Ms öer Frauenbewegung. was geht uns Zrauen öie Politik an? Die Frau gehört ins Haus, so sagen die Philister, so die Rück- wärtser aller Art. Aber die Frage ist: Kann die Frau im Hause bleiben, rann sie sich ijwn.schönen S&ftttf der Mutter, der Er- ziehung der Kinder" widmen? Die übcrgrotze Mehrzahl der Prolctaricrfrauen kann es nicht. Ständig nimmt die Frauen- arbeit zu. Gibt es doch heute schon eine große Reihe von Industrie- zweigen, in denen die Beschäftigung von Frauen überwiegt. Mit der wirtschaftlichen Selbständigkeit mutz aber auch die politische kommen. Der erwerbenden Frau kann es nicht gleichgültig sein, welche Politik die Regierung betreibt. Ob die Gesetzgebung für ausreichenden Schutz der weiblichen Arbeitskraft sorgt, ob genügend für Witwen- und Waisen- fürsorge aufgewendet, ob Krankenhäuser, Entbindungsanstalten vorhanden. Schwangeren- und Wöchnerinnenschutz geregelt find. All dies sind die ureigensten Angelegenheiten der Frau. Und das berührt natürlich nicht weniger auch die Frau, die in der glücklichen Lage ist,„nur" den Pflichten der Mutter und Hausfrau obliegen zu dürfen. Hat nicht gerade sie die größten Sorgen, wenn das Brot und Fleisch, wenn alle notwendigsten Lebensmittel abermals verteuert werden? Berteuert nicht durch Mißernte, Unfälle oder dergleichen, sondern k ü n st l i ch in die Höhe geschraubt durch eine falsche, volksfeindliche Politik. Die Familicnmutter muß sich klar machen, daß sie infolge der Zoll- und Steuerpolitik beim Einkauf aller Lebensmittel dem Staate eine Steuer zu zahlen hat. Rund IVO M. pro Jahr fordert der Militarismus für Soldaten, Kanonen und Schiffe von einer fünf- köpfigen Arbeiterfamilie. Davon fließt jedoch infolge unserer famosen Zollgesetzgebung der Löwenanteil in die Taschen der Junker. So ist jede Schnitte Brot, die die Mutter ihren Kii�ern schneidet, jeder Tropfen Milch, der dem Säugling gereicht wird, versteuert durch Zölle und Abgaben. Und nichts anderes ist es mit der äußeren Politik. Bei dem Ausbruch eines Krieges— ist es da nicht die Frau, die am meisten unter der Ungunst der Verhältnisse zu leiden hat? Wenn die Mutter den Sohn, die Frau den Ernährer im Felde verloren hat, dann bleibt ihr. das Los, auf den Trümmern des Familie»- glucks den Rest ihres Lebens zu vertrauern. Nein, die Frau muß aufhören, nur O b j e k t der Gesetzgebung zu sein, sie muß selbsttätig eingreifen in das öffentliche Leben, in die politische Bewegung. ES ist das eine notwendige Folge der wirtschaftlichen EntWickelung. Daß die Frauenbewegung nicht künstlich hervorgerufen ist durch»politisierende Weiber" und„sozialdemokratische Hetzer", daS sehen nachgerade selbst ernste und ehrliche bürgerliche Politiker ein. So schreibt der „Türmer"(Herausgeber Freiherr v. Grotthuß), eine konservative, soeben erschienenen Märznummer in einem Artikel über die„U i- fache der Frauenbewegung*: „Allmählich ringt sich die Erkennwis durch, daß die Frauen- bewegung oder Frauenfrage nicht das Werk einer Handvoll sexuell anormaler oder asexueller Weiber ist oder gar nur durch diese repräsentiert wird. Wer heute, nachdem uns Australien , Kanada , die Vereinigten Staaten zum Teil, und vor allem England über den weiten Umfang der Frauenbewegung aufgeß klärt haben, sich immer noch hinter die abgegriffenen Phrasen der Inferiorität oder Superiorität der Frau flüchtet, oder wer in einer Schädel und Becken messenden, Hirn wiegenden Pseudo- Wissenschaft der Frage der Frauenbewegung Lösung sucht, beweist damit nichts anderes, als seine Unfähigkeit, das Problem zu er- fassen, und weiter eine zähe Denkfaulheit. In Deutschland macht die Frauenbewegung in letzter Zeit größere Fortschritte, so daß sich ihre Gegner nun veranlaßt sehen, ihr mit kollektiver Kraft gegenüberzutreten. Doch muß man feststellen, daß trotz dieser Umstände die Einsicht in das Warum und Wie der Frauen- bewegung oft gleich Null ist wie an deren erstem Tag." Nachdem beb Verfasser die ökonomische Entwickelung unter- sucht hat, die zu der unaufhaltsamen Bewegung führt, kommt er zu dem Schluß, daß die Frauenbewegung sich auf die M a s s e der Arbeiterinnen stützen muß: „Denn nur die großen Massen der Arbeiterinnen und Weib lichen Angestellten der Großstädte Englands vermögen der Frauenbewegung Schwergewicht zu verleihen. Jede Frauenbe' wegung stützt sich entweder auf diese Massen, wodurch sie allein eine ernst zu nehmende Bewegung darstellt, oder sie tut dieS nicht und bleibt damit eine Salon- oder Studierzimmerfrage, der nur Kuriositätswert zu eigen ist. Die Frauenbewegung Englands ist also eine ökonomisch bedingte Erscheinung, die künf- tige Frauenbewegung Deutschlands muß dies ebenfalls sein." Und das beherzigt, Ihr Arbeiterfrauen, zu Eurem Frauen- tag und in der roten Wochcl »Vorwärts* Nr. 56.— Donnerstag, den 26. Februar 1914. fährlich, dagegen befürwortete er Arbeiterpachtstellen, in denen der Arbeiter vom Großgrundbesitzer dauernd abhängig bleibt.— Er warnte geradezu vor der Ausdehnung der Sozialpolitik und der geistigen Hebung der Landarbeitcrschaft, weil beides nur zur der- mehrten Abwanderung vom Lande führen würde. Bon den Forderungen der Korreferentin Gertrud Dhhrenfurth konnte man nur die nach obligatorischer Fortbildungsschule für Mädchen und nach Ausgestaltung des Mutterschutzes durch die Krankenkassen unterstützen. In weiteren Erörterungen über gesund- heitliche Fragen auf dem Lande wurde von einem Herrn v. Schmeling die Tatsache bestätigt, daß sich der Gesundheitszustand der Landarbeiter verschlechtert habe. Die Ausbildungsmöglichkeiten für Mädchen und Frauen auf dem Lande bebandelte Dr. Rosa Kempf , ohne doch das für die Arbeiterin Notwendigste scharf herauszuarbeiten. Die Hebung des StandesbewutztseinS empfahl dann Elisabeth Boehm in einem Vortrag über die Bedeutung des Vereinslebens für die Kleinbäuerin und Landarbeiterin. Der frei- gewerkschaftliche Landarbeii«verband existierte natürlich für die Rednerin nicht, obgleich er doch allein das so notwendige Klassen- bewußtsein und Solidarstätsgesühl mit der gesamten Arbeiterschaft pflegt. Neben der Erörterung der Lage der ländlichen Arbeiterin traten die übrigen Referate über die Frauenarbeit in den Wasch» und Plättanstalten, in der Metallindustrie und in der Konseklionindustrie zurück. Auch sie änderten nichts an dem Charakter der Tagung, der darauf hinauslief, nur soweit den Wünschen der Arbeiterinnenschaft Rechnung zu tragen, als sich mit der heutigen kapitalistischen Wirtschaftsweise und den Ansprüchen der agrarischen und industriellen Unternehmer auf möglichst brauchbare Ausbeutungsobjekte ver- einigen läßt.'_ die englischen Kämpfe um öas§rauen- Wahlrecht. Zweifellos haben sich in G r o ß b r i t a n n i e n die heftigsten Kämpfe um das Frauenwahlrecht abgespielt. Di« Frauen haben dort etwa nicht von Vorhevein die Offensive ergriffen; vom Jahre lSSt an, wo zum erstenmal eine öffentliche Versammlung durch Lord CarliSle dem Oberhaus eine Petition überreichen ließ, bis zum Jahre ISvS wurde in durchaus ruhiger Weise gearbeitet. Eine lebhafte Agitation hatte Scharen von Frauen in die Stimmrechts- organisationen geführt. Alle nur erdenklichen Propagadamittel wurden benutzt. Einzelne Petitionen trugen Tausende von Unter- schristen. Bei den Wahlen wurden die Kandidaten bearbeitet, viele von ihnen gaben schriftliche Versprechungen, um sie nachher, ohne irgendwelchen Skrupel zu empfinden,- zu brechen. Ebft 1903 nahm die Agitation schärferen Charakter an, und zwar— daS verdient H______ �_______ m___ HWW_____,, noch einmal festgestellt zu werden— nahm die unter dem Namen aber dem Zirkus-Konservatismus abgeneigte Monatsschrift in der s-Suffragettentaktik bekannte Kampfesweise ihren Ausgang von einer höchst ungerechten Verurteilung zweier Frauen, einer Ar- beiterin und eines Mädchens aus angesehener Bürgerfamilie, zu Gefängnisstrafen, weil sie eine Proteftversammlung gegen die Rede eines Ministers unter freiem Himmel abgehalten hatten. Von diesem Moment an ist von den SufftagetteS mit kurzen Unter- brechungen ein scharfer Kampf gegen die englische Regierung geführt worden, und die Methoden haben von Jahr zu Jahr an Heftigkeit zugenommen. Die englische Regierung kann die Ver- antwortung für die von den Suffragettes im Lande verursachten Unruhen rncht ganz von sich abwälzen. Ihre schwankende Haltung, die zahllosen Fehler, die sie begangen hat, die aufreizenden Reden einzelner Minister, die verschiedenen nicht erfüllten Versprechungen und endlich die Schaffung von zweierlei Recht bei der Beurteilung von Vergehen, je nachdem sie von Männern oder von Suffragettes begangen wurden, haben die Bewegung schr gestärkt und ihr immer neue Nahrung zugeführt. Es ist nicht möglich, hier alle Daten der englischen Frauen- wahlrechtSgeschichte aufzuführen und eS hat auch verhältnismäßig Ivenig Zweck. Es genügt die Feststellung, daß verschiedentlich große Majoritäten im Untcrhause für ein beschränktes Frauenwahlrecht vorhanden waren, und daß es ausschließlich an der Regierung lag, wenn trotzdem die Verlagen zu Fall kamen. Entweder gab sie keine Zeit zur weiteren Verhandlung öder sie bestimmte ein« Reihe von Abgeordneten, von der Abstimmung fernzubleiben oder sie wandte andere Mitel an, um die Gesetzwerdung des Frauenwahl- rechts zu verhindern. Solange die liberale Regierung mit Herrn Asquith an der Spitze am Ruder ist, müssen die Frauen den Gedanken an das Wahlrecht fahren lassen und es scheint, als ob sich die englischen Frauenftimmrechtlerinnen endlich ebenfalls davon überzeugt hätten. Der größte der Verbände, der bisher jeden Kandidaten unterstützte, der für das Frauenwahlrecht eintrat, hat nun seine Taktik voll- kommen geändert. Er trit' jetzt in allererster Linie für die A r- beiterpartei ein und begründet diese Schwenkung in seiner Haltung damit, daß diese die einzige Partei ist, die sich in der Frage des Frauenwahlrechts als zuverlässig erwiesen hat. Stellen in einem Wahlkreis, wie zum Beispiel vor kurzem bei der Nach- wähl in Nordwest-Durham, Arbeiterpartei, Liberale und Konser- vative Kandidaten auf, so leistet der Frauenstimmrechtsverband Wahlhilfe für die Arbeiterparteiler, auch wenn, wie in diesem Falle, alle drei Kandidaten sich als entschiedene Freunde des Frauenwahlrechts bezeichnen Man kann den englischen Frauen nur wünschen, daß sie mit dieser Taktik Erfolg haben d. h. daß sie durch ihre Arbeit eine große Zahl von Abgeordneten der Arbeiterpartei in das englische Unterhaus bringen. Erst dann, wenn die Labour Party in an- gemessener Stärke vertreten ist, werden sie damit erreichen können, die politische Gleichberechtigung zu erhalten, wie denn überhaupt die Erlangung des Frauenwahlrechts von dem Einfluß abhängt, den die Arbeiterschaft ans die Politik der Staaten ausübt. Iorüerung öer �lrbeiterinneninterejsen. Ende vergangen« Woche tagte in Berlin die dritte Deutsch« Konferenz zur Förderung der Arbeiterinneninteressen, veranstaltet von einer Reihe bürgerlicher sozialpolitischer Vereinigungen und Frauenorganisationen. Schon aus der Zusammensetzung der Veranstalter kann man auf den Geist schließen, der diese Tagung beherrschte. Neben den Htrsch-Dunckerschen Gewerkvereinen, dem Gewerkverein der Heimarbeiterinnen waren auch die Vereine edange- lischer Arbeiterinnen und der katholische Frauenbund, die Zentral» kelle für BolkSwohlfahrt und der Bund deutsch« Krauen» d«eine vertreten. Unter den Referenten und Diskussionsrednern fand sich üb«haupt keine Arbeiterin. Auf ein« solchen Tagung können dah« nimmermehr die Forderungen d« Arbeiterinnenschaft zum Ausdruck gelangen, selbst wenn die Veranstalterinnen von der besten Absicht geleitet würden, die Interessen der Arbeiterinnen zu fördern. Die bloße Beschäftigung mit Fragen, denen man seinen ganzen Lebensverhältnissen nach fernsteht und an die man von außen herantritt, kann nicht die Sicherheit des Verständnisses und des Urteils verleihen, die durch das tägliche Erleben gewonnen wird. Völlig reaktionäre und den Interessen der Arbkiterinnen«»tgegen- gesetzte Anschauungen mischten sich dah« auf der Tagung mit solchen, denen man mehr oder minder zustimmen tonnte. Aber diese wenigen Forderungen, deren Erfüllung den Arbeiterinnen helfen könnte, verschwanden unter dem Wust schädlicher und überflüssiger Wünsche. Den Hauptteil der Debatten bildete die Erörterung der Lebensverhältnisse der ländlichen Arbeiterinnen. aber nicht vom Standpunkt der Arbeiterinnen aus, fondern unter dem Gesichtswinkel: wie kann die für die Agrari« so un» angenehme Landflucht beseitigt werden? Die Ausfüh- rungen de» ersten Referenten Professor Dr. AnHagen waren derart, daß selbst ein bürgerliches Blatt dagegen protestiert, -daß der Redner sich in konservativen Allgemeinplä'tzen erschöpfte." Der Redner forderte ein Verbot gewerblicher Kinderarbeit auf dem Lande: an der landwirtschaftlichen Kinderarbeit hat er nichts auszusetzen. Die Ansiedelung frei« Bauer» schien ihm zn ge» ßrauenftimmrecht. Fortschritte in Nordamerika . Der Sieg der Demokraten in den Vereinigten Staaten bietet den Freunden des Frauenstimmrechts keine besseren Aussichten auf Erfüllung ihrer Forderungen. Ein Antrag, einen Sonderausschuß zum Studium der Frage einzusetzen, wurde vom Kongreß rundweg abgelehnt. In einzelnen Bundes- staaten dagegen erringt das Frauenstimmrecht weitere Erfolge. Illinois hat kürzlich den Frauen das Stimmrecht für die »leisten lokalen und StaatSämter gegeben. In New Jersey und New V o r k wird die Wahlrechtsfragc zur Volksabstimmung gestellt. Wann kann die deutsche Frau wählen? An den Krankenkassen- und VersicherungSwahlen können die Frauen in Deutschland als Gleichberechtigte teilnehmen. Außerdem habep die Firmeninhaberinnen das aktive Wahlrecht zur Handelskammer, das sie aber nicht Person» lich ausüben dürfen. Sie müssen sich durch ihren Prokuristen ver» treten lassen. Nur im Großherzogtum Hessen haben sie aktives und passives Wahlrecht zur Handelskammer und dort üben sie es auch persönlich aus. In den sechs östlichen Provinzen Preußens besitzen die Grund- besitzerinnen in den Landgemeinden das kommunale Wahlrecht, auch hier dürfen sie nickt selbst ihre Stimme abgeben, sondern müssen einen männlichen Wahlberechtigten mit ihrer Vertretung beauftragen. Ebenso ist es in den anderen Provinzen, mit Ausnahme von Hannover und der Rheinprovinz . In Sachsen-Weimar-Eisenach , dem Herzogtum Koburg und den Fürstentümern Schwarzburg- Rudolstadts rmd Schwarzburg- Sondershausen haben die Frauen, die das Bürger- recht erwarben, das kommunale Wahlrecht; in den bayerischen Städten die Hausbesitzerinnen. Ueberall müssen sich die wähl- berechtigten Frauen durch einen männlichen Wähler vertreten lassen. Das bedeutet ein« gewaltige Emxchrnnkung ihre» Rechts, denck sie haben keine Möglichkeit zu kontrollieren, ob die Stimmabgabe in ihrem Sinne erfolgt. Hier und da wird heute bereits von Arbeitgebern der Versuch gemacht, die Arbeiterinnen zu bewegen, das Bürgerrecht zn erwerben; die dazu benötigte Summe wird ihnen sogar vorgestreckt rurd in kleinen Raten vom Lohn wieder cinbehalten. DaS geschieht in der Voraussetzung, daß die Arbeite- rinnen ihre Arbeitgeber mit der Vertretung bei der Wahlhandlung beauftragen, und gerade weil mit der indirekten Stimmabgabe in dieser Weise Mißbrauch getrieben wird, sollte darauf hinge- arbeitet werden, daß die Frauen das Reckst zur persönlichen Aus- Übung des Wahlrechts erhalten, auch wenn im Augenblick ein de- mokratisches Wahlrecht für sie nicht erreicht werden kann. Das wäre natürlich nur ein ganz minimaler Fortschritt, aber man bekäme gleichzeitig neue Beweise dafür, daß die Ausübung des Wahlrechts die weiblichen Tugenden in keiner Weise beeinträchtigt. Die weitestgehenden Recht! stehen den Frauen in den Land- gemeinden der Provinz Hannover zn, dort find sie zwar auch vom passiven Wahlrecht ausgeschlossen, aber in bezug auf das aktive Wahlrecht wird kein Unterschied zwischen ihnen und den Männern gemacht. Im Königreich Sachsen dürfen nur die unverhei- rateten Grundbefitzerinnen das Wahlrecht persönlich ausüben. In Elsaß-Lothringen , Mecklenburg und der Rheinprovinz schließlich haben auch die grundbesitzenden Frauen kein Wahlrecht zur Ge- meindevertretung. Sozialdemokratischer Frauentag in der Schweiz . An nicht weniger als 32 Orten werden am 8. März sozialdemokratische Frauenversammlungen in der Schweiz stattfinden, in denen je ein Genosse und eine Genossin referieren werden. Eine geradezu freudige Ueberraschung bedeutet die stattliche Liste von 32 Ge- nossinnen als Referentinnen, die mehr als manches andere beweist, daß die sozialdemokratische Frauenbewegung auch in der Schweiz starke Fortschritte macht._ Frauenarbeit. 18 689 weibliche Lehrlinge zählt eine Statistik deS Verbandes für handwerksmäßige und fachgewerbliche Ausbildung der Frau auf Grund einer Umftage bei den Handwerks- und Gewerbe- kammern. So groß die Zahl erscheint, so entspricht sie sicher nicht annähernd den tatsächlichen Verhältnissen. Denn die Ausdehnung der Handwerksgesetzgebung auf die Frauen, die vorschreibt, daß nur Meisterinnen Lehrlinge ausbilden dürfen, und daß die weiblichen Lehrlinge und Gesellen denselben Bildungsgang nachweisen müssen, wie ihre männlichen Kollegen, ist noch viel zu neu, als daß die Kammern vollständig auf dem Laufenden sein könnten. Außerdem unterliegen auch nur gewisse Berufe diesen Bestimmungen. Es sind vor allem die Schneiderinnen, deren Zahl denn auch am größten nach der Statistik ist. Unter den 18 689 Lehrlingen, die in die Lehrlingsrollen eingetragen waren, wurden 14 264 Schneiderlehr- linge gezählt, und zwar davon in Preußen 7293, in dem übrigen Deutschland 6971. Hinter ihnen steht die Zahl der Putzmacher. lehrlinge mit 3636 im ganzen Deutschen Reich weit zurück, und ihnen folgen im großen Abstand mit nur 141 die Friseurinuen. Ihre geringe Anzahl sowie die der Weißnäherlehrlinge— es sind 107— läßt darauf schließen, daß diese Berufe nur in wenigen Bezirken als Handwerk betrachtet werden. Eine Reihe von Kammern ist dazu übergegangen, Frauen in die Gesellenprüfungsausschüsse und die MeifterprüfungSkommifsiost zu wählen. In den ersteren hat z. B- Schwerin 162 Frauen, in den letztgenannten 62. In Oldenburg hat man eigene Ausschüsse und Kommissionen für Schneiderinnen und Putzmacherinnen nur aus Frauen gebildet. In einigen Bezirken steht jedoch die Regelung dieser Frage, die für das weibliche Handwerk von großer Bedeutung ist, noch ganz aus. Jedenfalls ist zu erwarten, daß die Zahl der Meisterinnen, die heute 2123 beträgt, in den folgenden Jahren rasch zunimmt._ ßrauemvahlrechtszeitung. Für den Frauentag hat die Redaktion der Gleichheit(Klar» Zetkins wieder eine illustrierte Agitationszeitung Frauen- Wahlrecht herausgeben. Aus dem Inhalt heben wir hervor: Der Tag wird kommen, Gedicht von Ludw. Pfau.— Blick auf! Gedicht von Otto Krille.— Ostara. Von Klara Müller-Jahnke.— Verheißung.— Frauentag und Internationale. Von Adelheid Popp. — Thomas More , der Pfadfinder der Gleichheit und Freiheit. Von Berta Selinger.— Robert Owen . Von Mathilde Wurm. — Charles Fourier . Von Luise Zietz. — Was die Frauen Marx und Engels verdanken.— Müssen die Proletarierinnen im Parlament Vertreterinnen haben? Von Hilja Pärssinen.— Vom Kampf für das Frauenwahlrecht in Holland . Von M. Wibaut und Helen Ankersmit.— Unser Jahr in Großbritannien . Von Dr. Marion Philipps, London . An künstlerischen Bildern enthält die Zeitung:„Amazone" von Tuaillon.„Der schwere Gang" von Fr. v. Uhde.„Die Wasser- schöpferinnen" von Millet.„Madonna mit dem Kind" von Murillo. Der Preis der Zeitung ist 16 Pfennig. Zu beziehen durch die Buchhandlungen und Kolporteure. Die Organisationen erhalten die Zeitung zu den für die„Gleichheit" üblichen Bedingungen. Be- stellungen richte man a« die Expeditisn der„Gleichheit", Stutt� gort, Furtbachstraße 12._ Volksfürsorge. ,/Zch komme für die neue Bolksverficherung!" So führen sich zahlreiche gerissene Agenten der verschiedenen gegen die„Volks- fürsorge" neu gegründeten Volksversicherungsgesellschaften in die Familien der kleinen Leute ein, um bei diesen, die gerade auf die .Volksfürsorge" warten, den Eindruck zu erwecken, als ob sie es mit einer Vertrauensperson der.Volksfürsorge" zu wn hätten. Hier heißt es aufmerksam prüfen! Man frage stets nach dem vollen Namen der Versicherungsgesellschaft! Wer sich unter falscher Flagge einführt, verdient kein Vertrauen, der verdient, von der Tür gewiesen zu werden! Also, Arbeiter und Frauen, habt acht! Cure Versicherung ist die„V o l k s f ü r s o r g e", gewerkschaftlich-genossenschaftlichö Ver- sich«ungSaktiengesellschaft in Hamburg ! Tagungen. Die Hauptstelle für Mutter- und SäuglingSfvrlnrge in Groß- Berlin. Potsdamer Str. 134»(Vorsitzender: Stadtmedizinalr«» Dr. Weber), veranstaltet in den Monaten März und April dieses Jahres eine Reihe wissenschaftlicher, zum Teil mit Anstalts- besichtigungen verbundener Vorträge, die ein Bild geben sollen von dem gegenwärtigen Zustande der Fürsorgern aßnahmeu, wie sie ins besondere in Groß-Berlin bestehen. Die Vorträge find in erster Linie für die in der praktischen Arbeit stehenden Vereinsleiter, Vorstandsmitglieder. Anstalts- und Bureauleiter, sowie für berufsmäßige und freiwillige Helfer und Helferinnen, Schwestern usw. bestimmt. Die Hauptstelle lädt die vorgenannten Persönlichkeiten und sonstige Interessenten z»m un- entgeltlichen Besuch der Vorträge und Besichtigungen ein und bittet, sich wegen der Programme und Eintrittskarten an die Ge- schäftsstelle, Potsdamer Sir. 134a, schriftlich oder tclephonisch (Kurfürst 6130) zn wende«.
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