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Die Sozialdemokraten tun das, was Gott   von Anfang an durch Teine Zeugen gefordert: fie nehmen fich einzig der Armen und Geknechteten in durchgreifender Weise an und follten ohne Gott

lein!

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In der Cat: Es gibt nichts, was die chriftliche Gottlofigkeit fo grell beleuchtet, als der Vorwurf, den die Chriften gegen die Sozialdemokratie erheben. Bfarrer Hermann Rutter.

Weiberherrschaft in Preußen.

Im alten Preußen waren die Frauen politisch rechtios. Weder zum Wahlrecht, noch zur Rechtsprechung, noch zu den Aemtern waren fie zugelaffen. Erst in den allerletzten Jahren des alten Systems eröffnete man ben Töchtern der Wohlhabenden das Universitäts­ftudium, ein Schritt, den selbst das abfolutistische Rußland schon viel früher und gründlicher getan hatte.

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das Bolf nannte dies Kleeblatt die drei ehe" des Lan des plünderte Wartenberg die Staatskaffen aus. Als der König unter dem Zorn der öffentlichen Meinung endlich Wertenberg schweren Herzens entlassen mußte, vermachte er ihm außer fostbaren Geschenken noch eine jährliche Pension von 20 000 Talern. So lohnte er den unredlichen Gatten seiner Maitreffe; den ehrlichen Dantelmann hatte er in den Kerfer geworfen.

Eine ähnlich unheilvolle Rolle wie die Gräfin Bartenberg unter Friedrich I.   spielte die Gräfin Lichtenau unter Friedrich Wil­ helm II.  ( 1786-1797). Diefer unfähige Nachfolger des Alten Frizz war ein ebenso großer Schlemmer wie Weiberfreund. Bezeichnend ist, daß der sonst so ftolze märkische Urabel, der prahlerisch von sich zu sagen pflegt, daß er längst vor den Hohenzollern   in der Mart gefeffen habe, diesem Fürsten   seine Frauen willig as Maitressen   überließ. In der langen Reihe der Maitressen Friedrich Wilhelms II.   figurieren u. a. eine Gräfin Sophie Dönhoff und ein Fräulein Julie v. Boß( von ihrem Galan zur Gräfin oon Jugenheim erhoben). Doch den größten Einfluß auf den König hatte die oben genannte Gräfin Lichtenau, von Hause aus eine bürgerliche Wilhemine Ende, die später einen Kammerdiener des Königs namens Riez heiraten mußte, aber dann aur Gräfin Lichtenau erhoben wurde. Sie brachte den König, der in Rückwirkung seiner Ausschweifungen periodisch einer widerlichen Frömmelei anheimfiel, ganz unter den Einfluß religiöser Duntelmänner und Betrüger. Es war die Sette der Rosenkreuzer  , die damals aller­hand spiritistischen Humbug verübte. Ihre Hauptverkünder, namens ihrer Geiftererscheinungen völlig in der Hand, fie waren seine ersten Aber diese Maitreffen sind vorhanden gewefen und haben oft Ratgeber und spielten eine verhängnisvolle Rolle wie der Mönch genug unheilvoll ihre Hand im Spiele der preußischen Politik gehabt. Rasputin   am Hofe des letzten Nikolaus. Friedrich Wilhelm II.   hatte Freilich war es nicht ganz ungefährlich, hohenzollernsche Maitresse von seinem Borgänger einen Schatz von 51 Millionen Taler geerbt, zu sein. Wenn nämlich der fürstliche Galan starb, dann drohte durch er felbft hinterließ durch seine Maitreffenwirtschaft 22 Millionen deffen Nachfolger meist schimpfliche Einterferung. Friedrich Wil Tafer- Schulden! helm I. hat einmal eine Potsdamer Kantorstoder öffentlich Aber noch einer Frau soll hier gedacht werden, der die Hohen­auspeitschen laffen, weil sie mit seinem Sohne, dem späteren zollernlegende den Heiligenschein gewoben hat, feiner Maitreffe, Friedrich III.  , ein Liebesverhältnis hatte. sondern einer leibhaftigen Königin: der Königin Luise  , der Gattin Friedrich Wilhelms III. Reine Frau hat die Märtyrerkrone weniger verdient als fie. Ihr Einfluß war es zum großen Teil, der den haltlosen König bestimmte, sich mit Alexander von Rußland  zu Derbünden und jenen unheilvollen Krieg von 1806 zu beginnen, in dem der absolutistische preußische Staat einen beispiellofen und zerschmettert am Boden lag, da wußte sich der biedere Friedrich Wilhelm   feinen anderen Rat, als daß er seine Gattin au Napoleon   schickte, damit sie durch ihre weiblichen Reize das Herz des Eroberers rühre! Damals schrieb Napoleon   an seine Gattin Josephine   die berühmten Worte: Die Königin von Preußen ist sehr llebenswürdig zu mir, aber Du brauchst deswegen nicht eifer. füchtig zu fein, ich bin wie ein Wachstuch, von dem das alles abgleitet."

Und doch hat auch im alten abfolutistischen Preußen mitunter bas weibliche Element starten Einfluß auf die Politit gehabt. Aller­dings fänn man hier nicht von Frauenherrschaft reden, sondern muß schon das Wort Weiberherrschaft anwenden. Wie in allen absoluten Fürstenhäusern, so hat nämlich auch im Hohenzollernhaus Das Mattreffenwesen zeitwellig großen Umfang angenommen. öllner und Bischofswerber, hatten den König mittels Auf der Schule lernt man freilich nichts davon.

Wir wollen aber hier feine Standalchronit der Hohenzollern  schreiben, sondern nur zeigen, wie fehr diese angeblich so edlen Monarchen die Wohlfahrt des Boltes und die Forderungen der Ge­rechtigkeit hinter ihrem Liebesbedürfnis zu kurz kommen ließen.

Ein früherer Fall ist der des Kurfürsten Joachim I.  ( 1499 bis 1535). Ihm tommt auch eine gewiffe geschichtliche Bedeutung zu. 3usammenbruch erlebte. Als Preußen vollkommen gedemütigt Joachim I.  , der in einem Briefe selbst schrieb, daß er während 17 Jahren feinen Mangel an Weibern gehabt hätte, verliebte sich in die Gattin des angesehenen Berliner   Bürgers Wolf Hornung. Da sie ihm nicht zu Willen war, so ließ er sie furzerhand auf sein Schloß verschleppen, ben Gatten aber zwang er unter Ron fistation feiner Güter das Land zu verlassen. Da mit hat diefer Fürst den biblischen Fall des Königs David und der Bathseba   und den berühmten Uriasbrief gegen deren Gatten noch übertrumpft. Rein Geringerer als Martin Luther   hat sich des vertriebenen Wolf Hornung angenommen und nach vergeblicher brief licher Ermahnung eine starte Kampfschrift gegen den fürstlichen Ber­führer veröffentlicht. Das aber führte dazu, die Abneigung Joachims gegen ben Reformer zu verstärken, der nach seinen eigenen Worten dem turfürstlichen hut ins Futter griff, daß die Haare stieben". Joachim wurde ein wütender Feind der Reformation und blieb streng katholisch, während schon das ganze Land der neuen Lehre Luthers   anhing. So wirfte der schimpfliche Liebeshandel des Fürsten   auch politisch aus.

Nach der Katastrophe war es der Freiherr von Stein  , der den preußischen Staat wieder aufzurichten suchte. Aber mit feinen Reformen, namentlich der Bauernbefreiung, stieß er auf den erbitterten Widerstand der preußischen Junker, deren Wortführer v. d. Marwig erklärte: Lieber noch zehn Schlachten von Jena   als die Steinsche Bauernbefreiung. Das Haupt dieser junkerlichen Fronde wurde die Königin Luise, die Stein bitter grollte, weil er den Lurus des föniglichen Hofhaltes einzuschränken suchte. In einem Brief beklagt sich diese edle" Frau bitter, baß fie mit vier Gängen der Mittagstafel und drei Gängen der Abendtafel vorlieb nehmen müsse, das sei weniger als nichts! Die Hohenzollern  - Legende läßt die Königin Luise an gebrochenem Herzen" fterben. In Wirklichkeit starb sie auf einer Bergnügungsreise zu ihren medlenburgischen Verwandten, die fie mit einem fuftigen Heißaßa tralala!" angetreten hatte. Ihr untröstlicher Gatte" ließ sich übrigens alsbald eine Gräfin Harrach morganatisch( zur linfen Hand) antrauen.

Ein Fall aus der Blütezeit des Fürsten abfolutis. mus: Friedrich I.( 1688-1714) ftand lange Zeit unter dem Einfluß feiner Maitreffe, der Gräfin Kolbe Wartenberg. Diese Dame mar bürgerlicher Herkunft, der Graf Kolbe- Wartenberg hatte sie aber geheiratet und, indem er feine eigene Gemahlin dem König als Maitreffe zuführte, verstand es dieser Kuppler, sich zum allmächtigsten ersten Minister aufzufchwingen. Sein Borgänger im Amt war der Minister Dankelmann gewesen, ein Doch zurück zu Stein. Sein Schicksal war befiegelt, als er der Westfale bürgerlicher Herkunft. Er hatte ein gerechtes und ehrliches Königin Luise die Summen zu einer Bergnügungsfahrt an Regiment geführt, aber Weiberhaß stürzte ihn. Bei der den russischen Hof abschlug und meinte, daß das Geld für die Be. Königin Sophie Charlotte   fiel Dankelmann in Ungunst. Der König wohner des verwüsteten Masurenlandes besser ver­ließ ihm darauf den Prozeß wegen angeblicher Unterschlagungen wendet werden könne. Auf diese Kränkung hin brach die Königin machen. Zwei Gerichte fprachen Dantelmann frei, weil nicht das dem Minister das Genid und der König entleh Stein als einen Mindeste gegen ihn vorlag. Da faffierte der König selber das Urteil widerspenstigen und ungehorsauen Diener". Vorher hatte er ihn und warf Dankelmann kurzerhand in den Kerfer, in dem Dantel- in echt föniglicher Weise noch durch die Adelselique bei Napoleon mann 11 Jahre lang bis zum Tode der Königin Sophie Charlotte   den ungieren lassen! Stein war übrigens nicht der einzige schmachten mußte An feine Stelle trat der famose Graf Kolbe- Bar- preußische Staatsmann, der sich gegen weibliche Hofintriguen wehren tenberg, unter dem eine wüste Verschwenderherrschaft mußte, auch Bis mard hat zwei Menschenalter später bitter darüber einriß. Wartenberg selber sicherte sich ein Jahresgehalt von 130 000 geflagt, was ihm die Weiberröde am preußischen Hose Latern( fast eine halbe Million Goldmart, doch war damals der zu schaffen machten. Geldwert noch etwa dreimal so hoch als 1914!), ein unerhörtes An den Hohenzollern   bewahrheitet sich eine alte Erfahrung, daß Gehalt für das noch kleine und sehr arme Land. Aber dank dem nämlich die größten Gegner der Frauenrechte oft am meisten Einfluß seiner Gattin beim König fezte Wartenberg alles durch. unter weiblichem Einfluß, aber dann freilich unter dem Mit seinen beiden Helfern, Graf Wittgenstein und v. Wartensleben   ungeeignetst en weiblichen Einfluß stehen.

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