Fabrikzweige, in welchen Kinder überhaupt nicht beschäftigt wer-den dürfen. Nicht minder wichtig ist die Ausdehnung derHaftpflicht der Fabrikanten auch auf Erkrankungen,welche ausschließlich auf gesundheitsgcfährliche Industriezweigezurückzuführen sind; relativ freilich ist der Werth dieser Be-stimmung dadurch geworden, daß sie nur im Prinzip anerkanntist. Endgiltige Rechtskraft erlangt das ganze Gesetz erst, nach-dem das Volk es durch allgemeine Abstimmung sanktionirt hat;die schweizerischen Arbeiter werden daher noch harte Kämpfe zubestehen haben, um die mächtigen Gegner des Gesetzes aus demFelde zu schlagen.— Der Pariser Gemeinderath hat am 2l). Decembermit überwiegender Majorität beschlossen, für die Familien poli-tisch Vcrurtheilter 30,000 Frcs. zur Unterstützung auszuwerfen,und namentlich sollen die Angehörigen der Deportirten berücksichtigtwerden. Der Beschluß wurde gefaßt trotz des Widerspruchs desPräfekten. Die Versailler Ordnungsbanditen, in deren Auftragder Präfckt dem hochherzigen Beschluß widersprach, sind alsonoch nicht befriedigt durch all die Unmenschlichkeiten, welche siean den Communekämpfern verübten, sie wollen mit ihrer Racheauch Diejenigen treffen, welche durch irgendwelche Bande andie Pariser Freiheitskämpfer geknüpft sind, also Unschuldige.Im Anschluß hieran veröffentlichen wir den folgenden vonCipriani(bekannt durch seine Mittheilungen über den Toddes Communekämpfers Flourens) an die„Menschenrechte" inParis gerichteten Brief, der von Neuem alles das bestätigt, wasüber die entsetzliche Behandlung der Deportirten auf Caledonienin die Oeffentlichkeit gedrungen ist. Der Inhalt des Briefesist im Wesentlichen folgender:„Gefängniß auf der Halbinsel Ducos,den 5. Dezember 1876.Admiral Fourichon, Marine- und Colonienminister, trat inöffentlicher Sitzung der Deputirten Herrn Perin in dem ent-gegen,>oas derselbe in Bezug auf die„in Eisen gelegten" Deportirten gesagt und schlug damit der Wahrheit gröblich in'sGesicht. Hier folgen die Namen der in der Zeit vom Juni 1874bis August 1876 unter meinen eigenen Augen in die Eisen ge-legten Deportirten:Briand, welcher während sechs Monaten die Ketten trug.Nackt, auf bloßem Strohsack liegend, mußte er sich in seinem■eigenen Unrath wälzen.Clause. In vier Perioden brachte er zusammen 120 Tagein den Eisen zu, die Beine kreuzweise und die Hände auf denRücken zusammengeschnürt, so daß nach einer halben Stundedas Blut aus den Adern spritzte. Noch heute trägt er die mitBlut unterlaufenen Furchen der Ketten und Stricke von schauder-erregender Tiefe. Doch das genügte nicht; um das Maß derGrausamkeit und der raffinirten Folter voll zu machen, wurdeihm in den Mund ein großer, im Nacken befestigter Knebel(Caillon) gesteckt.Lysfassel, Mennier, Guilbert und Gambier 16 Tagebei Wasser und Brod mit kreuzweise geketteten Beinen, wegenunerlaubten Fortbleibens vom Arbeitsplatze.Lacasse, Leblanc, Louet, Benoit, Durand 8—40 Tagein den Eisen, weil sie den gemeinen, thierischcn Auslassungender Kerkermeister gegenüber sich nicht ruhig verhalten hatten.Koisie 8Tage, weil er dem Gefangenen E. Place Nachrichtvon dessen im Hospitale liegenden Frau gegeben hatte.Doufour 8 Tage in den Ketten bei Wasser und Brod, weiler einen Schrei der Entrüung ausstieß, als die Wächter Durand,Berge und Rolland dem Deportirten Lucas am 1. Januar 1875mit ihren Revolvern den Schädel zerschmetterten.Gewöhnlich werden diese Strafen in einem Lokal Nr. 4 ab-gebüßt, einem wahren Grabe, 2 M. 50 Cm. lang, nicht breiterals 1 M. unv mit einem kleinen, mit Drathgeflccht versehenenFenster. Und der Minister Fourichon weiß von all diesenSchandthaten nichts?"Ein Pfui diesen Scheusalen!— Dem Petersburger Putsch, über welchen wir in vo-riger Nummer Mittheilung machten, ist in auffälliger Eile eineMoskauer Verschwörung auf dem Fuße gefolgt, wenigstensmeldet ein Telegramm unter'm 22. December, die Polizei inMoskau habe eine geheime sozialistische Gesellschaft, die sich„Krasni valet" oder„rother Bube" nennt und den Umsturzdes russischen Reiches bezweckte, entdeckt. Wie in Petersburg, sosind auch in Moskau zahlreiche Verhaftungen vorgenommen unddie weitere Untersuchung leitet der Chef der geheimen Polizei.Wenn Putsch und Verschwörung keine Polizeimanöver sind, sosind sie, wir wiederholen es, kindische Spielerei und kommen derrussischen Regierung gerade recht, sich Europa gegenüber alsHort der„heiligen Ordnung" aufzuspielen.warten, wo diese Brühe zur Vertheilung gelangt. Ich fragteletzten Freitag einen kleinen czechischen Knaben, warum er denndiese heiße Suppe tränke, und er antwortete: Weil mich friertund ich seit gestern Abend nichts gegessen habe.Was soll ans solchen Kindern werden, die schon in ihrerJugend zum Hungerleiden verdammt sind? Wenn nicht baldandere, bessere Zeiten eintreten, wird man wohl das Rekruten-maß•— wie schon geschehen— abermals heruntersetzen müssen,denn Soldaten müssen ja sein, und wenn sie kaum den Kuhfußschleppen können. Doch, �es wird bald besser werden",versichert unser Fmanzminister, und was ein Minister spricht,muß wahr sein— oder auch nicht?Noch will ich kurz bemerke», daß wir mit großer Spannungdem Ausfall der nächsten Reichstagswahlen in Deutschland ent-gegensehen, denn nach den großen Anstrengungen der soziali-listischen Partei— welche Rührigkeit selbst den verbissenstenGegnern Achtung abgerungen hat— zu schließen, ist in vielenWahlkreisen der Sieg unzweifelhaft, und zum Siege rufen wirArbeiter vom Fuße des böhmischen Erzgebirges über die schwarz-gelben Grenzpfähle hinweg den deutschen Arbeitern ein herzliches�.Glückauf" zu.— i—Ein politisches Wort von Goethe.Der Historiker Heinrich Luden veröffentlicht in seinen 1847erschienenen„Rückblicken" folgende bemerkenswerthe Aeußerungen,bie Goethe in einem Gespräche mit ihm über die Zeitereignisseund speziell den politischen Charakter Deutschlands machte:„Glauben Sic ja nicht, daß ich gleichgiltig wäre gegen diegroßen Ideen: Freiheit, Volk, Vaterland. Stein! Diese Ideensind in uns; sie sind ein Theil unseres Wesens, und Niemandvermag sie von sich zu werfen. Auch mir liegt Deutschlandwarm am Herzen. Ich habe oft einen bitteren Schmerz cm-Pfunden bei' dem Gedanken an das deutsche Volk, das so achtbarim Einzelnen, so miserabel im Ganzen ist. Eine Vergleichungdes deutschen Volks mit andern Völkern erregt uns peinliche— Von dem Comite der polnischen Emigration inder Schweiz erhalten wir folgende Zuschrift:„Die in derSchweiz weilende polnische Emigration hat sich zur Pflicht ge-macht, auf der Conferenz der Großmächte in Constantinopel,welche die Verbesserung der Lage der Südslaven im Auge hat,auch die LageJjer Polen, die nicht besser ist, als die der Süd-slaven, zur Sprache zu bringen. Ein zu diesem Zwecke er-wähltes Comite der polnischen Emigration hat eine Adresse anden Repräsentanten der englischen Regierung, Lord Salisbury,gerichtet. Der Inhalt dieser Adresse lautet im Wesentlichen wiefolgt: Da die Repräsentanten der Großmächte zu Constanti-nopel, darunter auch der Bevollmächtigte der russischen Regie-rung, darüber berathen, wie das Loos der türkischen Slavenzu verbessern sei, so erachten wir es für unsere Pflicht, auf dieZustände in Polen unter dem russischen Scepter hinzuweisenund für Polen wenigstens die Rechte zu verlangen, die Rußlandfür die Slaven in der Türkei anstrebt. Die polnische Nationist nicht nur aller politischen und sozialen Rechte beraubt, auchdie schrecklichsten Bedrückungen dauern ohne Unterbrechung seitder ersten Theilung Polens bis jetzt fort. Man wendet Allesan, um das polnische Volk auszurotten. Man begnügte sichnicht nur mit der Vernichtung der polnischen Constitution undFreiheit— man tastet auch die Religion und die Sprache an.Unsere Constitution ist in Wahrheit: Ausrottung und Sibirien.In Warschau hat man eine Sympathie-Adresse an den Czarfabrizirt; diese Adresse ist auf Befehl entstanden, und nur einekleine Anzahl hat dieselbe gezwungen und nicht freiwillig, wieman sagt, unterzeichnet.— Wenngleich unterdrückt und verfolgt,werden wir dennoch unseren Erzfeind um keine Gnade bitten,sondern vertrauensvoll in die Zukunft blicken und standhaft aus-dauern in dem Kampfe für unsere gerechte Sache. Wir habendie Niedermctzelungen von Praga und Oszmiana und die bar-barischen Verfolgungen eines Murawiew und ähnlicher Un-menschen überlebt, wir werden auch den jetzigen, immer nochandauernden schweren Verfolgungen Trotz bieten."Berichtigung. In Nr. 32 des„Vorwärts" theilten wireine an die Redaktion der„Magdeburger Zeitung" gerichteteErklärung C. Hirsch's mit dem Bemerken mit, daß dieselbe„bis-her noch nicht aufgenommen worden" sei. Dies war, wie sichsofort herausstellte, ein Jrrthum unserseits: die ErklärungHirsch's war, als wir dies schrieben, von der„MagdeburgerZeitung" bereits abgedruckt worden— nebst einer, beiläufignichtssagenden Gegenerklärung des Hrn. Mehring, aber der Ab-druck war am Ende des Feuilletons erfolgt, wo wir nicht nach-gesehen hatten. Es wurde sofort eine Berichtigung geschrieben,allein in Folge eines bei der Abwesenheit sämmtlicher Redak-teure sehr entschuldbaren Versehens unterblieb damals die Ver-öffentlichung.Correspondenzen.Tüveck, 24. Dezember. Da wir seither nicht viel von unshaben hören lassen, so werden die Parteigenossen glauben, daßwir müßig sind; die Wahlbewegung hier am Orte beweist aberdas Gegentheil, da sie wie noch nie betrieben wird. Auch dieLiberalen arbeiten angestrengt, um ihren Jasager Dr. Klügmannwieder durchzubringen. Die Hauptarbeit dabei verrichten die„Eisenbahnzeitung" und„Lübecker Zeitung", die den Jasager inden Himmel erheben.— Am 22. Dezember hatte eine Versamm-lung im Tivoli statt, welche wohl von 2000 Personen besuchtwar. Herr Dr. Klügmann erstattete Bericht über seine bisherigeThätigkeit; Bureauwahl war nicht und wir verzichteten diesmalauf dieselbe, weil Herr Dr. Klügmann sonst nicht gesprochenhätte. Obgleich wir die Majorität hatten, lügt die„LübeckerZeitung" doch frischweg, daß wir nur ein Sechstel der Versammlung bildeten. Parteigenosse Heyer interpellirte den HerrnDoktor 1) über seine Abstimmung über das Jmpfgesetz, 2) überseine Haltung in der Diätenfrage, zu der sich der Herr Candidatdahin, äußerte, daß Jeder, welcher ein solches Amt übernehme,auch Opfer bringen müßte, darum hätte er dagegen gestimmt.Was der Herr Doktor sonst noch gesprochen, erhob sich überden nationalliberalcn Bedientenstandpunkt natürlich nicht. DieseVersammlung hat uns mehr genützt als acht Tage Agitation.Denselben Abend hatten auch wir Versammlung, in der Hey erdurchschlagend sprach; elf Polizisten und der Herr CommissärHerrig waren anwesend. Im Uebrigcn vergeht kein Tag, wonicht ein oder zwei Versammlungen abgehalten werden; Heyerund Schwartz referiren allenthalben mit Erfolg. Unser Can-didat, Schuhmacher Hartmann, hat sich seinen Wählern hierin Lübeck, in Schlubug und in Travemünde vorgestellt. InLübeck war die Versammlung eine glänzende, in Schlubug mußteein Lehrer mehrmals zur Ruhe gewiesen werden. In TravemündeGefühle; Wissenschaft und Kunst ersetzen das stolze Bewußtseinnicht, einem großen, starken, geachteten und gefürchtcten Volkanzugehören. Ich glaube auch an die Zukunft des deutschenVolkes; das deutsche Volk verspricht eine Zukunft und hat eineZukunft. Aber jetzt sprechen wir von der Gegenwart. Setzenwir den Fall, daß Napoleon besiegt würde, gänzlich besiegt.Nun? was soll nun werden?� Sie sprechen von dem Erwachen,von der Erhebung des deuffchen Volkes, und meinen, diesesVolk werde sich nicht wieder entreißen lassen, was es errungenund nnt Gut und Blut theuer erkauft hat, nämlich die Freiheit.Ist denn wirklich das Volk erwacht? Weiß es, was es will undwas es vermag? Haben Sie das prächtige Wort vergessen, dasder ehrliche Philister in Jena seinem Nachbar zurief: daß jetztnach dem Abzug der Franzosen seine Stube gescheuert sei und erdie Russen bequemlich empfangen könne? Der Schlaf ist zu tiefgewesen, als daß auch die stärkste Rüttelung so schnell zur Be-sinnung zurückzuführen vermöchte. Und ist denn jede Bewegungeine Erhebung? Erhebt sich,>ver gewaltsam aufgestöbert wird?Wir sprechen nicht von den Tausenden gebildeter Jünglinge undMänner, wir sprechen von der Menge, von den Millionen. Undwas ist denn errungen oder gewonnen worden? Sie sagen: dieFreiheit. Vielleicht würden wir es richtiger Befreiung nennen;nämlich Befreiung nicht vom Joche der Fremden, sondern voneinem fremden Joche. Es ist wahr: Franzosen sehe ich nichtmehr, und nicht mehr Italiener; dafür aber sehe ich Kosaken,Baschkiren, Croaten, Magyaren, Ksffuben, Samländcr, brauneund andere Husaren. Wir haben uns seit langer Zeit gewöhnt,unseren Blick nur nach Westen zu richten und alle Gefahr vondorther zu erwarten; aber die Erde dehnt sich auch noch weit-hin nach Morgen aus. Lassen Sic mich nicht mehr sagen. Siezwar berufen sich auf die vortrefflichen Proclamationen fremderHerren und einheimischer. Ja, ja! ein Pferd! ein Pferd! EinKönigreich für ein Pferd!"wurde die Versammlung, da die Arbeiter daselbst einige Gebil-dete— drei Lehrer, ein Glaser, einen Schuhmacher und einen Guts-besitzer— wegen Ruhestörung an die frische Luft setzen wollten,polizeilich geschloffen. Doch wird Hartmann noch einmal daselbstsprechen, dann werden die Arbeiter für Ruhe sorgen, dennTravemünde ist unser. So geht es hier vorwärts in den Wahl-kämpf, und bei weiterer ebenso reger Agitation wird der Siegauch unser. R. Schröder, Falckenstraße 42.Kötn, 26. Dezember. Der Berliner„Volkszeitung" ent-nehmen wir folgende bezeichnende Correspondenz: Die sozial-demokratische Arbeiterpartei hat es zu einer Zeitung gebracht,gestern gab sie zu der mit Neujahr wöchentlich erscheinenden„Kölner Freie Presse" die Probenummer aus und erklärte sofortflott der„Köln. Zeitung" und der„Köln. Volks-Ztg." den Krieg.Die Liberalen— zur Schmach sei es gesagt— vermögen seitdem Eingehen der„Rheinischen Zeitung" es nicht zu einemParteiorgan zu bringen, dessen sie doch namentlich bei denWahlen so bedürftig sind, exorbitante Schmähartikel und unred-liche Kampf-Manöver zu kennzeichnen und zu widerlegen.Ludwigshafen, 28. Dez. Parteigenossen der Pfalz! Abermals haben wir uns organisirt zur Agitation, und abermals hatuns die heilige Hermaudad einen unserer besten und tüchtigstenGenossen entzogen und hinter Schloß und Riegel gesetzt. GenossePh. Mai nämlich wurde heute morgen in seiner Wohnung inMannheim auf Requisition der Staatsanwaltschaft zu Franken-thal wegen vermeintlicher Ucbertretung der§§ 130 und 131 desReichsstrafgesetzbuchs verhaftet und nach Frankcnthal tranSportirt.Derselbe Mann und dasselbe Gericht haben den GenossenDreesbach schon vor 6 Monaten wegen desselben Vergehens5 Wochen hindurch in Untersuchung zwischen Dieben und Ver-blechern gefangen gehalten, und doch wurde Dreesbach frei-gesprochen. Genossen! Lassen wir uns durch derartige Maß-regeln nicht schrecken; die beste Antwort sollen und müssen wirgeben am 10. Januar; alle müssen wir unsere Schuldigkeit thun.Bis zum 11. Januar ist meine Adresse„F. I. Ehrhart, Qua-drat lt. 26 bei Graman, Ludwigshafen." An diese Adresse ersuche ich alle Zuschriften zu richten.— Zuschriften nach Mann-heim möge man bis auf weiteres an Buttler, I. 5. 16 richten.Mit Gruß F. I. Ehrhart.Salzungen. Am 10. Dezember wurde hier eine Volksver-sammlung abgehalten, in welcher Herr Klute in ausgezeichneterWeise über das sozialdemokratische Programm sprach. Die Na-tionalliberalen hatten sich sehr zahlreich eingefunden. Nachdemaber Herr Klute gesprochen, traten dieselben mit ihren Ent-gegnungen so kleinlaut auf, daß es eine Freude war, zu sehen,wie erbärmlich sie dastanden. Zum Schlüsse trat noch ein Tisch-ler Namens Schlenstein auf. Derselbe behauptete, nur jungeLeute mit unreifen Ideen wären Sozialdemokraten. Sie hättenauch keine ande'': Absicht, als die Massen in's Schlepptau zunehmen; die Sozialdemokraten hätten ihm dies selbst gesagt.Dieser Tischlermeister soll es verstehen, möglichst in allen Farbenzu schillern. Die Entgegnungen Klute's waren indes; so schlagend,daß die Liberalen beschämt den Saal verließen. Zu erwähnenist noch, daß an demselben Abend ein Arbeiterverein gegründetwurde. Milz, Cigarrcnarbeiter.Sarau, 22. Dezember.(Allgemeiner Agitationsbericht fürden Wahlkreis Sorau-Forst.) Nachdem in Forst und Umgegendmehrere Volks- und Wählerversammlungen mit gutem Erfolgabgehalten worden waren, fanden am vergangenen Sonntag den17. d. M. zwei sehr gut besuchte Versammlungen, die eine inHelmsdorf und die andere in Triebe! statt, in welchen HerrOtto Kapell aus Hamburg zur großen Zufriedenheit der An-wescnden referirte.— Montag den 18. fand eine gut besuchteVersammlung in Schönwalde statt, in welcher auch der HerrSeelsorger mit anwesend war, wahrscheinlich um seine getreuenSchäfchen zu bewachen und sie vor den Lehren und Umtriebender Sozialdemokratie und somit vom ewigen Verderben zu retten.— Dienstag den 19. war eine weitere Versammlung in Gassen.Hier hatten die Herren Fabrikanten es für nöthig befunden, ihreArbeiter in den Fabriken für diesen Abend länger arbeiten zulassen, trotzdem aber war die Versammlung eine gut besuchte.—Mittwoch den 20. Dezember endlich hatten wir das Glück, auchin Sorau wieder eine Volksversammlung abhalten zu können.Der große Theatersaal des Herrn Kirchgeorg(der größte hier)war überfüllt, trotzdem der Redakteur der„Sorauer Zeitung"in einem Artikel seines Blattes alle„redlichen" und reichs-freundlichen Bürger und Arbeiter der Stadt Sorau und Um-gegend aufgefordert hatte, die Versammlung nicht zu� besuchen.Herr Otto Kapell aus Hamburg referirte über die Tagesord-nung:„Die bevorstehende Reichstagswahl und das Programmder sozialistischen Arbeiterpartei" unter allgemeinem Beifall. Esfolgte dann eine Beleuchtung des sozialdemokratischen Programmszur größten Befriedigung der überaus zahlreichen Versammlung,welche durch begeisterte Bravos mehrmals den Redner unter-brach. Die Versammlung nahm hierauf folgende zwei Resolu-tionen an, die erstere gegen 3 Stimmen, letztere einstimmig:„l. Die heutige Versammlung erklärt die in der„SorauerZeitung" veröffentlichten Artikel gegen die Sozialdemokratieund deren Zwecke als Produkt der Entstellung und Unwissenheit, diktirt vom Haß gegen die Arbeiterbewegung. Die Ver-sammlung spricht ihre tiefste Entrüstung über dieses ver-nunftwidrige Machwerk aus."„D. Die heutige Versammlung erklärt sich mit dem vonHerrn Otto Kapell entwickelten Programm der deutschen So-zialdemokratie vollkommen einverstanden. Sie erklärt diesProgramm als ein die Cultur und Vernunft förderndes.Die Versammelten erklären sich mit der Aufstellung des HerrnOtto Kapell als Reichstagscandidaten für den Soraner Kreiseinverstanden und verfprechen, für die Wahl desselben am 10.Januar 1877 mit aller Energie einzutreten."Der Redakteur der„Sorauer Zettung", Ivelcher in einerNuinmer seines Blattes behufs stenographischer Aufnahme derCandidatenrede des Hrn. Otto Kapell einen Stenographen suchte,hatte es vorgezogen, selbst nach vorhergehender Einladung, wederselbst zu erscheinen, noch, wie er es persönlich versprochen, sichvertreten zu lassen, vielmehr hatte er in seinem Blatte zumRückzüge geblasen, und so hatte auch trotz mehrmaliger Auffor-derung des Vorsitzenden Niemand den Muth, gegen die Aus-führungen des Herrn O. Kapell etwas einzuwenden, weil dieseHerren wohl selbst einsahen, daß sich Wahrheiten und Thatsachennicht hinwegleugnen lassen.— In allen fünf oben angeführtenVersammlungen herrschte das beste Einverständniß der Anwe-senden mit den Ausführungen des Herrn O. Kapell, und sindwir wohl berechtigt, uns der Hoffnung hinzugeben, den besten. Erfolg am 10. Januar 1877 für unser» Candidaten, Herrni Otto Kapell, zu erwarten.'Darum, Handwerker, Kleinbauern und Arbeiter des Sorau-Forster Wahlkreises, die Euch die heutigen Verhältnisse drücken,' überlegt, wem Ihr Eure Stimme geben wollt; nicht ein Ade-liger, ein Großgrundbesitzer, Großindustrieller, noch ein Appel-l ationsgerichtsrath kann Eure Interessen voll und ganz vertreten son-dern nur ein Mann aus dem Volke, der unter dem Volke m!.. �