Einzelbild herunterladen
 

fich sein, Ser nicht zuleht ein Kampf der Geschlechter zu rechnen. Die Frauen würden dann dauernd die billigen| Schaffens ist immer das Handeln dieser Sehnsüchte und Leiden­sein wird. Er wird überall dort einseßen, wo Frauen während Arbeitskräfte bleiben, die auch als willige Reservearmee den schaften des neuen Menschen, die in ihm selber in Bewegung sind des Krieges zu Berufszweigen und Arbeitsverrichtungen Unternehmern willkommen sind. und sich ausleben in Weltbildern, die sich ihm aus den typischen herangezogen wurden, die ihnen bisher verschlossen waren Die Erhaltung dieses Zustandes kann von Männern und Elementen der Wirklichkeit in visionärem Schauen selbstschöpfc= und in denen sie sich bewährt haben. Das ist der Fall in der Frauen nicht gewünscht werden. Besonders nicht in der risch gestalten. So ist in seinen Bildern alle Enge der Wirklichkeit Industrie wie auch in kaufmännischen Berufen und in der jetzigen Zeit und für die nächste Zukunft, die für die unbe- gesprengt: die Bilder sind allumfassend, jedes für sich ist eine Welt, Verwaltungsarbeit. Dieser Stampf wird so lange anhalten, mittelte Bevölkerung Schwierigkeiten genug bringen wird. Die zum weitesten Fluge Raum gibt, und es ist ein Stück seiner bis eine neue Abgrenzung der Arbeitsgebiete und eine Ver- Bei gemeinsamen, von gegenseitigem Vertrauen und dem Ge- eigenen Innenwelt, das die Außenivelt in ihm gebaut hat. ständigung über das Zusammenarbeiten von Männern und fühl der Kollegialität getragenen und beeinflußten Handeln Frauen herbeigeführt sein wird. wird sich aber ein Weg der Verständigung finden lassen, der für beide Teile dringend notvendig ist. Ein Kampf um den Arbeitsplatz zwischen Männern und Frauen wäre das schlimmste, was uns die Zeit nach dem Kriege bringen kann.

Eine neue Abgrenzung der Arbeitsgebiete wird notwendig sein, weil voraussichtlich auch nach dem Kriege aus Mangel an Männern viele Frauen auf ihren Pläzen werden bleiben müssen. Ebenso wird auch eine Verständigung über das Zusammenarbeiten nötig sein. Auch hier natür­lich mit Einschränkungen, die durch die körperliche Leistungs­fähigkeit der Frauen bedingt sind.

Immer aber werden wir bei der Heranziehung der Frauen vor die Frage gestellt sein: wie wirkt die Beschäfti­gung auf die allgemeine Volksgesundheit? Sind die Frauen auch den Anforderungen gewachsen? Diese Frage ist jetzt ganz besonders brennend. Die Rücksicht darauf er­schwert aber die Verständigung ungemein. Die Männer fönnen mit Recht sagen: jetzt drängen uns die Frauen immer mehr aus den weniger gefährlichen Berufen und aus den weniger schweren Arbeiten heraus und außerdem drücken sie uns auch noch die Löhne dort, wo wir früher noch einiger­maßen günstige Positionen hatten. Das wird dem Zusammen­arbeiten von Männern und Frauen und dem wirtschaftlichen Fortkommen der Arbeiter insgesamt durchaus nicht dienlich ein. Die lachenden Dritten wären dabei die Unternehmer, die aus der Uneinigkeit der Arbeitenden untereinander für sich Vorteil schlagen können.

Emile Verhaeren  .

Geboren zu St. Amand bei Antwerpen   am 22. Mai 1855, gestorben am 28. November 1916.

-

Von Franz Diederich  .

Von einem Bahnzuge jäh zermalmt, so ging das Leben dieses Menschen zu Ende, in dessen Dichtung vor zehn Jahren die Summe unseres gärenden sozialen Suchens und Ringens überwältigend Wort und Bild geworden war. Als ein Weltdichter stand der fünfzig­jährige Verhaeren inmitten unserer Zeit: sein Atem lohte in alle Länder. Die Gegenwart ging schwanger mit erschütternden sozialen Entscheidungen, wer das erwartungsvoll empfand, dem war Verhaeren der verbündete Geist. In der Welt schwerer Industrien war sein Leben und Wesen aufgediehen, in dem Lande der Kohlen­gruben, Hochöfen, Werkschlote, das schon einen Meunier, einen Lemonnier werden ließ. Wie diese das soziale Schicksal der prole­tarischen Massen in ehernen Gestalten der Tat mit Meißel und Feder bezeugten, so schuf auch Verhaeren aus den kochenden Wogen Solange nun die arbeitenden Frauen unorganisiert ihrer Bedeutung, aus den qualbeladenen Wehen ihrer Bewegung bleiben, wird eine Verständigung schwer möglich sein. Die die großen Zeichen des Kommenden, und wie jene drang er als ein Männer werden dann auch später, wie bisher vielfach, in den Siegender in die Welt. Wenn die belgischen Arbeiter ihre sozia­Frauen nicht die Arbeitsgefährtinnen, sondern die Kon- listischen Feiern beginnen, so war Verhaerens Dichterwort in ihrer furrentinnen sehen, die ihnen bei ihrem Streben nach Mitte. Es kam aus der Herdglut neuen sozialen Werdens und besseren Lebensbedingungen hindernd im Wege stehen. sprang in riesiger Flamme zu den Arbeitern aller Länder.

Wieweit dies tatsächlich manchmal der Fall ist, lehrt die fürzlich abgeschlossene Lohnbewegung im Holzgewerbe. Einmal scheiterten die Verhandlungen gänzlich an den Lohn­forderungen für Arbeiterinnen und bei späteren Verhand­Ingen hätte aus dem gleichen Grunde nicht viel an dem gleichen Schicksal gefehlt. Die Haltung der Unternehmer wurde direkt begründet mit dem Hinweis darauf, daß die Arbeiterinnen nicht organisiert seien. Daß Stundenlöhne bon 17 bis 30 f. in heutiger Zeit nicht aufbesserungs­bedürftig sind, hätte wohl auch niemand geglaubt. Derartige Fälle wiederholen sich in der Praxis häufig. Nicht immer treten sie so deutlich zutage wie bei der Lohn­bewegung der Holzarbeiter. Daß sie aber nicht beitragen, ein kollegiales Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf den Arbeitspläßen herbeizuführen, ist begreiflich. Es ist noch nicht allzu lange her, daß der Organisie rung der weiblichen Arbeitskräfte große Auf­merksamkeit gewidmet wird. Offiziell anerkannt von den Zentralstellen wurde die Notwendigkeit dazu erst auf dem zweiten Gewerkschaftskongreß im Jahre 1896, auf dem die Gewerkschaften sich endgültig für Zentralorganisationen ent­schieden, die allein unter den damaligen Verhältnissen weib­liche Mitglieder aufnehmen konnten. Es hat dann lange Zeit gebraucht, ehe die Erkenntnis dieser Notwendigkeit auch in die Köpfe der einzelnen Personen eingedrungen war.

Trotz aller Hinweise auf den Umfang und die Bedeutung der Frauenarbeit blieb die Ansicht starf verbreitet, daß die Beschäftigung der weiblichen Arbeitskräfte ein mehr vorüber­gehender Zustand sei. Diese Ansicht wird durch die Erfah­rungen, die der Krieg verursacht hat, hoffentlich beseitigt werden. Dann werden wir auch die Frauen für die Organi­sationen gewinnen.

Daß dies notwendig ist, um Schädigungen vorzu­beugen, die beide Teile treffen, lehrt uns der Krieg ebenfalls. Die Frauen bilden heute und für die Zukunft einen erheb­lichen Teil der vorhandenen und der notwendigen Arbeits­fräfte. Beteiligen sie sich nicht an den Bestrebungen zur Ver­besserung der Arbeitsbedingungen, ist auf einen Erfolg nicht

Die Brücke.

Von Edgar Hahnewald  . Früher führte dort nur eine windschiefe Holzbrücke über den Fluß. Die morschen Balken ächzten unter den Tritten marschierender Truppen, unter den Rädern und Hufen, die dem zurückgeworfenen Feinde folgten. Die Brücke hielt kaum stand, einige rasche Flickarbeiten mußten genügen, denn Eile tat not.

In den Stellungen, die den flinken Lauf des Flusses einige Kilometer flußabwärts der Brücke schnitten, setzte sich der Kampf fest. Hüben und drüben richteten sich die Gegner, noch heiß von den Kämpfen der letzten Wochen, zum lang­wierigen Stellungskrieg ein.

Solange der Schnee die Sanddünen und das Moor, den Kiefernwald und die Saatfelder unter dicken, weißen Decken bergrub und der Frost die Erde versteinerte, kamen die Schanz­arbeiten nur langsam vorwärts.

-

Ihr Arbeiter, Millionen Fiebernde, Gepreßte, Die ihr, die Stirn vom Wahn nutzvollen Werks umstrahlt Als Sieger aufrecht durch die Zeiten schreitet, In wieviel Bildern namenlosen Heldentums, Gestählter Brust, mit wild und sichern Gesten,

-

In Ansturm, Qual, Triumph und endlicher Gewalt Fühl ich die Zeichen eures ewigen Ruhms

In meinem Innern tragisch aufgemalt!

Als Naturalist, der das mächtige Geschehen von draußen her betrachtet, begann Verhaeren, und dann, tief ins Geschehen ein­tauchend, offenbarte sich ihm das Innerste, ohne das die Welt für uns Menschen tot und unfruchtbar bleibt. Die Welt, die einst außen an ihm vorübertrieb, stellt sich in seinem Werke dar, als sei er selbst der Mittelpunkt, aus dem sie sich bewegt. Ein Weltbild quillt aus seinem lyrischen Schauen, ein Weltbild von mächtig beherrschter Einheit, eine Harmonie neuer Schönheit. des Weltgefühls und ein Lebenfühlen, so sieghaft geklärt, daß alles Hemmende, Dumpfe und Scheue untergefunken, verschwunden ist. Verhaerens Lyrik ist höchstes Kulturgut, ein Neubejiz, den nur unser Zeitalter schaffen konnte und an dem die Weltmenschheit Anteil hat. Sie ist Pionier­tat, die vortvärts führt als Menschenbildnerin.

In Belgien   reichen Mittelalter und Gegenwart sich die Hände: neben dem Mönchtum der Klöster lebt sich die große Industrie eines rücksichtslos ausgreifenden Kapitalismus aus. Verhaeren wuchs in der Luft dieser beiden Mächte. Er war Jesuitenzögling und ging in der Glaubenswelt dieser Sphäre seiner Jugend, der romantisch umdämmerten Sphäre der Vergangenheit, auf. Dieser Anfang hat seinen Gegenpol in dem Aufgehen des reifenden Mannes in der wildlauten Welt der neuen großen Städte und großen sozialen Bewegungen und in dem Herausgewinnen eines neuen, von aller überlieferten Religiofität losgelösten Glaubensinhaltes für das Leben. Diese Entwicklung vollzieht sich in den achtziger und neunziger Jahren.

Aus dieser lyrischen Weltanschauung heraus gebiert sich dem Dichter die herrlichste, fruchtbarste Gemeinschaft und Einheit von Ich und Welt. Sie bringt ihn von pessimistisch bedrückter Unfrei­heit zu optimistisch aufschwingender Freiheit. Seine Weltfreude und Weltgläubigkeit zuckt und dehnt sich in gewaltiger Kraft, fähig, die ihr gegebene Gegenwart aufzusaugen und von sich aus die ganz umfaßte Zeit mit bewegtem Leben auszufüllen. Wer in dieser unserer von Unruhe und Empörung schweren Zeit des Ucber­ganges die Menschen als Dichter an sich reißen und festhalten will, der muß sie zum Großgefühl des Ueberwindens und Beherrschens der Weltgewalten vorwärts führen können. Diese Macht hat Verhaerens Lyrik, und deshalb ist sie Kunst im höchsten Sinne. Kulturgut!

Umdröhnt und umgraust von den blutig ausschreienden Wir­beln der Kriegsgegenwart, tauchen die Bilder empor, die Verhaerens bebend ergreifende, umspannende Lebensglut in den 90er Jahren dichterisch schuf. Die Welt der Städte und der Massen tut sich auf. Finster, drohend, lodernd. Die Gruppe der damals geschaf fenen Gedichte heißt: Die Verführungen der Städte". Vorüber treibt der Zug ter armen Leute, die Unglüd haben in alle Ewigkeit und ihm nachgraben. Sie wandern aus. Wohin? In die Stadt, die auf sie wartet, die Stadt mit apokalyptischer Stirn". Dann das Gedicht von den Fabriken, den schwarzen Fabriken, die Unendlich­keit des Elends entlang", in denen die Tausende sorgsam ihre Arbeit verrichten. Als Sammelstätten von Laster und Verbrechen saugen die Singspielhallen die Massen der Städte auf: eine unersättliche, unendliche Menge, eine rote Rebe voll giftigem Eaft". Hinter den schwellenden Farben der Greuel fährt in den Straßen empor die Revolte der endlos anbrausenden Massen des Volkes, das gierig begehrt". Mitten im blutigen Entsehensgewühl jauchzen die eksta­tischen Berse auf:

Töten, um zu verjüngen, zu schaffen!

Selbst wie der unersättliche Weltgeist scin Und rücksichtslos fein Ziel sich erraffen. Durch einer Minute erschreckenden Schein: Töten oder sterben, um frei zu sein!

-

Töten, um zu verjüngen, zu schaffen!

Oder sich selbst im Kampfe zu fällen! Bändigen oder die Stirn sich zerschellen!

Sieghaft steigt der Dichter aus den Wirbeln der Städte empor. In ihrem Kochen wird der Blick der Zukunft klar. Kein dumpfer Druck hemmt die Gläubigkeit, die das Große ahnt, wenn die Frage aufsteigt, was werden wird in der Städte eiserner Umklamme­rung". Werden sie ein Vollenden schaffen? Wir, die erfüllt sind von edler Wut, alles zu wägen und zu wissen", müssen uns be­gnügen mit dem Gefühl, daß wir fruchtbar- frohe Luft" in uns haben. Im Treiben der Menge, die um Befreiung aufschreit, bewegen sich Schicksalsgewalten. In der Menge wächst die Messias­kraft, die das entscheidende Tatwort sprechen wird. Sie ist der Boden der Hoffnung. Troß alledem! Und mit leuchtender Mah­nung schließt ein Gedicht, das die Ueberschrift trägt Die Menge": In diese Städte schließe dich ein, mein Herz, um groß und gewaltig zu sein!

Nun ist diese Flamme, die sich ringend sehnte, liebend in fich die zerstückelte Masse zu vereinen, zu umfassen", grauenvoll plötzlich erloschen. Umfaßt von einer Welt voll Krieg! Zerstückelt von den rasenden Rädern der Maschine, die den Dichter von Rouen   nach Baris   führen sollte! Die Gegenwart steigt herauf, die aus diesem Menschen des schaffenden Weltfühlens, den keine Grenzen mehr engten, ein Gefäß finnlosen Hasses, wie ihn sonst nur Enge erzeugen kann, machte. Als die deutschen   Heere vor zwei Jahren durch Belgien   fluteten, ist er das Opfer der Vergangenheit des Volks­Der Amerikaner Walt Withman war der erste, der aus dem stammes geworden, den sein vlämischer Name bezeugt. Daß cr neuen Welt- und Lebenschauen heraus zu neuen eigenartigen französisch Partei nahm, ist bei ihm, dessen Kunst mit dem Werk­Rhythmen gelangte, und Verhaeren hat diese Rhythmen gepackt, zeug der französischen   Sprache schmiedete, immerhin zu begreifen. überzeugend wie teiner zuvor. Nicht auf ein naturalistisches Ab- Nur aus dem Geiste seines Denkens und Schaffens, das nach spiegeln der Wirklichkeit geht er aus, das Thema seines Ihrischen einigender Weltkultur begehrte, begreift es sich schlecht, und wie ein losen Moortümpeln der Chor der Frösche, Störche landeten im| Eine Granate zersplitterte das Geländer der Brücke. Die Gleitflug, belauerten leise stelzend den Froschgesang, hieben meisten Schüsse lagen im Wasser, im Moor. Manchmal ver­und schlingerten, indes der Chor ahnungslos weiterlärmte. irrten fie fich auch ins Dorf hinüber. Eine Granate zerriß Die sommerheiße Aprilsonne weckte die Bäume im Ufer- das Geäst einer prangenden Bruchweide zwischen den Hütten. dorf aus dem Winterschlaf. Nun standen sie im ersten zarten Nun hing der stattliche Ast schwer zu Boden, die weichen Grün, mit stäubenden Käßchen und drängenden Knospen und jungen Blätter welften, aber die alte Weide grünte mit der klopften mit schwanken Zweigen an die kleinen Fenster der halben Strone tapfer weiter. Hütten. Die Landschaft prangte. Sie ließ an Bilder der Worpsweder   Maler, an Gemälde Leistikows denken.

Und doch war kein Frieden in ihr. Stundenlang oft grollte der Donner der Geschüße über das Moor herüber und die Wälder hallten wider vom Gefnatter der Gewehre. Nachts stiegen strahlende Leuchtkugeln herauf, unverhofften, rasch versinkenden Sternen gleich, ferne Geschüßblike wetter­leuchteten hinter den Hügeln und der viele Kilometer lange Lichtschweif eines Scheinwerfers geisterte suchend durch das Dunkel.

Der Frühling, der die Saaten lockte und die Bäume weckte, belebte auch den Kampf in den Gräben. Er kam als Schöpfer und Zerstörer in einem. Er machte die versunkenen Wege wieder fahrbar und räumte den Munitionsfolonnen, den Spediteuren des Todes und der Vernichtung, die hemmen­den Hindernisse weg. Er förderte das furchtbare Werk des Serieges und säumte seinen Weg mit unschuldigen Blumen. Nun rollten Tag und Nacht lange Wagenreihen über die Brücke, schlängelten sich auf geräuschlosen Sandwegen dicht hinter der Front durch die Wälder und fütterten die Geschüße und Flinten in den Stellungen mit Granaten, Schrapnells und Patronen.

-

Am nächsten Tage sank eine alte Frau, von einem Gra­natensplitter getroffen, lautlos in den tiefen Sand der Dorf­straße. Ein zweiter Schuß tötete zwei Pferde unter dem Strohdach einer Scheune.

Die Brücke stand. Das frische Holz trocknete leicht knackend in der Mittagssonne.

Immer wieder zischten die Granaten in ihrer Nähe in den Sumpf, peitschten die Wellen des Flusses oder krepierten krachend zwischen den Kopfsteinen des Holperweges. Dann kochte ein Springquell von Erde und Steinen hochauf. Ver­zogen sich Staub und Rauch, so blieb ein scharf gewühlter Trichter im Wege zurück.

Sobald ein Wagen aus dem Walde herausknarrte, der Sufschlag eines Reiters den Staub aufwirbelte, kündete drüben ein dumpfes Bum!" die heranfauchende Gefahr an.

Nun lag die Brücke am Tage einsamt über dem Flusse. Erst wenn die Abendwinde über die Moorwiesen wehten, zogen die vielgliedrigen Wagenschlangen vom Feinde unge­sehen über die Flußlichtung zwischen den Wäldern.

Dann zerbrachen die Märzlüfte bald stürmisch, bald leise die starren Eisbrücken des Flusses. Der Schnee verschwand und die Wege versanken in grundlosen Morast. Aber drüben in den gelockerten Sanddünen arbeiteten und schanzten die Soldaten unermüdlich. Endlos schnitten die Schüßengräben durch Wald und Felder, durch Wacholderstriche und Dörfer, bogen hier einem heimlichen Sumpf aus, benüßten dort einen Sandhügel als willkommene Deckung. Hinter den Am Tage schickte der Feind manchmal einen Drohschuß Dünen lauerten tiefeingegrabene Geschütze und in den Wäl­herüber. Nachts blieb es ruhig. dern verbargen sich die Erdhöhlen und Unterstände der Sol­Eine verirrte Granate zerschmetterte das hochragende daten. Ueber die alte Holzbrücke rumpelten Tag und Nacht Der Feind wußte das und suchte die Zufuhr zu stören. Holzkreuz zwischen Dorf und Brücke. Ein Sumpf blieb übrig. endlose Wagenreihen, Munition, Pioniergerät, Schanzzeug, Eines Tages freiste ein summender Aeroplan über die Brücke Der winzige metallene Heiland lag als formloser Klumpen Proviant, Feldpost, Sanitätswagen der ganze vielgestaltige pfatsch! gluckste eine geworfene Bombe im Sumpfe. Hoch im Wiesengras. Bedarf der fechtenden Truppen lastete über den schwanken im Blau fnallten fleine Wolkenbällchen, immer drohender Im Dorfe packten eilende Frauen den armseligen Haus­Bohlenbelag der Brücke, die müde und alt in die klare Flut schwebten sie in der Bahn des Fliegers. Dann verschwand rat ihrer Holzhütten auf kleine klapprige Wagen. Magere hinabzusinken drohte. der Flieger in weitem Bogen, himmelhoch und winzig kreuzte Kühe und zottige Jungpferde umstanden die Karren. Da marschierte eines Tages ein Pionierzug vom Walde er über die Stellungen hinüber. Zwischen Heu, unter bunten Betten und hölzernem Gerät her und stellte die Gewehre auf der Uferwiese zusammen. Einige Stunden darauf zischte eine Granate herüber guckten die treuen Augen eines viertägigen Kalbes durch die Nexte und Beile fletschten im frischen Holze, Sägen freischten, und flatschte wirkungslos in die Flut. Der einzelne Reiter, Wagenleitern neugierig in den Trubel. Hämmer knallten und nach einigen Tagen spann sich eine dem sie galt, verschwand galoppierend jenseits der Brücke Dann zog der zigeunerhafte Zug von Wagen und Tieren, neue Brücke an Stelle der alten von Ufer zu Ufer. Die im Walde. Frauen, Männern und Kindern aus dem Dorfe fort. Be­harzduftenden Balfen und Bohlen bluteten noch an den Der Flieger hatte die Brücke ausgekundschaftet. Sie rittene Soldaten geleiteten ihn. Ein ruppiger Hund rannte Schnittflächen, als schon die schweren Wagen einer Munitions- lag im Schußfeld des Feindes, der über das Moor zu beiden um den letzten Wagen hin und her und bellte winselnd nach folonne über die Brücke donnerten. Seiten des breiten Flusses jeden herankommenden Reiter be- dem Kinde hinauf, das ihn jubelnd von seinem schwanken Sitz lauern konnte. auf den hochbepackten Wagen lockte. Die Frauen weinten Nun krachten täglich die feindlichen Geschosse herüber. I still und sahen nach dem Dorfe zurück. Dann hallte nur noch

Der Frühling fam und schmückte die Uferwiesen mit gelben Sumpfdotterblumen. Allabendlich lärmte in den zahl­