Mein Debüt als Staatsretter.
Ich bin immer ein friedlicher, Iohaler Bürger gewesen. Man fann mir nichts nachsagen. Im Schaufenster meines Butter- und Käsegeschäfts steht eine Büste unseres Kaisers, täglich aus frischer Butter neu geformt. Und mein höchstes Streben war, einmal des Hoflieferantentitels würdig und damit der Ehre teilhaftig zu werden, unter die Vorstadtpatrizier von Neukölln aufgenommen zu werden.
Mit Betrübnis las ich in der Zeitung die Klagen der Berliner Polizei über das Verhalten des Publikums bei Kämpfen von Kriminalbeamten mit Verbrechern: Nicht genug, daß das Publikum ben bedrängten Beamten nicht zu Hilfe eile, nein, es nehme gar noch für den Verbrecher Partei. Ich fand solches Verhalten unerhört, unerhört! Wenn ich doch mal in die glückliche Lage käme, Zeuge zu sein, ach, wie wollte ich.. Da hatte ich eine Kommission in der Gegend des Scheunenviertels. Ahnungs- und hoffnungsvoll steckte ich einen Gummifnüttel zu mir. Richtig, in der Linienstraße begegnete mir ein Individuum... Großer Lambroso! Ich entsetzte mich in der Tiefe meines staatsbürgerlichen Gemütes. Diese Ohren! Diese Stirn! Diese verstedt lauernden Augen! Unwillkürlich faßte ich meinen GummiDa tam dicht hinter ihm ein anderer Mann, von beruhigend ehrlichem Aussehen, mit einem merkwürdig intelligenten Geficht. Diese lugen, hellen Augen, die ganze Physiognomie, ich mußte an Sherlock Holms denken. Ha, gings mir durch den Kopf, ein Geheimpolizist? Gin Kriminalbeamter? Der dem Verbrecher auf der Spur ist? Herr Gott , dachte ich, wenns doch wäre! Herr Gott betete ich in der Tiefe meiner staatserhaltenden Seele, laß mich helfen, laß mich für den Staat etwas tun!
fnüttel an.
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Da höre ich schon Lärm hinter mir, ich wende mich um: vahrhaftig! Die beiden im Handgemenge. Schrillend geht das Notsignal des Beamten
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Hei! Jch den Gummifnüttel heraus, mit einem Satz bin ich dazwischen, dem Gauner an die Gurgel, und im nächsten Augenblick haben wir ihn am Boden. Und nun wir beide über ihn her! Er will eine Browningpistole ziehen, aber geschict entreißt der Geheimpoligist fie ihm und läuft davon. Ich habe keine Beit mich zu verwundern. Gut, nein, um so beffer, so werde ich mich allein, ha, so werde ich mich allein um den Staat verdient machen! Ha!" schrei ich, mit Gott !" und hau ihm einen drauf; für König!" Das Nasenbein ist platt wie ein Eierkuchen. Gerade will ich noch fürs Vaterland ihm einen versetzen, da geschah etwas Merkwürdiges. Jch höre eilende Tritte, ich sehe so etwas wie Schußmannshelme vor meinen Augen blinken, sebe einen Säbel blizen und fühle, wie mächtige Fäuste auf mich lostrom
meln trrrr..
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mich wegen tätlichen Angriffs auf die Staatsgewalt und Befreiung| Kindern bewohnte er nur ein Hinterzimmer, und des Nachts be eines Gefangenen zu verantworten. fanden sich die Menschen, Waren und Brettgestell in diesem Raum. Aber wenn ich verurteilt werde, wer soll dann in meinem Einmal wohnte eine junge Frau mit ihrem Baby mehrere Wochen Schaufenster täglich die Kaiserbüfte neu formen, aus bester Tafel- lang bei ihnen. Dies sind nun Beispiele, die man leicht viele butter? Male verdoppeln könnte. In den Seitengassen in der Nachbar. schaft sah es noch schlimmer aus als in den Straßen. Hier fand man in Hülle und Fülle Taschendiebe, Einbrecher( ich habe gesehen, wie Leute am Fenster ihre Einbrecherwerkzeuge prüften und sich von den oberen Fenstern im Einbrechen übten), Hundediebe und Faustkämpfer, mit Verbrechen besudelte Männer und verworfene Frauen, und die Sterblichkeitsziffer war viermal höher als in irgendeinem anderen Teile sondons
( Von unserem Londoner Korrespondenten)
Ueber seine Erlebnisse in den Londoner Slums" hat unlängst ein alter Beamter der Londoner Schulbehörde ein Büchlein veröffentlicht( Recolections of a School Attendance Officer, von John Reeves). Mehr als ein Menschenalter lang war es die Pflicht des Herrn Reeves, den Schulbesuch der Kinder in einem der ärgsten Spelunkenviertel Ostlondons zu überwachen. Er war einer der ersten Beamten, die angestellt wurden, um das Gefeß vom Jahre 1870, das die allgemeine Schulbildung in England einführte, zur Durchführung zu bringen. In dieser Eigenschaft hatte er wohl mehr Gelegenheit, die Verhältnisse in der sozialen Unterwelt tennen zu lernen, wie jeder andere. Denn sein Amt brachte ihn täglich in Berührung mit den Kreisen der Bevölkerung, die in der entsetzlichsten Armut und größten Verworfenheit leben, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken, sondern auf die Straße, um dort zu betteln und zu stehlen. Er mußte versuchen, die Abneigung der Eltern gegen die Schule zu überwinden, Väter und Mütter aufzuklären, um so allmählich der Zivilisation den Eintritt in eine der dunkelsten Ecken Englands zu erzwingen. Seine Aufgabe war um so schwerer, als sein Arbeitsfeld hauptsächlich die Verbrecherwelt war, die in dem Beamten der Schulbehörde einen Abgesandten der Polizei witterte, der nur tam, um nach gestohlenem Gut zu fahnden.
Charakter und Geist des Verfassers sprechen aus folgenden Säßen:" Bedürftige Schulfinder müssen aus öffentlichen Witteln ernährt werden. Kann es etwas Grausameres geben, als von hungrigen Kindern zu erwarten, daß sie lernen und die Laft der Schularbeit tragen sollen? Kann man erwarten, daß sie start und fähig werden, die Verantwortungen des Lebens auf sich zu nehmen? Ist es nicht wahrscheinlicher, daß sie in ihrer Schwäche der Allgemeinheit zur Last fallen?"
Und nun zu dem Milieu, in dem der Beamte wirkte. Er schreibt an einer Stelle:" Ich klopfte an die Tür eines Zimmers, in dem eine Witwe mit sieben oder acht Kindern lebte. Ihr ältester Sohn, ein junger Mann von etwa 21 Jahren, wohnte bei ihr, fie gab auch einem Mädchen von 18 Jahren Logis. The ich den Raum verließ, beobachtete ich still die teineswegs ungewöhnlichen Schlafverhältnisse. Ich bemerkte, daß außer der Bettstelle noch jede Ecke des Zimmers den Familienmitgliedern als Schlafstelle diente; das Schlafmädchen hatte die Mitte des Fußbodens für sich. Alle alten Kleider, die die Familie besaß, schienen für Bettzwede benützt zu werden, aber trotz alledem konnten sie sich nur wenig Bequemlichkeit verschaffen. Die Art, in der sich diese Familie für die Nachtruhe einrichtete, ist typisch für Hunderte es j andere. Das gilt für damals wie für heute."
Als mir die Besinnung wiederkehrte, fand ich mich in den Näumen einer Polizeiwache, reich verbunden. Auf einem Feldbett, noch reicher verbunden und von einigen Schuhleuten mit Medikamenten betraut, mein Verbrecher. Aus seiner Westentasche ah etwas blechernes hervor, ich riß erstaunt die Augen auf, var die Erkennungsmarke der Kriminalbeamten
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" In Nummer 42 Old Nichol Street wohnte ein Mann, der Uebermorgen findet die Gerichtsverhandlung statt. Ich habe in Shoreditch Muscheln verkaufte. Mit seiner Frau und drei
Moebel- Boebel
NAME GES
„ Das Leben der Kinder war eine ununterbrochene Aufeinanderfolge von sonnenloser Blagerei. Nie spielten sie wie andere Kinder, nie schienen sie zu denken wie andere Kinder. Sie alterten vorzeitig und waren die Opfer furchtbarer Grausamkeit. Viele Stunden lang waren sie beim Fabrizieren von Streichholzschachteln beschäftigt, und zu anderen Zeiten halfen sie ihren Eltern beim Verkauf der Waren auf den Straßen oder selbst beim Stehlen. Die Sterblichkeit unter den jungen Kindern war fürchterlich. Die Armenpfleger besuchten diese Orte dann und wann, aber die Leute, die für das Einsammeln der Miete verantwortlich waren, wußten stets, wann sie kamen. Die Wände wurden getünscht und in einigen Gassen wurde Sand gestreut. Einige dieser Herren waren Besitzer dieser Häuser oder in irgendeiner Weise an ihnen interessiert. Einer der Mietentassierer in der Old Nichol Street war ein naher Verwandter einer der Sanitätsbeamten
" Am gewöhnlichsten wurde die Herstellung von Streichholzschachteln betrieben. Bei dieser Arbeit mußten sie beinahe tausend Teile handhaben, ehe ein Gros fertig war. Dazu mußten sie selbst den Kleister und den Hanf zum Binden liefern. Für ein Gros gab es 2½ Pence. Die Schachteln mußten getrocknet iverden, was oft sehr lästig war. Zu diesem Zweck legte man sie auf den Fußboden, und im Winter machte man mit allerlei Unrat ein Feuer; denn der Preis der Kohle war unerschwinglich. Sobald ein Kind alt genug war, um ein Stüd Glaspapier auf eine Schachtel leben zu können, mußte es bei der Arbeit in diesem Kampfe um das Brot helfen. Die Nahrung war die schlechteste: Brot, schwacher Tee und manchmal eine billige Mischung, die man Ein. gemachtes nannte; und selbst diese ärmliche Nahrung gab es in ungenügenden Mengen. Nachts lauerten einige der älteren Kinder in einer dunklen Gasse oder am Ende einer Straße, um von Passanten oder aus einem nicht gut bewachten Laden zu stehlen. Die Krämerläden in den Hinterstraßen waren meist Hehlerläden, wo man jeden Artikel, ohne daß gefragt wurde, in Nahrungsmittel umsetzen konnte. Eine Mühe, die man von dem Kopfe eines Kindes gerissen, oder ein Patet, das man einem Rinde aus der Hand gerissen, oder etwas, was man aus einem Laden außerhalb des Bezirks gestohlen, konnte man auf diese Weise leicht an den Mann bringen. Erinnern wir uns, daß das einzige Ideal, das den Kindern vorgehalten wurde, das des kühnen Einbrechers war. Diesen betrachtete man als einen Helden, und die Knaben pflegten sich ihrer Verwandtschaft mit einem solchen zu rühmen."
Dies ist ein Teil des Englands zur Zeit der sogenannten glorreichen viktorianischen Periode", wie er von einem Kenner der Berhältnisse gesehen wurde.
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