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meine Nachbarn die Ereignisse und Fragen des Tages besprechen; wählte Text zeigt die lug bewahrende und vorsichtige, bas aber nach dem, was man mir von solchen Gesprächen wiederholt Traditionelle nicht aus dem Auge verlierende Tendenz des Verlags. hat, glaube ich, daß ich dabei nicht viel verliere. Ich ziehe es vor, Da begegnet man Hölderlin  , Mozart  , Jakob Grimm  , Balzac  . Hof­die Meinungen gut unserrichteter Personen, klarer Denter zu er- mannsthal spricht über alte deutsche   Erzähler und über Jean Paul  . fahren, wie William Morris  , Bernard Shaw  , Oliver Lodge  , Her- An die Befreiungskriege erinnert Yorks tapferer Brief an Friedrich bert Spencer, Darwin und Mary. Sie sagen: Aber was wissen Wilhelm III.   und man begegnet Tolstoi  , Verhaeren und Paul Sie über das Leben, das Sie befähigte, die Kompetenz solcher Claudel. Von den heutigen Deutschen   aber find vertreten Ricarda Männer zu beurteilen?" Wenn Bücher nicht Leben sind, so weiß Huch, Rilke  , der sehr feine Schröder, Hehmel mit wirklich schönen ich nicht, was sie sind. In den Schriften der Dichter, der Weisen, und Dehmel mit leider wenig guten Versen. Alte indische Weisheit der Propheten ist all das berichtet, was Menschen gesehen, gehört fehlt nicht, und feine ästhetische Anmerkungen bereichern das Buch. Bunter ist das Bild des Verlags G. Fischer.( 1 M.) Auch und gefühlt haben. Ich habe alle die Schlüssel zu den Türen des Wissens. Ich habe den Nugen von jeder Leobachtung, die Gelehrte, er hat bereits seine Tradition; aber sie ist neueren Datums, und Philosophen, Propheten gemacht haben. Die Augen des Geistes feit einigen Jahren ist seine Haltung etwas unsicherer, tastender. Die sind stärker, durchdringender und zuverlässiger, als unsere förper- Männer, die ihn gemacht, haben keinen direkten Nachwuchs und lichen Augen. Ich bin niemals ein großer Unternehmer oder ein manche Veröffentlichung war mehr vom Bufall als von der Not­Streitbrecher oder ein Soldat gewesen; ebensowenig wie die meisten wendigkeit bestimmt. Aber das 27. Jahrbuch ist in seiner Bunt­Da redet Schlenther über seinen anderen Leute. Aber ich habe ihr Wesen studiert, und ich glaube farbigkeit recht unterhaltend. Freund Brahm, Th. Mann über Fr. Huch, der wenig erfreuliche ihr Verhältnis zur Gesellschaft zu verstehen." Festredner des Verlags, Emil Ludwig  , über Richard Dehmel  . Hei­mann, Jiemann, Madelung bringen Novellen. neuesten Dramen und Romanen des Verlags werden geboten, und man trifft neben Neuen und Zweifelhaften immer Namen wie Th. Mann, Shaw  , Hauptmann, Schnitzler, Jensen, Kellermann, Stehr, Wassermann, Altenberg  . Und Bie, Meier- Gräfe, Rathenau  handeln über Kunst und Leben. Immerhin fühlt man einen gewissen Stillstand, eine gewisse Sterilität der Inzucht.

" Ich habe für die Blinden gearbeitet, habe Anteil genommen an ihren Versammlungen und für die Gefeße zu ihren Gunsten gesprochen. Und da ich all ihre Probleme studierte, fand ich es not­wendig, auch die Probleme der Sehenden zu studieren, unter denen die Blinden   leben und arbeiten. Ich habe gefunden, daß Not und Glend der Lichtlosen gar ähnlich ist der Not und dem Elend aller, die im Kampf um den Lebensunterhalt gehindert sind, durch Er­ziehung oder durch andere Hemmnisse. Wenn diese Arbeit für die Blinden keine Erfahrung aus erster Hand" ist, so weiß ich nicht, wie man solche gewinnen kann. Endlich habe ich die Fabriken und die elenden Arbeiterwohnungen von New York   und Washington  besucht. Natürlich konnte ich den Schmutz nicht sehen, aber ich konnte ihn riechen. Mit meinen eigenen Händen konnte ich die verkrüppelten zwergenhaften Kinder fühlen, die ihre jüngeren Ge­schwister bedienen, während ihre Mütter Maschinen in den Fabriken bedienen. Und außer den Vorteilen der Bücher und der person­lichen Erfahrung habe ich, den Vorteil eines Geistes, der zu denken geübt ist. Man denkt nicht gern, denn wenn man denkt, muß man Folgerungen ziehen, und solche Folgerungen sind nicht immer an­genehm. Sie sind ein Dorn im Geist. Aber ich betrachte es als eine unbezahlbare Gabe und als eine tiefe Verantwortung, zu denken. Denken, kluges Denken gibt neue Augen den Blinden   und neue Ohren den Tauben."

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Kulturgeschichtliches  .

Stücke aus den

P. H.

Hier zeigt das bunte Buch( 80 Bf.) einige Linien, die Bukunft andeuten. Diefer junge Verlag, der sehr schöne Bücher bruckt, wie seine Neu- Ausgaben des Walther von der Vogelweide  , des Klopstockoden zeigen; der durch Gesamtausgaben von Maler Müller   und Klinger wieder für den Sturm und Drang   etwas tut und sich energisch für Eulenberg einfegte, wendet ſein Interesse der äußersten Linken der heutigen Literatur zu, den Leuten des neuen Pathos. In diesem Almanach singen und sagen die Lasker- Schüler, Franz Werfel  , Georg Heym  , Hasenclever, Robert Walser  , Max Brod  , Arnold Zweig   neben Karl Hauptmann  , Eulenberg und Dauthendey  . Leider fehlen zwei starke Temperamente, von denen das Verlags­register Bücher anfündigt: Kurt Hiller   und Paul Bech. Man freut sich des Buches, denn man befommt ein erfreuliches Bild von der anstürmenden Jugend. Uebrigens hat der dem Verlage Kurt Wolff  angegliederte Berlag der weißen Blätter" eine schöne Revue gefchaffen, die Frig Ernst Schwabach leitet. Auch hier sprechen die Das Wetterfühlen. Nicht wenigen Personen kommt die Eigen- Jüngsten, und sie sprechen so, daß man lauschen muß; vor allem schaft zu, den Umschwung des Wetters aus ihrem förperlichen Be- Wer von diesen jungen Kräften ans Biel kommt, wer weiß es? wieder Werfel, und dann Hiller, Ehrenstein, Bech, Schickele  , Blei. finden vorhersagen zu fönnen. Besonders Rheumatiker sind dafür aber ihr Schritt fündet hoffenden Mut. bekannt, aus dem Auftreten von Schmerzen und Schwellungen auf den Eintritt eines Wettersturzes zu folgern. Bei diesem Wetter­fühlen" handelt es sich immer um eine Verschlechterung der Witterungslage, nie um eine Verbesserung. Die Witterungs- Woher stammt das Wort Restaurant? Daß wir umschläge, die die Ursache des Wetterfühlens bilden, sind ver- Deutsche   das Wort Restaurant von den Franzosen übernommen schiedener Art. In erster Linie sind es berziehende Gewitter, in haben, ist allgemein bekannt, aber die wenigsten derer, die dieses manchen Landstrichen zeitweise wiederkehrende Winde wie der Wort häufig auf der Zunge führen, werden wissen, daß das Wort Khamfin Aegyptens, der Seirocco, Mistral, Föhn u. a. m.; auch Restaurant im allgemeinen Sinne eines Gasthofes verhältnismäßig Schnee und Regen macht sich den Wetterfühlern fund. Auch die jungen Datums ist und auf eine eigenartige Entstehungsgeschichte atmosphärischen Verhältnisse sind nicht gleichartig. Bald herrscht zurüdblidt. Denn im Franzöfifchen bedeutete das Wort Restaurant" große, bald geringe Luftfeuchtigkeit. Aber stets sind sie von einem ursprünglich keineswegs einen Gasthof, sondern nur eine fräftigende Sinten des Barometers begleitet. Der Wetterfühler freilich Suppe. Die Königin Margarete von Navarra   erzählt noch:" Ich erwartet nicht erst dieses Ereignis, sondern er fühlt voraus, fchlief in einer Garderobe, in der man mich die schönsten Restaurants wenn das Barometer sich noch auf der alten Höhe und die besten Fleischgerichte, die ich je genoß, essen ließ". Eine befindet. Auch die Luftelektrizität, die bei beständigem Wetter Beitlang gab es ein fräftigendes Gericht, das als Restaurant positiv ist, geht stets in die negative" Schlechtwetterelektrizität" über. divin" berühmt und Mode wurde; das Gericht bestand Es liegt nahe, gerade zwischen dieser Erscheinung und dem Auf- aus feingeschnittenem Rindfleisch und Geflügelfleisch, das treten rheumatischer Beschwerden einen gewissen Busammenhang an- über einem Feuer mit Trauben aus Damastus, getrodneten zunehmen. Rosen und Berlgraupen gewissermaßen destilliert wurde Neben den rheumatischen Schmerzen treten, wie Prof. Franken- und als Suppe Liebhaber fand. Jm 18. Jahrhundert ver­Häuser in den Jahreskursen für ärztliche Fortbildung mitteilt, auch einfachte ein Arzt namens Clarens das Rezept dieser" göttlichen noch andere, ziemlich bestimmte Erscheinungen bei Wetterfühlen auf, Kräftigung" und begnügte sich damit, gemästetes Geflügel in einem die sich in Kopfschmerzen und Wärmeüberempfindlichkeit oder in aromatischen und start gewürzten Wasser zu kochen. Das Rezept Uebelleit und Verdauungsstörungen äußern. dieses Arztes hatte einen großen Erfolg, es galt bald als guter Ton, von Zeit zu Zeit ein Restaurant" zu genießen, und im Jahre 1766 eröffnete ein findiger Geschäftsmann ein kleines Unter­Verlags- Almanache. Seit einigen Jahren erwartet man Tür des Lokals prangte die Inschrift Verkauf von Restaurants". nehmen, deffen Zweck es war, dieses Gericht zu bertreiben. An der im Herbst immer den neuen Infel- Almanach. Der Leipziger Verlag. Das Lokal lag damals in der Nue des Poulies, in der jetzigen dessen Bedeutung für die Entwickelung unserer Buchkunst nicht hoch Louvre- Straße, und der Restaurateur" fügte seiner Wunder­genug bewertet kann, hat den glücklichen Gedanken gehabt, aus dem suppe noch Trauben und Geflügel bei. Nun entstanden bald Katalog ein schönes angenehmes Lesebuch zu machen. Es stellt aus­allerlei Stonkurrenzunternehmungen, aber immer stand das Re­gewählte Stücke und Bildproben aus seinen Publikationen zusammen staurant", die fräftigende Suppe, im Mittelpunkt des Geschäftes, und und unterstügt so, den Beclagscharakter deutlich kenntlich machend, andere Speisen wurden nur auf Verlangen als Ergänzung gereicht. das registrierende Verzeichnis. Die Almanache, die billig und ge- Eine zeitgenössische Chronit berichtet: Die Restaurateure sind jene schmackvoll zugleich sind, haben Beifall gefunden, und andere Verlage Leute, die die Kunst besigen, die Suppen zu bereiten, die Restaurants find mit ähnlichen Veröffentlichungen gefolgt, bvon denen vor allem die Jahrbücher des Verlags S. Fischer, Berlin  , und das heuer genannt werden, und sie genießen dabei das Recht, alle Arten von Suppen zu verkaufen, Reissuppen und Nudelsuppen, frische zum erstenmal erschienene Bunte Buch" des Verlags Kurt Wolff  , Trauben usw." Diese Suppenschantstellen nahmen bald den Titel Leipzig  , selbständigen Wert haben. Der Insel Almanach auf 1914"( 50 Pf.) erfreut sofort durch die Holbeinschen Totentanz-" Restaurant" oder Gesundheitshaus" an, und die Chronik der Zeit bilder, die dem Kalendariu.n beigegeben sind, und auch dem Tert erzählt, daß diese Einrichtung den Herren Roza und Bourtaillé im find mancherlei Bildgaben Jahre 1766 ihr Entstehen verdankt". eingestreut: Reproduktionen nach

Literarisches.

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Rodin  , Zeichnungen von Praetorius, Japanisches und aller­hand historisch interessante Darstellungen. Der gut ge=

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Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln. Drud u. Berlag: Vorwärts Buchdruckerei u.Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

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