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In Helge stieg trotz des Ernstes der Situation ein Lachen[ ber Höhe seiner Jugend war, geworden ist, ob fein Jchdrang ihn auf; aber er beherrschte sich.

Und das ist der Buchhalter und der Kassierer?

deutete mit dem Kopf auf beide.

Ja.

aus Hörweiten der Millionen weggeführt hat, ob fein Ringen heute Er gefättigt schweigt und nun einem leichteren Weltausschlürfen Raum ge­geben hat, das an einem mehr ruhend aufnehmenden Er­gänzen des persönlichen Reichtums ein Genüge findet. AL& filnfzigjähriger Dichter hat er ein natürliches Recht, zu was er bisher in feine Speicher gefüllt hat, und da liegt gehäuftes

-Da war auch vorher ein Schwede. Aber er hat auch fordern, den Laufpaß gefriegt?

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Ja, sagte Helge hastig, alle Schweden   sechs an der Zahl erhielten ihren Laufpaß, als der alte Andersson entlassen wurde.in

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Wie heißen Sie? fragte unbermittelt der Fremde.> Bendel. Deutscher?

- Nein, Schwede.

Hm. Was sind Sie?

Mr. Roths Assistent.

Brot für viele, für die das Kampfmühen Lebensbedürfnis ist. Es fragt sich nur, in welchem Kulturkreise diese vielen wachsen.

Für die Matten und Satten hat Dehmel   nicht geschaffen, und ein Anrecht auf sein Wert fehlt all denen, die ba meinen, bie Er­schütterungen des Kampfes, den er geführt, entwichen schon ins Historische, vom Taglebendigen hinweg. Dehmel   spürt diese Blinden  und Lahmen noh genug. In jungen Jahren schrieb er einmal: Die Kraft eines Menschen zur Entwickelung der Menschheit, das ist sein Werk," und weiter: Auch Kulturgewissen muß im Kunstgewissen stecken." Er wollte als Dichter eine Macht sein, die eine Aufgabe der Entwicke

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In einem um eine Nuance freundlicheren Ton sagte der lung bewußt leistete. Stein einzelner falter Stein unter Steinen, Fremde:

-Da können Sie nur froh sein.

Damit wandte er sich und ging langsam der Passagier­abteilung zu. Helge fühlte, wie sich von seiner Brust eine Zentnerlast hob. Sein Hinterkopf wurde ganz warm, und eine ganz un­bernünftige Freude feuchtete seine Augen. Er glaubte vor sich eine bevorstehende Umwälzung zu sehen, die die Bösen be­strafen und die Guten befohnen würde, und obgleich er in feiner Weise, außer dunch Stillschweigen, gegen die Un­gerechtigkeit sich empört hatte, die Herrn Andersson wider­fahren war, so rechnete er sich doch zu den letzteren.

Jetzt ward Herr Ranch des Fremden ansichtig. Ver­wundert starrte er ihn an und wandte sich zu Herrn Swanson. Dieser starrte ebenso verwundert wie sein Vorgesetzter, und selbst Herr Roth riß die Augen auf. Die Schreibmaschinen verstummten, die Buchhalter hoben Köpfe und Federn, und in einem allgemeinen Stillschweigen näherte sich so der Fremde der Agentengruppe. Auf Bendel wirfte es wie eine vom Schicksal arrangierte dramatische Szene.

Guten Tag, Mr. Ranch, grüßte sehr ruhig der Fremde. Wie gehts Ihnen darf ich fragen, mit wem stammelte der Agent.

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Ich komme vom New Yorker Kontor, sagte der Mann langsam und deutlich, aber vollkommen unbefangen, während er eine Visitenkartentasche herauszpg mit der Wabashbahn, übrigens eine ausgezeichnete Linie. Jedenfalls weit besser als die Grand Trunk.

( Fortfeßung folgt.)

Richard Debmel.

Richard Dehmel   vollendet heute sein fünfzigstes Lebensjahr. Es ist sicher, daß sich eine hohe Woge von Würdigungen seines dichterischen Schaffens, seines Wollens, seiner Art ergießen wird. Ihre Vorboten haben sich schon eingestellt, und wenn man sie mit anderem zusammenstellt, was in lezter Zeit über Dehmel   gefagt wurde, so scheint es nun fühler an diesen Menschen und Künstler heranzuwehen als vor zehn und zwanzig Jahren. Man scheint ihm nun beibringen zu wollen: Deine Bedeutung ist unbestritten, aber der dichterische Ertrag deines Lebens ist, wenn nur das Vollendete gelten soll, nicht eben groß, er reicht etwa für ein schmales Bändchen, aber das gehört dann rechtmäßig neben die Klassiker deutschen Dichtens.

Aber ist es nicht verfrüht, solche Endurteile zu fällen, die über die Masse seines Schaffens gleichsam zur Tagesordnung übergehen? Ist der ringende Dehmel nicht mehr wichtig?

Denn das ist keine Frage: die Bedeutung, die er für alles, was feit 1890 jung gewesen ist, gehabt hat, fällt vor allem feiner ringenden Gewaltigkeit zu. Daß er neben dem sinnfrischen Greifer und Genießer des Lebens, neben Detlev b. Liliencron, der einfluß­reichste Lyriker des jungen Deutschland   wurde, hängt mit der leiden­schaftlichen Wucht seines Grabens und Fragens und Prüfens und Auftrogens zusammen. Er hatte die gärende Durchbruchstraft, die erlösend wirkte in einer Zeit, in der ein Wust von Hemmungen das Leben unerträglich einengte und weggesprengt werden mußte.

Das Maß der geschichtlichen Bedeutung solcher Kämpfe richtet sich nach dem Umfange, in dem sie als Massenbewegung sichtbar werden. Für die Kraft dieser Massenbewegung aber spielt die Spannung der einzelnen eine große Rolle, und wie groß sie war, davon zeugt gerade auch Dehmels Dichten. Als ein Element neuer, ungestümer Kräfte empfand und erging dieser Dichter sich, als ein Schrei im seelehungernden Aufschrei von Millionen, und hier liegt denn wohl auch das Bleibende seiner Bedeutung.

Ueber den Wert Dehmels wird kaum entscheiden, was etwa der Dichter in neuen Jahren schaffen wird. Es wird nicht das wichtigste fein, ob dieser Dichter in legter Lebenszeit ein anderer, als er auf

fondern ein Mensch für die Menschheit. Aber was fühlt er nun als Ertrag seines Wollens? Einmal sagt er: Wer kennt uns? Eine schmale Oberschicht. Was kann die bedeuten, wenn sechzig Millionen die deutsche Sprache sprechen. Da liegen die vielen Orte und überall und man denkt: diese alle ahnen neue und überall Schicksal,

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garnichts von dem, was man macht... Und fühlt doch immer: für alle!" Man muß bei Dehmel   immer auch bei diesem Bekenntnis seiner Sehnsucht auf den Beginn seines Ringens zurückgehen. Er fetzte in einer Zeit ein, die ihre Jugend in ein Gewoge gefell­schaftlicher Unordnung und Auflösung warf und ihre Kraft vor die stärksten Anforderungen und Prüfungen stellte. És führt zu einer ganz falschen Wertung seiner Persönlichkeit und seines Dichtens, an­zunehmen, sein Widerstand, sein Herauswollen aus den Strudelir sozialistischen Zielen leiten lassen. Er ist einzig der Dichter, in dem und Wirbeln der jungen Tage habe sich von sozialen, etwa gar der zeitentfachte Widerstreit der Gefühle sein Auf und Nieder in wildester Leidenschaftlichkeit durchkämpft, um zu einem Ausgleich zu gelangen. Aus dumpfer Sucht zu lichter Glut!" Und in diesem Kampfe reißt ihn alles in seinen Bann, was durch Kraftentfaltung oder Kontrast gewaltig erscheint. Also das Gegenüber und Zu sammenströmen von Mensch und Menschheit, von Einzelwesen und Naturallmacht, von Einzellos und Weltschicksal.

Dehmel   war nicht der erste Dichter, der sich im Zusammenspiel dieser Gegenfäße dichterisch bewegte. Aber seine erzgründliche In brünstigkeit" war neu und eigen. Sie gehört zu den Mert­malen der Geschichte der achtziger und neunziger Jahre, und ihr verdanken wir die Gedichte, die Dehmel   unter dem Eindruck des Kampfes der deutschen sozialistischen   Arbeiter schuf. Die Kraft, die er da gewahrte, gab seiner eigenen Kraft Bild und Sprache ein. Und dem Eindruck dieser Kraft ist er zugänglich geblieben bis heute. Jm Beginn seines Dichtens steht die Ballade von dem Märtyrer, der die roten Wahlzettel in stürmender Nacht über das Eis trägt und mit seiner Last einbricht und versinkt: in der Berliner  Wolfstribüne" von 1890 wurde dies Gedicht zuerst veröffentlicht. In der Mitte seiner Schaffenszeit steht dann das Lied vom Arbeits­ mann  , das überall im deutschen Proletariat bekannt geworden ist, und im letzten Jahrzehnt schrieb Dehmel   sein schlichtfestes Maifeier­lied: das beste, das wir besitzen.

Man darf aus diesen Balladen und Liedern nicht schließen, politische Mitstreiterschaft habe sie dem Dichterherzen eingegeben. Bei Dehmel   gilt der Sazz: Erst wenn die Welt von jedem Zweck genesen und nichts mehr wissen will als ihre Triebe." Diese, Triebe zu ergründen, zu erfühlen, ist der volle Inhalt und Lebensdrang seiner Dichterschaft. Sie reizen ihn, wo immer sie hervorbrechen. Jm menschlichen Dasein jicht Dehmel unendlich mehr als eine Laufbahn zum Wohlbefinden, zum Vornehmtun oder Neummaltlugfein"; es ist ihm ein steter gründlicher Antrieb zur Steigerung aller schaffenden Kräfte, ob für, ob gegen, ob durcheinander". Die so gearteten Seelen, sagt er, find in jeder Volksschicht zu finden, wenn auch am meisten wahrscheinlich in jenen Schichten, die am eifrigsten für die Bukunft kämpfen". Und seine Dichtung rühmt die Tat dieser Seelen, die er die menschenwürdigen nennt, überall, in allen Klassen der Gesellschaft.

In einem neueren Gedicht, geschrieben auf den Stapellauf des Imperator", treibt der Eindruck der Welthafenarbeit Dehmel zu dithyrambischem Schauen und Werten empor, das dem Arbeiter Gefühle andichtet, wie sie ihm freilich das politische Gelüst des Bourgeois wünschen mag. Er läßt sie in der Arbeit zu einer Einheit zusammenwachien, in der die besten die sind, die, wie er sagt, ihr Los nicht beklagen und auch fein fünftiges Glücksland herträumen, sondern die Befriedigung ihres Lebens im Hingeben ihrer Kraft finden: Sie wissen, Kraft ist Lust, die aufschluchat vor Begehr, opfergroß sich hinzugeben, wie der Strom dem Meer". Jm Grunde ist das der uralte Rat, aus der Not eine Tugend zu machen und an Zufriedenheit zu sterben. Ein anderes Wort dieses Gedichtes gefällt uns viel besser als Torspruch der Arbeit:, 11 nruhe heißt die Schöpferkraft." Aber eins ist doch so echt dehmelisch wie das andere. Und ein drittes Wort, in dem die Bewegung des Dichters heute fich fristallisiert, lautet: Tatkräfte sammeln!" Auch das ist der Dehmel  , dem der stete gründliche Antrieb zur Steigerung aller schaffenden Kräfte als das wichtigste und Höchste des Lebens gilt.