Einzelbild herunterladen
 

Nr. 299. 24. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

-

der Politik und Wirtschaft und wir möchten noch hinzufügen in der Moral. Die Frage ist also: Wird die Arbeiterpartei ihre Grundsäge

Die Perfer über den britisch- ruffifchen Grumblage so ausweiten, um diese Umwälzung einzuschließen?"

Ausgleich.

Im laufenden Heft der Albany Review" findet sich ein interessanter Artifel von E. G. Browne, Professor der per­fischen Literatur, über die Aufnahme des britisch- russischen Ausgleichs in den gebildeten und politisch regen Streisen Persiens  . Wie bekannt, wurde Ende August d. J. ein Ausgleich zwischen Rußland   und Großbritannien   abgeschlossen, der unter anderem auch sozusagen eine Teilung Persiens   vor­sieht, wobei Nordpersien mit Teheran   an Rußland   fällt. In früheren Jahren hätte diese Teilung feinen besonders tiefen Eindruck auf die Perser gemacht, da sie zum größten Teile politisch indifferent waren. In den letzten Jahren aber er­wachten die Perser, und sie errangen sich eine Konstitution mit einem Parlament.

"

Sonntag, 22. Dezember 1907.

Verelendung der Massen vorzubeugen. Und sie erfreuen sich dabei der Unterstützung aller bürgerlichen Parteien. Das Zentrum ist immer schon eine starke Stüße der Zöllner gewesen und am Polizeiliches, Gerichtliches ufw. 25. November 1907 hat der Zentrumsredner im Reichstag   sich aus­Straffonto der Presse. Der zweite Geschäftsführer drücklich gegen die Suspendierung der Lebensmittelzölle erklärt. des Reichsverbandes zur Bekämpfung der Sozial- Mögen die Armen betteln gehen, wenn sie hungrig sind! Und die demokratie, Dr. Ludwig, hatte Klage wegen Beleidigung gegen freifinnigen Blockbrüder haben sich gelegentlich ihrer Wallfahrt nach den Redakteur des Lübecker Voltsboten", Genossen Norderney   die Buße auferlegen lassen, die bestehenden Hungerzölle B. 2öwigt erhoben, weil dieser ihn als" wandlungsfähigen" als unantastbar zu betrachten. Des Volkes Not fümmert sie nicht; Vizedirektor des Reichslügenverbandes bezeichnet hatte; weiter, weil unier Genoffe in einer zweiten Notiz hervorhob, Dr. Ludwig, der wenn ihnen nur der agrarische Blockanzler erhalten bleibt, dann ist früher Redakteur der Lübeckischen Anzeigen" war, babe besonders ihr Liberalismus befriedigt. an der Entrechtung der großen Mehrheit der lübeckischen Bürger mitgewirkt und den Schwindel von dem angeblichen Bebelworte Krisis in der Lederindustrie. Durch die Hansestädte wollen wir in den Bundesrat einziehen" In der Lederindustrie ist eine bedenkliche Krisis ausgebrochen, mit Behagen verbreitet sowie sich seine politische Wandlungsfähigkeit deren Ausgangspunkt die Zahlungseinstellung der Barmer Firma vor Gericht attestieren lassen. Die im Voltsboten" behaupteten W. Wimmer war. Durch diese wurden dann die Berliner   Firmen Tatsachen sind sämtlich richtig. Dagegen konnte auch der Kläger  , M. Jacoby und Sigm. Dellheim sowie die Kölner   Firma Gebr. der sich vom Linksfreisinnigen zum Reichsverbandsdirektor ent Neumann insolvent. Diese Firmen unterhielten untereinander einen wickelt" hat, nichts. einwenden; aber die Form sollte an- umfangreichen Wechfelverkehr, der eine genaue Aufstellung noch nicht geblich die Absicht der Beleidigung erkennen lassen und ermöglichte. Die Insolvenzen dieser Händlerfirmen haben nun noch Vor zwanzig Jahren gab es in Persien   nur 5 bis 6 deshalb erkannte das Schöffengericht, das am Freitag über die eine Reihe Lederfabriken in den Strudel mit hineingezogen, u. a.: Zeitungen, die unregelmäßig erschienen und noch in ſehr Sache zu befinden hatte, auf 300 Mart Geldstrafe. In der Nemmer in Warendorf  , Bungert u. Dennenborg in Wilheim, Sander primitiver Weise hergestellt wuben. Jept gibt es in Verhandlung mußte der flagende Reichsverbands- ehlen und mehrere Firmen in Kirchhain  . Jedenfalls werden die Teheran   allein 45 Zeitungen und in ganz Persien direktor zugeben, daß die im Wahltampfe bom bisherigen Zusammenbrüche noch weitere nach sich ziehen. etwa 90, von denen die meisten schon nach moderner Art her- Reichsverbande aufgestellte Behauptung, Liebknecht gestellt werden. Die wichtigsten Blätter Teherans sind: habe im Boltsstaat" die Soldaten als weibeinige Tiere in Hus der Frauenbewegung. " Hablu I'Matin"( Das feste Seil), Medschlis  "( Ver- Uniform" beschimpft, jeder tatsächlichen Unterlage entbehrt. fammlung, Parlament), Tamaddun  "( Zivilisation), Watan" Verteidiger Rechtsanwalt Dr. Herz- Altona, trat in glänzender ( Vaterland). Auch ihr Stil ist ein anderer geworden: Rede für die Freisprechung des Angeklagten ein, der in Wahr­nehmung berechtigter Jnteressen gehandelt habe. Obwohl das An die Stelle der blütenreichen, pomphaften Schreibweise ist Gericht anerkennen mußte, daß in gewissem Sinne dem Angeklagten ein einfacher, klarer, direkter Stil getreten. Der Hablu der Schutz des§ 193 zur Seite stehe, kam es dennoch zur Ver­I'Matin" z. B. erklärt seinen Lesern den Ausgleich mit fol- urteilung. Die" Post" hatte übrigens seinerzeit dem sozialdemo­genden Worten: fratischen Redakteur eine exemplarische Bestrafung" in Aussicht ge­stellt; das Blatt scheint demnach die deutschen   Richter gut zu tennen.

" Soweit der Wortlaut des Ausgleichs bekannt ist, handelt es sich um drei Punkte: Erstens, die Integrität und Unab­hängigkeit Persiens  : keine fremde Macht hat das Recht, auch nur einen Zoll persischen Bodens zu nehmen. Zweitens: Eng­land und Rußland   garantieren die Souveränität des Schahs von Persien  . Drittens: Isfahan   und Kirmanschan fallen in die Sphäre Rußlands  .

"

NY

Aus Induftrie und Handel.

Unser bewährtes Wirtschaftssystem.

Der

Kuddelmuddel im Wahlrechtskampf.

Durch die Beschlüsse des internationalen Stongresses find ble Barteigenoffen verpflichtet, bei allen Gelegenheiten für das un beschränkte Frauenwahlrecht einzutreten. Die Verhandlungen auf der Frauenkonferenz haben auch die einmütige Auffassung gezeitigt, daß der Kampf für Erringung des aktiven und paifiven Wahlrechts nicht durch faule Stompromisselei verfälscht und durchkreuzt werden 100. Als Genosse Bebel auf dem Parteitage in Essen   auf die politische Bedeutung der proletarischen Frauenbewegung hinwies und deren tatkräftige Unterstützung forderte, da fand er ungeteilten Beifall. Und zweifellos entspricht das auch der ehrlichen Ueber­zeugung der Genossen. Aber es genügt nicht, diese Ueberzeugung zu haben, theoretisch die Frauenbewegung und deren Bestrebungen Man könnte daraus schließen, daß unserem Vaterlande Weil es den Großgrundbesizern und Großindustriellen so gefällt, anzuerkennen, es muß auch die lebertragung der Theorie in die Praxis nichts geschehen sei, da doch die Integrität unseres Landes befann e fich der Reichskanzler zu der Politik des Festhaltens an der gefordert werden. Einige Befferung gegen früher ist ja schon vor­garantiert worden ist, aber wenn man mit den politischen Spitz- bewährten Lebensmittelverteuerung. Die Folgen diefer Politik handen. Als Genoffin Baader in Effen ankündigte, die Frauen würden findigkeiten vertraut ist, so weiß man, daß dies nur Masten machen sich bereits in beängstigender Weise bemerkbar. sich erlauben einmal festzustellen, wie groß der Kreis der Frauen find, um den Einfluß fremder Mächte stärker zu festigen. Würden set, auf die anscheinend die Ueberzeugung ihrer Männer noch gar die beiden Vertragsmächte wirklich nur die Unabhängigkeit und während der Zeit der günstigsten Wirtschaftsperiode, die wir je nicht abgefärbt habe, da erweckte sie damit große Heiterfeit, aber die Integrität Berfiens wünschen, dann wäre fein Vertrag nötig; erlebten, ist der Fleischkonsum zurückgegangen. Im laufenden Jahre genugt hat's anscheinend halt doch. Seit Essen   hat die Frauen­denn nur von diesen Mächten könnte uns Gefahr drohen, und sind wir allerdings von dem exorbitanten Preisstand für Fleisch bewegung gute Fortschritte gemacht. Wir verlangen nicht, daß ein wenn sie von uns nichts verlangten, dann hätte der Vertrag etwas herunter geglitten, aber dafür sind die Brotpreise derart Sozialdemokrat seine Frau verpflichtet, sich in der Frauenbewegung teinen Zweck. hinaufgeschnellt, daß von einer Steigerung des Fleischfonfums für zu betätigen, ohne daß sie das aus Ueberzeugung tut, aber er soll Ja, unter der Maske solcher Worte werden beide Mächte die breite Masse fein Gedanke sein kann. Ja, in den ersten drei sie zu dieser Ueberzeugung erziehen. Da wir nicht annehmen können, auf tausend verschiedenen Wegen in unser Land eindringen, Vierteln dieses Jahres ist der Konsum an Rind- und Schaffleisch die Klagen, daß relativ viele Frauen sogenannter führender Genossen ebenso wie sie es anderswo getan haben. Englands Ueberein- noch hinter den des Vorjahres zurückgegangen. Nach den Zusammen- iene Bewegung nicht unterstützen, entbehrten jeder Grundlage, muß fommen mit Aegypten   enthält einen ganz gleichen Artikel über stellungen des Kaiserlichen Statistischen Amts über die Schlachtvieh- Betreffenden halten die proletarische Frauenbewegung für überflüssig. man schon annehmen: entweder es fehlt an der Erziehung oder die die Unabhängigkeit und Integrität. Aber wer ist der wirkliche und Fleischbeschau im Deutschen   Neiche ergeben sich für die drei In Oldenburg   scheint man allerdings nicht ganz solcher Ansicht zu Herrscher Aegyptens  ? Ist es der Khedive? Nein, es ist England. legten Jahre folgende Resultate:

Ebenso wird es bei uns sein. Wenn wir gegen den Schah rebellieren, dann werden die beiden guten Freunde kommen und Soldaten herschicken, um die Rebellion zu unterdrücken. Und dann kommt die Kette von Ursache und Wirkung, die sich bis zum Tage des letzten Gerichts ausdehnen wird.

4

Das Blatt schildert weiter mit bitterer Fronie, wie die gelbe Presse Londons   die kleinsten Unruhen in Persien   in fenfationellen Telegrammen aufbauschen, und wie die Diplomatie Londons   und Petersburgs lange Noten aus­tauschen und die temporäre" Besetzung Persiens   als das einzige Mittel zur Rettung des persischen Volkes beschließen wird. Für das Truppenaufgebot werden beide Mächte eine Kriegsentschädigung von nur" 100 Millionen Mark ver­langen und zu diesem Zweck Agenten anstellen, die selbst­verständlich berichten werden, daß sich die persischen Finanzen in einer beflagenswerten Lage befinden und daß die Ueber­nahme der Finanzverwaltung durch England und Rußland  der einzige Ausweg sei. Zur Reform der Finanzen wird. eine Anleihe nötig sein, die die beiden Mächte dann groß­mütig gewähren. So werden wir," schließt Hablu I'Matin", unter dem Vorwande der" Unabhängigkeit und Integrität" zu Sklaven Englands und Rußlands   werden." Dies Bild ist in der Tat mit überaus scharfen Strichen gemalt. Es zeigt, was gar leicht schon letter Tage hätte eintreten fönnen, wenn das persische Bolt nicht auf der Sut gewesen wäre. Womit natürlich nicht gesagt ist, daß Eng­land und Rußland   ihre edlen" Absichten in Persien   über kurz oder lang doch noch zu verwirklichen suchen.

Aus der Partei.

Die britische   Arbeiterpartei.

London  , 19. Dezember.( Eig. Ber.) Binnen vier Wochen tritt die Arbeiterpartei zu ihrer achten Jahreskonferenz zusammen. Es ist Aussicht vorhanden, daß auch der Verband der Bergleute Großbritanniens  , der bis jetzt außerhalb der Arbeiterpartei stand, auf der Jahreskonferenz vertreten sein wird. Was dieser Schritt bedeuten würde, läßt sich mit wenig Worten erklären. Die Million bon Gewerkschaftlern, die die Arbeiterpartei ausmachen, find politisch selbständig, das heißt: sie haben sich von den bürgerlichen Barteien Losgelöst und bilden die politische Vertretung der Arbeiterklasse. Dagegen find diejenigen Arbeiterorganisationen, die noch außerhalb der Arbeiterpartei stehen, entweder liberal oder konservativ und ge­hören also politisch zur Bourgeoisie. So haben sich zum Beispiel bie 15 parlamentarischen Vertreter der Bergleute zur liberalen Partei gerechnet. Nunmehr aber sind sie bereit, die Sazungen der Arbeiterpartei zu unterschreiben, womit sie ihren Austritt aus der liberalen Partei erklären würden. Der Abgeordnete Steadman, der Sekretär des Barlamentarischen Komitees des britischen   Gewerkschafts-( Trades Unions-) Kongresses hat bereits die Sagungen der Arbeiterpartei angenommen, obwohl er vor zwei Jahren als liberaler Kandidat afgestellt war. So tonsolidieren sich die Reihen der britischen   Ge­tverkshafter. In der nächsten parlamentarischen Tagung, die am 29. Januar 1908 eröffnet wird, würde die Arbeiterfraftion 47 Mit­glieder zählen. Aus den Parlamentswahlen des Monats Januar 1906 ging fie mit einer Stärke von nur 29 Mitgliedern hervor.

Die" New Age  "( lies: Nju Ehdsch), die Wochenzeitung der Fabier, macht hierüber folgende beachtenswerte Bemerkung:

Wir möchten besonders betonen, daß die sozialistische Führung der Arbeiterpartei entschiedener werden müßte, und zwar weil eine Verbindung von radifalen mit gemäßigten Elementen gewöhnlich eine verlangsamende Wirkung auf die Bewegung ausübt. Anfangs herrscht gewöhnlich ein gewisses Mißtrauen, das die radikaleren Elemente durch Entgegenkommen zu zerstreuen suchen. Eine An­nährung, wie sie oben angedeutet wurde, kann dem Sozialismus gefährlich werden. Es genügt deshalb nicht, einzig und allein von einer Verbesserung der Arbeiterlage durch Alterspensionen und Arbeitslosengefege zu sprechen. Unser Ziel ist eine Revolution in

Pferde und andere Ein­

hufer. Dchien Bullen seühe

nate alt

.

Bereits

Bahl der Tiere, an denen die Schlachtvieh und Fleischbeschau vorgenommen wurde in den ersten Vierteljahren

1905

1906

1907

sein, dort glaubt man anscheinend vielmehr, es sei gut, die Bürger wir veranlaßt durch einen Artikel in der Gleichheit", der von der liche Frauenbewegung zu unterstützen. Zu dieser Annahme werden dort seitens der Regierung in Angriff genommenen Wahlrechts­in 1907 reform ausgeht. Diese Reform ist getragen von dem Bestreben, gegen 1905 den Einfluß der Sozialdemokraten durch Einführung des Proporz mehr(+) od. einzuengen. Es heißt dann in dem Artikel: weniger(-)

-

94 036 438 884 366 994

99 078 468 304 341 653

89 973 421 470 324 998

-

1 228 748

1 217 530

1 164 202

-

677 940

3 478 987 10 101 084 1 788 401 298 944 8 753

691 688 665 364 3315 843 3 431 758

4 063 17 114 41 996 64546

Jungrinder über 3 Mo­12 576 Kälber über 3 Mon. alt 47 229 Schweine 9 380 998 11 537 615+1 436 531 1 714 407 1 582 953 Schafe 205.448 Biegen. 310 804 849 949+51 005 Hunde 4196 4 173 +420 Abnahmen, die bei Bullen und Schafen sogar über 11 Proz., bei Also bei allen Gattungen Großvieh und bei Schafen erhebliche ühen über 5 Proz. betragen. Diefen Ausfall gleicht die Zunahme bei Schweinen und Ziegen nicht aus. Um das Ergebnis richtig zu würdigen, muß man bedenken, daß die Bevölkerung Deutschlands  , zuzüglich der Einwanderung, in den letzten zwei Jahren um mindestens zwei Millionen Köpfe zugenommen hat. Ein noch un­günftigeres Bild ergibt ein Vergleich der Ergebnisse in den zweiten Duartalen der Jahre 1905 und 1907, wie folgende Zusammenstellung ausweist:

Pferde

Dchsen, Jungs Kühe u. rinder Bullen u. Kälber

2. Vierteljahr 1905 29 224 675 946 1907 25 366 609 468 in 1907 mehr oder weniger-13,2-9,8 in Proz.

Schafe Schweine und Sunde Ziegen 636 964 947 613 660 952 -8,6+0,5

1538 106 3 148 114 1 391 113 3 749 660

- 9,6+19,3

So sehen die Folgen einer bewährten Wirtschaftspolitik aus. Was der Rückgang der Fleischnahrung bedeutet, darüber schreibt Statthaltereirat Dr. E. v. Celebrini in der W. N. Fr. Pr." u. a.:

Wenn, wie die Statistik des Wiener   Konsums lehrt, trotz zu­nehmender Bevölkerung der Fleischkonsum zurückgeht, so ist dies ein bedenkliches Zeichen. Caveant consules! Das Sinken des Fleischkonsums sollte die Lenker des Staatsschiffes ebenso warnen wie das Fallen des Luftdruckes den Seemann, denn es ist ein untrügliches Zeichen der Verelendung der Massen.

Wenn wir den animalischen Eiweißbedarf beden wollen, müssen ivir vorerst an das Fleisch unserer Schlachttiere denken; Wild, Fische, Geflügel find noch unerschwinglicher, billige Fisch­gattungen wie jene des Nordens dem Boltsgefchmad nicht zusagend oder wegen ihres höheren Wassergehaltes von minderem Nähr­wert. Die Molkereiprodukte zeigen die gleiche steigende Tendenz und hat die Milch bereits einen Preis erreicht, welcher die Deckung des Eiweißbedarfes durch dieselbe nicht mehr rationell erscheinen läßt.

Trotz der epochalen Entdeckung des Geheimrats Fischer in Heidelberg  , welchem bekanntlich bereits die Synthese den Eiweiß­stoffen ähnlicher, hoch zusammengesetter organischer Verbindungen gelungen, ist die fünstliche Zusammensetzung des Eiweißes noch nicht möglich und kann somit der zunehmenden Bevölkerung nur durch Steigerung der Produktion entgegengekommen werden.

Wenn unsere Landwirtschaft dies trop der bisherigen Förde rung von seiten des Staates nicht vermag, nun dann muß eben die überschüssige Produktion des Auslandes herhalten.

Die Ausflüichte mit beterinären Rücksichten sind wohl nur teilweise stichhaltig, ba mit Grenzschlachthäusern jede Gefährdung des heimischen Viehstandes oder des konsumierenden Publikums ausgeschloffen werden könnte."

Unserer verantwortlichen Staatsmänner Sorge scheint mehr dahin zu geben, sich eine agrarische Grabschrift zu verdienen, als der

-

-

" Daß unter diesen Verhältnissen die fälschlich liberal titulierte Oldenburger   Regierung gar nicht daran denkt, das Frauen stinimrecht bei den Landtags- und Kommunalwahlen einzuführen, liegt auf der Hand. Nichtsdestoweniger haben die Frauen und man fann ruhig fagen, nur die Frauen des Proletariats eine rege Agitation für das Frauenstimmrecht anläßlich der Wahlreform entfaltet. Diese Bewegung ging aus von dem Frauenbund Rüstringen Rüstringen ist die Gesamtbezeichnung der olden­burgischen Vororte von Wilhelmshaven   dem vornehmlich Arbeiterfrauen angehören, und der sonst nur lokale und wirtschaftliche Swede verfolgt. In der bürgerlichen Presse wird dieser Frauenbund gewöhnlich als fozialdemokratisch bezeichnet, weil die Männer der ihm angehörenden Frauen der Mehrzahl nach in der modernen Arbeiterbewegung stehen. Der Frauenbund ist jedoch keine sozialdemokratische Organisation, er ist vielmehr dem bürgerlichen Verband für Frauenstimmrecht angeschlossen und hatte sich mit der Bitte um Ueberweisung tüchtiger Rednerinnen und Uebernahme der Agitation an dessen Vorstand gewandt. Der Frauenbund wollte dadurch auch die bürgerlichen Frauen zur Bewegung heranziehen und namentlich der von liberaler" Seite zu erwartenden Ausrede die Spize ab­brechen, daß es sich" nur" um sozialdemokratische Parteiinteressen handele. Der Verband fandte die Damen Lida Gustava Heymann  und Martha Bieg aus Hamburg  , die in den größeren Städten und Orten Oldenburgs in bürgerlichem Sinne für die Einführung des Frauenstimmirechts sprachen.

In den Versammlungen wurde eine Resolution angenommen, die den Landtag aufforderte, für die beiden Petitionen der Frauen um Einführung des Frauenstimmrechts für Landtags- und Kom­munalwahlen einzutreten. Obwohl die Rednerinnen es an Aus­fällen gegen die Sozialdemokratie nicht fehlen ließen, stempelten doch die wenigen liberalen" Politiker, die zu den Versammlungen tamen, die Bewegung zu einer rein sozialdemokratischen, um sie dadurch bei der indifferenten Masse anzuschwärzen. In Jever  erklärten sich zwei Blockbrüder direkt gegen das Frauenstimmirecht, und in Oldenburg   Stadt äußerte der freifinnig- boltspartei­liche Reichsverbändler Reyersbach, daß die Agitation für das Frauenstimmirecht schon dadurch einen sozialdemokra tischen Beigeschmack erhalten habe, daß fie sich eines Saales bediene, in dem sonst Sozialdemokraten verkehrten. All das und nicht zum wenigsten die ganz geringe Beteiligung der bürgerlichen Frauen an den Versammlungen zeigt, daß von bürgerlicher Geite aus dem Frauenstimmrecht in Oldenburg   faum ein Intereffe ent­gegengebracht wird. Bezeichnend hierfür ist, daß ein vielgelesenes liberales Blatt die für die Forderung eintretenden Frauen als ,, berschrobene Frauenzimmer" bezeichnete. Mit dem Hinweis auf den sozialdemokratischen Beigefchmad" wollen die Liberalen nur ihre Lauheit bemänteln oder ihre direkte Gegnerschaft gegen das Frauenstimmrecht, die sie nur nicht öffentlich auszusprechen wagen. Angesichts der Situation und dem ganzen geschichtlichen Untergrund der Frage entsprechend wäre es richtiger gewesen, wenn die Agitation für das Frauenstimmrecht, als eine Forderung, die doch nur von der Sozialdemokratie ernst genommen wird, auch direkt von der Sozialdemokratie geführt worden wäre. Wie verkehrt das Segeln im bürgerlichen Fahrwasser war, zeigte sich besonders offensichtlich am 26. November in Heppens   in einer Versammlung, die nicht nur als Demonstration für das Frauen wahlrecht, sondern auch für die Einführung des direkten, geheimen, gleichen und allgemeinen Wahlrechts in Preußen gedacht war. In dieser Versammlung wandte fich die Referentin, Fräulein Martha Zieg, direkt gegen die Sozialdemokratie, obwohl die Versammlung fast nur von Anhängerinnen und Anhängern der Sozialdemokratie besucht war!"

Wir schließen uns der Ansicht der Gleichheit" an, die in einem Nachwort zu dem Artikel u. a. bemerkt:

Wir brauchen angesichts der Tatsachen, welche der Artikel mitteilt, taum noch besonders zu betonen, daß der Frauenbund"