zu verhindern. Einzig und allein aus diesem Grunde überschüttet man die Leiche mit Erde, verbirgt sie unter Steinhaufen oder wälzt, wie nach Otto Hausers Beobachtungen in der Dordogen schon die Ureinwohner Europas vor Tausenden und aber Tausenden von Jahren taten, schwere Steinblöcke auf das Grab. Die ägyptischen Pyramiden und die mächtigen Steinsetzungen unserer Hünengräber haben hier ihren Ursprung. Nur die Furcht vor dem Toten hat Grab und Grabstein geschaffen: in Tradition behielten die Kulturvölfer, längst des Ursprungs nicht mehr bewußt, den Brauch bis in unsere Tage bei. Eine Umschau unter den heutigen Kulturvölkern bringt ungezählte Beweise für die Richtigkeit des Gesagten bei. Wenn die Buschmänner der südafrikanischen Kalaharisteppe beim Jagen ein Grab antreffen, so werfen sie Steine darauf; denn wenn der Tote nicht mit Steinen bedeckt ist", erklärten sie dem Missionar Th. Hahn,„ fann er vielleicht wieder auferstehen, und das ist nicht gut." Nach Ellis werfen die Indianer der Hudsonbay aber auch sonst in Nordamerika auf jedes ihnen begegnende Grab einen Stein ,,, um Unglück zu vermeiden, das andernfalls entstehen würde". Aber wir brauchen nicht in die Ferne zu schweifen: auch bei uns in Deutschland lebt dieser Brauch noch. Nach Andree ist es noch heute im Anhaltischen Brauch,„ auf eine bekannte Mordstelle im Walde einen Zweig zu werfen". Ich selbst erinnere mich des gleichen Brauchs aus meinen Kinderjahren aus der Neumark ( unweit Berlinchens): der Ermordete ist natürlich ganz besonders zu fürchten. Aber selbst unsere drei Hände voll Erde ", die wir dem Toten zum Abschied in die Gruft werfen, entspringen der gleichen Vorstellung. Im sächsischen Vogtlande übt man nach Wuttke den Brauch zu dem ausgesprochenen Zweck, den Gedanken an den Toten loszuwerden". Und wenn wir bei dieser Zeremonie „ pietätvoll" den frommen Wunsch äußern:„ Möge dir die Erde leicht sein"( wie das schon die alten Römer taten), so flingen solche Worte im Ohre des kundigen Kulturforschers doch recht sehr nach einer Entschuldigung des Bewerfens und als Bitte an den Toten, den Werfenden nicht persönlich zu schädigen. Daß dieser Brauch in Europa übrigens älter ist als das Christentum, lehrt uns u. a. eine Stelle in dem römischen Dichter Horaz ( starb im Jahre 8 vor Christi). Dort fleht( in der sogenannten Archytas- Ode) die Seele eines Ertrunkenen den Dichter an:" Dreimal sei Erde auf mich gestreut", und droht mit dem Umgehen, wenn das nicht geschähe. Jm Oldenburgischen hält man darauf, daß die Gruft recht tief sei, sonst tommt der Tote heraus und geht um". Im Hessischen wälzt man, um die armen Seelen im Grabe zurückzuhalten", einen großen Stein auf den Erdhügel uff. Doch selbst Erd- und Steindecke, glaubte der Mensch der Vorzeit und glaubt der Wilde der Gegenwart, könne der geisternde, mit übernatürlichen Kräften begabte Tote vielleicht noch sprengen. Darum fesselt man sicherheitshalber der Leiche Hände und Füße und schnürt sie in der sogenannten Hockerstellung" zusammen: Hockergräber sind in Europa zahllos gefunden worden, und die Hockerbestattung ist über die ganze Welt verbreitet. Von den Australiern berichtet klaatsch, daß sie in dieser Weise ihre Mumien fesselten; folche gefesselten und getrockneten Mumien behandeln die Eingeborenen ganz so, als ob die betreffenden noch lebten, setzen sie ans Lagerfeuer, sprechen mit ihnen und veranſtalten zu ihren Ehren Feste, ,, wobei man den Toten 10 segt, daß er alles gut übersehen kann". ગ્રાઙ ganz merkwürdige Parallele zu der Hockerbestattung der Vorzeit und der heutigen Naturvölker erwähnt Rich. Andree, daß es noch vor kurzem im Vogtlande
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Da tam der Sturm von Nord und Westen Her. Du sprachest nichts, nahmst ruhig das Gewehr, noch schnell der Frau, der Mutter oder Braut stumm in das liebe Angesicht geschaut,- dann ging es fort und du mit heißem Schritt ganz vorne am Vortrupp der Helden mit. Nicht mehr ein Lauer ohne Kraft und Schwung, nein, eine Fackel der Begeisterung,
hobst du zum Schwur das Wort und deine Hand: Hier hast du mich, hier nimm mich, Baterland!"
Für deine Heimat gabst du hin den Schlaf, warfst deine Brust der Kugelsaat entgegen, warst voll von Tatkraft, wenn auch Sturm und Regen taglang die ungeschükten Glieder traf. Und wenn ein Brief von deinen Lieben kam, der bangen Fragen voll, wie es dir gehe, dann schriebest du verhungert halb und lahm, daß es ums Reich und um dich herrlich stehe. Und manchesmal im Wachen oder Schlaf fragtest du leise: Heimat, bin ich brav?"
Bis irgendwo dich das Verhängnis traf Und du verlassen von der andern Schar und jeder Hilfe, jedes Trostes bar starbst. Erdnadt und unbekannt bleicht dein Gebein und heiligt fernen Sand. Es wird ein Tag sein unter allen Tagen, es wird ein Tag sein, aller Tage Preis, da wird der nazarenische Verheiß an alle Wände dieser Welt geschlagen, durch alle Straßen fahnenfroh getragen und eine köstlich frohe Wahrheit werden: Friede auf Erden.
Und wenn dann solches ist geschehn, dann wirst du Unbekannter auferstehn, dann werden Tausende vor dein Gedächtnis treten und Millionen Münder innig beten: Wir danken dir, daß wir die Heimat erben durch dich aufs neu, gesegnet durch dein Sterben. Wir kennen deinen Namen nicht,
dein Grab kommt keinem vor das Angesicht, und doch stehst du vor uns im hellen Glanz. Viel hunderttausend Mütter danken dir, so viele Schwestern um dich weinen,
und hunderttausend Bräute winden dir den Totenfranz.
Du wirst geliebt, als würdest du noch wandeln, ein Sieger, unter uns; den Kindern senten wir das Erinnern an dich ein,
damit, wenn einst das Schicksal ernst und groß sich auf sie wälzt, unheilbar ihrem Handeln, sie muterringend deiner Tat gedenken und deiner würdig sind, Held Namenlos.
Hörst du das Requiem? Dir tönt es feierlich; O, nimm es hin, du ferner Unbekannter, und dennoch mit der Heimat Ganz- Verwandter. Die Heimgebliebnen grüßen dich! ( z)
Alfons Bezold.
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Ms Beweffe feien atvei Beispiele angeführt. Generalstabsarzt Dr. v. Vogel fand, daß in Bayern auf dem Lande hohe SäuglingsSterblichkeit und niedere Militärtauglichkeit sich im allgemeinen decken, ebenso geringe Säuglingssterblichkeit und hohe Militärtauglichkeit. In einzelnen Bezirken und Jahven treffen zwar niedere Sterblichkeit und niedere Tauglichkeit zusammen, oder es decken sich hohe Sterblichkeit und mittelmäßige oder sogar hohe Tauglichkeit. Aber das sind Ausnahmen von der Regel. In den Städten ist ein bestimmtes Verhältnis zwischen Säuglingssterblichfeit und Militärtauglichkeit nicht feststellbar, denn unter der städtischen Bevölkerung sind viele vom Land zugewanderte Personen, deren Herkunft in den Tauglichkeitsziffern mit zur Geltung tommt. Ueberdies sind die städtischen Tauglichkeitsziffern stark von dem selbständigen städtischen Einfluß beherrscht, der fast durchaus herabseßende Wirkung hat, weil er förperliche und geistige Mängel zum Vorschein bringt, die bei ruhigem Landleben verborgen bleiben würden. In England wurde durch eine vom Ministerium für Lokalverwaltung angeordnete Untersuchung von Dr. A. Newsholme festgestellt, daß in Bezirken mit großer Säuglingssterblichkeit auch die Sterblichkeit in späteren Lebensjahren groß ist, während geringe Sterblichkeit in früher Kindheit und geringe Sterblichkeit in den folgenden Altersklassen, bis zu 20 Jahren, gleichfalls zusammentreffen. In den höheren AltersKlassen werden die Beziehungen infolge der Wanderungen der Erwachsenen verwischt. Daher kann große Säuglingssterblichkeit feineswegs ein Mittel progressiver, die günstigen Erbanlagen häufender Auslese sein. Denn wenn die„ Untüchtigen" in früher Kindheit vernichtet würden, so müßte die Sterblichkeit in späteren Lebensjahren dort gering sein, wo sie zuerst groß war. Die auslesende Wirkung der Kindersterblichkeit wird, soweit sie besteht, unter den obwaltenden Verhältnissen von den widerwärtigen äußeren Einflüssen verdeckt, unter denen die Kinder zu leiden haben. Die große Kindersterblichkeit, die durch wirtschaftliche und soziale Umstände bewirkt wird, ist nicht natürliche Auslese, sondern wahllose Vernichtung.( Report on Infant and Child Mortality ". London 1909.)
Sitte war, dem Toten im Sarge die Hände mit einem Tuche Auslese und menschliche Entwicklung. bieten findet trotz der durch die Hungersnot verringerten Bevölke
zusammenzuschnüren, damit er nicht zurückkehren könne und bald jemanden hole".
Von H. Fehlinger.
Auch Seuchen und Hungersnöten ist schon recht oft zugeschrieben worden, daß sie die Untüchtigen beseitigen, während die an die Lebensbedingungen in Seuchen- und Hungergebieten gut angepaßten Menschen den Heimsuchungen erfolgreich widerstehen können. Würde das zutreffen, so müßten selbstverständlich sehr widerstandsfähige Menschen dort häufig sein, wo derartige Einflüsse als Mittel der Auslese" seit langer Zeit und bis in die Gegenwart hinein wirksam sind und Schwächlinge beständig ausmerzen; also sagen wir z. B. in dem großen britisch- indischen Neich, das wie kein anderes Land der Erde unter Seuchen und Hungersnöten gelitten hat und noch leidet. Aber gerade in Indien ist törperliche Schwäche die Regel, seine Bewohner sind zu anhaltender und anstrengender Arbeit weit weniger fähig als Europäer und ihre durchschnittliche Lebensdauer ist erheblich kürzer als die durchschnittliche Lebensdauer in den kulturell am meisten vorgeschrittenen und sanitär best besorgten Ländern Mittel- und West europas . In Indien verursachen alle äußeren Einflüsse, welche die gewohnten Lebensbedingungen stören, eine enorme Erkrankungsund Sterblichkeitshäufigkeit, was geringe Anpassungs- und Widerstandstraft beweist. Erkrankungs- und Sterblichkeitshäufigkeit find in Indien selbst in normalen Zeiten erheblich größer als bei uns, so daß der Geburtenüberschuß sehr gering ist und die Bevölkerungszunahme ganz langsam vor sich geht. Unmittelbar nach Hungersnöten, die durch die Ausgestaltung der Verkehrseinrichtungen immer seltener werden, steigt die relative Geburtenhäufigkeit stark. Die Ursache davon ist, daß die Sterblichkeit in Hungerzeiten bei den Mindern und Greifen am größten ist, bei den im fortpflanzungsfähigen Alter stehenden Personen dagegen am geringsten. In manchen Gerungszahl hernach sogar eine absolute Zunahme der Geburten statt, Auch über das Grab hinaus ist der Tote zu fürchten; er was dem Umstand zugeschrieben wird, daß der zeitweiligen EinDie Menschen unterliegen als Lebewesen im wesentlichen den schränkung der Fortpflanzungstätigkeit während der Hungerperiode verlangt Rücksichtnahme und Opfer aller Art. Hierher ge- felben Entwidelungsgesehen wie andere Organismen. Die biolo- eine gesteigerte seruelle aktivität folgt. In Familien, die viele hören u. a. unsere Kranz- und Blumenspenden. Ueber den gische Entwickelung beruht auf der Variabilität oder Veränderlichkeit Angehörige verloren, für die früher zu sorgen war, werden zugleich Toten darf man nichts Böses" reden, sonst rächt er sich. der Lebewesen; der Vererbung ihrer Eigenschaften und der Gr- alle vordem etta getroffenen Maßregeln zur Beschränkung der Um die Aufmerksamkeit des Toten nicht auf sich zu lenten, baltung und Fortpflanzung der an die Umwelt am besten ange- Kinderzahl aufgeben. Auf solche Weise wird nach Ueberwindung muß man sich still verhalten. Aus dieser Anschauung ver- paßten Individuen im Wettstreit ums Dasein( der Auslese“). Ver- der Hungersnot eine gesteigerte„ Staffetüchtigkeit" vorgetäuscht. blieb uns, wie Lippert mit Recht betont, das Verbot der änderlichkeit und Vererbung sind unbestritten. Dagegen wird die Auch sonst sind bei Völkern, deren Kultur nicht so geartet ist, Feste und geräuschvoller Unterhaltung( Musik) als Lehre von der Auslese noch immer von zahlreichen Naturforschern daß wahllos zerstörenden Einflüssen vorgebeugt werden kann, große Kennzeichen einer Trauerzeit". Noch ein angefochten. Die meisten und darunter die angesehensten Biologen Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit durchaus nicht die Regel, anderes zweckmäßiges Mittel gibt es nach der Vor- unserer Beit sind aber auf Grund ihrer Forschungen zu der sondern es trifft viel häufiger das Gegenteil zu. Wie falsch die stellung der Naturvölker, der Aufmerksamkeit des übel- Ueberzeugung von der Wirklichkeit der Auslesevorgänge gekommen; Auffassung von der besseren förperlichen Beschaffenheit der sogen. wollenden Totengeistes zu entgehen: die Entstellung dazu gehören Grnst Haeckel und August Weismann . In einer an- Naturvölker ist, die nichts oder fast nichts tun, um schädigende Einund Vermummung. Ueberall auf der Erde entstellen sehnlichen Zahl von Fällen wurde der Auslesevorgang auch beim flüsse der Umwelt abzuwehren, bezeugt die neuere ethnographische und vermummen sich deshalb die Wilden: bemalen sich mit Menschen nachgewiesen,*) so daß wir die Ausleselehre" als richtig Biteratur. Es sei bloß ein Beispiel angeführt. Dr. A. Hudlika schwarzer oder weißer Farbe, scheren die Haare, legen den annehmen dürfen. Der Auslesevorgang bewirkt, daß jene Indivi- nahm eine Untersuchung über Tuberkulose bei nordamerikanischen Schmuck ab oder schwärzen ihn mit Asche und Holzkohle, furz- duen überleben und sich fortpflanzen, die örtlich und zeitlich gege- Indianern vor, wobei er fand, daß bei vier von der europäischen um suchen sich in jeder Weise unfenntlich zu machen. Stein benen Lebensbedingungen gut angepakt sind, oder die Fähigkeit Kultur erst ganz wenig beeinflußten Stämmen nur 34 bis 58 Proz. Zweifel: auf diesen Wunsch, sich vor dem spähenden Toten zur Anpassung an diese Lebensbedingungen befizen. Die schlecht der Familien von der Seuche frei waren. Alle Tatsachen deuten möglichst zu verbergen, geht auch unser Trauerschmud angepaßten Individuen vermögen sich schwer oder nicht zu erhalten darauf hin, daß jene Zweige des Menschengeschlechts, die ihr Dazurüc- der entstellende und verbergende Witwenschleier, der und gehen zumeist vor Erlangung der Fortpflanzungsfähigkeit zuFlor um Hut und Arm, d. h. an jenen Stellen, wo einst bei grunde. So wird der Auslesevorgang sein, wenn nicht Kräfte mit sein unter sehr ungünstigen Bedingungen führen, durch diese in unseren Vorfahren sich der blanke Stirnreif und Armring be- ins Spiel fommen, die auf Hemmung der Auslese oder wahllose biologischer Beziehung avg geschädigt und in ihrer Entwickelungs. fand uff. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, erhält auch das Vernichtung gerichtet sind. Bon wahlloa zerstörenden Naturwahlloa zerstörenden Natur- fähigkeit beeinträchtigt werden. Innerhalb des europäischen Kulturkreises sind die meisten biblische ,, in Sack und Asche trauern" erst die rechte Deutung. gewalten abgesehen, unterliegen solche Sträfte bei den hochzibili wahllos zerstörenden Kräfte in der jüngsten Zeit sehr stark in ihrer In tausendfacher Beziehung und in ungeahntem Maße fierten Menschen der gesellschaftlichen Beherrschung. Wirksamkeit eingeschränkt worden. Nur eine davon hat eine beverknüpft die Tradition die Kulturvölfer von heute mit den das heißt, die Menschen können durch gemeinschaftliches Handeln deutende Steigerung erfahren: die Bebensvernichtung durch den Wilden der Vorzeit. Das Gedächtnis der Menschheit bewahrt auf sie Einfluß nehmen. Die Mehrzahl der Autoren, die sich mit deutende Steigerung erfahren: die Lebensvernichtung durch den eben zäh, was es irgend einmal erworben hat, und vererbt der Biologie des Menschen befaßten, betrachten die zerstörenden Krieg. Zwar ist der Krieg auch vielfach ob seiner vermeintlichen auslesenden Wirkung als ein die Menschheitsentwicklung fördernes sorglich durch alle Geschlechter und Zeiten hindurch. der Faktor bezeichnet worden, doch ist eine solche Meinung zweifelsohne falsch. Denn der Vernichtung durch die feindlichen Waffen find gerade die gesündesten und tüchtigsten Männer jener Alterslassen ausgesetzt, die für die Erhaltung der Art am meisten in Betracht kommen. Es bleiben nicht, wie so oft gesagt wurde, die
Requiem.
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Einem gefallenen, unbekannten Soldaten. Den Helden, der uns unbekannt, uneingescharrt auf eines Spatens letzte Liebe harrt, den irgendwo in Flandern oder Polen
ein Schuß, ein Stich hinwarf zum Fraß der Dohlen, dem feiner nah war, als er seine Finger
nach einer Liebe streckte und nur Erde fühlte,
bis daß er fam, der grausige Bezwinger,
und eines Hirnes letztes Feuer fühlte: den Helden feiern diese Worte, sie sind sein, als weiche Hülle über sein Gebein.
Bor Monden standest du noch unter uns, in irgend einem Raum des Wirkens voll, des Alltags Liebe und des Alltags Groll umspann dein Herz und ließ es in dem Mühn und fleiner Sorge nie ganz rein erglühn. Warst wohl solch einer, wie die meisten sind, du warst nicht taub und nicht gerade blind, du nahmst das Leben, wie es fommen mochte, und niemals deine starke Rechte pochte
an Gottes hohen Schicksalshimmel an:
Rampf gib mir, Kampf! Ich bin ein Mann, ein Mann!"
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Kräfte( wie etwa die ganze Sterblichkeit der Kinder in den ersten Lebensjahren, die Seuchen, Hungersnöte und Kriege) als Mittel der natürlichen Auslese und ihre Beseitigung als Hemmung dieser Auslese. Bei näherem Zusehen ergibt sich jedoch, daß diese landläufige Auffassung unzutreffend ist. Es soll hier versucht werden, dies zu beweisen.
Bei allen Völkern des europäischen Kulturkreises gibt es zahl- Mutigsten und Klügsten übrig, denn gerade jene, bei welchen solche reiche Personen, die körperliche und geistige Mängel aufweisen, und Eigenschaften hervortreten, werden auf die schwierigsten Posten gezwar find sie in den Städten, wo unsere Kultur zur höchsten Ent- stellt und fie laufen am meisten Gefahr. Von manchen Autoren faltung gekommen ist, häufiger als auf dem Lande. Gewöhnlich wurde dem Atvieg, obawar sie seine wahllos vernichtende oder kontrawird hierfür in erster Linie die namentlich in den Städten immer selektorische Wirkung hinsichtlich der Einzelpersonen zugaben, die sorgfältiger gewordene Pflege und zunehmende fünstliche Er- gute Seite zugeschrieben, daß er die Ausbreitung der besser vernährung der Säuglinge verantwortlich gemacht, deren Folge eine anlagten Menschen gemeinschaft begünstigt, die eben kraft starte Berringerung der Sterblichkeit im frühesten Lebensalter ift. ihrer befferen Veranlagung den Sieg erringt. Doch nicht immer Er wiegt die Anschauung vor, daß durch die Fürsorgemaßregeln in folgte dem Sieg eine beträchtliche räumliche Ausbreitung und numerische Vermehrung des sieghaften Voltes. Die Geschichte der Regel jenen Kindern zum Ueberleben berholfen wird, die sonst bietet zahlreiche Beispiele dafür, daß kriegerische Völker zwar ihren infolge mangelhafter Veranlagung gestorben wären. Da die Weitervererbung ererbter Körpermängel nicht zu bezweifeln ist, so wird von weitgehendem Säuglingsschutz Zunahme der Entartung befürchtet. Die Wirklichkeit zeigt, daß dieser Schluß nicht richtig sein tann, denn geringe Säuglingssterblichkeit führt nicht zu überhaupt geringerer förperlicher Tüchtigkeit einer Bevölkerung.
*) Ginige bemerkenswerte Fälle von Auslesevorgängen beim Menschen enthält Alfred Kirchhoffs Schrift:„ Darwinismus, angewandt auf Völker und Staaten". Andere Fälle dieser Art findet man in meinen Referaten über Anthropologie in der " Naturwissenschaftlichen Wochenschrift", Jahrgang 1905 u. ff.
Machtbereich erweiterten, jedoch infolge wiederholter und langwieriger Kriege in ihrer Volkskraft erheblich geschwächt wurden, was zu ihrem Niedergang oder Untergang führte.
Die Arbeiterdichter des Krieges hat in dankenswerter Weise der Verlag von Eugen Diederichs in Jena gefördert. Die in und aus dem Kriege erwachsenen Dichtungen von Barthel, Bröger, Lersch und Pezold sind bei ihm in würdiger Form erschienen. Das Requiem von Pezold entstammt seiner Sammlung„ Volt, mein Bolf", Gedichte der Kriegszeit.