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sein Abendbrot lauerte. Das blecherne Spielzeug verschwand wieder in der Pappschachtel, die Pappschachtel in Frizens Spielfiste, die Spielfiste unter Frizens Bett. Denn in der Kommode sei der Strauß auch nicht gesünder aufgehoben, sagte Karl.
Andern Tages waren Friz und Karl in der Schule beim besten Willen nicht recht zu gebrauchen. Sie mußte schon während der Religionsstunde dafür sorgen, daß sich alle Jungens der Klaffe eine lebhafte Borstellung von Frißens Straußenfuhrwert machen fonnten. Und weil der kleine Meier an der ganzen Sache zweifelte, schmuggelte Friß den stolzen Vogel im Ranzen zur Schule. Der Vogel mußte unter dem Gejohle der Klasse über die Bänke laufen, daß die Straußensohlen Blutblasen kriegten und das Tier unerwartete Mucken heraussteckte. Es zog manchmal ein Bein stör risch unter die Flügel und konnte von Lippolds Karl erst nach wildem Geleiere in Schwung gebracht werden. Wobei der Junge ab und zu mit einem rostigen Taschenmesser im Vogelleibe umherstach und dazu prahlte:" Ich werde den Strauß schon auf den Trab bringen mein Bruder ist Schlosser..." Auch sein Großvater habe schon geschlossert.
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Es war eine Schande, wie der Vogel mißhandelt wurde. Immerhin muß zu Frizens Ehre bemerkt werden, daß er dies Treiben nicht bis Weihnachten fortsette. Nein, einige Tage vor der Bescherung lag die blecherne Unterhaltung wieder brav im gleichen Kommodenfach, an gleicher Stelle, in gleicher Lage, wenn auch nicht in gleicher Verfassung, wie ehedem. Nein, in einigen Kleinigkeiten hatte sich das Spielzeug verändert. Der linke Arm des schwarzen Kutschers war ausgefugelt, der rechte bewegte sich nicht, der Strauß hinkte mit einem Beine und zog das andere unter die Flügel. Kaput! wie Karl mit leiser Wehmut im Tone erklärt hatte. Futsch", verbesserte Frizz Kleinlaut und sah der Bescherung mit regem Interesse entgegen...
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Auf den Straßen flockte der Schnee zur Erde, tanzte mückengleich im Lichte der Gaslaternen, hüllte den Weihnachtsabend in weiße Decken ein. Die Vorstadtgassen lagen still, verödet. Da und dort flammten hinter Fenstergardinen gelbrote Christbaumlichter auf und Ruckdäschels ließen die Rolladen über die Geschäftsfenster fausen, um Christbaum und Bescherung für den Morgen des ersten Feiertages vorzubereiten.
Herr Ruddäschel lächelte gutgelaunt. Man freut sich, wenn man Ruprechts Geschenke im Kasten hat und nur auszupacken braucht...
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vielfach große funst und Kulturhistorische Bilderbücher von Ver legern nur der Abbildungen wegen in Auftrag gegeben. Um die Illustrationen herum werden dann Texte geschrieben, die wenig oder nichts damit zu tun huben. Die Zegtfulis nennen sich aber trotzdem Leuchten der Spezialwissenschaft oder die bedeutendsten Kultur historiker der Jeztzeit was sie um so eher können, da niemand ihr Füllsel liest oder nachprüft.
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Zur Kunst aller Zeiten hat dann dieser technischen Fortschritte das große Publikum bequemen Zutritt. Wenn nur die Fähigkeit und die Kunst zu sehen, in gleichem Maße entwickelt ist wie die Möglichkeit zu sehen, so ist keine Zeit tunstverständiger gewefen als die unsere. Wir haben jezt gleicherweise das Werk einzelner Künstler wie das ganzer Zeiten und Völker vor Augen. Was früher der Reichste nicht erschwingen konnte, kann sich heute jede Bibliothek leiſten für 8 bis 10 M. sämtliche Gemälde Dürers oder Rembrandts Radierungen in großen schönen Reproduktionen beisammen zu haben. Diese lassiter der Kunst, die die die Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart herausgibt, sind zuletzt um eine Feuerbachausgabe vermehrt worden. An den ganz kleinen Kunstkonsumenten wenden sich Weichers Kunstbücher( Verlag Bernhard Thalacker, Berlin ). Nach dem Muster des schon. lange beliebten englischen Vorbildes werden da in kleinem Format jeweilig 60 Bilder eines Meisters zu einem Bändchen zusammengefaßt, und der Liebhaber fann eine hübsche Auswahl irgend eines alten Meisters( es find 50 Bändchen erschienen) zu 80 Bf. in der Tasche mit sich führen.( Ein treffliches Gegenstück dazu sind die Naturbücher, die ebenfalls nach englischem Muster im gleichen Ver lage erscheinen.) Neuerdings wird in einer neuen Serie auch das 19. Jahrhundert bedacht. Uns liegen vor die Meisterbilder von den englischen Malern Watts und Rosetti. Aber die dürftigen Daten, die der Leser aus den Einleitungen erhält, können ihm keinen Einblick in das Schaffen und Streben dieser eigenartigen Künstler geben. Man erfährt z. B. nichts von dem symbolischen Gehalt der Wattschen Gemälde, die sonst fremdartig genug wirken können, nichts von dem humanitären Stieben dieses sozialdenkenden Mannes, der seine Werke nicht verkaufte, sondern seinen Volksgenossen schenkte. Die Büchlein sind daher wesentlich als Erinnerungsblätter zu nugen für die, die irgend einem Künstler schon näher gekommen sind. Den vollen Genuß am Kunstwerk wird fins erst die farbige wiedergabe erschließen. Nun firid freilich für den Wandschmuck schon solche farbige Reproduktionen geschaffen, die wirklich dem Original nahe kommen. Aber diese sind dann verhältnismäßig tener. Frizz lag schon im Bette, die Dede bis zur Nase emporgezogen, wie alle Jahre um diese Zeit. Er hörte die Eltern in die er aber doch etwa von dem Leuchten und Schimmern des Kolorits Stube kommen, hörte durch die dünne Kammerwand, wie der bei Rembrandt sich eine Vorstellung machen und einige der schönsten und von dem farbigen neinanderweben von Licht und Dunkel Christbaum flimpernd auf den Tisch gestellt, wie die Kommode aufgeschlossen und Pakete ausgeframt wurden. Hörte Nüsse einer Wunderwerke zum vertiefenden Genuß im Wechselrahmen in flappern, vernahm den Ton einer Mundharmonika und versant in seine Stube hängen will, der mag sich an die RembrandtSchillernde Träumereien, in denen Trompeten, Spielgeräte, mappe des durch durch die Herausgabe der Meister der Farbe be Indianerbücher die Hauptrolle spielten. Nebenbei waren Nüsse, fannten Verlages E. A. Seemann( Leipzig ) halten( Preis der Aepfel, Pfefferkuchen, Marzipanschweinchen zu sehen. Zwischen zehn farbigen Bilder 3 M.). Der einleitende Text von A. Philippi a. die diese schönen Gaufelbilder hinein schob nur manchmal ein Strauß führt gut ein und die Auswahl ist zu loben( man findet u. die Nachtwache, dies hohe störend den anklagenden Kopf, wiegte den Schnabel drohend hin und her, wollte nach dem Frik schnappen, wollte ihn beißen Holzhackerfamilie da und den Mann mit dem Goldhelm, der rein aus der fühlte sich plötzlich der Junge durch ein blechernes Rasseln aus dem Halbschlummer gerissen.. Durch ein blechernes Rasseln... Freude am Funkeln und Gleißen hervorwuchs.) Eine andere Mappe Der Strauß! mit acht farbigen Bildern ist Spigweg gewidmet. Und auch eine Sammlung seiner Zeichnungen liegt vor.( Die gute alte Beit, 50 Zeichnungen von Karl Spitzweg . München , Holbein- Verlag, im Pappband 6 M.) Die aus dem Nachlasse stammenden Blätter, zu meist mit seinem Bleistift umrissen, sind vortrefflich in der Reproduktion geraten. Spitzweg ist recht geeignet, wahre Augenluft zu spenden, gern ist man bereit, diesen prächtigen Schilderer und Humoristen der Biedermeierzeit zum Vertrauten zu erküren. Seine Welt ist eng, aber mit welcher ust an der Sache ist sie erfaßt und mit welch' malerischer Feinheit geschaut! Diese Bildchen, in denen Köstlichkeiten der Farbe wie bei feinem anderen der Zeit auftauchen, halten Zwie sprache mit uns; die schnurrigen Driginale erzählen zwar keine Geschichten( wie die Düsseldorfer schlechten Angedenkens), aber sie tommen in Fühlung mit uns, und besonders die Zeichnungen sind voll reizender Züge und feinen Humors. Das intime Gewinkel der Kleinstadt und die stets andächtig belauschte Natur vermittelu uns Neize, die, mit den Augen eines Spigweg geiehen, uns in vielem eine Bereicherung und einen beschaulichen Genuß gewähren. Die verdienstliche Sammlung der Kunstgeschichte einzelner Länder und Völker, die gleichzeitig in verschiedenen Sprachen und Ländern erscheint in Deutschland bei Julius Hoffmann in Stuttgartist im letzten Jahre wieder um einige Bände vermehrt worden. Das Ziel dieser Bände, die immer 600-700 Abbildungen enthalten und dabei gebunden nur 6 M. fosten, ist eine sachverständige Führung durch die Kunstentwicklung je eines Landes. Es sind die Architektur wie die Plastik und Malerei berücksichtigt. Da anerkannte Kunsts historiker, die ihren Stoff beherrschen, das ihnen vertraute Gebiet behandeln, kann man sicher sein, gute wissenschaftliche Leistungen vor Das Entscheidende an den Kunstveröffentlichungen von heute ist sich zu haben. Es sind Enzyklopädien der Kunst Aegyptens , Spaniens die Technik der Illustration. Die photomechanischen Methoden ge- und Portugals und Flanderns , die heuer hinzufamen. Die überwähren eine solche Leichtigkeit und Billigkeit der Bildreproduktion, aus zahlreichen, fleinen aber scharfen Abbildungen- es sind auch daß der Text fast in den Hintergrund zu treten beginnt. Mußte einige farbige darunter find für das orientierende Studium oder man noch vor 25 Jahren über den Mangel an Anschauungsmaterial für Nachschlagezwecke durchaus geeignet; als Reisebegleiter und flagen, so find heute schon eher Bedenken darüber am Plaze, ob Museumsberater empfehlen sich die handlichen Bände besonders. nicht das Jllustrative das Buch vergewaltige. In der Tat werden Künstler im Ortsregister erleichtern die Benutzung, Literaturüber
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Fritz starrte ins Dunkel, hörte sein Herz unter der Decke pumpern und seinen Vater in der Stube draußen hämmern, leiern, brummen. Er hörte, wie der Vater das Fuhrwerk in Gang zu bringen suchte, sah im Geiste, wie der Strauß störrisch das linke Bein unter die Flügel zog, vernahm wieder ein Knarren und Brummen und fuhr mit der Nase erschrocken unter die Bettdecke. Denn draußen erhob sich ein Krakeel, der nicht zur Bescherung gehörte! Draußen flog etwas Blechernes auf den Tisch, und die Stimme des Vaters räjonnierte:„ Herrgottjaderment! Verfluchter Ramsch, vermaledeiter!"
Aber Mann," sang beschwichtigend aus der Küche Her Frau Ruckdäschel, fluch doch nich so. Am heiligen Abend! Hast dochs ganze Jahr Zeit dazu. Was ist denn los?"
" Ach was, Ramsch verfluchter!" dröhnte Vater Ruckdäschels Organ. Hab ich. Dir's nich gleich gesagt! Aber ihr Weiber wißt natürlich alles besser! Der gottewigte Strauß geht natürlich nich! Und dem Kutscher baumelt schon der Arm! Eh man den Ramsch nach Hause bringt, ist er schon hin... Alles Schwindler, diese Judenbande! Mit unserm Heiland hab'n sie's auch so gemacht." Der Blechstrauß krachte noch einmal auf den Tisch. Bis jetzt hab' ich mir den Spektakel gefallen lassen aber wehe, wenn Du mir noch einmal bei einem Juden kaufst, wehe! Ein Kind so um sein Spielzeug zu bringen! Judenbande elendige..." Robert Größsch.
Bücher über Kunft.
zu geib geratene Anatomie, Lied auf das Licht, die warm intime
und