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ger Friedenspreis Ossietzkys Martyriam and Europa « Schande Das hat sich wohl der Idealist Alfred Nobel nicht träumen lassen, daß sich vierzig Jahre nach seinem Tode polltische Banditen in den Geldern seiner Friedenestiftung die blutigen Tatzen waschen würden, ohne daß ganz Buropa dazwischen rährt! Von irreführenden Papieren getäuscht, hatte sich das Nobelpreiskomitee dazu verleiten lassen, den Friedenspreis für Ossietzky nach Berlin zu überweisen. Es wollte dem Kranken die Mittel an die Hand geben, deren er bedarf, um wieder zu gesunden. Nunmehr steht fest, daß Ossietzky noch immer' in den Klauen der Gestapo schmachtet und von dem Geld, mit dem ihn eine der höchsten europäischen Friedensinstanzen ehrte, nichts gesehen hat. Das Nobelpreiskomitee ist von deutschen Behörden mit Wissen und Willen der höchsten amtlichen Stellen Deutschlands um das Geld b e- trogen worden. Ein Vorkämpfer der Idee, die selbst ein Hitler öffentlich nicht genug preisen kann, wird von den braunen Sadisten 'im KZ zuschanden gemartert, erfährt eine der höchsten Ehrungen der Welt, wird von seinen Peinigern mit kriminellen Mitteln um seinen Preis gebracht, wird weiter gepeinigt, well er Menschheitsideale nicht verraten will '— und der ihm zustehende Nobelpreis verschwindet in der Kasse einer Geheimen Staatspolizei, deren Leiter sich von der deutschen Presse als Retter der europäischen Kultur feiern lassen! Man muß sich dieses irrsinnige Bild vor Augen fuhren, um zu erkennen, in welchen Sumpf moralischer Verlumpung Europas geraten ist. Antifaschistische Blätter haben diese Schändung der Nobelstiftung mit Gangsterstücken verglichen. Aber der Vergleich hinkt, denn Gangster lassen das Opfer wenigstens frei, wenn der Preis gezahlt wurde. Schon aus Geschäftsklugheit zeigen Gangster immerhin mehr Sinn für Treue und Glauben, als eine hochwohllöbliche Staatspolizei. Deutschland wird mit Methoden regiert, die jedes Vergleiches spotten. Seine Herren geben Unterschriften, um zu erpressen, schließen Verträge, um sie zu brechen, sobald der Bruch einträglicher erscheint, arbeiten mit den Mitteln der Urkundenfälschung und erlisten das Eigentum ihrer Opfer, um sie dafür zu beschimpfen und einen Gesirmungsverrat zu erpressen. Seht her: der von euch Preisgekrönte verkaufte euer Ideal, sowie sein Geld auf dem Spiele stand. So sehen eure Helden aus!— denn dieses System kann aufrechte Gesinnung nicht vertragen. Görings Gestapo ist angefragt worden, wo die für Ossietzky bestimmten Gelder geblieben sind. Warum antwortet sie nicht? Weil sie sonst den Raub und die Schändung Alfred Nobels zugestehen müßte. Und so kann die Welt eines Tages erfahren, daß Ossietzky nicht mehr lebt, daß er gemordet wurde, weil ihm die höchste europäische Ehre widerfuhr, daß er für Europa sterben mußte, wiewohl er zu retten gewesen wäre, daß er gemordet wurde, well die Verantwortlichen der Kulturstaaten nicht den Mut aufbrachten, einem militarisierten Raubsystem seine finstere Schande ins Gesicht zu schleudern und die Freilassung eines Friedenskämpfers zu fordern,
dlplomaflsdier Konflikt
Die Rasenbank am Eiterngrab
Vor einer Woche hat es einen schweren diplomatischen Konflikt zwischen Oester reich und dem Dritten Reich gegeben. Das offizielle deutsche Nachrichtenbüro sprach von»frecher Herausforderung«, die gleichgeschaltete Presse tobte wie am Vorabend eines Krieges. Streitgegenstand war die»Pietät« an Hitlers Eiterngrab. Es liegt in Leonding in Oesterreich . Die nationalsozialistische Propaganda benutzte es als Anhaltspunkt für nationalsozialistische Demonstrationen. Nationalsozialisten aus Deutschland und vor allem aus Oesterreich besuchen es, markieren dort Pietät und Trauer— Trauer um längst verstorbene Leute, die diesen Besuchern völlig gleichgültig sind— und lachen sich dabei ins Fäustchen über das Schnippchen, das sie damit den österreichischen Behörden und dem Verbot der nationalsozialistischen Partei in Oesterreich schlagen. Wenn die österreichischen Behörden dagegen einschreiten, antwortet die deutsche Propaganda darauf mit jener Mischung aus widerlich verlogenem Druck auf die Tränendrüsen und offenkundigem Zynismus, der ihr eigen ist. Sie beweist die »Pietät« vor Hitlers Eiterngrab, indem sie das Grab dieser harmlosen alten Leute zum Gegenstand verlogener politischer Spektakelstücke macht. Aus diesem Spektakelstück hat die deutsche Politik sorgfältig einen politischen Konflikt herausdestilliert, weil man einen solchen Konflikt immer gebrauchen kann für den Fall, daß Oesterreich nicht nach Hitlers Pfeife tanzen will.
Gegen Ende des vergangenen Jahres hat ein pensionierter österreichischer Beamter, ein Nazi, aus solch augenzwinkernder»Pietät« einen Kranz an diesem Grabe niedergelegt. Er war natürlich voller Trauer darüber, daß die alten Leute früher einmal verstorben sind, noch mehr aber voll Furcht um seine Pension. Deshalb beging er eine pietätvolle Fälschung, er setzte nicht seinen Namen auf die Kranzschleife, sondern den seiner Wohngemeinde. Der Mann wurde bestraft, mit Geldstrafe und Pensionsentziehung. Das war am 1. November 1936. Das Dritte Reich benutzte diesen Bagatellfall zu einer Einmischung in die österreichische Rechtsprechung. Eis erfolgten deshalb mehrere diplomatische Schritte des deutschen Botschafters in Wien , sowie eine persönliche Rücksprache des Reichsaußenministers mit dem österreichischen Staatssekretär des Aeußern— also eine große Aktion. Am 22. März 1937 entschloß sich die österreichische Regierung, die Strafe aufzuheben. Das war nun aber wieder nicht nach dem Wunsche der deutschen Propaganda, die diesen Fall aufs Eis legen wollte. Sie beschloß, die Kapitulation der österreichischen Regierung zu übersehen und schrie aus Leibeskräften los über die »freche Herausforderung«, über die»Verletzung der Gesinnung des Führers«. Es fehlte nur noch die Versicherung, daß diese Beleidigung seiner Majestät nur mit Blut. abgewaschen werden könne. Göbbels erging sich in seiner Pressesymphonie in Variationen über den Reißer:
Der schönste Platz, den ich auf Erden hab', das ist die Rasenbank am Eltemgrab. Da kam die österreichische Regierung mit den Tatsachen hervor, man verspürte mitten im schönsten braunen Geschrei plötzlich eine abbremsende Hand, die Sache wurde schnell begraben und für erledigt erklärt. Es bleiben indessen einige bemerkenswerte Tatbestände übrig: 1. Eis ist ein unbestreitbarer Eingriff in österreichische Souveränitätsrechte erfolgt, eine offenkundige Eünmischung in die österreichische Rechtsprechung. Die deutsche Regierung hat die Aufhebung eines Urteils aus politischen Gründen verlangt, die Forderung ist durch provokatorisches Pressegeheul unterstützt worden. 2. Die österreichische Regierung hat in der Sache kapituliert. 3. Die Richtung um Göbbels — und um wen noch?— hat diese Sache benutzt, um Hitler gegen Oesterreich vorwärts zu treiben. Sie bekräftigt damit umlaufende Gerüchte, daß diese Richtung um jeden Preis einen Ueberfall auf Oesterredch wolle. 4. Es ist bezeichnend für die persönliche Verfassung der deutschen Führung, wenn ein psychologisch so gerissener Mensch wie Göbbels damit rechnet, daß er mit einer so widerlich verlogenen, so unsagbar läppischen Geschichte vom Niveau der Rasenbank am EUtemgrab seinen Zweck bei der F'ührung erreichen könne.
Krupp und Göbbels In den»Vertraulichen Mitteilungen des Reichsverbandes der Deutschen Zeitschriftenverleger zur Unterrichtung für Schriftleiter und Schriftwalter« Nr. 4 ist die folgende streng vertrauliche Anweisung des Göbbels an die deutsche Presse enthalten; »Die Jahres- und Geschäftsberichte größerer Unternehmungen, wie z. B. Krupp(11) usw., sind bei ihrer preese- mäßlgen Auswertung mit Zurückhaltung zu verwenden. Z. B. sind Angaben von Zahlen über Vorräte und tager, Bezug und Verbrauch von Rohstoffen und Halbetof- fen, Kapazitäten, Kapazitätsreserven und Beschäftigungszahlen zu unterlassen.« » In Nr. 193 des»Neuen Vorwärts« ist eine eingehende Untersuchung der Verhältnisse bei Krupp veröffentlicht worden. Der Umfang der Kruppschen Rüstungsproduktion wie die Höhe des Reingewinnes der Firma — rund eine halbe Milliarde Mark— ist genau errechnet worden, trotz aller Verschleierungsbemühungen der Firma. Die Anweisung des Göbbels ist die Folge dieser Veröffentlichung, die in Deutschland ziemlich bekannt geworden ist. Aber was hilft dem Göbbels alle»strenge Vertraulich keit«? Wir erfahrens ja doch!
Die Lüge der Mcfatinieryention Die englische und die französische Regierung haben eine Entscheidung getroffen, die von weittragender Bedeutung sein kann. Franco hat über die Stadt Bilbao die Blockade verhängt. Die englische wie die französische Regierung haben daraufhin erklärt, daß sie Ihre Handelsschiffe, soweit sie Lebensmittel und nicht Kriegsmaterial transportieren, auf hoher See selbst mit Gewalt schützen würden, daß sie aber ihre Handelsschiffahrt warnen, sich in die Dreimeilenzone zu begeben. Eis ist im Augenblick, in dem wir schreiben, nicht klar, ob die Francoblockade vor Bilbao effektiv ist. Entgegen den Mitteilungen der englischen und französischen Marinebehörden erklärt die spanische Botschaft in London , daß kein Rebellenschiff näher als elf Meilen an die Küste herangekommen sei, daß keine Rebellenschiffe in der Dreimeilenzone erschienen seien, daß die Sicherheit der spanischen und nichtspanischen Schiffe in den Territorialgewässem von Bilbao durch die Kriegsschiffe der Regierung und die Küstenbatterien gewährleistet sei. Hier liegt ein vollendeter Widerspruch vor. Wie dem aber auch sei: die Entscheidung der englischen und der französischen Regierung schließt eine überaus wichtige politische Entscheidung in sich, nämlich die tatsächliche Anerkennung Fran- oo b als kriegführende Macht. Wie beide Regierungen diese Tatsache mit den Grundgedanken vereinbaren wollen, auf die sie angeblich ihre Politik der Nlchtinter- vention aufgebaut haben, ist gänzlich unerfindlich. Es ist schließlich auch gleichgültig; denn die Politik der Nichtintervention ist eine einzige große polltische Lüge. Die englische Arbeiterpartei hat— in Uebereinstimmung mit den letzten Beschlüssen der Sozialistischen Arbeiter-Internationale— im Unterhaus eine Debatte über die Entscheidung der Regierung verlangt und ein Mißtrauensantrag angekündigt. Es ist Uberaus bezeichnend, daß diese schmähliche Entscheidung der englischen Regierung, die die letzten Rechtsbegriffe in der spanischen Sache in Fetzen reißt, mit dem Namen Sir Samue 1 Hoares verknüpft ist, desselben Mannes, der einst Mussolini gegen den Völkerbund begünstigen wollte. Die deutsche Regierung nimmt nach wie vor höchst aktiv an der»NichtIntervention« teil. Während sie heuchlerische Vorschriften über die Handelsschiffahrt erläßt, transportieren ihre Kriegsschiffe Kriegsmaterial, kämpfen ihre Flieger und Tanks- mannschaften an den Fronten, leisten ihre Schiffe den Rebellen Späherdienste. Und jetzt, wo vor Bilbao eine kritische Situation entsteht, schickt sie eilends einen Kreuzer nach Bilbao . Die Francoschiffe erhalten damit zum mindestens einen Später mehr.
Ein neuer Justizmord Der deutsche Rundfunk hat mitgeteilt, daß der»staatenlose Jude Helmuth Hirsch«, 21 Jahre alt, aus Prag kommend in Deutschland verhaftet worden, und alsbald nach seiner Verhaftung zum Tode verurteilt worden sei— wegen Hochverrats in Verbindung mit Sprengstoffverbrechen. Helmuth Hirsch ist der Sohn einer In Prag lebenden Familie, die aus Amerika stammt. Diese Familie ist deutsch -nationaler Einstellung, sie hat früher in Stuttgart gelebt. Der Sohn verließ sie am 20. Dezember, um eine Ski-Tour anzutreten. Am 20. März erfuhren die Hütern durch Rundfunk, daß ihr Sohn in Stuttgart verhaftet und zum Tode verurteilt worden sei. Die deutschen Behörden behaupten, in seinem Koffer sei»belastendes Material« gefunden worden. Zwei andere Jugendliche seien mit Uun verhaftet worden, einer verurteUt, einer freigesprochen worden. Diese ganze Affäre, bei der alles außer den dürftigen Angaben deutscher Behörden im Dunkeln liegt, erweckt den Verdacht, daß hier ein angebliches Verbrechen konstruiert wird, das in den inneren Kämpfen des Systems benutzt werden soll, und daß ein abscheuUcher Justizmord vorbereitet wird.
hatte, in Hamburg vom Schiff geholt, von der Gestapo halbtot geschlagen und ins Konzentrationslager gebracht worden sei, Hoffentlich wird sich Lansbury den Fall zur i iWarnung dienen lassen und sich hüten, ein Exemplar des Zentralorgans seiner Partei auf die Reise mitzunehmen. Um den herzensguten alten Mann wäre es schade!
Gerechtigkeit? Die Politik der sogenannten Nichtintervention in Spanien zeitigt immer tollere Blüten. Während Mussolini weiter Truppen nach Spa nien schickt, werden in demokratischen Ländern Strafprozesse geführt gegen wirkliche Freiwillige, die sich nach Spanien begeben wollten. In Frankreich wie in der Schweiz sind in der letzten Zeit solche Urteile erfolgt. In Frankreich hat es ein paar Tage Strafe gegeben, in der Schweiz aber Gefängnisstrafen bis zu Jahr und dazu noch schwere, langjährige Ehrenrechtsverluste. Das letztere besonders ist charakteristisch für die Einstellung gewisser sogenannter demokratischer Länder zu den spanischen Dingen. Kann es in Europa eine größere Verwirrung der Rechtsbegriffe geben, ala sie aus den Urteilen hier, aus der zwangsweisen Entsendung von Truppen nach Spanien dort, hervorleuchtet?
Lansbury zu Hitler Aber ohne»Daily Herald« Der frühere Vorsitzende der Labour- Party, Lansbury , will seinen närrischen Einfall, zu Hitler zu fahren, um ihn zum Frieden zu bekehren, in der nächsten Woche ausführen. Der»Daily Herald« gibt eine Aeußerung von ihm wieder, daß er— und ist ganz selbstverständlich— seine Reise auf eigene Faust und als Privatmann unternehme. In derselben Ausgabe teilt er mit, daß ein deutscher Steward, der aus England eine Nummer des»Daily Herald« mitgebracht
Glück im Winkel 23 Angehörige der Familie Broede In Gollau feierten Famillentag. Wir greifen dieses Ereignis als Musterbeispiel aus vielen anderen heraus, zumal es die breite Oef- fentlichkeit interessieren dürfte, wie eine kinderreiche Familie— Mutter Broede hat 16 Kindern das Leben geschenkt, von denen 15 frisch und gesund sind, während eins im frühen Kindesaiter starb— das Osterfest auf dem Lande verlebte... Raum ist in der kleinsten Hütte! Dieses Wort bewahrheitete sich hier wie wohl kaum sonst irgendwo, waren doch die 23 Menschen während der Feiertage auf einen einzigen Raum angewiesen, der den Eltern Broede und ihren 10 noch im Elternhaus verbliebenen Kindern gleichzeitig als Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche dienen muß! Unwillkürlich kam uns das Dichterwort in den Sinn:»Urahne, Großmutter, Mutter und Kind, in dumpfer Stube beisammen sind«, als noch der im gleichen Haus wohnende immer noch recht rüstige Urgroßvater zu einem kurzen Besuch herüber kam. Gewiß, Schmalhans Ist hier Küchenmeister und Frau Sorge lugt ständig durch das niedrige Fenster des alten strohgedeckten niedrigen Häuschens, in dem die kinderreiche Familie Broede lebt. Trotzdem herrscht hier Zufriedenheit und Eintracht. (»Preußische Zeitung « Nr. 88.)
Kriegsmusterun� «er Kraftfahrzeuge »Der Polizeipräsident teilt mit. daß erneut «ine Untersuchung der Kraftfahrzeuge auf ihre Betriebs- und Verkehrssicherheit hin ab 20. April stattfindet. Diese Besichtigung der Fahrzeuge ist mit einer Musterung hinsichtlich ihrer Geeignetheit für Heereszwecke verbunden. Bei den Nachprüfungen ist ein Kraftfahrzeug-Vor- musterungsoffizier der Wehrersatz- inspektion Berlin zugegen, der die erforder- Ucben Fesstellungen vornimmt. Die für die Vorführung angesetzten Termine müssen unbedingt eingehalten werden, damit eine ordnungsmäßige und reibungslose Abfertigung gewährleistet und unnötiges Warten vermieden wird. Ein Nichtvorstellen der Fahrzeuge zieht unnachsichtllche Bestrafung nach sich.« (Berliner Zeltungameldung.),