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nismus genügt aber nicht für den Fall, daß dennoch die winzigen| doch sein ganzer feiner Körper bebte vor Schreden, sein| fich alles selbst zu sein und zu sagen, was ihm die Welt nicht mehr Drillbohrer in das Gefüge der Gewebe eingedrungen find. Stimmchen Klang wild und heiser, Betäubung erfaßte ihn, er Wimperhaare können leicht verloren gehen, die Verengung der opferte sich selbst! Lücken kann aussehen, die Muskelaktion kann geschwächt sein genug, der Mechanismus der Abwehr kann versagen und die Bat­terien kriechen dennoch in die feinen Zellspalten wie in offene Tore. Dann kommt gemeinsam mit dem Chemismus der Säfte ein wundersames Heer belebter fleiner Schußtruppen in Aftion, auf die wir näher eingehen müssen, um den Kampf der Zellen gegen die Bakterien ganz zu verstehen.

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Als welch riesengroßes Untier mußte ihm der Hund er­scheinen! Und dennoch hatte er nicht auf seinem hohen, sicheren Afte zu bleiben vermocht. Eine Macht, stärker als sein Wille, riß ihn von dort herab. Mein Tresor hielt inne, wich zurück.... Sichtlich be­griff auch er diese Macht.

Schnell rief ich meinen verblüfften Hund zurüd- und entfernte mich, Ehrfurcht im Herzen.

Ja; lächelt nicht darüber. Ehrfurcht empfand ich vor diesem kleinen heldenmütigen Vogel, vor der überströmenden Kraft seiner Liebe.

Die Liebe, dachte ich, ist stärker als der Tod und die Schrecken des Todes. Sie allein, allein die Liebe erhält und bewegt unser Leben. Turgenjeff.

Beethoven  .

Von Herbert Gulenberg. Vieles Gewaltige lebt,

Alle Gewebe die festen wie die flüssigen, denn auch das Blut ist ein Gewebe in gleichsam geschmolzenem Zustande werden dauernd durchwandert von einer Armee von Gewebsgen­darmen, den sogenannten weißen Blutkörperchen, den Wanderzellen. Diese sind zu einer Art Straßenpolizeitätigkeit von der Natur ab­tommandiert, um auf allen Wegen und Plätzen nach dem Rechten zu sehen und Vagabunden, Unruhestifter und Ruhestörer zu um­stellen und zu verhaften. Sie machen es aber einfacher als unsere städtische Hermandad: sie verhaften die Stromer nicht nur, indem sie sie in ihre Mitte nehmen und ins Zellgefängnis, die nächste Lymphdrüse, die oft strotzt von solchen Gefangenen, bringen, sie machen meist viel kürzeren Prozeß, sie fressen sie bei lebendigem Leibe auf. Es ist ein wundersames Geheimnis, wie diese meist einsam durch die stillen Straßen ziehenden Wächter der Ruhe sich da, wo Gefahr ist, schnell alle zu Hilfe kommen ohne Pfiff, ohne Doch nichts ist gewaltiger als der Mensch." Ruf, ohne Telephon oder Meldung: wo Feinde sind, kommen sie in Scharen herbeigeschlichen wie durch Witterung aus weiter Ferne. Die Zunge zittert, das Leben dieses Titaniden, der in mensch Es ist höchst interessant, unter dem Mikroskop 3. B. an einem licher Maske fiebenundfünfzig Jahre lang auf unserer Erde geweilt durchscheinenden, über dem Lupentisch ausgebreiteten Froschbauch hat, zu schildern. Nicht, weil es, von außen betrachtet, einen solch fellnek zu sehen, wie sie ein Glasstäubchen ebenso umstellen wie erſtanulich großen Anblick gewährt. Was ist auch weiter daran: einen Tubertelbazillus, durchaus gleichwie Hunde das umzingelte Der Enkel und Sohn eines dem Trunk verfallenen rheinischen Wild einkreisen und ihm den Weg versperren. Das ist die Muſikus zur napoleonischen Zeit fällt um seiner großen künstle­Phagozytose Metschnitoffe, die überall wirkt, wo Bakterien ins Gerischen Begabung früh auf, erhält seine weitere Ausbildung in webe geraten sind, eine direkt beobachtbare Frezkompagnie der Wien  , das damals unter Mozart und Haydn   lebte. Er faßt dort weißen Schutztruppe des Blutes und aller Gewebe, das heißt eine Wurzel, findet Freunde und Gönner, Ansehen und Auskommen. biologische Form der Abwehr gegen Batterien. Ihre Geschichte ist ein früh verstorbener jüngerer Bruder ladet dem Unverheirateten die Geschichte fast aller Batterienansammlungen im Leibe, es ist noch späte Familienpflichten auf, indem er ihn lektwillig zum die Historie vom Schicksal der Kokken und Spirillen im Gewebe, Vormund seines nichtsnußigen Sohnes bestellt. 1827, in der Bieder es ist der Werdegang der Knötchen des Tuberkels, der Repra- maierzeit, fünf Jahre vor Goethes   Tod, scheidet er in einem knoten, der Syphilisknoten, der Eiterbläschen, der Furunkel, der Frühlingsgewitter von der Erde. Wahrlich, ein schlichtes, ganz Karbunkel und die ungeformte Entzündung in Progression, die einfaches und gewöhnliches Leben in seinem äußern Verlauf, ein progressive Phlegmone. Es ist die Form der zelularen Abwehr Schneckenleben, wie es unter diesem Gesichtswintel betrachtet, sein gegen jede Form von Infektion. Bollender einmal selbst genannt hat. Das Dasein irgendeines beliebigen Beamten, Künstlers oder Lehrers läßt sich farbiger, wechselvoller, aufgeregter nennen und erzählen.

Aus Asklepios' Werkstatt nennt Prof. C. 2. Schleich eine Sammlung von Plaudereien über Gesundheit und Krankheit ( Deutsche Verlagsanstalt  , Stuttgart  ). Der diesem höchst anregen­den und wirklich in die Probleme der Medizin einführenden Buche entnommene Beitrag zeigt, in welch ausgezeichneter Weise der be­fannte Chirurg die Fachkenntnisse in dem Gesamtgebiete seiner Wissenschaft einem größeren Leserkreis zu vermitteln vermag. Der Schriftsteller steht im Dienste der Wissenschaft, wie es sich gehört, und die Wissenschaft nimmt die fesselnde und flare Form an, die sie zur Literatur gesellt.

Der Sperling.

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geben konnte. Seit der Zeit wuchs ihm der schöne trozig ge= schlossene Mund, den wir wie seine Werke lieben. Eine ganz und gar ungebändigte Persönlichkeit" hat ihn Goethe, der Minister, genannt. Die Unendlichkeit verzeihe es ihm, der trotz seiner großen Augen nicht alles sehen, trotz seiner gewaltigen Brust nicht alles lieben konnte! In Wahrheit ist Beethoven  , im Stadion seines Lebens ewig mit sich selber ringend, der größte Ueberwinder des, was uns alle bändigt des Gemeinen geworden, und kein anderer Künstler hat sich so sehr selbst erlöst, wie der Dichtere des Parsifal  sagen würde.

Es ist keine Falte Falschheit an diesem Beethoven   gewesen, nicht das geringste von jenem Sich- in- Positursehen, was manche später in ihn hineingelegt haben. Nichts war ihm, der noch bis in die letzten Minuten mit seinen harmlosen Jüngern wie mit Karnideln Spaß treiben mochte, widerwärtiger, als sein Leben gleichsam auf dem Sockel zu führen und sich als Unsterblichkeit äftimieren zu lassen. Einen Eckermann hätte er so wenig um sich ertragen können, wie er höchst selten von seiner Kunst reden mochte. Wohl war er selbstbewußt und achtete keinen um seiner Titel, Orden oder Reichtümer willen. Fürsten   kann man machen er sah es ja immerwährend zu Napoleons   Zeiten aber feinen Beethoven!" lautet einer seiner bekanntesten Aussprüche. Aber so etwas entfuhr ihm mehr aus gut bürgerlicher Gesinnung als aus eitler Ueberhebung. Seine Briefe an Goethe oder an E. Th. A. Hoffmann, der neben der romantischen Bettina unter den damaligen Künstlern allein das richtige Trommelfell für seine Musik hatte, sind Urkunden einer von sich überzeugten, aber ge= waltsam in sich zusammengehaltenen Seele. Nie hat sich sein Geiſt in Ueberspannung des eigenen Wertes vergangen, wozu ihn seine Einsamkeit und das Berkanntsein, das ihm allzu häufig widerfuhr, leicht hätten verlocken können. Wie ein treuer, liebender Lehrer über seinen Schüler hat er zeitlebens über seinen Charakter

gewacht.

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So wundersam, wie auf seiner Totenmaste sich Troß und Weiche mischen, war auch sein Wesen, solange er lebte, berivebt. Wie seine Musik bald dem Tartarus, bald den zartesten Elfen aufspielt, konnte er rauh, roh wie der Nordwind sein und dann wieder sanft klagend wie das nächtliche Rauschen der Lindenbäume oder eine Hirtenflöte im Mai. Wenn er lächelte," hat ein Beit­genosse, nicht einmal eine Frau, von ihm erzählt, so war dies so himmlisch auf seinem Antlig anzusehen, daß man nicht bloß an ihn, sondern an die ganze Menschheit glaubte." Bezeichnender­weise schätzte er sein Lieblingsbuch, die Odyssee, die er im Deut­ schen   las, und an der er sich erbaute wie ein Protestand an Luthers  Aber schaut man nur einmal in das innere Getriebe dessen, Bibel, weit mehr als die Jlias, von deren dröhnendem Schlacht­der diese ihm von draußen bescherten Schicksale wie ein schwarzes getöse man auf das erste Hören hin doch glauben sollte, daß es ihn Kleid, aber manchmal auch wie ein Nessushemd trug, das ihn ver- cher angemutet hätte. Er war, was dünkelhafte Gelehrtenweisheit sehrte, so blickt man in ein glühendes Feuer hinein, dessen Glut oft bei ihm bezweifelt und belächelt, ein höchst gebildeter Geist. uns blendet und den Atem im Munde vertrocknen will. Bis dann schließlich jene Stimme im Triumph aus ihm kommt, die aus dem Beethovens Jdeale für sein eigenes Leben wie für das der und dies hat auch seine Musik so modern Gesang der drei Männer im Ofen erklang, wie aus dem Mund Gesamtheit sind erhalten! des armen heiligen Franziskus, der, halb blind, die Sonne und Fürsten   mehr vor der Majestät des Volkes. ganz und gar die unsrigen. Es gab für ihn keine Er hat nicht nur alles unter und über ihr pries: die große französische   Revolution vom Rhein   aus, wo er damals " Denn alle Lust will Ewigkeit!" lebte, mit Begeisterung begrüßt, das taten die Klopstock  , Herder  , Beethoven  , der gleich ihnen in der Neunten Symphonie in den Schiller und Kant auch. Nein, er hielt auch an den echten Idealen Tanz der Sphären hinauf sein Lied an die Freude geschleudert dieser Bewegung bis cn sein Ende unverbrüchlich fest und sah hat, lehrt uns, wie wenig äußerliche Erlebnisse und große fremde anders wie jene Künstler das Bleibende und Weitertreibende der Begebenheiten dem Menschen zur Belebung und Erhebung seines Früchte von 1793. Mit Vorliebe studierte er die damaligen eng­Auf der Heimkehr von der Jagd durchschritt ich die Innern notwendig sind, was man zuweilen wohl von Kriegs- lischen Parlamentsberichte, da es zu seiner Zeit noch keine deutschen Gartenallee. Mein Hund lief vor mir her. fanatikern auf den Gassen predigen hört. Er hat unter Bonaparte, zu lesen gab, und lauschte sehnsüchtig auf jede freie Regung seines Plöglich hemmte er seinen Rauf und begann zu schleichen, den er bekanntlich als Kaiser der Franzosen nicht mehr der Wid- Wolkes. Er glaubte schließlich mit Schiller an eine Berbrüderung #gleich, als wittere er vor sich ein Wild. mung seiner Eroica, die er dem Führer der Revolution zuerkennen aller Völker zu einer Kulturmenschheit und mit Kant an den Ich blickte die Allee hinunter und gewahrte einen jungen wollte, für würdig erachtete, wie unter Erzherzog Karl  , dem Sieger fünftigen ewigen Frieden und hätte sich sicherlich ohne Zögern in Sperling mit gelb gerandetem Schnabel und Flaum auf dem von Aspern  , nichts Größeres und Schöneres erdacht und geschaffen die Liste jeder großen internationalen Arbeitervereinigung ein­Köpfchen. Er war aus dem Neste gefallen heftiger Wind als unter der jämmerlichen Reaktionswirtschaft Metternichs. Und getragen. schüttelte die Birken der Allee und hockte unbeweglich, hilf- wenn er auch anders wie Goethe  , der in deutscher Untertanentreue Auch seine religiösen Vorstellungen find Geist von unserm Los seine kaum hervorgesprossenen Flügelchen ausstreckend. dies ruhig den Fürsten   überließ, an der Politik innigen inneren Geist gewesen: Er war nur nebenbei Katholik, in allen Haupt­Langsam näherte mein Hund sich ihm, als plöglich, von Anteil nahm, so bedurfte er doch erst keiner lauten auffallenden fragen ein überzeugter Pantheist. Kein Madonnen- noch Heiligen­einem nahen Baume sich herabstürzend, der alte schwarz- Ereignisse, um sich als Mensch mit Menschen zu fühlen. Er war bild hing über seinem Pult, der Stätte, wo er seine gewaltigen brüstige Sperling wie ein Stein gerade vor seine Schnauze mit seinem ganzen Herzen Demokrat; das Tonstandbild des Ideal- Werke zusammenhämmerte, einzig die drei Sprüche aus dem da­zu Boden fiel und völlig zerzaust, verstört, mit verzweifeltem, republikaners Marcus Brutus   war der einzige Zimmerschmuck, mals aufgedeckten Tempel der ägyptischen Göttin zu Sais, die er kläglichem Gezeter mehrmals gegen den scharfgezahnten, ge- den er von einer Mietwohnung zur andern mit sich schleppte. Und selbst auf ein Blatt geschrieben hatte und einrahmen ließ. Und die öffneten Rachen lossprang. Er warf sich über sein Junges, er war zugleich von Natur aus er hat es in seinem berühmten da lauten:" Ich bin, was da ist. Ich bin alles, was ist, was war, unt es zu retten, mit dem eigenen Leib wollte er es schützen. Testament an die Menschheit selbst offenbart ein geselliges Tier was sein wird, kein sterblicher Mensch hat meinen Schleier auf­und mit einem feurigen und lebhaften Temperament geboren. gehoben. Er ist einzig von ihm selbst, und diesem Einzigen sind schaft verliebten Geist trieb das am meisten abtrennende, verein- wildnaive, bom llebermaß der Empfindung schier erdrückte Mann", Einen solchen in die zerstreuungen und Vergnügen der Gesell- alle Dinge ihr Dasein schuldig." Und nur ein Gebet hatte dieser samende und scheumachende aller Leiden, eine Taubheit, die von wie Grillparzer  , der Redner an seinem Grabe, ihn genannt hat, Jahr zu Jahr schlimmer wurde, aus jeder menschlichen Gemein- eines, das, wie es mit unsern glühendsten Gebeten meist zu ge­samkeit in die finsterste Abgeschlossenheit. Jahre, die besten Mannesjahre seines Daseins, hat er wie ein in seinem Nachlaß stand: O Gott, laß mich fie, jene endlich finden, Mehr als zwanzig schehen pflegt, nicht erhört worden ist, und das so aufgezeichnet Rebendigbegrabener in völliger Totenstille zubringen müssen. Kein die mich in Tugend bestärkt, die mir erlaubt mein ift!" aut seiner Zeit, kein Ton seiner Musik drang mehr zu ihm, der einzig mit seinen Augen und seinem Gewissen lebte. Es muß Ausspruch schließen, der einst wie manches Musikalische von ihm Darum darf man heute getrost eine Rede auf ihn mit bent ein herzzerbrechender Jammer gewesen sein, ihn, der Noten ge- als unmögliche Dissonanz geflungen hätte, was wir heute nur noch Ja, was das betrifft, sind wir freilich glücklich. Aber spielen zu hören: Sei es auf Streichinstrumenten, die er nicht allein als einer der größten Künstler, sondern auch als einer der macht hat wie keiner vor ihm und nach ihm, in dieſen Jahren mehr als ein schönes Wagnis hören und empfinden, daß er nicht sonst Indes, Herr Rentier Fetthuber wollte gar nicht mehr mehr stimmen konnte, oder auf dem Flügel, auf dem er wild besten Erzieher des Menschengeschlechts gelten darf: Dieser einzige Indes, Herr Rentier Fetthuber wollte gar nicht mehr und wie von sich selbst betäubt, herumhämmerte wie Vulkan in Mensch, um den allein schon keiner von uns aus Deutschland   ver­wissen, und er lispelte seitwärts die bescheidenen Worte: Und was machen's nachher mit eahnere Marken, mit- Fleisch- wenigen Menschen, die er überhaupt hierbei in seiner Nähe duldete. seiner Schmiede, es war meist eine gräuliche Ohrenpein für die bannt sein möchte. Es kann sein, daß dieses einzige Gute, was sein Leiden ihm brachte, ihn zuweilen sogar über dies entsetzliche Schicksal, das ihm Herbert Eulenberg   hat seine Charakterisierungskunst an zahl­widerfahren war, getröstet haben mag. Denn um so ausschließ- reichen deutschen und ausländischen Porträts aus Literatur, Sunſt licher, stärker und eindrucksvoller ward nun der Umgang mit und Geschichte erprobt. Sie prägten sich ein durch die Art, wie seinem Innern für ihn, dies, was wir Menschen eigentlich nur Gulenberg die Gestalten dichterisch nachschuf und zum unmittel­unser Leben nennen sollten. Die unausgesetzte Beschäftigung mit baren Erlebnis machte. Aus diesen Büchern hat er jetzt eine sich selbst als das Hauptwesen des Genies war durch diese ihm Sammlung deutscher Charakterbilder zusammengestellt: Das aufgezwungene Trennung von der Allgemeinheit geradezu ein deutsche Angesicht, eine Auswahl fürs Feld( Verlag von Privilegium für ihn geworden. Da er sich auf sein äußeres Bruno Cassirer  , Berlin  ). Der Beethoven   ist daraus. Gehör nicht im geringsten mehr verlassen fonnte, mußte er alles dafür tun, sein inneres Ohr zu schärfen, er, dem es wirklich, was Leffing im Scherz von einem händelosen Raphael phantasiert hat, gelungen ist, mit das größte musikalische Genie troß seiner Taub­heit zu werden. Drum sehen wir ihn mit höchster Strenge über den Notenhaufen schalten und walten, den er zu einem künftigen Wert in seinen zahllosen Skizzenbüchern, die er allerorts mit sich schleppte, zusammentrug. Jeder Sab, zu dem er nicht mindestens breimal gefnurrt oder gebrummt hatte:" Das ist deiner würdig, Beethoven  !" wurde nicht in den Himmel der fertigen Kompofitionen aufgenommen, sondern blieb im traurigen Vorhof der unvollen­deten Ansätze und Entwürfe gleich seelenlosen oder nur halb bc­feelten Elementargeistern verbannt. Er ließ bis ans Ende seinen Geschmack, der an sich nicht der wählerichste war, hart an und er. laubte ihm nicht den geringsten Verstoß aus Bequemlichkeit oder Trägheit.

er, der Hausherr. Schließlich brachte er doch ein Grüß Gott" über die Lippen, lehnte aber doch die graziöse Ein­ladung zum Plaznehmen ab. Rentner Fetthuber war leutselig, und der Zufall, daß man sich in harten Zeiten erst recht nach dem Wohlergehen seiner Mitmenschen erkundigt, brachte ihn auf die rechte Fährte. Wissen's," brachte er recht treuherzig heraus, Sie haben's jetzt doch guat. Sie brauchen eahna doch net ärgern, wenn's a so toa Fleisch net mög'n..."

Da war's heraus!

markn?"

Die haben wir immer zurückgegeben, wissen Sie, weil wir als streng wissenschaftliche Vegetarier natürlich niemand zum Fleischgenuß verführen wollen.... Aber, wenn Sie, Herr Fetthuber..., ., wenn ich Ihnen eine Freude damit machen kann...? Herr Fetthuber erstrahlte über das ganze wohlgerundete und gerötete Gesicht, seine Aeuglein glänzten, wie weiland am Christabend, wenn der Gansbratengeruch dem Tannen­duft den Rang streitig zu machen suchte, und er sprach:" Dös war a dee; mei, wissen's, wenn man's Fleisch so gwohnt is, nachher is scho recht schwer, auszhaltn. Ma bringt scho gern a Opfer zwegn Durchhaltn, aber wenn i halt mei Fleisch nimma hob...

Unterdessen hatte die Vegetabilierfrau schon die jüngst erhaltenen Fleischmarken hervorgesucht und drückte sie in des Rentners fast vor Freude zitternden Hände.

dank eahne recht schön, recht schön!" versicherte er feierlich aufrichtigsten Herzens, i fimm dann alleweil, wann's die neuen gibt," und darauf zog er sich, sicherer als er ge­kommen, zurück in seine eigene Behausung.

Seitdem stieg er nach jeder Fleischkartenverteilung zu den Grasfressern empor, er vermochte jetzt sogar dem Vege­tarismus eine berechtigte Seite abzugewinnen, und seitdem ergab er sich dem Schicksal der englischen Blockade mit stoischer Ruhe und Würde, und er ward ein geradezu vorbildlicher Und ebenso streng, wie er mit dem Musikus umging, pflegte Bürger des burgfriedlichen Daseins und seine einzige Be- er auch mit dem Kerl, dem vermaledeiten Sauterl Beethoven  ", flemmung war, daß er am Ende doch als Zivildienstler ein- wie er sich zuweilen ausschimpfte, zu halten. Mit achtundzwanzig gezogen werden könnte. Jahren als ein Jüngling schon durch sein Leiden gezwungen, Philosoph zu werden, nahm er sich das feierliche feste Gelübde ab,

Der Gedanke der Zeit.

Welchen Gedanken die Zeit Einmal erkoren, Der ist gefeit und beschworen Und wird ewig wiedergeboren

Trotz allem Widerstreit. Seine Feinde mühen sich ab!

Mit Schlingen und Banden, Sie machten ihn gerne zuschanden; Und wenn er schon längst erstanden, Süten sie noch sein Grab!

germann Linge