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würde zweifellos im Auslante Wirkungen zeitigen, die man

Die Frauen und der Achtstundentag bedingt zu vermeiden wünchen muth.

Bon Clara 8ils.

Im Schoße einer nicht fernen Zukunft liegen die schwarzen und die heitern Lose", die dem Freistaat Preußen   am Tage der Neuwahl zum Landtag geworfen werden sollen. Und Preußens Frauen haben einen starken Anteil am Aus­fall dieser Wahl. Nun wird leider noch bei einer nicht ganz geringen Anzahl Frauen Unflarheit darüber herrschen, was wir zu erringen, was wir zu verlieren haben. Als Frucht der Revolution vom 9. November 1918 ist nrit in allererster Reihe die gesetzliche Beschränkung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden zu nennen. Der Achtstundentag ist in Ge­fahr. Es fann feinem Zweifel unterliegen, daß, wenn der Preußische Landtag   am 20. Februar, dem Tage der Neuwahl, ein reaktionäres Gesicht enthüllt, Sturm gelaufen wird gegen diesen schwer erkämpften Besitz der Arbeiterschaft. Was bas heißt, muß man sich flar machen.

Die Schaffung von Arbeitsgelegenheiten für alle arbeits­freudigen Kräfte, die durch die oben angegebenen Mittel er reicht werden soll, gäbe nicht nur die Möglichkeit zum Abbaus der Ertverbs- und Arbeitslosenunterstüßung. Sie wäre auch wesentlich geeignet, eine Hebung der viel beklagten, gefundenen Moral herbeizuführen. 8uviel Arbeitsleistung, au longe Arbeitsdauer verhindern den Menschen am fulturellen Auf stieg, mangelnde Beschäftigung ist ihm ebenso. schädlich. Jeder junge Mensch besonders hat das Bedürfnis nach Bes tätigung, einer gefunden Erschöpfung seiner Energien, nach Arbeit. Und weil heute so sehr vielen diese Möglichkeiten fehlen, betätigen sie sich in beflagenswerter Weise, durchaus nicht zum Nußen, sondern zum Schaden der Gesamtheit. Wir hätten ges wiß weniger Unruhen und Butsche erlebt, wenn in der Zeit seit der Revolution alle- Volksgenossen in ihrer Arbeit hättent stehen, sich abends nach vollbrachter Leistung als nützlich Glieder, der Gemeinschaft hätten fühlen dürfen.

Die Not der Kriegsblinden.

Die Volksschule entließ ims, bierzehnjährig, mit einem An alle Mütter und Frauen ergeht der Stuf: Sichert sehr bescheidenen Maß von Wissen. Denn im Kaiserlichen den Achtstundentag als wichtigstes Mittel für unser Deutschland   war eine hochweise Regierung nicht der Ansicht wirtschaftliche und fittliche Gefundung, für unsere geistige des großen Kinderfreundes Fröbel: Für unsere Kinder ist Aufwärtsentwicklung, für unsere endliche Befreiung gerade das Beste gut; sie hielt es mehr mit jener Leuchte des Sichert den Achtstundentag, indem ihr am ostelbischen Junkertums, die den Klassischen Ausspruch tot: Es 20. februar eure Pflicht erfüllt! genüge für den Arbeiter, wenn er Kühe und Ochsen ausein­anderhalten könnte. Und, Baum schulentlassen, mußten die Kinder des Proletariats in die Arbeit, den Beruf eintreten, für sich sorgen, mitverdienen helfen, bom Morgen bis zum Abend tätig sein, und weil ich mich hier besonders an die Frauen wende, erinnere ich speziell an die Hausangestellten, Im Auftrage einer bedrängten Mutter in einer Tuberkuloses für die es eine Beschränkung der Arbeitszeit überhaupt nicht angelegenheit auf dem Höchster Landratsamte vorsprechend, wurde gab. Der Mann, die erivadenen Kinder, die arbeitende Frau ich Beugin folgenden Auftritts: Gin Kriegsblinder, 24-28 Jahre waren den größten Teil des Tages an ihre Arbeitsstätte ge- alt, fam mit seinem Sanitätshund zur Tür herein; letterer ging bannt; sie hatten feine Beit, ihre kulturellen Bedürfnisse zu in einem mit Note- Kreuz- Täfelchen plombierten Ledergespann, an befriedigen, ein herzliches Familienfeben zu pflegen, Menschen welchem der Blinde fich festhielt. Augenscheinlich war er herbeftellt zu sein. Wenn nun die Träger des Systems, das diese Bu- denn die eine Beamtin sagte zu ihm: Also, Sie befommen dret stände verschuldete, erneut ausjalaggebenden Einfluß in der Jädchen und drei Hemdchen( Säuglingswäsche) und, nicht wahr, Sle Volksvertretung und damit in der Regierung gewinnen, wird erklären sich dann bereit, daß das Geld dafür von Ihrer nächst unsere Lage wieder die gleiche werden. Die bürgerlichen Bar- fälligen Rente abgezogen wird?" Der Blinde würgte eing teien sind Feinde des Achtstunden tages, sie betonen bei jeder Weile an einer Antwort, dann sagte er langsam, beklommen: Ja Gelegenheit, daß länger und mehr gearbeitet werden muß; sie aber von der Rente wird doch schon so viel abgezogen, was bleib bersuchen es so hinzustellen, als ob unsere schlechte Wirtschafts- mir denn da noch zum Leben übrig?" lage großenteils eine Folge des Achtstundentages sei. Aber unsere volkswirtschaftlichen Schwierigkeiten sind verschuldet durch den jahrelangen Krieg, die Abschnürung vom Welt­markt, den Wegfall der Rohstoffzufuhr, die Lasten des vie densvertrages, ben ein verlorener Krieg uns zu unterzeichnen zwang- und burch die Profitgier des fapitalistischen Unter­nehmertums, das, wie Quallen, sich vollsaugt am Schweiß und Blut des Proletariats, die in ihren Betrieben zu Geld, zu Unternehmergewinn wurden.

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Ja, wovon leben oder, besser gesagt, vegetieren denn diese Aerm sten der Armen in so entfehlich teuren Beiten eigentlich? Diesem einen Fall unter gewiß Taufenden ähnlichen nachgehend, fano l folgende traurige häusliche Lage: In einer ganz feuchten Wohnung lebte der Blinde mit Frau und einem 5 Monate alten Kinde. Naum das notdürftigste Gerät besibend, flagte er doch am meisten über den quälenden Mangel an Wäsche, denn es ist ihm natürlich jetzt ganz unmöglich, auch nur ein einziges Stüd anzuschaffen. Sein Augen licht berlor er schon 1916 durch Granatsplitter in den Karpathen Kein denfender Mensch dürfte heute eine Erhöhung der ergreifend anzuhören war seine Schilderung, wie die Sehtraft Arbeitszeit fordern, denn jedermann weiß, daß es Erwerbs- immer mehr abnahm und das tiefe Dunfel um ihn immer hoff und Arbeitslose in erfchredend großer Zahl in unserem Volfe mungsloser wurde. Zu diesen törperlichen Qualen famen nun auch gibt, denen, um ihnen die Existenz überhaupt zu ermöglichen, noch die immer größer werdenden Sorgen um die Existenz seiner Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln gezahlt werden Familie, denn was er an staatlicher Unterstützung erhält, reicht müssen. Die dafür benötigten Gelder werden von der Allge- natürlich nach einer Seite hin. Aber," so sagt er mit einem meinheit aufgebracht. Und wieder sind es gerade die arbeiten- tiefen Seufzer und seine erloschenen Augen gehen erschütternd nach den Klassen, die in ihrer Fähigkeit, Steuerbaften zu tragen, der Richtung des Schalles meiner Worte, ich selbst bin mit meinem am ehesten und genauesten eingeschäßt werden können. Wie einen Kinde noch nicht einmal am schlimmsten dran. Mein eben andere durch Verschleierung, Kapitalverschiebungen usw. den falls friegsblinder Kamerad E. hier am Orte hat fünf Kinder Staat schädigen und so ihren Anteil an den Steuerlasten auf im Alter von 1% bis 10 Jahren. Davon hat keines mehr ein die Schultern der wirtschaftlich Schwachen abwälzen, haben hemb anzuziehen! Gr trägt mit Hilfe der zwei größeren Ereignisse gerade in letzter Zeit eriviesen. Außer den voll Buben Zeitschriften aus, die pro Stück gleich bei Empfang bezahlt Erwerbs- und Arbeitslosen sind eine große Zahl von Arbeit- werben. Von diesen Sammelpfennigen fristet die siebenköpfige Fa nehmern in Fabriken mit berkürzter Arbeitszeit beschäftigt, milie ihr Leben den ganzen Monat hindurch, bis am ersten des die Teilunterstützung erhalten müssen. Schon diese wenigen nächsten Monats die Rente tommt. Bon dieser Rente führt er Angaben genügen, um zu zeigen, daß das Geschrei der bürger- dann das Zeitungsgeld an den Verlag ab, um am nächsten Tage lichen Parteien nach einer Verlängerung der Arbeitszeit Tor- das traurige Spiel von neuem zu beginnen. beit ist, entspringen aus der schrankenlosen Gewinnsucht des Unternehmerbums, und geeignet, eine Gesundung unseres Wirtschaftslebens zu verhindern, eine Gesundung unseres fronten Voltsförpers überhaupt unmöglich zu machen. Helfen können wir nur, wenn wir danach streben, Ar­beitsmöglichkeit für alle arbeitswilligen Menschen zu schaffen. Das kann erzielt werden durch Sicherung des Achtstundentags, Verbesserungen der Beziehungen zum Auslande, Hebung der Rauftraft unseres Geldes, Förderung der Rohstoffzufuhr, ge­funden Ausgleich zwischen den Preisen für die Lebenshaltung und den Löhnen und Gehältern. Alle diese Dinge aber wer­den ganz ausschlaggebend bestimmt durch den Ausfall der Wahlen. Breußen hat immer noch die führende Stellung in Deutschland   iune, und ein Eritarken der Reaktion in Preußen

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Was fann man nun angesichts solcher Not tun? Bon all des Unglücklichen, die im Kriege den Verlust ihrer Glieder und der Gesundheit erlitten haben, ist wohl der Kriegsblinde am schwersten getroffen. Der erwähnte Blinde nahm sein Kindchen auf den Arm; es suchte des Waters Blid, aber aur zwei tote Augenhöhlen starrten ihm entgegen. Und welde Sehnsucht muß doch den armen Menschen erfüllen, auch einmal in feines Kindes Antlitz zu schauen! as fönnte den Verlust des Augenlichtes auch nur annähernd ersehen? Die Mitwelt aber läßt diese Aermsten mit ihren Familien noch bitterste Not und Armut leiden!

Und darum halte ich es für eine dringende Pflicht, unserer Volksvertretung die große Not der Kriegsblinden ans Herz zu legen, damit sie und ihre Angehörigen wenigstens vor dem Aeußersten ge schützt sind. Marie Schleeh, Nid a. M.