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Die Kinderfürsorge in der Gemeinde.

Bon Elfriede Ryneck  .

to einen Knaben, der in einer Familie unferes Ortes felt fechs Jahren für monatlich 12 M. in guter Pflege war, fortnehmen, weil fich eine Familie gefunden hatte, die nur 9 M. monatlich bean­Die völlige unzulänglichkeit und die fare Handhabung der ge- Gemeinden gewechselt wurden, erwedten nicht den Anschein, als ob spruchte. Die Schriftstücke, die aus diesem Anlaß zwischen beiden fehlichen Bestimmungen gegen die Ausbeutung der Kinder und die Gefahren, die daraus gerade für die Kinder der Aermisten entstanden, es sich hierbei um das Wohl und Wehe eines Kindes handelte. veranlaßten unsere Partei im Jahre 1908 zur Gründung einer Besonderer Fürsorge bedürfen auch die Kinder, die die Mutter Kinderschutzkommission. Es wurde damit ein Apparat geschaffen, verloren haben. Häufig verheiratet sich der Vater wieder, und oft der durch eingehende Prüfung selbst festgestellter Uebertretungsfälle fommt es dann vor, daß die Kinder durch die neue Mutter auch einwandfreies Material für einen besseren Kinderschutz sammeln noch den Vater verlieren.

follte.

Eine große Anzahl Frauen und Männer aus dem arbeitenden Bolte unterzog sich dieser oft sehr schwierigen Arbeit. Eine un­geahnte Fülle von Kinderelend offenbarte sich hier den Helfern und Helferinnen, und ganz von selbst erweiterte sich durch diese Tätig keit auch deren Aufgabenkreis. Fälle von Kindermißhandlungen, Bernachlässigungen usw. mußten neben den Feststellungen der ver­botenen Kinderarbeit mitbehandelt werden. Hier sah man erst, wie wenig von den Kommunen und anderen Behörden getan wurde, um diesem Elend zu steuern. Die Hauptfürsorge überließen diese Stellen fast ganz privaten Wohltätigkeitsvereinen, die sich denn auch begreiflicherweise als Wohltäter der Armen fühlten. Da die wirk­lichen Ursachen dieses schreienden Unrechts am Bolfskörper den meisten von ihnen fremd blieben, waren auch die Maßnahmen, die helfen sollten, ungenügend und oft ganz verfehlt.

Unsere Helfer und Helferinnen gingen dieser schweren Arbeit mit Liebe und Aufopferung nach, da sie ja zumeist aus ihrer eigenen Kindheit wußten, daß nur die traurigen Lohn, Arbeits- und Wohn­verhältnisse die hauptsächlichsten Gründe dieses entfehlichen Kinder­elends find.

Ein anderer Zweig der fürsorgerischen Arbeit, der erst im Ber­lauf der Nachkriegszeit eine wesentliche Erweiterung erfuhr, ist die Berfchidung der Stadtkinder auf das Land oder in geeignete Heime. Bei der Verschickung der Kinder aufs Land ist besondere Vorsicht immer wiederkehrenden Fällen gegenüber geboten, bei denen die Kinder nicht aus Mitgefühl angefordert, sondern unter Nichtachtung ihres Gefundheitszustandes als billige, wehrlose Arbeitsobjekte aus­genugt werden. In Anbetracht dessen ist vor allen Dingen eine häufigere Kontrolle diefer Pflegestellen notwendig. Aber auch die Kinderheime müssen von geeigneten Berfonen geleitet werden. Es genügt nicht, daß in einem Heim für leidende Kinder eine Schwester Leiterin ist. Neben die Schwester gehört die pädagogisch geschulte Kindergärtnerin, die um das geistige Wohl der Kinder besorgt ist.

Aus alledem ersieht man, daß die Arbeit in der kommunalen Kinderfürsorge nur von solchen Menschen geleistet werden kann, die ein warmes mitfühlendes Herz und vollstes Berständnis für die Nöte des Proletarierkindes haben. Ob das bei den Frauen der deutschnationalen und anderen bürgerlichen Kreise immer der Fall sein wird, erscheint sehr zweifelhaft. Nur die Arbeiterfrau fann wissen, wie es dem Arbeiterkinde ums Herz ist. Darum müssen wir dafür sorgen, daß in unser Stadtparlament Frauen einziehen, die in unserem, im sozialistischen   Einne wirken und bessere Arbeit leisten als die bürgerlichen Damen mit ihrer unaufrichtigen Wohl tätigkeitsspielerei.

Mit Beginn des Krieges wurden auch die noch wenigen Schuh­bestimmungen des Gesetzes über Kinderarbeit außer Kraft gefeßt und so der Kinderausbeutung schrankenlos freien Lauf gelassen. Die Kinderschutzkommission war damit ihres eigentlichen Tätigkeitsfeldes beraubt. Erst als die Kriegsfürsorgearbeit einsetzte, stellten fich unsere Helfer und Helferinnen wieder zur Verfügung. Der Arbeit eines Partei! Teils dieser Helfer ist es zuzuschreiben, daß jetzt in vielen Orten wirklich kinderfürsorgerische Arbeit geleistet wird.

Eins war besonders notwendig. Man mußte den Mitarbeitern aus den bürgerlichen Wohltätigkeitsvereinen flarmachen, daß die ge­leiftete Arbeit nicht für die Armen und Hilfsbedürftigen ausschließ­lich getan wird, sondern daß auch die Allgemeinheit an dieser Sache ein ganz erhebliches Interesse hat; denn sie muß darauf bedacht sein, alle Teile des Boltes gesund und arbeitsfähig zu erhalten. Vielen der Unglücklichen mußte man erst die Scheu vor diesen Fürsorgeeinrichtungen nehmen. Wenn man sich heute manchmal der Ansichten und Aeußerungen erinnert, die wohltätige Damen fich geleistet haben, dann kann man das Mißtrauen verstehen, das weite Kreise der Arbeiterschaft der Hilfe der privaten Wohltätigkeits­vereine entgegenbrachten. Bemerkenswert ist beispielsweise die Auf­faffung, daß ein Kinderhort in den Schulferien geschloffen werden fönnte. Was würde aber ein Kinderhort nügen, wenn die arbeitende Mutter, für die es feine Ferien gibt, nicht weiß, wo sie in dieser Zeit ihre Kinder unterbringen foll!

Nun zu den Aufgaben und Einrichtungen der jetzigen Kinder­fürsorge, der Notwendigkeit der gemeinschaftlichen Hilfe und der Mitarbeit unserer sozialdemokratischen Frauen.

Und darum wählen wir die Liste der Sozialdemokratischen

Agitiert!

Ein Wort an die Frauen von H. Pilz.

Erfreulicherweise erscheint auch zu dem bevorstehenden Wahl­fampf wieder Die Wählerin". Sie ist vielen von euch feine Un­bekannte. Und ihan tann mit vollem Recht sagen, sie hat in den vorhergehenden Kämpfen gute Wahlarbeit geleistet. Wie oft ist der Ruf darin an euch ergangen: Agitiert, wo ihr könnt!" Habt ihr das alle treulich befolgt? O ja, viele waren fleißig, aber so manche glaubte nicht die Kraft, das Redetalent dazu zu haben. Deshalb will ich auch weniger zu den Genoffinnen reden, die durch Vorträge und Diskussionsreden tätig sind, sondern zu denen, die da glauben, fie können nicht mündlich agitieren. Gewiß ist auch Flugblattverbreiten gut, aber stets besser ist die mündliche Agitation. Ich sage: Alle fönnt ihr mündlich agitieren, ihr habt sogar viel mehr Gelegenheit dazu als die Männer. Es brauchen feine großen Reden zu sein, aber ebenso wie die bürgerlichen Frauen für ihre Partei, müßt ihr für unsere SPD. agitieren. Ein dankbares Feld find da die Kaufläden, Märkte, Konsumgeschäfte usw., wo ihr eure Ware holt. Wenn ihr Bekannte oder Nachbarinnen seht, sprecht mit ihnen über die Be­Plakate für die Wirtschaftspartei" aushängen sollten, bringt be. wußt das Gespräch auf die Sozialdemokratie, denn mit Stolz tönnt ihr auf die Millionen Wählermassen der Sozialdemokratie hin­weifen. Ihr fönnt mit Stolz fagen, daß durch die Sozialdemokratie überhaupt erst jede Frau wählen fann, daß durch die Soziala  demokratie auch Frauen zur Mitarbeit in den Verwaltungen ge­tommen find und vieles mehr, was ihr jede Woche durch Die Wählerin" erfahrt. Denkt, wie viele Frauen gleichgültig sind. Denkt daran, daß die bürgerlichen Frauen viel leichter agitieren fönnen, haben sie doch viel mehr freie Zeit. Wie sie ihre Hausangestellten bearbeiten, wie fie in ihren Kaffeekränzchen alles mobil machen. Denft auch daran, wie die Klofter, Krankenschwestern ufr. ge schlossen zur Wahl geführt wurden. Wenn ihr euch all das vor Augen haltet, und dann an eure Kinder denkt, denen vor allen Dingen die Sozialdemokratie eine bessere Schule in Groß- Berlin schaffen will, dann muß jebe Frau Agitator fein.

Säuglingsfürsorge- und Mütterberatungsstellen follen Zufluchtsdeutung der Wahlen. Seht auch darauf, wenn die Händler wieder stellen aller ratsuchenden Mütter sein. Deshalb ist es notwendig, daß neben Arzt und Fürsorgeschwester die freiwillige, lebensgefchulte Helferin steht. Hierzu brauchen wir Arbeiterfrauen, die durch ihre Mitarbeit dahin wirken, daß wir in der Säuglingsfürsorge stelle nur Mütter kennen, ohne Rüdsicht darauf, ob sie verheiratet sind oder ledig. Gerade die letzteren brauchen Rat und Hilfe am meisten. Wenn helfende Frauen, wie es die Damen der rechts­stehenden Kreise so gern tun, die unehelichen Mütter als Gefallene betrachten, wäre der Zweck derartiger Fürsorgestellen gänzlich perfehlt.

Großer Beachtung bedarf auch das Pflegefindermesen. Wir müssen überall bestrebt sein, die Fürsorge der liebebedürftigen Pfleg­linge von Menschen ausüben zu lassen, die ein Herz haben und den Kindern die fehlenden Eltern wirklich ersehen können. Ein Kind ist keine Ware deshalb muß auch die Bezeichnung Haltekind ver­schwinden; ebensowenig sind Polizeiorgane zur Bermittlung von Pflegestellen geeignet.

Seid stolz und bewußt, rechnet mit denen ab, die lügnerisch die Es gilt deshalb hier dafür zu sorgen, daß den Waisen oder Halb- schlechten Berhältnisse, welche durch den Krieg verursacht sind, der maisen durch eine zweckmäßigere Fürsorgearbeit ein neues Eltern- Sozialdemokratie anhängen wollen! Denn, wenn feine sozialistische haus, eine neue Heimat geschaffen wird. Da müssen die Helferinnen Mehrheit in Berlin   zustande kommt, werden die vielen neuen Steuern tüchtig auf dem Posten sein. Mir tommt hierbei ein typischer Fall auf euch und eure Familien abgewälzt werden, anstatt die Be­für die frühere, nun glüdlicherweise überlebte bureaukratische Pflege- lizenden zu treffen. Deshalb noch einmal: stellenverteilung ins Gedächtnis: Eine unserer Nachbargemeinden| Jede sozialistische Frau ein Agitator!