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Nr. 293. 17. Jabrgang. 3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt. Sonntag, 16. Dezember 1900.

Hunnenbriefe.

Der Volts- Beitung" ist von den Besizern eines Lederwalzwerks in Berlin folgender Feldpostbrief eines ihrer ehemaligen Arbeiter zur Verfügung gestellt worden:

Beting, ben 10. 10. 1900. Geehrte Herren Dittmer ich muß ihnen auch ein pahr Beihlen fon mich mitheilen, das Leben hier in China ist nicht so besonders den hier ist ein sehr schlechtes Klima den fon einer Kriegsstarken Kompagni ist höchsten der fiertel Teihl der Gesund ist den hier ist jeder Krank den hier herrscht der Durchfall sehr fon den schlechten Wasser den das Wasser kann man hier ohne Abgekocht garnicht gebrauchen den da kan man sich noch nicht mahl mit Waschen." Die Chinesen find ganz schmuziges Volt ben in die Straßen wo fie Stehen ferrichten sie einfach ihr bedürfnis fegen sich einfach dada hin das schadet ihr weihter nichts get haben wihr es ihr schon abgewöhnt wen sie uns hier sehen Iaufen fie Meihlen weit. Geehrte Herren Dittmer ich habe hier in China schon fiel durchgemacht den die Size ist hier anders als wir in Deutschland den wihr haben große Strapahzen aushalten müssen Hunger und Durst habe ich auch kennen gelernt. Ich habe jetzt schon 14 Gefechte mitgemacht 3 Große und 11 kleinere den mit ben Chinesen ist es leicht fertig zu werden."

In dem Brief eines Hirschberger China- Freiwilligen, datiert Tientsin , 12. Oftober, den der Bote aus dem Riesengebirge " von den Anverwandten erhalten hat, heißt es:

Von Takuh nach Beling( Peking ) ist kein Dorf mehr was nich zerstörd ist die Felder verwüstet, es wird hier nur Reis und Mais gebaut und das sehr wenig das meiste Laud liegt unbebaut da weil die Chinesen zu Faull fiend es zu bebauen es ist Teil­weise guter Boden, aber durch ihre Kräber verfauen sie Kilometer weit das Land sie müssen aber jetzt fest Arbeiten, bekommen den Tag 30 Bent= 60 Pfg.; deutsch . dan bekommt jeder

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an

Die Sächs. Arbeiter- 8tg." veröffentlicht einen weiteren Hunnen brief, dem einige markante Stellen entnommen seien.

Bunächst berichtet der fromme Kreuzfahrer, daß er durch Zer­trümmerung von Gözenbildern zur Verbreitung des rung von G Christentums das Seinige beigetragen habe:

Hier in Tinkfin haben wir einen Tempel bezogen da haben wir die Gözen zerhauen u. die kleinen behalten welche ich auch mit Bringe wenn ich sollte zurückkommen. Wir bekommen in 10 Tagen 13 M. 50 Pf. u. zu faufen braucht man sich nichts als Bier wo die Flasche 70-100 Pf. tostet aber Eier sind billig für 10 Cent( 20 Pf.) 10 Gier das wäre was für den Käsejuden, aber wir kaufen keine sondern da giebt es düchtige Keile dafür wenn sie was haben wollen.

In Ermangelung zu zertrümmernder Gößenbilder mußten freilich auch zur Abwechslung ganz gewöhnliche friedliche Händler herhalten. Und wie die Judianer den Stalp erschlagener Feinde als Sieges­trophäe im Rauchfang ihrer Wigwams aufzuhängen pflegten, so ge­deuft unser Chinafahrer auch einige erbeutete Chinesensöpfe mit nach Hause zu bringen:

Neu eingeführt ,, Damentuche".

,, Bar Zöpfe brig ich schon mit hergeben dun fie in nicht

lieber wollen sie erschlagen sein als Zopf weggeben aber abgeschnitten haben wir schon viel."

Ueber die Art der Kriegsführung macht der Kriegs­berichterstatter der Frif. 8tg." folgende Mitteilungen:

Schlimmer noch als die Sandstürme sind aber die uns berechenbar auftretenden talten Winde und Regenschauer und die trostlosen Wasserverhältnisse, denen einzig und allein zuzus schreiben ist, daß weit über 30 Prozent aller Soldaten an Ruhr, Rheumatismus oder Fieber erkrankt sind. In Beting, so sagte mir ein Offizier, stirbt täglich durchschnittlich ein Mann pro Bataillon. Rechnen wir, daß wir jetzt a cht Bataillone deutscher Truppen in und um Peking haben, so würde demnach in 100 Tagen der achte Teil der Truppen, gleich einem ganzen Bataillon, zwar nicht dem waffentragenden Feinde, aber dem schlimmeren Feinde, dem Klima, zum Opfer fallen müssen. Dabei ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Verluste mit Einbruch des Winters wachsen werden.

In der That, es iſt ein elender Krieg, bieſer chinesische Krieg! Von Schlachten ist seit dem Fall Pekings keine Rede mehr, und nur der ausschweifendsten Phantasie würde es möglich sein, aus lächerlichen Scharmüteln Kämpfe zu machen, die mehr als dem Namen nach erwähnens­wert sind."

Ein elender Krieg"! Wenn die Truppen der Mächte Ver lufte haben, so sind sie dem mörderischen Klima zuzuschreiben, nicht den feindlichen Waffen. Trotzdem aber nur die ausschweifendste Phantasie aus lächerlichen Scharmügeln Kämpfe machen kann, werden die Chinesen zu Tausenden niedergemeßelt. Das ist der Hunnen frieg. ohne den Deutschland nach Herrn v. Goßler zu einem Land der Philister" herabsinken würde, die hohe Schule der Manneszucht und Sittlichkeit, von der der Striegsminister erklärte: Nach meinen militärischen Gefühlen ist es insofern vielmehr ein Glück für die Armeen und die Angehörigen derselben, daß der Ernst des Kriegs uns wieder einmal klar wird."

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