IVp. 185 SONNTAG, 27. Dez. 1936

SPocfrgnftto# Verlag: Karlsbad , HausGraphia" Preise und Bezugsbedingungen siehe Beiblatf letzte Seite

Aus dem Inhalt: Hinter braunen Kerkermauern Abgeleugnete Konzentrationslager Nun auch noch Brotknappheit! Deutschlands Kanonenkönige

SoHatenhoochen für Eisenetz Enthüllungen über den Zweck der deutschen Intervention In Spanien Großzügiges imperialistisches Raubgeschäft

IMe Belieferung der spanischen Rebel­ten mit Kriegsmaterial und Menschen durch das Dritte Reich entspringt keines­wegs ausschließlich der ideologischen Uebereinstimmung zwischen Franco und den Männern des Dritten Reiches . Sie dient der Vorbereitung des kommenden Krieges ganz unmittelbar im techni­schen Sinne des Wortes. Dieses spanische Abenteuer ist ein großzügiges Geschäft, um die Versorgung Deutschlands mit Kriegsrohstoffen zu verbessern. Das Dritte Reich liefert Waffen und Men­schen und erhält dafür Erz. Diese Zu­sammenhänge werden in dem Pariser Wo­chenblatt»Vendredi « vom 18. Dezember, dem Organ der französischen Schriftstel­ler und Journalisten, gestützt auf Material aus erster Quelle, weitgehend aufgedeckt. In Spanisch-Marokko befinden sich viele Bergwerke, in denen vor allem Elsen- und Manganerz gefördert wird. Sie werden von spanischen, engli­schen und französischen Konsortien kon­trolliert Die wesentlichsten davon sind: European and North African Mines Ltd.; Sitz London , kontrolliert von der Societe Coloniale des mines, Paris ; Compania del Norte Africano(Blei), Sitz Madrid und PKris; Compania Espanola de Minas del Rif (Eisen). Sitz Madrid ; Alicantina (Eisen und Mangan), Sitz Meilila; Socie- dad de Explotacion de las Minas de Hierro de Bedar, Sitz Madrid und Paris ; Societe Miniere Franco-Espagnole de Ceuta, Sitz Casablanca ; Societe Minera Setolazar, Sitz Bilbao . Unmittelbar nach seinem Putsch hat Franco seine Hand auf diese Bergwerke gelegt. Am 27. August hat er durch D e- k r e t den Rebellenchefs Vollmacht zur Requisition gegeben ohne daß die englischen und französischen Ka­pitalisten protestiert hätten. Die Gesell­schaften erhielten den Befehl, von den fremden Käufern der Erze 60 Prozent der Bezahlung in Schecks auf London zu verlangen. Man gewinnt hier einen er­sten Einblick in die Finanzierung der Re­bellion und in die merkwürdige Rolle, die internationale Kapitalisten dabei gespielt haben. Nun war das Dritte Reich an den ma­rokkanischen Erzen sehr interessiert, aber weniger an der baren Bezahlung. Es kam infolgedessen zu einem Abkommen zwischen Hitler und Franco, das die Grundlage der Beziehungen zwischen beiden wurde. Dies Abkommen enthüllt, wie völlig Franco von Hitler abhängt. Es wurde eine neue Gesellschaft mit dem Sitz m Sevüla geschaffen, die sich H i s m a nennt(Hispano-marocaine.) Sie hat das Ausfuhrmonopol für die Rif-Berg- werke und speziell für die Compania Espa­nola de Mines del Rif. die von spanischem, englischem und französischem Kapital kontrolliert wird. Alle Eisen- und Manganerzlager des von den Rebellen besetzten Gebiets sind ihrer Kontrolle unterstellt. Der volle Name der Gesellschaft ist: His- ma Limitada Carranza y Bernhardt, Hotel Cristina, Sevilla . Die Firma Carranza ist seit langen Jahren die Vertretung der deutschen Schwerindu­st r i e in Spanien . Herr Bernhardt stammt aus dem Thyssenkonzern, er ist der Ver treter der Reichsrohstoffgesellschaft. Uebrigens iat das Hotel Cristina das

Quartier der deutschen Flieger in der Re­bellenarmee. Diese Gesellschaft ist ganz einfach eine Tochtergesell­schaft der Rowak in Berlin . Die Arbeitsplan dieser Gesellschaft er­streckt sich auf die folgenden fünf Haupt­punkte:

mußte er Hitler um neue Hilfe bitten, die ihm das Dritte Reich teuer bezahlen ließ. Ganz kürzlich erst hat die Compa­nia Espanola de Minas de] Rif auf Grund einer Vollmacht ihres Präsiden­ten und durch Vermittlung der Hisma 800.000 t Erz an Deutschland verkauft,

len noch ihre Presse, Franco zu verteidigen, denselben Franco, der in mächtigen Propor­tionen den Erzmarkt in Verwirrung bringt! Von welchen höheren Interessen ist eine sol­che, ihren unmittelbaren Interessen entgegen­gesetzte Haltung bestimmt?« Das Interesse des Dritten Reichs

Weihnachten in Madrid

Wirkung einer Bombe

Ein Haus am Platz Anton Martin(Madrid )

1. Annullierung der laufenden und Er- richtnng nener Kontrakte mit Zustim­mung der Regierung von Burgos ; 2. Errichtung neuer Kontrakte unter Führung der Hisma(Sevilla ), und der Rowak(Berlin ); 3. Einschiffung und Transport der Rif- mineralien gemäß den nenerrichteten Kon­trakten frei an Bord und auf Risiko der deutschen Industriellen; die deutschen In­dustriellen verpflichten sich, der Gruppe Hisma-Rowak deutsche Handelsschiffe zur Verfügung zu stellen, die unter dem Schutze deutscher Kriegsschiffe stehen; 4. Freundschaftliche Liquidierung ge­wisser laufender Verträge(mit französi­schen und englischen Interessenten); 5. Alle künftigen Verträge mit den Gruppen werden von der Hisma ent­worfen. Dieses Arrangement Franco- Hitler trat im Oktober in Kraft und gleichzeitig begannen die ErzVerschiffungen. Im ersten Monat wurde Erz verschifft auf folgenden Schiffen: Rocida 2600 t, Girgenti 2225 t, Pasa- jes 3200 t, Capri 2750 t. Diese Schiffe sind nicht leer, sondern mit Waffen und Munition beladen, nach Marokko gekom- men. Als Franco vor Madrid scheiterte,

die im Laufe der nächsten zwölf Mo­nate geliefert werden sollen. Dieser Vertrag ist von Franco selbst unterzeichnet worden. Die deutschen Zah­lungen erfolgen durch Abstriche an den Summen, die Franco dem Dritten Reich schuldet.(Man spricht von 320 MUlionen Peseten.) Das bedeutet, daß weder die Hisma noch die Compania Espanola Geld erhalten. Sie werden hinsichtlich dieser Summen die Gläubiger von Franco(eine kostbare For­derung im Falle daß Franco siegen sollte!). Ein anderer Vertrag, den das Reich unter gleichen Bedingungen geschlossen hat, sieht die Lieferung von 260.000 t Calcine von Navarete vor dem 31. Dezember 1938 vor. Im ganzen wird die deutsche Han­delsmarine in den nächsten sechs Mona­ten 600.000 t Erz aus Marokko abholen. Soweit die überaus klare Darstellung des französischen Blattes, das sich auf authentischste dokumentarische Unterlagen beruft. Für Frankreich knüpft dieses Blatt die folgenden Fragen an seine Dar­stellung: »Franco beraubt französische und engli­sche Kapitalisten ihres Besitzes am Rif, um Ihn zur Verfügung Hitlers zu stellen und die Wendel und Schneider von beiden Seiten des Kanals schweigen nicht nur, sondern befeh-

an Franco ist mit diesen Enthüllungen völlig geklärt. Die deutsche Intervention in Spanien ist eines der abscheulichsten imperialistischen Verbrechen, das die Welt­geschichte kennt. Damit die deutsche Kriegsvorbereitung weiter getrieben wer­den kann, wird ein schrecklicher Bürger­krieg künstlich verlängert, werden Rebel­lenbanden mit Kriegsmaterial und Mann­schaften versehen, werden Frauen und Kinder zu Tausenden von Fliegerbomben ermordet, wird Madrid in Trümmer gelegt. Das spanische Volk muß die paar hundert­tausend Tonnen Erz, die sich das Dritte Reich holt, mit seinem Blute und mit un­nennbarem Elend bezahlen. Das spanische Volk zahlt nicht allein! Denn das Dritte Reich bezahlt die Erz- lieferungen nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Menschen! Die deutschen Soldaten, die nach Spanien verfrachtet werden, sind der Devisenersatz des Dritten Reiches , sie sind Handelsware. Ihre Knochen gegen Eisenerz! Im Grunde genommen ist dies Ge­schäft ein Raubzug, den das Dritte Reich mit FYancos Hilfe unternimmt. Es ist eine blutige Illustration zu Schachts Schrei nach Kolonien. Mit diesen Verträgen ist die Marokko­frage wieder aufgerollt. Man erkennt, wel-