Sicherheit ist eine der wichtigsten politischen Emotionen, wird aber oftmals von progressiven Kräften unterschätzt. Vor dem Hintergrund der Kommunalwahlen in Wien im Jahr 2020 argumentiert der Autor Robert Misik, dass zurzeit politische Wahlerfolge nur möglich sind, wenn das Sicherheitsbedürfnis der Menschen adressiert wird. Der Anspruch progressiver Kräfte, Wandel und Modernisierung zu gestalten, muss nicht im Widerspruch zum Auftrag der Bewahrung und Sicherheit stehen: Sorgte nicht gerade die Sozialdemokratie für mehr Sicherheit im Leben normaler Menschen durch Arbeitsschutz, Wohlfahrtsstaat, Wohnungsbau oder öffentliche Dienstleistungen? Menschen sind nur dann bereit, gesellschaftliche Wagnisse und Wandel zu akzeptieren oder sogar zu begrüßen, wenn sie sich sicher fühlen – fühlen sie sich unsicher, klammern sie sich an das Bestehende. Wenn Unsicherheit einzieht und Wandel als Bedrohung erfahren wird – dann wollen die Verwundbarsten, dass sich möglichst nichts ändert. Konservative und sogar reaktionäre Instinkte haben Konjunktur. Es hilft nichts, diese Tatsache zu ignorieren. Nur wer das Sicherheitsbedürfnis der Mensch adressiert, wird politisch erfolgreich sein.