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Soll ich mit dir das Zimmer teilen, Pudel, so laß das Heulen,

So laß das Bellen!

Solch einen störenden Gesellen Mag ich nicht in der Nähe leiden, Einer von uns beiden

Muß die Belle meiden.

Wenn doch lieber die Schreibstunden extra bezahlt werden müßten! Das Modellieren unterbleibt.

Nicht jeder weiß, daß das Modellieren nicht nur für die Be­feitigung der Langeweile gut sei. Es gibt kaum eine andere Be­schäftigung, die den Geist in gleichem Maße zum Nachdenken, Be­schauen, Vorstellen, zum Vergleichen und Urteilen anregt. Es ist noch etwas ganz anderes, ob man einen Mann malt oder formt. Biel   deutlicher erscheinen die Mißverhältnisse, viel zwingender for­dert jeder Fehler seine Beseitigung und Werbefferung. Wie oft und wie genau muß man eine Frucht von allen Seiten ansehen, ehe die Nachbildung ihrer Form in natürlichen oder veränderten Größenverhältnissen gelingt. Es gibt kein besseres Mittel, bas Auge zum genauen Gehen zu erziehen. Leider fostet das Formen viel Zeit, so viel, daß die Schule sie nicht aufwenden zu fönnen glaubt. Und doch, wieviel Zeit fönnte erspart werden, wenn die Kinder besonders in den ersten Schuljahren ihre Augen besser ge= brauchen lenten! Noch etwas anderes gibt es zu bedenken. Bei dem Formen muß mit beiden Händen gearbeitet werden, auch die lintische" Linte muß helfen. Das ist nicht nur deshalb wichtig. weil diese Hand auch geschickter wird, sondern hat, wie Werzte nach­gewiesen haben, noch den Vorteil, daß das Nervensystem vor ein­feitiger Belastung und Neberanstrengung bewahrt und dabei ge­funder bleibt.

Das Wandbild muß also unsere Stube durch eine für uns persönlich wertvolle Gabe bereichern. Das fann geschehen durch die Mittel der Farbe und durch seinen gegenständlichen Inhalt. Es fann unserem Bedürfnis nach Nuhe nüßen, aber es soll uns nicht fchlaff machen. Staub und Schladen   soll es von unserer Seele nehmen, so daß sie ihre Straft frisch zurückgewinnt zu neuem Wollen und Handeln. Deshalb verdienen einige Bilder, die der Verlag Voigtländer  , Leipzig  , in diesem Jahre geschaffen hat, Anerkennung. Sie gehen auf wuchtige, man muß fagen: monumentale Größe aus. Das Gewaltige der Natur tann auch im einzelnen ihres schöpferischen Zeugens berfinnlicht werden. Bäume, die frei und wild wachsen, umumschränkte Herrscher über Licht, Luft und Boden, können au mächtigen Individualitäten werden. Zwischen den Aeckern, in den Heiden, an Flußufern und Seeküsten gedeihen solche Geschöpfe. Karl Kayser Eichberg hat auf seinem Bilde Aus märtischer Heide"( 6 m.) zwei Föhren dargestellt, die sich mächtig gegen einen Himmel boll grauer, schwerer, gießender In jede Schule, jede Kinderstube gehört ein Klumpen net­Regenwolfen abheben. Badig ist ihr Umriß, von barer Masse, mit der sich die Kinder nupbringend beschäftigen tön­gefiger Urwüchsigkeit. Echte Wetterzeugen sind fie in nen. Dafür, daß die Stuben nicht mehr schmußig werden, ist ge­Hartem Stampfe geworden, in tropigem Widerstande gesorgt. Die Industrie bringt eine Modelliermasse, Plastilina ober wachsen, hoch über flaches Land und niederes Buschholz hinaus. Blajtizin genannt, in den Handel, die vor dem gewöhnlichen Ton Hans Hartig   geht in seinem, Hünengrabe am Meere den Vorzug hat, daß sie nicht erhärtet, sondern immer wieder ver­( 6 M.) aufs Gigantische aus. In einer Gruppe uralter, aber lebens- wendet werden kann. Sie schmußt nicht wie jener, wenn man die starfer Eichen, die ein granitnes Steingrab umschüßen und in vollem, Kinder anzuhalten versteht, daß sie bei der Arbeit an einer Stelle eindringendem Sonnenlicht stehen, padt er die unverwüstliche Natur bleiben, die angefettete Masse nur auf einer Unterlage von Lino­und die ewige Beit in eins. Der Teubnersche Verlag hat vor leum, einer alten Schiefertafel oder einem Brett verarbeiten und. bald anderthalb Jahrzehnten ein von Biese gezeichnetes Hünen- sparjam jedes abfallende Teilchen an den Vorratsflumpen an­grab auf stürmischer nächtiger Heide herausgebracht, das sehr be- brüden. Plastilina ist billiger als Wachs und in den verschieden­fannt geworden ist; dies Hartigsche Bild ist ihm ebenbürtig. sten Farben käuflich. Besondere Werkzeuge sind nicht erforderlich. In seiner Gesamtidee, die in dem Dunstblid zwischen den mächtig für Kinder reicht ein zugespistes oder schneideförmig zurecht­über dem Grabe sich wölbenden Eichen gegen den blauen Meer- geschnittenes, hartes Holz zur Behandlung der Oberfläche, ein Himmel hin gipfelt, ist es fehr glücklich und so auch im einzelnen, baarnabelartig gebogener Draht zum Ausarbeiten von Hohlräumen besonders in dem Vordergrundbaume, der seine Wurzeln wie vollständig aus. flammernde Branken auf dem Boden ausstreckt und wie Riesenknie aufſtützt.

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Naturwissenschaftliches  .

DBA.

Neben diesen Bildern voll fnorriger Straft gibt Boigtländer eine Die Pflanze als Ofen. Unter diesem Titel behandelt Anzahl Blätter, die auf die friedliche, lichtfarbige Schönheit der Dr. D. Damm in der Natur" die eigentümliche und wenig be­Natur ausgeben. Der Frühling in der Campagna", tannte Tatsache, daß auch die Pflanze gleich den Tieren und den Friz Genutat gezeichnet hat( 5 M.), opfert der den Menschen eine Atmungswärme befigt, die nur deshalb wenig Lust am Idyll der Verge: auf faftig grünem Berghange, auffällig ist, weil die dünublätterige, vielzergliederte Pflanze die durch Steinblöcke und einen aufgesträubten Ginsterbusch schräg gegen Wärme sehr leicht ausstrahlt. In gewissen Blüten, so in denen des den blauen, weißbewölkten Himmel abgegrenzt, lagert in groß ge- in jedem Frühling in Auen und Laubwäldern blühenden Arons, gebener Figur ein frischgefunder, starfer Bube mit zerfletterten, stabes, speichert sie fich aber so merkbar, daß man jederzeit durch geflicten Hosen. Die Bildidee ist nicht neu, aber den Stein- ein kleines, in die Blüte eingeführtes Fieberthermometer wahre zeichnungen feblte sie bislang, zumal in dieser guten Ausführung. Fiebertemperaturen" bis zu 30 Grad Celsius nachweisen kann. In Neu ist aber die Reihe fleiner breitgehaltener Städte und Land- italienischen Verwandten dieser Pflanze hat man sogar an 50% schaftsbilder, die unter dem Titel Aus deutschen Landen" gemessen. eingeführt werden.( Jedes Blatt 1,20 W.) Sie eignen sich sehr gut für den Play unter größeren Steinzeichnungen. Was uns vorliegt, ist meist in fräftig flüssigen Farben gegeben: besonders W. Schwabes Altfriesisches Bauerngehöft, Blontfes Kreuz­firche und Dom in Breslau  , Maiers Schloßburg an der Wupper  . Das Lübecker Holstentor von Linde hält sich in der Farbe zurück und will mehr die architektonische Eigenart ivirken lassen. Engelharts Gartenhaus Goethes in Weimar   verliert leider bei fünstlichem Licht, weil die duftig blaue Laubfarbe des Hintergrundes weggesogen wird; tags aber mutet das Bildchen farbig höchst reizvoll an. In Lauffen  größerem Format ist Nifutowstis Stadtbild burg am Rhein  " gehalten( 4 M.), ein bräunlich abgetöntes Blatt, das die alten Häufer der Rheinstadt nahe der Brücke in herbstlicher Stimmung zeigt und auf blauem oder grauem Wand­grunde als farbiger Fled einen Zweck haben mag. Darüber hinaus dürfte allerdings eine Wirkung nicht zu spüren sein. frd.

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Neuestens hat es sich nun auch herausgestellt, daß Baumblätter ( Birken-, Linden, Weißbuchen- oder Nußbaumblätter) durch ihre Atmung sich beträchtlich bis zu 48 und 59 Grad Celsius erhizen tönnen, wenn man sie in größeren Massen beisammenliegend vor Wärmeabgaben schüßt.

Auch in das praktische Leben greift diese Frage hinein durch die fogenannte Selbstentzündung des Genes, die schon oft Brände verursacht und Brandstifterprozesse heraufbeschworen hat. Jeder Landarbeiter weiß es, daß man feuchtes Hen nicht einfahren darf, weil schon nach einigen Tagen sich im Innern des Heuhaufens folche Hige entwickelt, daß man die Hand nicht mehr hineinstecken fann. 70 bis 80 Grad Celsius sind da feine Seltenheit. Diese ge­fürchtete Selbstentzündung des Heues hat aber, wie Unterfuchungen von Miehe endgültig zeigten, nichts mit der Atmung der Gräfer, wohl aber mit der von Batterien und mikroskopischen Bilzen zu tun, die auf ihnen leben und von denen eine Form, der Bacillus calfactor erst bei 60 Grad Celsius anfängt gut zu gedeihen.

Solche Batterien finden sich in der Luft ständig, es ist also überall durch diese heizenden Pflänzchen die Möglichkeit einer Brandstiftung im Heu gegeben. Unbegreiflich ist bierbei jedoch noch immer, wie durch sie die Entzündung des trockenen Grases bewirkt wird, da dieses doch erst bei zirka 300 Grad Celsius aufflammt, während keiner dieser Pflanzenofen mehr als 80 Grad erzeugen fann. Man hat sich hier mit der Annahme helfen müssen, daß fich bei dieser Temperatur im Heu langsam flüchtige Gase bilden und die Pflanzenmafie sich in eine feinporöse Kohle um­wandelt, die ganz den Charakter des sogenannten Platinmohre" in den neuerdings wieder in Mode gekommenen Feuerzeugen besitzt. Sie gerät leicht ins Glühen und so entsteht auf rein chemisch- physio­logischem Wege ein Brand, dessen Möglichkeit man so lange bestritten bat, bis durch diese Untersuchungen die soeben in Stürze geschilderten Tatsachen ganz unaiveifelhaft geworden sind.

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Erziehung und Unterricht. Modellieren, eine nübliche Beschäftigung. Jeder weiß aus eigener Erfahrung, wieviel Freude das Formen und Umbilden fnetbaren Stoffes bereitet. Wie gern benußen Kinder feuchte, lehmige Erde oder Ton, um die verschiedensten Dinge daraus zu bilden. Leider steht diese Beschäftigung bei den Müttern nicht in bestem Nufe. Die Hände werden schmutzig, und das angeborene Reinlichkeitsgefühl veranlaßt das Kind, jede Un­sauberteit seiner Hände durch Abwischen an den Kleidern zu be­feitigen. Ein Stüd alten Stoffes hätte demselben Zwed weit besser gebient. Welches Kind denkt aber daran, zuerst einen alten Rappen zu holen, wenn der Stoff zum Schaffen lockt? Einmal und nicht avieber!" hat schon manche Mutter zu ihrem Kinde gejagt, das Diese reizvolle Beschäftigung auch in der Stube fortjeben wollte. Mit betrübter Miene wurde der eble Stoff beijeite geschafft. Wie fein ließen sich allerlei Dinge für den Gemüse- oder Bäderladen, Hänsel und Gretel mit der Here, Neiter und Noß, Haus und Hof Garaus formen. Es ist ein Jammer! Nur in der oder der Schule gibt es Modellierstunden! Aber man muß fie besonders bezahlen! Berantw. Redakteur: Alfred Wielepp, Neukölln, Drud u. Verlag: Vorwärts Buchdruderei u.Verlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   SW.

Es erscheint sogar nicht unmöglich, daß sich nun die Technik auch dieser Wärme erzeugenden Pflanzen annehmen und uns biel­leicht schon bald lebende Fußwärmer oder sich selbst heizende Kleider bescheren wird.