Bogenlampe vorbehalten war. Seit einigen Wochen bringen nun die drei großen deutschen Firmen, die das Monopol aul die Metalldrahtlampe be- fitzen, eine elektrische Glühlampe heraus, die eine Lichtstärke aufweist, wie sie nur von der Bogenlampe erzielt wurde. Bekanntlich hasten der Bogenlampe nicht geringe Mängel an: sie ist Verhältnis- mäßig kostspielig in der Anschaffung, in, Strom- und Kohlenverbrauch und erfordert ständige Bedienung. Bei der neuen, der sog. Halb- wattlampe fällt dies alles fort, sie weist sogar gegenüber den bis- herigcn Metalldrahtlampen trotz ihres höheren Lichteffekts eine erheblich günstigere Ausnutzung der elektrischen Energie auf. Während der Stromverbrauch der Drabtlampe früher mit rund 1 Watt(Ivovstel Kilowatt) angesetzt wurde, verbraucht die neueLampe nur etwa dieHälste daher auch der Name»Halbwattlampe'. Die Brenndauer beträgt durchschnittlich 800 Stunden ohne jede Wartung und Bedienung. Der Leuchtkörper ist gegen Erschütterungen durchaus unempfindlich. Emen wesentlichen Fortschritt bildet anch das ruhige und gleich- mäßige Brennen der Lichtquelle. kleines feinHdtoii- Wie Helen Keller die Welt erlebt. Das allgemeine Staunen über die Fähigkeit der taubblinden Helen Keller , die Welt, von der sie nichts sieht und nichts hört, zu beobachten und zu beurteilen, hat jüngst zu einer interessanten Kontroverse Anlaß gegeben. Sie hatte imOutlook" einen Aufsatz über verschiedene Probleme der modernen Gesellschaft veröffentlicht, und daraufhin waren von zahl- reichen Lesern zweifelnde Anfragen gekommen:Wie kann sie etwas wissen über Leben, über Volk, über soziale Dinge?" Als Antwort auf diese Bedenken veröffentlichte Helen Keller in der- selben Zeitschrift einen Brief, der ein neues Zeugnis sür die Eni- Wickelung und Entfaltung dieses einzigartigen Lebens darstellt.»Ich muß mich bei der Anklage, daß ich taub und blind bin, schuldig bekennen,' schreibt sie.»Zweifellos, ich kann nicht hören, wie