nn0(»lähig nicht verantwortlich. Verantwortlich für die Reichs-regierung ist der Herr Reichskanzler und für die preußischeRegierung das Ministerium, an dessen Spitze als Präsident derReichskanzler steht. Der Vorwurf, den der„HannoverscheCourier" gemacht hat, kann sich also nur gegen deneinzig verantwortlichen Beamten im Reiche, denReichskanzler, richten. Der Reichskanzler aber treibt mit dieser(örklärung das b e d a u e r l i ch e S p i e l, das wir in der letztenZeit nur zu oft haben bekämpfen müssen. Anstatt sich vor denKaiser hinzustellen und die Verantwortung für die augenblick-liche Regierungspolitik zu übernehmen, versteckt er sichhinter den Kaiser und versucht die an sich nur zu be-rcchtigten Angriffe auf die augenblickliche Regicrungspolitikdadurch abzuschwächen bezto. unmöglich zu machen, daß er be-hauptet, sie richte sich gegen die Person des Kaisers. Die Persondes Kaisers ist. soweit wir gesehen haben, nirgendwo in dieErörterung hineingezogen worden. Die Methode, die jetzt vonso hoher Stelle angewandt wird, ist verwerflich. Sic handeltgegen die Verfassung und schädigt den mon-archischen Gedanken.Was den Inhalt des Vorwurfes anbetrifft, so bleibt fürden, der mit der gesamten nationalen Oeffentlichkeit derMeinung ist, daß sogenannte„Garantien" überhaupt nicht vorHänden sind, und die staatsrechtliche Lage sich nicht im geringstengeändert hat, keine andere Erklärung übrig, als daß der v e r-antwortliche Beamte tatsächlich mehr dieInteressen des Hohenzollerischen Hauses alsbis des Reiches wahrnimm t."Und in«inem weiteren„Die welfischen Garant i e n" uberschriebenen Artikel der„Post", der an die zitierteMitteilung des„Hannov. Couriers" über das Landesvaterspielen des Herzogs von Cnmberland rnid seines Tohnes an-knüpft, heißt es:„Im Brusttöne der Ueberzeugnng wird uns von oben heraberklärt, das Haus deS Cumberländer Herzogs mißbillige diewelfische Agitation, sei jedenfalls für derartige Umtriebe nichtverantwortlich zu machey. Und nun? Jetzt erfährt man Plötz-lich, daß mcht etwa der alte Herzog, nein, der junge Prinz selber,die welfischen Parteigänger mit Gnadenbeweisen und Geschenkenüberhäuft. Das also sind die Garantien des Welfenhauses. Sohält es sein Versprechen. Erkennt denn der Kanzlernicht den Hohn, mit dem ihn eine kleine selbst-süchtigePartei.diebeieinigermaßenvernünf-tigerPolitik so leicht zum Schweigen zu bringenwäre, ausgiebig überschüttet? Fühlt er nicht dieSchläge, die ihm jene herzoglichen Gefolgsmänner fortgesetztverabreichen? DaS aber find die Folgen einer Politik, welcheleichtfertig und feige die hoch st en und heiligstenGüter einer ganzen Nation dynastischen Eon-derinteressen zuliebe auf dem Altare desVaterlandesopfer t."Auch die alldeutsche„Rheinisäh-Westf. Ztg." leistet sicheinen scharfen Angriff auf die Regierung und ihren verant-ivortlichen Vertreter, den Reichskanzler. Sie schreibt unterBezugnahme auf die oben erwähnte Notiz des Kanzlerblattes:Alle Regierungserklärungen können nicht die Tatsache ausder Welt schaffen,1. daß die Bundesratsbeschlüsse von 1835 und 1907, d i eauf Antrag der Kaiser Wilhelm I. und Wil-Helm II zustande gekommen sind, die Besteigung des braun-schweigischen Throne» durch einen Welfenprinzen nur dannfür zulässig erklärten, wenn alle Glieder des Welfenhausesfür sich und ihre Nachkommen ihrer Ansprüche auf Hannovero entsagen;2. daß der Bundesratsbeschluß von ISO? auf AntragdeS Kaisers Wilhelm II. gefaßt wurde, trotzdem da-malS der Prinz Ernst August(laut Angebot seines VaterS vom15. Dezember 1906) für sich und seine Rachkommen aufHannover Verzicht leisten wollte, wenn er aufden Thron Braunschweigs zugelassen würdeund 3., daß heute der Cumberländer seine Ansprüche aufHannover mip unverminderter Hartnäckigkeit aufrechterhältund der Prinz Ernst August entschieden einen Verzicht aufHannover ablehnt, also die Garantien, die die Bundesräteund die Kaiser Wilhelm l. und Wilhelm II. 1885 und 1907forderten, nicht im entferntesten erfüllt.An die Ausrichtigkeit der obigen Erklärung der NorddeutschenAllgemeinen Zeitung kann man deshalb erst dann glauben, wennder Reichskanzler folgende Frage mit ja zu beantworten vermag:Würde der Prinz Ernst August auf Grund seines Fahnen-eides und seines Briefes vom 29. April, also ohne Verzicht fürsich und seine Nachkommen auf Hannover im Sinne der vonden Kaisern Wilhelm I. und Wilhelm IL verlangten BundeS-ratsbeschlüsse, auf den Thron von Braunschweig zugelassenwerden— �-- wenn er nicht des KaiserSTochtergeheiratet hätte?Der Reichskanzler wird sich hüten, auf diese kitzliche Frageder„Rhein.-Westf. Ztg." zu antworten; denn die Richtigkeitder Darstellung des Blattes läßt sich nicht bestreiten. Hätteder Prinz Ernst August nicht die Tochter des Kaisers geheiratet, wäre also nicht der letztere zum Schwiegerpapa descumberländischen Prinzen geworden, der ganze jetzige Streitüber die braunschweigische Thronfolge wäre nicht entstanden,und die preußischen Regierungsblätter mit Einschluß der„Kreuzzeitung" und der„Deutschen Tageszeitung" würdenjeden für einen Vaterlandsfeind und Idioten erklären, derempfehlen würde, den Prinzen Ernst August von Cumberland als„ a n g e st a m m t e n Herrscher" von Braunschweiganzuerkennen, auch wenn dieser den Verzicht auf Hannoververweigere.Damit soll sicher nicht gesagt sein, daß die Auslieferungdes braunschweigischen Herzoghutes an den cuniberländischenPrinzen tatsächlich, wie gewisse alldeutsche Blätter behaupten,die innere Festigkeit und Sicherheit des Deutschen Reiches gefährdet und die deutsche Ehre bloßstellte. Wenn sonst diedeutsche Einheit und Siöherlieit nicht gefährdet ist, wird derPrinz Ernst August als Herzog von Braunschweig sie auchnicht gefährden: und den lieben Braunschweigern kann es,wie nun einmal die Verhältnisse in ihrem kleineren engeren„Vaterlande" liegen, auch ziemlich Wurscht sein, ob sie vomHerzog Johann Albrecht von Mecklenburg, einem überflüssigenpreußischen Prinzen oder dem Prinzen Ernst August unterpreußischer Aufsicht nach preußischem Rezept regiert werden.Was aber tatsächlich nicht nur uns Sozialdemokraten alsRepublikaner, sondern jeden vernünftigen Menschen verletztund das Deutsche Reich in der Bevölkerung aller Kulturländerbloßstellt, das ist die Art und Weise, wie die braunschweigischeThronfolgefrage in den sogenannten niaßgebenden Kreisenbehandelt wird. Das deutsche Volk wird nicht gefragt, auchnicht das braunschweigische: die ganze Sache ist eine reinePrivatangelegenheit des Bundesrats und wird, wie die„Post"mit Recht sagt, nach„d y n a st i s ch e n S o n d e r i n t e r-esse n" beurteilt und entschieden. Es ist gerade, als lebtenwir noch in den Zeiten des nacktesten Absolutismus, in einerZeit, wo noch die Fürsten„ihre" Länder alsHaus- und Familiengut betrachteten undnach Belieben Land und Volk verschacherten— manchmal um ihren juwelenbedürstigen Mätressen dafürBeweisstücke ihrer zärtlichen Zuneigung zu kaufen.Um diese Verwirrung im Hause Hohenzollern vollzumachen. mischt sich obendrein auch noch der preußische Krön-Prinz in die Sache— und nimmt gegen seinenSchwager, in gewisse nr Sinne auch gegenseinen Vater, den Kaiser, Partei. Die von demdurch verschiedene anrüchige Prozesse bekanntgewordenenJournalisten Dr. Liman redigierten„Leipziger NeuestenNachrichten"— der Kronprinz soll zu Herrn Liman engeBeziehungen unterhalten— wissen zu melden, daß der Krön-Prinz ein Schreiben an den Reichskanzler gerichtet hat. in demer seine Auffassung von der braunschweigischen Thronfolgeniederlegt. Es wird darin betont, daß der Prinz Ernst Augusterst dann in Braunschweig einziehen dürfe, wenn er vorherklipp und klar für sich und seine Nachfolger auf Hannoververzichtet habe: der Fahneneid sei kein staatsrechtlicher Akt.Man möchte diese Mitteilung für einen dem Hause Hohen-zollern gespielten boshaften Streich halten, bestimmt, dieIrrungen und Verwirrungen zu mehren: aber sonderbarer-weise bestätigt die„Nordd. Allgem. Ztg.". daß der Krön-Prinz einen derartigen Brief an den Reichskanzler gerichtethat und fügt— noch seltsamer— hinzu:„d e r Reichs-kanzler hat in seiner Antwort unter ein-gehender Schilderung des Sachverhalts dieGründe dargelegt, die für die Haltung derpreußischen Regierung maßgebend sin d."Diese Einmischung hat gerade noch gefehlt. Als Mitglied der Familie Hohenzollern hat der Kronprinz das Recht,im Familienkreise seine Meinung zu sagen und seinem Vater.soweit dieser ihm Gehör schenken will, Vor-stellungen zu machen, aber wie kommt er dazu, sichin Regierungshandlungen zu mischen undquasi vom Reichskanzler Rechenschaft zufordern,Und der Reichskanzler läßt sich herbei, dem Kronprinzeneine lange Begründung seiner Haltung vorzulegen! Rechtsonderbar! Etwas mehr Rückenstärke könnte dem Kanzlersicherlich nicht schaden. Er hätte sich ein Beispiel an HerrnVenezelos nehmen sollen. Aber, wie es scheint, vermögendeutsche Reichskanzler nicht jene Festigkeit und jenes Selbst-bewußtsein aufzubringen, das man selbst bei den Ministerndort hinten ans der Balkanhalbinsel findet.vis preukilchen Städteund das SeUritverwaltungsmht.ii.Der Wohnungsgesetzentwurf, mit dem sich der Städtetagan zweiter Stelle beschäftigt hat, ist von unS bereits sofortnach seiner Veröffentlichung einer eingehenden Kritik unter-zogen, wir haben insbesondere nachgewiesen, daß es sich da-bei im wesentlichen um ein Polizeigesetz handelt, durch dasder Anschein erweckt werden soll, als ob etwas geschieht,während im großen ganzen alles beim alten bleiben dürfte.Auf den gleichen Standpunkt hat sich der preußische Städte-tag gestellt. Die Referenten und alle Diskussionsrednerwaren sich darin einig, daß der Entwurf nur einzelneAusschnitte der Wohnungsfrage behandelt, und zwargerade diejenigen Ausschnitte, die in das Tättgkeitsgebietder Gemeinden fallen, während die wichttgsten Teil-aufgaben der Wohnungsfrage dem Zugriff der Gemeindenentzogen sind. Als ein Fehlgriff wurde es bezeichnet, daßdie Regierung bestrebt ist, die Selbstverwaltung durch staats-polizeiliche Zuständigkeit zu ersetzen oder. einzuengen, undnachdrücklichst wurde verlangt, daß die Gemeinden in der Er-süllung ihrer eigenen Aufgabe nur der allgemeinen Staats-aufsicht unterworfen werden dürfen. Insoweit können wiruns die Kritik des Städtetages in vollem Umfang zu eigenmachen. Wenn aber Wetter auf die finanzielle Belastungder Gemeinden durch die Fürsorge für das Wohnungs-Wesen hingewiesen wird, so darf das kein Grund sein, einegesetzgeberische Maßnahme zu verwerfen! Würde der Entwurfder preußischen Regierung wirklich eine Besserung derWohnungsverhältnisse herbeizuführen geeignet sein. dgnndürfte die finanzielle Belastung kein Hindernis gegen seinZustandekommen bilden, denn die Wohnungsfrage ist vonsolcher Bedeutung für unser gesamtes Kulturleben, und dieSchaffung gesunder und preiswerter Wohnungen ist so not-wendig für die Hebung der Arbeiterklasse, daß man vor denLasten uicht zurückschrecken darf. Für einen solchen ZweckVölkerlchlzchtet) und Klaillnhampfe.ILAns dem politischen Nachlas, eines demokratischenDeutschen.Eine Nation nenne ich eine große Voltsmasse� die durch ihrefreien Abgeordneten gesetzlichen Anteil au ihren öffentlichen Ver-Handlungen hat.... Wir sind jetzt die Station der Titel, desAdels, des Dienstzwanges, der Fröne, des UnsinnS, der Dummheit,kurz die privilegierte Nation oder die Nation der Privilegien.—Meine Zeit fiel in die Schande meines Volkes.... Die Bedingungder Vaterlandsliebe ist Freiheit und Gerechtigkeit. Von beiden istin unseren europäischen Staaten nur das Minimum; die Vater-Zandsliebe kann also leicht berechnet werden. Die Vaterlandsliebeder Privilegierten ist der kochende Grimm wilder Tiere, mit welchemsie über ihren Raub wachen.— Vernünftigerweise sollten alleStaatSbeförderunqeii von unten auf gehen, d. h.. die Bürger solltendie Magistraturen und die Krieger die Befehlshaber gesetzlich er-nennen.S e u m e, Apokryphen, zuerst gedruckt 1810, geschrieben 1806/07.«Der Patriotismus der Junker.Tie alten Aristokraten, diese lieben nur sich und wollen denKönig als ersten Mitstand behalten. Der Staat gehe ihrer Absichtnach unter, aber die Gutshcrrschaft bleibe. Sie bedienen sich derFranzosen als Mittel zum Kampf. Diesen liegt daran, uns erbärmlich zu erhalten, und diese tadeln daher den König deshalb solaut, daß er das tue, was Napoleon im Königreich Westfalen undHerzogtum Warschau als unerläßliche Bedingung jedes Staatesverlangt hat. ES gibt nichts Verruchtere». Diese bilden förmlicheine Partie.Tägebucheintragnng S ch ö n S vom 12. De-zember 1808. Aus den Papieren II. 59.»Stein über die Fürsten und„unteren" Stände.Alle kleinen Fürsten haben aus Egoismus imd Gefühl derSchwäche denselben Geist; ihnen kommt es nur an auf Erhaltungihre» winzigen Daseins, gleichgültig gegen das Schicksal des Vater?landeS: sv wird man daher alle entweder vorläufig entfernen oderan einem sicheren Ort sammeln, unter strenge Aufsicht nehmenmüssen, da man denn ihr Land in ihreni�Namen verivaltet, bisman imstande sein wird, eine dauerhafte Ordnung der Dinge zuberücksichtigen.... So wird man die Vcrwalrungsbsbördcn. dieMunizipal- und Kommunalverfassungen umbilden, viele der ösfent-lichen Beamten unter Aufficht nehmen, den Adel durch mancheReizmittel zu reinen Grundsätzen zurückbringen und den gutenGeist der unteren Stände durch Erweiterung ihrer Tätigkeit, durchBelohnungen usw. benutzen und nähren müssen.Stein an die österreichischen Staatsmänner überdie Aussichten einer englischen Landung in Nord-deutschland. August 1Z09. Pertz, Aus Steins Leben, I.*(Sin Charakterbild Friedrich Wilhelms Iii.Von den Ljeblingsneigungen de» Königs stand, besonders infrüheren Zeiten, die Vorliebe für militärische Beschäftigungenobenan, doch allein nur aus deni Gesichtspunkt des Friedensexerzierens und der Uniformen, nicht aus dem der Ausbildung zumKriege.... Dabei war seine eigene Wahl zu Befchlshaberstellcnin der Regel nicht vorteilhaft, indem er größtenteils diejenigen,die auf dem Exerzierplatz seine Zufriedenheit erworben hatten, demwirklichen Feldsoldaten oder den: geistig kräftigen Menschen vorzog,diese letzteren sogar häufig ungerecht bebandelte. Tie Liebhabereides Königs in Hinsicht der Uniformen und de» Anzuges war großund seine Ansichten hierin einem ewigen, größtenteils durchKleinigkeiten herbeigeführten Wechsel unterworfen....Boyen, Erinnerungen, II. 15— 21.*Ich kann Ihre Bedenklichkeit nicht tadeln und kann nichlleugnen, daß eine gewisse Uncntschlossenheit im Charakter desKönigs Besorgnis erregen muß.... Er ist von der Notwendigkeitdes Systems, welches jetzt verfolgt wird, ganz überzeugt.„..Allein ich stehe Ihnen doch nicht dafür, daß der König uns nichteinmal eincS TageS alle fortjagt.Gneis enau zu Ompteda. Sept.1807. Pertz, Gneisenau, II. 134, 5.*Bolkskriegswünschc und deutsche Gesinnungen Blüchers.Mich juckts in allen fingcr, den säbel zu ergreiffen....jetzoißt wiederum die Zeitt zu dhun waff ich schon anno 9 angeratten;nehmlig die gantze Nation zu den Waffen aufzuruffen und wan diefürsten nicht wollen und sich dem enttgegensetzen sie samt demBonaparte wcgh zu jaghen: Denn nich nuhr Preusen allehn sonderndas gantze Deutsche Vatterland muß widerum Herauffgcbrachtund die Nation hcrgestelth werden.Blücher an Scharnhorst aus Kunzendorf, 5. Januar 1813.Unentschlossenheit des Königs.... Scharnhorst teilte mir dagegen die mir noch fremdenneueren Nachrichten aus dem Vaterlands mit, die leider nur ein-seitig gut zu nennen waren. Denn wenn man von der Stimmungde» Volkes und deS Heeres nichts als Lobenswertes sagen konnte,so war die Unentschlossenheit des Königs, vearbeilet durch jene,die ich früher als Maulwürfe bezeichnete, doch so groß, daß mannicht allein ein trauriges Festhalten an der französischen Partei.sondern dadurch auch einen sehr besorglichen Konflikt mit der ganzentgegengesetzt ausgesprochenen öffentlichen Meinung ernstlich be-fürchten konnte. Boyen. Erinnerungen, ll. 303.*: Dork und seine Konvention waren und blieben dem König einGreuel. Ter König war bei der ersten Nachricht über dieses Er-eignis in dem höchsten Grade aufgebracht über Aork gewesen- dieanbefohlene Entsetzung und die Untersuchung über das Benehmendes Generals war nicht allein eine zur Beschwichtigung Napoleonsgetroffene Maßregel, sondern bei dem Könige voller Ernst, dessenZorn in jenem Augenblick nicht verstellt war. Der König, der beiseiner Art zu denke» und zu handeln auch selbst bei Handlungengeistiger Tätigkeit mechanischen Gehorsam verlangte und sich nie-mals auf die Gründe und Folgen einer Handlung, auf die Be-urteilung der Verschiedenheit der Verhältnisse einließ, sah auseinem derartigen Standpunkt nichts als eine direkte Auflehnungdes Generals Dork gegen sein Ansehen.... Der König hat trotzallen durch die Zeit abgerungenen äußeren Gunftbezeugungen demGeneral Uork niemals diesen Schritt vergeben.Boyen, Erinnerungen, ll. 309. 313.*Man rechnet mit einer Revolution.Wenn der König noch länger zaudert, die ihm von seinenUntertanen nach dem Willen der Nation zur Verfügung gestelltenMittel anzuwenden oder auch nur die Anstrengungen Rußlandszur Herstellung der Monarchie zu unterstützen, so halte ich eineRevolution für unausbleiblich, und wahrscheinlich wird dann dieArmee mit ihrem Beispiel vorangehen und da? Signal geben.Bericht des englischen Agenten Ompteda anseine Regierung. Ende Febr. 1813. Nachlaß lV, 35.«Die Geister sind in einer Gärung, die schwer zu beschreibenist. General Scharnhorst übt unbegrenzten Einfluß. Die Militär«und die Häupter der Sekten haben sich unter der Maske desParriotismus der Zügel der Regierung vollständig bemächtigt; derKanzler wird vom Strome sortgerissen.Bericht des österreichischen Ge-sandten in Breslau vom 25. 2. 1813.*Die königlichen Proklamationen vom 17. März.In einer der Proklamationen vom 17. war offen ausgesprochen,daß der angekündigte Krieg kein gewöhnlicher sei. daß alles auf demSpiel stehe, und daß alles gewagt werden müsse. Als Preis un-erhörter Anstrengungen ward im Namen des Königs allen StändenFreiheit und Berechtigung, in Staatsangelegenheiten eine Stimmezu haben, verheißen, und die königliche Familie selbst versprachalle bevorstehenden Gefahren zu teilen.«chlosser, Geschichte des 18. Jahrhunderts, VIl. 2, 877. 8.♦Liberale Märzillusion von 1813.Wir schlugen Sturm auf allen Straßen,Wir ließen Lärin trompeten blasen,Der Bürger trieb sich ruhig fort.Was hat ihm nun den Mut entzündet?Ihm ward ein einzig Mal verkündet.lind Friedrich Wilhelm ,prach das Wort„Dir will ich meine Rettung danken,Ob auch verzagte Seelen schwanken,Dir treues Volk, nur dir allein!->kr' alle sollt mir Ritter heißen,schmück Euch mit dem Kreuz von Eisen;Aus! in die blut'ge Schlacht hinein."So hat kein König noch gesprochen;Die alten Ketten sind gebrochen.Zur Freiheit wendet Euren Blick!Wir kannten Herren nur und Knechte,Heut gab die unverjährten Rechte. Ein König seinem Volt zurück!Aus Friedrich Försters Gedicht: De»Königs Aufruf„An mein Volk"(17, g. ISig).