Fahrerinnen angestellt und auch einige englische Städte find| deren Worten die Wirkungsfähigkeit eines Aggregates ist| Grundlage einer viel höheren Erziehung und Charakterbildarin nachgefolgt, Besonders aber haben Frauen im eigent- quantitativ und qualitativ der Summe der Komponenten dung, als sie gegenwärtig allgemein ist. Dann erst kann der lichen Eisenbahndienst Verwendung gefunden. Während die überlegen. Man kann diesen für die menschliche Gesellschaft Staat seinen Bürgern zugleich die höchste Macht und das englischen Eisenbahnen vor dem Striege nur 11 000 Frauen so unendlich wichtigen Sah daher auch als den Satz von der größtmöglichste Glück zuteil werden lassen. beschäftigten, war diese Zahl Ende Juli 1916 be- schöpferischen Synthese" bezeichnen. reits auf 33 000 gestiegen.
Dennoch hat in England die Ersetzung männlicher durch weibliche Arbeitskräfte noch immer nicht die gleiche Bedeutung gewonnen wie für Deutschland , in dem voraussichtlich nach dem Kriege die sogenannte Frauenfrage" eine höchst wichtige Rolle spielen wird. Der Krieg hat die Frauenfrage aus der früheren akademischen Erörterung herausgehoben, die so oft aufgetischten Gründe und Gegengründe mit rauher Hand beiseite geschoben und sie zu einer praktischen Frage der nächsten Zukunft gemacht, die nicht nur die Berufe angeht, in die die Frau zunächst als Arbeitskonkurrentin eingedrungen ist, sondern die Gesamtheit aller Erwerbszweige, denn bei dem Austausch der Arbeitskräfte von Beruf zu Beruf, wie er sich mit der fortschreitenden wirtschaftlichen Entwicklung gestaltet hat, trifft die Veränderung der Arbeitsverhältnisse in einem Arbeitszweig zugleich auch die übrigen Zweige. Die Gewerkschaften finden sich demnach vor ein recht schwieriges Problem gestellt!
Das Ziel.*
Von F. Müller= her.
" Das öffentliche Wohl sei das Ziel des Gefekgebers: die allgemeine Müzlichkeit sei das höchste Brinzip in der Gesetzgebung. Die Erkenntnis des Wohls der Gemeinschaft, um deren Interessen es sich handelt, bildet die Theorie, die Auffindung der Mittel, es zu verwirklichen, die Praxis. J. Bentham .
Das Ziel dieser großartigen Entwicklung ist der wohlgeordnete Staat"; d. H. der Staat gedacht als organisierte Gesellschaft, als die Verkörperung der ungeheuren, alles überwindenden Macht, die die organisierte Arbeit von Millionen von Menschen auszuüben vermag; als der fast allmächtige Uebermensch", der in der Tat übermenschliche Aufgaben zu lösen und die Wohlfahrt der menschlichen Gattung in unerhörtem Maße zu fördern fähig ist. Denn nur durch die planvolle und zielbewußte Organisation vieler können Kraftzentren geschaffen werden, die wahrhaft großen Aufgaben gewachsen sind, und die den Kampf mit den menschlichen Leiden und Uebeln erfolgreich aufzunehmen imstande sind.-
"
Wie wenig läßt sich z. B. mit einem einzelnen Finger ausrichten; ich kann damit fast nichts bewirken, als einzelne Drucke oder Stöße ausüben. Aber mit den fünf Fingern, die synergisch in der Gestalt einer Hand organisiert sind, fann ich nun schon eine Feder erfassen und schreiben, ich fann eine Pistole abdrücken oder schießen, furz, ich kann damit tausend verschiedene Handlungen verrichten. Zwei Hände wiederum, die ineinanderspielen, fönnen nicht nur doppelt soviel bewirken als eine allein, sondern fast unendlich mal mehr. Der wohlorganisierte Staat aber stellt ein System von Millionen von Händen, Armen, Augen, Köpfen usw. dar, die alle nach einheitlichem Plan zusammenwirken, und er ist dadurch imstande, Riesenaufgaben, an die bei vereinzelter Arbeit gar nicht zu denken war, spielend zu überwältigen.
Aber, so höre ich hier einwenden: wird eine solche Organisation uns nicht alle zu Knechten machen? Wird sie nicht alle freie Initiative erstiden? Gelangen wir nicht aus der Skylla in die Charybdis?
Hier ist nun eine wichtige Unterscheidung zu machen, die bisher wohl übersehen wurde, nämlich die Unterscheidung zwischen Kampforganisation und Arbeitsorganisation.
In der Kampforganisation muß sich die Person nicht nur dem Befehlshaber ganz und gar unterordnen, sondern sie muß fich auch dem Ganzen völlig aufopfern. In der Kampforganisation ist also das Ganze der Zweck, und das Individuum das Mittel zum Zweck; d. h. es herrscht das untermenschliche oder tierische Prinzip, das Naturprinzip"; denn in der ganzen Natur ist die Erhaltung der Art der„ Zweck", das Individuum nur ein Mittel dazu. So werden z. B. in den Ameisenstaaten einzelne Individuen mit füßem Saft gefüllt und in den Kellern aufgehängt, so daß sie hinfort einfach als lebende Honigtöpfe den anderen zu dienen haben.
Diese Bedeutung des Staates ist schon von Schopenhauer erkannt worden. In seinem Werke:„ Die Welt als Wille und Vorstellung " sagt der geistreiche Pessimist:
" Wir haben also im Staat das Mittel kennen gelernt, wodurch der mit Vernunft ausgerüstete Egoismus seinen eigenen, fich gegen ihn selbst wendenden schlimmen Folgen auszuweichen sucht, und nun jeder das Wohl aller befördert, weil er sein eigenes mit darin begriffen sieht. Erreichte der Staat seinen Zweck vollkommen, so könnte gewissermaßen, da er, durch die in ihm vereinigten Menschenkräfte, auch die. übrige Natur sich mehr und mehr dienstbar zu machen weiß, zuleßt, durch Fortschaffung aller Arten von Uebeln, etwas dem Schlaraffenlande sich Annäherndes zustande kommen. Allein, teils ist er noch immer sehr weit von diesem Ziele entfernt geblieben; teils würden auch noch immer unzählige, dem Leben durchaus wesentliche Uebel, unter denen, wären sie auch alle fortgeschafft, zuletzt die Langeweile jede von den andern verlassene Stelle sogleich okkupiert, es nach wie vor im Leiden erhalten; teils ist auch der Zwist der Individuen nie durch den Staat völlig aufzu heben, da er im Kleinen nedt, wo er im Großen verpönt ist; und endlich wendet sich die aus dem Innern glücklich vertriebene Eris zuleßt nach außen: als Streit der Individuen durch die Staatseinrichtung verbannt, kommt sie von außen als Krieg der Völker wieder, und fordert nun im großen und mit einem Male, als aufgehäufte Schuld, die blutigen Opfer ein, welche man ihr durch kluge Vorkehrungen im einzelnen entzogen hatte. Ja, gesett, auch dieses alles wäre endlich, durch eine auf die Erfahrungen von Jahrtausenden gestüßte Klugheit, überwunden und beseitigt, so würde am Ende die wirkliche Uebervölkerung des ganzen Planeten das Resultat sein, dessen entsetzliches Uebel sich jeßt mur eine kühne Einbildungskraft zu vergegenwärtigen bermag."
Unrichtig ist an diesem Gedanken Schopenhauers, daß die Uebervölkerung eine unüberwindliche Gefahr bilde; die Uebervölkerung ist, wie sich unterdessen gezeigt hat, fast nur allzu leicht zu überwinden; unrichtig ist auch die Idee vom Schlaraffenland und von der Langeweile. Ohne Arbeit werden niemals Genußgüter hergestellt werden können; wer aber arbeitet und die Früchte seiner Arbeit voll ausgenießt, der langweilt sich nicht, und sein Leben ist auch keineswegs das Leben eines Schlaraffen.
Diesem tierischen Prinzip ist gerade entgegengesetzt das fultürliche oder menschliche" Prinzip, und dementsprechend die Arbeitsorganisation. In der Arbeitsorganisation ist das Individuum, als Träger des Bewußtseins und als freudeund schmerzempfindendes Wesen der Zweck, und die Organi- Dagegen ist der Grundgedanke Schopenhauers von der fation( wie schon Stirner betont hat) ist das Mittel dazu. Allmacht des Staates eine geniale Konzeption: in der Tat, Daher muß eine Arbeitsorganisation vor allem darauf ge- sobald der Staat, d. h. die organisierte Gesellschaft die Niesenrichtet sein, das Leben ihrer Mitglieder möglichst zu erleichtern faust erhebt, verschwinden die Uebel wie Nebel, so sind z. B., und zu verschönern. Und zu diesem und keinem anderen wenn wir die Jektzeit mit dem Mittelalter vergleichen, die Seinem Ursprung nach war allerdings der Staat" etwas Zweck schließen sich Individuen zu einer Arbeitsgemeinschaft Hauptübel der früheren Jahrhunderte, nämlich das Raubganz anderes: er entstand als eine Einrichtung, durch die eine zusammen. In der Tat gibt es fein besseres Mittel zu diesem rittertum, das Brigantenwesen, die Rechtsunsicherheit und kleine Oberklasse von Organisierten eine große Unterklasse 3wed als die Organisation. Denn durch die Organisation die ewigen Fehden, das Keber- und Herenverbrennen des von Nichtorganisierten vergewaltigte und ausbeutete. Aber wird ermöglicht, daß mit einem Minimum von Arbeit und Mittelalters, ferner die großen Seuchen und die Hungersnöte, in unserer Zeit geht der ursprüngliche Kriegs- und Aus- Anstrengung ein Maximum der Produktion erzielt wird, daß die damals ebenso regelmäßig die Bevölkerung dezimierten, beutungsstaat immer mehr über in den Arbeitsstaat; er also das Individuum in der bestmöglichen Weise aller Not- wie die Städte von Riesenfeuersbrünsten in Asche gelegt wurethisiert sich allmählich und wird zum Wohlfahrtsstaat, der sich durft überhoben wird und dadurch zugleich ein Maximum den, alle diese Uebel sind durch die moderne staatliche Organials höchstes Ziel das Wohl aller seiner Bürger sett und dies von Muße gewinnt, d. h. von„ freier" Beit, in der es alle seine fation einfach aus der Welt gefegt worden. Ziel durch immer großartigere Organisationen zu erreichen Sträfte nach seinem eigensten Gutdünken und Belieben sucht. in voller Freiheit zur Entfaltung bringen kann. Die Muße aber ist, wie schon Aristoteles sagte, das höchste Gut des Menschen.-
Nach dem Gesek der wachsenden Staatstätigkeit zieht der moderne Staat, oder besser die organisierte Gesellschaft, immer mehr Tätigkeiten, die früher von einigen bevorrechtigten Fa- Ein noch wichtigerer Punkt als der Unterschied zwischen milien oder Privatpersonen schlecht und recht ausgeübt worden Kampf- und Arbeitsorganisation ist aber der Geist, der die waren, in seine immer größer werdenden Organisationen Organisationen beseelt. Ist dieser Geist gut, so kann das hinein. So entstehen Riesenorganisationen, die fast jeder Leben fogar in einer Rampforganisation große Befriedigung Aufgabe gewachsen sind. Denn organisierte Arbeit, d. h. die gewähren, wie dies z. B. manches moderne Offizierskorps planboll geleitete Verbindung vieler Arbeiter, im Gegensatz| beweist. zur Einzelarbeit, ist potenzierte Arbeit und in dieser Botenzierung der Arbeit durch Organisierung liegt das ganze Geheimnis der menschlichen Macht und Größe.
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Alle großen Wirkungen entstehen aus der Verbindung von Einzelwirkungen. Es besteht ein Prinzip, das man das Prinzip der Synergie oder das Gesetz der Aggregation genannt hat und das besagt, daß durch das Zusammenwirken einzelner Kräfte Wirkungen erzielt werden, die die bloße Addition der Einzelfräfte bei weitem überschreiten; mit an
*) Aus F. Müller- hers lettem Werke: Sosiologie der Leiden".( Verlag A. Langen, München .)
Der Sieg der Beine.
Aus dem jüngst erschienenen vortrefflichen Kriegsbüchlein:„ Von dort marschierten fie." ( Chemnik, Landgraf u. Co., 50 Pf.) Kuttner ist der Schilderer des militärischen Alltags im Felde. D. Red.
Von Napoleon rührt das bekannte Wort:„ Der Sieg liegt in den Beinen der Soldaten". Wie man einen Sieg ermarschiert, follten wir am.. September, einem Sonntag, erfahren. Wohl fein einziger Erfolg hat uns mehr Schweiß, dafür weniger Blut gekostet; im ganzen wären wir recht zufrieden, wenn wir öfters die Wahl gehabt hätten, statt Blut Schweiß zu vergießen.
Als wir an diesem Morgen um 6 Uhr unsere Zelte abbrachen, fah der Tag nach nichts Besonderem aus. Wie gewöhnlich marschierten wir zum Sammelplatz des Gros, das sich Punkt 7 Uhr in Bewegung sekte. Diesmal hatte unser Bataillon die Spike, voran die fünfte Kompagnie, dann unsere siebente, was weiter fam, ist mir nicht mehr erinnerlich.
Jetzt fiel uns doch das ungemein scharfe Tempo auf, bas gleich zu Beginn des Marsches eingeschlagen wurde. Doch dachten wir uns nichts dabei, wir schimpften im stillen auf die da vorne" und erklärten, daß die Fünfte überhaupt immer einen Fimmel habe. Aber die Fünfte war gänzlich unschuldig.
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Eine Organisation, die aus unerzogenen, zänkischen, herrschsüchtigen, rohen und ungebildeten Mitgliedern besteht, fann sicherlich die Hölle auf Erden sein, wenn man darin unentrinnbar festgeteilt ist, ein unerträgliches Gefängnis, das zur Verzweiflung treibt.
Eine Gemeinschaft aber, die sich aus wohlerzogenen, sozialen, höflichen und gerechten Menschen zusammensett, ist, wenn man sie außerdem noch frei wählen und wieder verlassen fann, gerade im Gegenteil wahrscheinlich die beseligendste und beglückendste Einrichtung, die überhaupt ausgedacht werden kann.
Und doch ist der wohlorganisierte Staat" erst in seinen Anfängen. Nach innen sind unsere gegenwärtigen Staaten in zwei Lager zerrissen, in Fortschrittsfreunde und Fortschrittsgegner, die sich aufs heftigste bekämpfen. Nach außen herrscht unter den Völkern eine verderbliche Anarchie, die die Lösung der eigentlichen Kulturaufgaben beinahe gänzlich verhindert, indem die ungeheuren Kräfte der Nationen zum gre Teil durch Wettrüsten gegeneinander aufgerieben und finnlos vergeudet werden. So müßte uns die Gegenwart trostlos machen, wenn uns nicht der Vergleich mit der Vergangenheit belehrte, wie unendlich viel bereits erreicht worden ist, und wenn wir nicht bemerken würden, wie mächtige Kräfte darauf hinarbeiten, den ,, wohlgeordneten Staat" trotz alledem immer mehr aufzubauen.
Die vergleichende Betrachtung der bis jetzt zurückgelegten Kulturphasen läßt uns nämlich mit voller Klarheit erkennen, daß die Kulturentwidlung seit ungezählten Jahrtausenden nach dem Gesetz der Arbeitsvergesellschaftung vor sich gegangen ist, und wenn irgendeine Richtungslinie wissenschaftlich ge sichert ist, so ist es diese. Mit wachsender Kultur nimmt die Arbeitsvergesellschaf Der wohlorganisierte Staat ift also nur denkbar auf tung oder Arbeitsorganisation stetig zu. Die anfänglich zerzum Horizont in Windungen und Buchten sich dehnenden blauen| Marschstunde das erste Feuer, vereinzelte Schüsse, offenbar von Flächen zu folgen, aber für Naturschönheiten ist heute teine Stim- einer zur Beobachtung zurückgebliebenen Kosatenpatrouille. Gin mung. Ein Dorf wird links liegen gelassen, dann führt der Weg Mann der Fünften wird verwundet, im übrigen geht nach kurze hart am Ufer eines der großen Seen entlang, auf beffen durch- Aufklärung der Marsch mit der nötigen Sicherung weiter. fichtigen Wellen helle Sonnenreflege liegen.
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Unermeßlich dehnt sich der Wald, ein treues Abbild der märbischen Niefernheide, der sandige Weg und die zunehmende Ermattung wirken zusehends verlangsamend auf das Tempo ein. Dazu klart jeßt der bisher bedeckte Himmel auf und zu den übrigen Beschwerden tritt noch die Mittagsglut.
Das Ufer hinan. Einige fangen an zu ftöhnen, fie bleiben, nach Atem ringend, zurück. Endlich nach zweidreiviertel Stunden ertönt das Kommando Halt". Aber gleich darauf:" Nicht das Gepäck ablegen, es geht gleich weiter." Wir trauen erst den Ohren nicht. Aber nun hält der Kompagnieführer eine kleine An- So geht die fünfte Marschstunde vorüber, die sechste bricht an. sprache, und wir erfahren, daß unser Marsch ein taktisches Ma- Wer weiß, was schon drei Stunden ununterbrochener Marsch mit növer darstelle, bei dem aller Erfolg von unserer Schnelligkeit ab- bollem Gepäck für eine Truppe bedeuten, wind unsere Erschöpfung hinge. Es gelte die Russen zu überraschen und hierdurch vielleicht auf diesem Gewaltmarsch nachfühlen. Den besten Begriff unserer ein blutiges Gefecht zu sparen. Jeder möge deshalb sein Bestes Leistung gibt nur das Urteil von Kameraden, denen ich später im hergeben. Bazarett diesen Tag beschrieb. Sie, denen doch sicher eigene ErNach genan fünf Minuten die letzten Nachzügler find taum fahrung in Märschen und Strapazen nicht mangelt, hörten meine setzt die Kolonne sich wieder in Bewegung. Die Stim- noch sehr zurückhaltende Schilderung kopfschüttelnd an und meinten, mung ist wie ausgewechselt. Gifer und ernster Wille glüht auf mein Gedächtnis müsse mich täuschen. Aber ich stüße meine ziffernallen Gesichtern. Es kommt auf uns an das braucht nicht zwei- mäßigen Angaben nicht auf dieses, sondern auf Tag für Tag fortmal gesagt zu werden. Einer spornt den anderen an, auszuhalten, geführte Notizen, die ich zur größeren Vorsicht noch von einigen jeder seht seinen Ehrgeiz darein, nicht zurückzubleiben. Kameraden kontrollieren ließ.
heran
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Das nächste Halt es war das längste auf diesem Marsch und Die Kolonne hat jetzt ein verändertes Aussehen. In zwei dauerte genau acht Minuten erfolgt bei einem schloßartigen Rotten trottet sie, die festeren Ränder der sandigen Straßen ausHerrenfis. Es gehört, wie die meisten Schlösser dieser Gegend, zu mußend, schweigend und gebückt dahin. Etwas Maschinenmäßigdem schönsten, was man sich denken kann. Ein weißleuchtender Stumpfes ist über die Leute gekommen, fast ohne es zu wissen, Marmorbau in griechischem Stil, von einem saphirgrünen Dach in seßen sie Fuß vor Fuß. Der Körper befindet sich in einem ZuAn der Divisions- Artillerie geht es vorüber. Ich höre, wie ein ebler Linie abgeschlossen, ringsherun Blumenbeete und Bart, stand feltener Gefühllosigkeit, die alles erträgt, das Denken hat biederer Kanonier dem anderen zuraunt: Donner, hat die Infan- wie kommt solch ein Wunderwerk in dies verwahrlofte Land? Aber sozusagen den Zusammenhang mit ihm verloren. Und doch gibt es terie heut Eile." Das Verhältnis zwischen Infanterie und es ist halt so, daß nirgends die sozialen Gegensätze fich schroffer aus dieser Apathie noch ein Erwachen, ein rückkehrendes Gefühl der Artillerie ist im Felde höchst seltsam. Nichts von der Tanzboden- ausbrüden, als im ländlichen Rußland : Palast oder Holzhütte, eine Schwäche, das keinen Widerstand mehr findet. Das zeigen die rivalität der Friedenszeiten. Der Artillerist betrachtet uns mit Zwischenstufe, eine Vermittlung zwischen Reichtum und Bettel- wachsenden Lücken, das zeigt die steigende Zahl der Zurückbleibeneinem Gemisch von Hochachtung und Mitleid, dieweil wir mühselig elend gibt es nicht. den. Auch Begeisterung und Siegeswille können die Kraft nur den„ Affen" tragen, während er auf der Proze fährt. Verläuft sich Diese Betrachtung stammt aber erst aus späterer Zeit. Damals innerhalb gewiffer Grenzen steigern. Erst später habe ich den mal ein Infanterist zur Artillerie, so kann er auf beste Verpflegung benutte ich die acht Minuten, um nach einer an das Schloß stoßen- Impuls tennen gelernt, der fast allmächtig ist, die Frage: Sein oder rechnen, denn der Artillerist fühlt sich dem fußwandelnden Kame- den Hütte zu flißen, wo ein etwas besser aussehender Mann biel- Nichtsein. raben gegenüber als besitzende Klasse", ohne jedoch kapitalistische leicht eine Art Gutsverwalter an mehr als ein Dußend Findige Die sechste Marschstunde geht zu Ende der Beiger weist auf Hartherzigkeit zu zeigen. einen Laib Brot verteilte. Ein russisches Landbrot wiegt 10, 12, ein Uhr als wir zum zweitenmal Feuer erhalten. Diesmal beAlso heute ist die Artillerie voll schaubernder Bewunderung ja bis 16 Pfund; so bekam jeder Mann eine dreifingerbreite deutend lebhafter, wie Bienenschwärme summen die Kugeln durchs über unser Marschtempo. Dabei sind wir erst am Anfang. Bald Schnitte. Hochbeglückt eilte ich, den Schah mit den besten Kame- Holz. Wird es ernst? Während die fünfte Kompagnie ausschwärmt, wird der Weg stark sandig, ohne daß deswegen die Geschwindigkeit raden zu teilen solche Teilungen beruhen auf steter Gegenseitig liegen wir im Wegegraben und warten. Einer seufzt:„ Ach nachläßt. Zwei Stunden sind vorbei. Um diese Zeit wenn feit -, denn Brot war damals noch immer eine Rarität und sollte möchten die da drüben noch recht lange schießen, damit wir noch nicht schon früher pflegt im allgemeinen das erste Marschhalt es manchen Tag lang bleiben. ausruhen können!" gemacht zu werden. Heute wartet alles vergeblich. Die Kiefern- Einen Kilometer hinter dem Gut beginnt ein unermeßlicher heide weicht einer Seenlandschaft, das Auge vermag kaum den bis Wald. An seinem Rand erhalten wir am Ende der vierten
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Aber die Kosaken sind schon wieder im Abziehen. Unsere vorderste Kompagnie hat genügt, sie zurückzutreiben. Nicht einmal