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Van Noorlen stand auf und machte ein paar Schritte über die Terrasse. Noch lagen die letzten Worte still in der schweren Luft und gaben einen Schatten über unsere Gesichter. Der Himmel war bunkel und matt, und die Schatten floffen lang aus. Unser Gastgeber trat an den weißen Tisch und legte seine Handflächen um den purpurnen Rosentegel. Er sagte:„ Ein wunderlicher Mensch, Dein Trainville... Er war als Gefäß für den Schmerz bestimmt. Auch das ist eine Bestimmung, für die man geboren wird

fast unter dabei, Ich habe ihr heute gesagt," sprach er wetter, I als er enbele; Jein Gesicht war grau wie Stein. Alles an ihm war ,, daß ich sie heiraten wolle.-O, sie soll nichts entbehren müssen. tot, bis auf seine Augen. Ich habe nie wieder zwei solcher Lichte Nichts soll ihr genommen sein. Sie soll Schauspielerin bleiben, sie gesehen, die um eine Tote brannten foll tun und lassen können, toas sie will. Aber sie soll bet mir wohnen und meine Frau sein. Ich bin nicht arm. Sie zweifeln? Ich habe gespart und mein ganzes Vermögen in bares Geld umgefeßt; es ist eine schöne Summe herausgekommen. Das habe ich ihr gesagt. Es soll bleiben, alles bleiben wie es ist. Und sie hat nicht nein gesagt.- Jch solle noch etwas warten, ein wenig noch... O, ich werde warten Wir sind ja noch beide jung, und dann, eines Tages, wird sie kommen und sagen: Ja, jeßt. So hatte ich es mir ja auch gedacht. D, es wird schön werden Mir tvar, als träume Crainville neben mir, und ich wagte nicht, ihn zu stören. Er schaute mich an:" Sie wundern sich? Sie staunen über mein Glüd." Ich sagte:" Ich freue mich so für Sie.. Dann fiel mir ein:" Aber Sie wollen gewiß Gabriele erivarten, und ich halte Sie auf, Crainville?" Sie ist schon fort", sagte er traurig; es tat ihr so leid um mich, daß ich heute, gerade heate abend allein sein werde. Aber es ließ sich nicht ändern. Sie war zu einem Souper geladen. Einflußreiche Persönlichkeiten kommen hin. Sie hatte zugesagt. Denfen Sie nur, sie wollte einfach fort­bleiben! Ich mußte sie bewegen, hinzugehen. Sie wissen, man kann nicht anders in solchen Fällen. Gabriele wäre imstande ge­wesen, meinetwegen eine Dummheit zu begehen..

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Ich haßte in diesem Augenblick die rothaarige Komödiantin um dieses armen Menschen willen, dem sie die Seele zerstörte. Er ging lächelnd, in seinen Traum verstrict, neben mir her. Ich bangte nur, daß seine Blindheit nicht tief genug sei, um alles zu verbergen. Ich glaubte, mich vor Grainvilles Blick stellen zu müssen, wenn ein Wagen an uns vorbeifuhr. Konnte drin, neben einem Liebhaber, doch bas rote Haar aufbrennen, das schwindsüchtig bleiche Gesicht lachen. Ich führte Crainville durch ein paar Straßen, die ich fannte. Ich sagte: Heute müssen Sie aber mit mir auf Ihr Glück trinken." Er widersprach nicht. Und ich machte ihn trunken. Sollte der dunkle Schmerz, den er nicht verstand und sich nicht eingestehen mochte, doch einschlafen und nur das falsche, gefährliche Glück ihn erfüllen. Dann mochte er schlafen und weiterträumen.

Crainville bekam ich nach dieser Nacht lange nicht zu sehen. Später wich er mir fast scheu aus, als zöge die Einsamkeit und ihr stiller Schmerz immer engere Kreise um ihn, daß sie ihm selbst jene überquellenden Bekenntnisse an mich verwehre.

Ich verließ im Frühjahr Paris  , ohne Crainville noch einmal gesprochen zu haben. Als ich die Blichon zuletzt sah, hatte sie ganz das Aussehen einer Schwindsüchtigen im letzten Stadium. Sie Hustete heftig und viel; aber sie sog sich mit ihren geschminkten Lippen noch fest an das große Leben in Glanz und Licht, nach dem sie ihr ganzes Dasein lang unersättlich Sehnsucht getragen.

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Ich kam erst wieder nach Paris  , als Antoine im neuen Hause seinen Julius Täsar" herausbrachte, und zwar erschien ich zur Teßten Probe. Wundervoll bewegt war die Szene um Marc Antons Nebe, das Getümmel des Volkes auf dem Forum. Die tiefgelegten Stufen der breiten Treppe hinan zu Cäsars verhüllter Leiche und zu Marc Antons großer, überredungsstarker Klagegebärde um seinen Toten strömte die Masse des Voltes, zu einem einzigen erschütterten Körper gebunden. Aber unter des Kaiserfreundes ausbrechender Leidenschaft lösten sich aus ihr die einzelnen Menschen, formten sich die Gebärden ihrer eigenen Leidenschaften: ihres Hasses, ihrer Rache, ihrer Liebe. Und mitten auf der Treppe, von den Gruppen gesondert, vor dem purpurn zerfließenden Mantel des Cäsars als Hintergrund redte sich ein dürrer Mensch auf in Schmerz und Haß. Die Hagern Arme warf er hoch, die Finger krampften sich in die Luft, der Körper krümmte sich wie ein Bogen. Jetzt schmiß er sich herum und zeigte ein schmerzzerfeßtes Gesicht, fahl wie Asche, nur Schatten und ein paar unvergeßliche Augen; dann lief er die Stufen hinab und verschwand in der Tiefe. Es war Crainville ge­wesen. Trainville war wieder da, der Gedanke beherrschte mich von da ab, und wie sah er aus. Ich ging auf die Bühne und suchte ihn. Im Hin- und Her­gerenne der vielen Menschen, in dem fiebernden Aufruhr des Um­baus fand ich ihn nicht gleich. Er lag mit dem Rüden gegen eine Wand und starrte vor sich ins Dunkle." Crainville!" rief ich, und er sah mich an, als habe ich ihn aus dem Schlaf geweckt.„ Crain­bille," sagte ich, tie geht es Ihnen?". und er entgegnete:" Sie ist tot Nichts als das; als ob er ein Tuch von der Toten wegzöge, sagte er das.- Sie ist tot?" Ich war betroffen durch dieses fremde, schwere Wort inmitten der Theaterbuntheit, inmitten des Lachens und Scheltens um uns herum. Crainville aber sprach, als jei er allein mit mir. Sie hatte eine Krankheit in sich. Es gab teine Heilung, keine Rettung. Der Tod, der schon lange um sie war, stieg im Frühjahr wie der Fluß, und er flutete über sie hinweg. Es war schlimm geworden; zu Hause konnte sie nicht bleiben. Sie tam ins Hospital. Ich bin immer bei ihr gewesen. Sie war müde, furchtbar müde und schlief biel, so schivach war sie. Aber dann kam immer der Husten und riß sie auf. Dann jagte der Arzt mir eines Tages, daß es dicht vorm Ende sei. Ich hatte ein Versprechen von ihr, das noch nicht eingelöst war. Und ich bat sie, als sie erwachte, daß sie meine Frau werden möge. Sie nickte mir: Ja. Der Hospitalgeistliche hat uns getraut.. Aber am Abend ist sie gestorben Crainville stand starr an der dunklen Wand Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln.

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Und er wandte sich wieder zu uns, die hinter ihm standen und über den Garten sahen, und sagte:„ Kommt, wir wollen ins Haus gehen. Es will Nacht werden und unser Gefühl verträgt heute nicht das fable Zwischenlicht." Und wir traten durch die weiße Tür ins aus, wo die Lichter angezündet wurden.

Kleines feuilleton.

Der Schloßberg im Spreewald. Ueber dieses Spreewaldheiligtum bei Burg, das jetzt vom Kreistage angetauft und mit einem Bismarc Denkmal bepadt werden soll, spricht Mar Bittrich. Den Berg" darf man sich nicht als weitblidende Höhe vorstellen; er ist ein vor­geschichtlicher Rundwall und gilt als der Rest der Nationalopferstätte der Semnonen. Daß in den Jahrhunderten um die Geburt Christi   die Gegend durch Germanen besiedelt war, haben zahlreiche Funde gezeigt; weitere Funde lehrten, wer nachher erschien, nach der Völkerwanderung: der slawische Volksstamm der Serben oder Sorben. Doch wohnten, nach dem Ergebnis der Ausgrabungen zu schließen, die Menschen dieser Wendischen" Zeit hier viel weniger dicht als die der germanischen Jahrhunderte. Die urwaldartigen Zustände der weiten Wasserlandschaft änderten sich erst im 18. Jahr­hundert.

Was der Schoß der Erde wiedergegeben hat, läßt den Schloß­berg als eine Schöpfung vorslawischer Zeit erscheinen, als eine Stultus, wenn nicht auch befestigte Zufluchtsstätte während germani­scher Herrschaft, weiter als Gebiet der Sammlung in Kriegs- und Hochwassergefahr nach der Einmiſtung der Sorben Wenden. Auf ein Schloß, das hier gestanden habe, weist nur die Sage hin. Sie weiß farbig und abwechselungsreich zu erzählen von dem ver­funkenen Bau und seinen Bewohnern, und am sonnigsten plaubert sie, sofern einfach menschliche Verhältnisse die Grundlage der Märchen bilden, während alle mit Staatsaktionen, mit Herrschers, Fürsten­nebeliger Luft schweben. Denn von dem Räuberfürsten angefangen, und Feldherrnnamen arbeitenden Berichte völlig in unklarer, der über eine lederne Zugbrüde ritt und mit dem Satan im Bunde  war, bis zu dem vielerwähnten heimlichen König der Wenden ( der so beimlich war, daß ihn sogar die Wenden nicht zu Gesicht bekamen) ist nichts, wofür man durch die Geschichte eine feste Hand­habe erhielte. So fehlt auch für den schauerlichen Fürstenmord durch Markgraf Gero im Spreewald, den man sogar bildlich dargestellt finden fann, ein sicherer Nachweis.

Schloßberg gestanden hat, weltverlassen wie die Höhe selber, wenn Allein wer jemals in einem Meer von Einsamkeit auf dem die Dämmerung niedersant über Feld und Busch, in einer lautlosen Stille, die den Menschen selber fortzutragen schien auf linden weichen Wogen: wer solche Stunde hier erlebte, der hat vielleicht glauben gelernt an das verfuntene Schloß mit den unermeßlichen Schäßen, an Schlangen und Irrlichter, an Reiter ohne Köpfe jo gut, wie an die verzauberte Prinzessin, die Hemden nähen müsse bis zur Erlösung. Und daß sich auf dieser Insel in ehemaliger Wafferwüste die Flüchtlinge vor dem Wüten der Elemente und der Fremdlinge möglicherweise auch durch Mauerwerk, das zerfallene nüchterne Sinn bezweifeln. Haben doch nachgewiesenermaßen noch Schloß", geschützt haben, das wird am wenigsten gerade der im dreißigjährigen und siebenjährigen Kriege einige durch Wasser und undurchdringliche Wildnis geschütte Teile des Spreewaldes größeren Gemeinden ängstlicher Stadtleute als gesicherter Versteck gedient. So sind noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts so­viel Bürger der wohlbekannten Gurkenstadt Lübbenau   in den Wald geflohen, daß in ihrer Beltkolonie ein Pfarrer wendisch und deutsch   predigte. Das Wald als der heutige: ein Wald, der den Leuten sozusagen in den war freilich noch ein anderer Dfen wuchs und von dessen Reichtum man, ohne viele oder irgend­welche Förmlichkeit, nahm, was man brauchte. Und auf den uner­schöpflich fischreich scheinenden Gewässern fuhr man im ausgehöhlten Stamm eines Riefenbaumes.

Heut ist das Spreewaldgebiet zum großen Teil eine von blumigen Wiesen durchträumte Wiesenlandschaft, auch wo die Erlen fich nicht zum grünen Tom wölben, voll eigenartiger Schönheit. Eines ihrer stimmungsvollsten Gebiete ist der Schloßberg geblieben, eine Strecke Landes von ergreifendem märkischen Charakter, dürftig und erinnerungsreich, so schwer zu verstehen und zu erobern, wie nachher schwer zu vergessen.

Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.