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privater Seite geleistet, immer nur Stückvert bleiben, kann lauter Ausblide aus dem Kinderleben in: Freude, Schön- Jeinigent Christbaumschmuck und Kafes ein paar Tannenzweige. fie immer nur den Wert eines Vorbildes haben. Sache des heit, Buntheit des Fremden. Nun macht diese Voraus Ein Paar Schlittschuhe hingen an einem bunten Band vor Staates, wenn es ihm um die Erhaltung von Kinderleben ahnung des fominenden Festes, daß mir so viel wieder ein- der Scheibe. Unten an der vorderen Bort standen ein Paar wirklich ernst ist, oder in diesem Falle noch richtiger der fallt von dem, was einst war und geschaut wurde. Holzschuhe und mehrere Paare Filzpantoffeln. Aber ich weiß, Kommunen, ist es, in allen größeren Städten solche Anstalten Als Kind habe ich das oft erlebt. Mit einem Male war wie Kinder davor gestanden haben! Meine fleinen Freunde zu schaffen, die die jungen Mütter bis zur völligen wieder die Zeit da. Advent, vier Wochen vor Weihnachten . Dann aus dem Lehrerhause, die Dorffungen und Dorfmädchen aus herstellung ihrer Kräfte aufnehmen. fingen mit einem Male die Bäcker an, Männer, Schafe, Stern- der Nachbarschaft. Ach, ein Staunen und Erzählen war das chen zu backen. Und sie standen dann in den Fenstern ihrer ich habe dann wohl im Finstern an den dunklen DezemberLäden. Kleinstadtswelt! Bäcker Böhm und Bäcker Büscher, abenden heimlich hinter ihnen gestanden und habe gehorcht, die wohnten beide dicht nebeneinander. Der eine backte be- gehorcht da hab ich wohl noch fast fühlen können wie als sonders die glänzenden braunen Pferde, Männer und Frauen. Kind, da war ich meiner Jugend wohl noch näher.... Die hatten im Kopf zwei Korinthen( die Augen), eine Stofine Aber wie kann man soviel vergessen? Wie kann einem darunter( die Nase) und darunter noch eine Querreihe So- der Duft dieser Stimmung verfliegen, verschwimmen? Ich rinthen( der Mund)- und den ganzen Bauch herunter noch grüble den ganzen Weg an dem Adventsonntag, da mir all eine lange Korinthenreihe: die Knöpfe. Ich bin dann gern dies eingefallen ist. Das Geheimnis des allmählichen Altstehengeblieben, die Kerle gefielen mir so gut. Der andere werdens hat mir kühl ans Herz gefaßt. aber badte vor allem die Anislämmchen, ein trockenes, knusperiges Gebäck....
Nicht zu unterschätzen ist auch die Arbeit, die in den Auskunfts- und Beratungsstellen des Bundes geleistet wird. Es liegt auf der Hand, daß das junge Mädchen aus dem Volke nur selten unterrichtet ist über die Ansprüche, die sie an den Vater ihres Kindes und an die Gesellschaft hat und über den Weg, auf dem diese Ansprüche zu verwirklichen sind. Manche scheut sich ja auch aus leicht erklärlichen Gründen, mit Ansprüchen an den Mann heranzutreten, dessen Liebe sie sich nicht verscherzen will, in dem fie vielleicht immer noch den fünftigen Gatten, den Retter ihrer Ehre und der ihres Kindes ficht. Sache der Beratenden ist es da, in taktvoller, von Fall zu Fall individualisierender Weise den Mann zur Erfüllung seiner rechtlichen Berpflichtungen heranzuzichen und ihn auf seine moralischen gegen über Mutter und Kind hinzuweisen.
So baut sich aus größerer und fleinerer Gegenwartsarbeit ein Stüd Zukunft auf. Noch spuken in unsere so aufgeklärte Zeit hinein mittelalterlich- düftere Anschauungen über die uneheliche Mutter und das uneheliche Kind. Aber schon hat sich der Horizont gelichtet und wir sehen die Zeit kommen, die keine Tragödien mehe kennen wird.
Schaufenster.
Kindheitserinnerungen von Karl Röttger . O, es ist ein tiefes Wort: Ihr sollt wie die Kinder werden- und schwer zu verstehen. Und wird oft misverstanden. Denn anders werden weiter, umfassender, neu werden fühlt so oft der Mensch als ein Aufgeben seiner selbst. Und das ist es doch nicht. Ist nur: Ausdehnen seiner Seelenhülle. Oder im anderen Bild: Ueberwindung der Enge der Heimat, Hinausrücken der Heimatgrenzen ein über die Enge der Heimat Hinauskommen, ein Kennenlernen; ein Umfehen im Leben. Ich bin die letzten Wochen so oft an Schaufenstern vorbei. gekommen, habe wohl mal hingesehen und bin weitergegangen. Ich habe die ersten Weihnachtssachen gesehen und bin weiter gegangen. Ich habe kaum daran gedacht, daß in so furzer Zeit schon Weihnachten ist. Ich war immer wie in Gedanken; meine Seele war gefangen oder schlafend. So ist das Leben. Wir gehen wie gehebt, und die Augen des Leibes sehen immer anders als die Seelenaugen.
Es ist etwas in Leben vom Anbeginn: das Graue, das Drückende, das Ringende. Man hat so viel zu bedenken; da sind Pflichten und Notwendigkeiten des Tuns und Lebens und doch ist das alles nicht das Wesentliche...„ ieber allen Dingen dieser Welt liegt der Hauch der Schwermut, und die Sonne scheint durch trübes Grau," sagt ein Dichter. So ging ich an den Schaufenstern vorbei, überfah die Kinder, die da manchmal standen und miteinander sprachen. Aber neulich, an einem Adventsonntag, bin ich in der Dämmerung spazieren gegangen. Swedlos, ziellos... bloß um einmal draußen zu sein da blieb ich vor einem Schaufenster stehen, wo Kästen mit Lichtern und Christbaumschmuck standen, mitten ein gepugter Tannenbaum darauf! Da stand ich erst in Gedanken dann kam's plöglich wie ein Erwachen. Meine Augen fingen an zu glänzen, ich sah, staunte, fah immer mehr hin. Und zuletzt merkte ich, daß da noch ein paar Kinder standen, die sich von Weihnachten mit leisen Stimmen erzählten und schauten.
Dann ging ich weiter und fing an zu denken. Und es war, als ginge ich nun wo hinein. Es war etwas aufgemacht, die Tür, da war ich eingetreten und war nun drin. Gine Welt in dieser Welt. Ich fühlte, man mußte das Glück haben, daß die Tür aufging. Und im Gehen versant ich in mir selber und entschwand dieser Welt.
Schaufenster. Schaufenster. Wie viele habe ich in meinem Leben gesehen und vergessen. Und welche Gefühlsfomplere und ungeheuren Erlebnisse bedeuteten sie einst. Schaufenster:
An einem Sommerabend.
Es lag dann etwas in der Luft, wenn diese Dinger im Schaufenster standen. Ich sah sie stehen, wenn ich zur Schule ging. Am Abend vor dem Zubettgehen stellten wir dann gans gewiß unsere Schuhe zunt ersten Male im Jahre vors Fenster, auf daß wir darin am anderen Morgen darin etwas von den schönen Sachen fänden. Und dann wußten wir, die anderen Geschäftsleute machten nun auch bald ihre Schaufenster anders. Der Buchbinder, der auch allerhand Spielfachen und Nippessachen verkaufte, der Goldarbeiter, der zu Weihnachten immer noch außer seinem Goldwarenlager einen Laden mit Baumschmuck, Puppen, Walfästen, Lokomotiven, Bilderbüchern und Laterna Magicas machte.
Und nur von ferne bekomme ich noch alle die Erlebnisund Gefühlsmöglichkeiten wieder, die ich als Kind hatte. Das Gemisch von Freude, Erwartung, Schauluft, Glaube, Liebe und Wunderseligkeit....
Ein Antwortbrief.im
Der Magdeburger Arbeiterfekretär Gustav Krüger hat seine zumeist in der Magdeburger . " Volksstimme". abgedruckten Briefe aus dem Felde gesammelt herausgegeben: Der Sozialist an der Front.( Verlag von W. Pfannkuch u. Ko.) Der Titel besagt nicht zuviel: der schlichten Natürlichkeit der Darstellung gesellt sich überall die sozialistische Auffassung der Dinge.
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Die ersten Spätherbstabende, da ein feifer, weicher Nebel die Straßenlaternen der Kleinstadt so matt umbing, waren Du irrst Dich, wenn Du aus meiner vielleicht etwas ernst so schön. Da gingen wir Kinder von einem Schaufenster gehaltenen Starte entnommen haft, daß mich Dein„ alberner" Brief zum anderen. Die ganze Langestraße hino, es war schön, verstimmt hätte, weil Du darin von Euern alltäglichen Dingen geeinfach dies Schauen als Kind auskosten zu können. Man sprochen hast. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Ihr könnt Euch dachte noch gar nicht daran, was man sich wünschen sollte zu ja teine Vorstellungen machen, welch seelische Torturen wir hier Weihnachten- dazu war Weihnachten ja noch zu weit. Es durchmachen müssen. Von den förperlichen Strapazen ganz zu war einfach Freude an den Fenstern, an den Auslagen, ein schweigen. Da sind diese schlimmen Nachrichten, die von den geganz besonderer Stimmungsgehalt. Freilich auch schon Vor- wohnten Hergängen des täglichen Lebens erzählen, alles weniger auswitterung einer Freude, die unfehlbar kommen mußte. als albern. Sie sind eine Erquidung und geben Aufschluß über So ein Fenster war eine Einheit, es mochte zusammengestellt sie liebgewordenen heimatilchen Verhältnisse, in die man sich so fein, wie es wollte. Es war eine Welt für sich. Die Messer, fehr zurücksehnt mit dem inbrünstigen Wunsche auf badigen Frie Waffen, Laternen, Lampen beim Klempner, die Chinesen in den. Ihr dürft aber nicht erwarten, daß wir in derselben Weise mitten von Lee, Bucker, Schokolade, Kakes beim Kolonial schreiben sollen. Wir haben hier nichts, an das die Fröhlichkeit sich warenhändler; der ganz in weißen Pelz gekleidete Mann beim ergöhen oder gar sie hervorrufen könnte. Nur das Pflichtgefühl ist Manufakturwarenhändler( vielleicht hatte er noch ein paar es, das uns diese Fruchtbarkeiten ertragen läßt. Du weißt, daß Tannenzweige in der Hand). Das Regiment Puppen, die ich als überzeugter Sozialist die Entwickelung des Menschen und Bilderbogen, Bücher, die Spieldosen, Gelme, Gewehre, Säbel, des Menschentums anstrebe. Und hier ist alles auf die Bernichtung Schaukelpferde beim Buchbinder und beim Goldarbeiter. So- des Menschen angelegt und ich muß mitmachen. Aber nicht nur gar der Uhrladen und der Schuhmacherladen wurden um mitmachen, sondern ich fühle mich auch verpflichtet, mißmutig wer Siefe Beit angefehen. Als wären nun im Kinderleben eine benden Kameraden die Notwendigkeit unserer harten Pflicht vor Wasse Fenster aufgetan nach draußen, und man fähe Aus austellen. Es wäre auch geradezu fürchterlich, wenn ich noch das schnitte aus einer größeren, schöneren Welt: so war das. Denn Bewußtsein haben müßte, unsere Regierung hätte den Krieg veralle diese Schaufenster waren doch nur erst Anfänge von unschuldet oder den Frieden versögert. Und wie oft fällt nicht ein endlich schönen Lebensmöglichkeiten sie waren die Türen hartes Wort, ein schwerer, aber glücklicherweise unberechtigter Bordahinein. Der Erwachsene der Großstadt hat vielleicht noch murf gegen die Regierung. Die einfache Vorstellung, daß zum ein letztes Restchen dieser Schaufensterfrende behalten. Aber Friedenmachen zwei gehören, und daß bisher nur die deutsche Renur vielleicht. Der furchtbar große Erlebens- und Gefühlsterung ihre Wereitwilligkeit dazu erklärt hat, genügt meistens gehalt der Kinder fehlt ihm wohl meift. Bor allent auch die schon, ble Stameraden zu veranlassen, sich in ihr hartes Geschick zu Freude an den bescheidenen Schaufenstern, an den kleinen fügen. Aber auch die Tatsache, daß die Feinde immer noch nicht Läden. Ich habe vor größten Warenhäusern gestanden, vor von dem Gedanken der Bernichtung und Unterbrüdung Deutschgrößten Spezialgeschäften und habe doch nicht wieder so lands ablaffen, erfüllt sie mit stiller Refignation und stumm und ih träumen können wie damals in der Kindheit vor den Zäden entschlossen fagen sie fich: leider mußt du, weil die Feinde Der Kleinstadt . Das war die Freude am Kleinen, die Schön- dich dazu zwingen. lind so ist es, und keine Aussicht, daß heit der kleinen Verhältnisse. Später, als Zwanzigjährigem, eine Renderung oder ein Umschwung in absehbarer Zeit eintritt. ist mir's zum Bewußtsein gekommen: wie bescheiden die Dieser Kampf ist der größte, den die Ungerechtigkeit gegen die GeSchaufenster und Läden waren. Und waren wir damals doch rechtigkeit führt. Er muß ausgefochten werden, so schwer und so so viel näher als heute. lang er auch sein mag.
Es war die Zeit, da ich ins Heidedorf verschlagen wurde. Das sind die Gedanken, die einen ohne Unterlaß beschäftigen Da hatte ich bei einem Gastwirt mein Effen. Der handelte und die Umgebung sorgt für eindringlichen Anschauungsunterricht zugleich mit Brot, Mehl, Kolonial- und Eifen- und Manu- diefes Kampfes, der eine todernste Stimmung nicht weichen läßt. fatturwaren. Der Laden aber war, trotz dieses Vielerlei an man kann alles das, was man hier an Schredlichem zu sehen beSachen, ziemlich fiein an Raum und Inhalt. Die meisten fommt, gar nicht beschreiben. Daher befriedigen mich auch alle Sachen standen auf der großen Diele herum. Und das meine Veröffentlichungen nicht, denn Worte haben für den, der Schaufenster war dürftig, sehr dürftig. Es wurde nicht viel nicht weiß, was für fürchterliche Dinge dahinterstehen, immer nuc dafür getan. Nur daß vor Weihnachten als leise Sindeutung Unterhaltendes und Interessantes. Und alle Anerkennungen, die aufs Best ein paar Wedmänner drin waren und zwischen mir reichlich aufließen, freuen mich daher gar nicht so vecht. Meine
ihrem Mann und den Kindern, der Besuch der Boltsspiele des Viertels, der Genuß der Musik in den Kiosten, das Aufsteigen der Luftballons, und abends, mitten in dem schweren Gelvimmel der Gizze aus Flandern von Cyriel Buyssc. Tausende von Zuschauern, die feenhafte Illumination und das Wit einem Bädchen in der Linten und seinem Gehstock in der prächtige Feuerwert! O, es würde herrlich, entzückend sein! Wie Rechten folgte Ban Thuijne einsam mit weitem Tritt der schnur schade, daß die Mutter nicht hatte mitkommen können! Aper man geraben, von Linden umsäumten gepflasterten Straße, die, Hoch kann doch das Haus und die Kinder nicht allein lassen; das nächste wie ein Deich, mitten durch die unabsehbaven Wiesen sieht und das Mal wird sie an die Reihe tommen. Und mit vor unschuldiger Dörflein N. mit der Stadt G. verbindet. Die im Purpurglans reube strahlendem Gesicht schritt er immer flinker auf der schnuruntergehende Julifonne beschien ihn von der Seite und ließ bei geraden Straße dahin, wobei sein noch mehr verlängerter Schatten jedem Schritt seinen riesigen schwarzen Schatten zwischen den un zwischen den unbeweglichen, ebenfalls verlängerten Schatten der beweglichen, gleichsfalls ins Riesenhafte ausgedehnten Schatten der Linden voranschoß; balb richtete er die Blide auf den Smaragd . Lindenstämme voranschießen. An seinem Aeußeren erkannte man teppich der Wiesen, auf dem die roten und weißen Kühe sich im in ihut ben feiertägig gefteldeten Arbeiter; aus dem glüdlichen Glanz der untergehenden Sonne wie goldene und filberne Fleden Ausdruck, der aus seinem runden, gemütlichen Gesicht strahlte, bewegten, dann geradeaus auf das in der Ferne anscheinend zukonnte man entnehmen, daß er zu irgendeinem Feste oder Versammenschrumpfende Ende der Straße, hinter dem sich, in einen gnügen ging. So war es in der Tat: er ging aur Kirmes nach der wunderlichen mächtigen Rauch gehüllt, schon unklar die Umrisse großen Stadt G., wohin ihn seine verheiratete älteste Tochter ein- der Vorstadt zeigten. geladen hatte.
Heiter war sein Sinn. So manche Jahre hindurch war sein Lebenslos so rauh gewesen; so manche Jahre hindurch hatte er geschafft und geschuftet, ohne jemals, selbst des Sonntags, einen vollen Tag der Ruhe und Erholung zu genießen; jetzt aber, da seine Kinder groß wurden und ihm alle so mutig beistanden, fing er doch au zu hoffen und zu glauben, daß seine gute Frau und er ein friedliches, forgloses Alter würden genießen dürfen.
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War es nicht schon als ein Anfang der wohlverdienten Be lohnung, als das Morgenrot eines frieblichen und glücklichen Das seins su betrachten diese drei Ferientage, die er in der großen Stadt zubringen würde! Gott , brei Tage! Es war bemahe nicht 31 glauben! Er erinnerte sich nicht, nein, sein ganges Leben nicht, drei volle Tage untätig sugebracht zu haben.
Plößlich riß ein entferntes aber unheimliches Geräusch, in das sich schnell näherkommendes Nädertasseln mischte, Van Thuljnes Aufmerksamkeit auf sich.
Er fehrte sich um und gewahrte ein Gespannt, das in toller Fahrt daherrasie und ihn bald eingeholt hatte. Er blieb steif wie ein Pfahl am Straßenrand stehen, mit einem Ausdruck instinitiver Angst auf dem Geficht und mit dem Gefühl, daß etwas Außergewöhnliches, vielleicht etivas Schreckliches geschehen würde.
Sein erster Gedanke war, daß das Pferd- ein kleiner Rappe durchgegangen fel. Aber der Anblick einer Beitfche, die fich unaufhörlich, unaufhörlich unter dem Karrendach flatschend hervorschlängelte, unb eines lumpens, cines roten länglichen Slumpens, der mit einem Strid an der Wagenachfe festgebunden war und auf dieser tollen Fahrt auf dem Pflaster mit fortgeschleift wurde, änderte seine Meinung, während das anhaltende, immer unheimlicher tlingende Geheul ihn Schreckliches ahnen ließ. Gr trat einen Schritt vor und fah mit entsetzten Augen auf das furchtbare, näherkommende Bild.
Sein rundes heiteres Gesicht hatte sich bei diesem Gedanken mit einem breiten Lächeln überzogen. Ah, er wußte wohl, wie er fie anwenden wollte, diese drei Tage. Jeden Morgen, die Hände wohlig in den Taschen verstedt und die Bigarre, ja, ja, die Bigarre im Munde, ein Besuch in all den Kneipen des Viertels, ein Karten- Als der Wagen nur noch breißig Meter entfernt war, sah und spiel hier, ein Segelspiel bort, dazu eine Anzahl ledere Schnäpschen begriff er alles. Das kleine Pferd, das schäumte, wie er noch nie getrunken; um ein Uhr zurüd in Romanies Wohnung, ganz auf ein armes Tier hatte schäumen sehen, wurde von einem Rohling, geräumt und erquidt, vielleicht auch ein wenig angefäuselt, aber der in dem Karren saß, fortgepeitscht; und der Klumpen, der läng nicht zu viel, gerade genug, um als ein Glücklicher Romanies un liche, rötliche Klumpen war ein Sund, ein großer gelber Sund, erreichte Suppe mit Slößchen und ihr so unaussprechlich schmac- der, mit zusammengebundenen Beinen und mit einem Etrid um haftes Rindfleisch genießen zu können. Und dann, nach dem den Sals am Wagen befestigt, heulend und blutend auf solch ab. Mittagschläfchen, der lange, gemütliche Spaziergang mit Romanie, scheuliche Weise mitgeschleift wurde.
Salt ein!" schrie plötzlich Van Thuijne, indem er wie ein Rajender Stock und Bädchen wegwarf und sich dem Pferde ent gegenstürzte.
Er wurde eine Strede weit mitgeschleppt und erhielt einen furchtbaren Beitschenhieb ins Gesicht, eine Stimme toble und fluchte und übertönte noch das anhaltende, furchtbare Geheul des undes.
„ Ros! Lag los oder ich schlag Dich tot!"
Aber Van Thuijne war, von einem unwiderstehlichen Trieb übermannt, plöblich wie toll geworden. Er tannte sich selber nicht mehr; er wußte nicht mehr, was er tat; er sprang gegen diese Stimme, er erftite fie in der Kehle des Rohlings; er rief mit vor Wut aufgeriffenen Augen, während er den Kert in seinem Karren zu Boden brüdte: „ Scheufal! Schelm! Warum mißhandelst Du die armen Der Rohling rang sich aus seinen Klauen los, schlug ihn mit der Faust ins Gesicht und heulte wie ein Beseffener: „ Es geht Dich nichts an! Sie sind mein!"
Ziere?"
Er war ein starker Kerl, ein roter Riese mit einer abscheulich aufgebunsenen Frahe. Es schien Van Thuijne, als ob er betrunken fei. Aber Van Thuijne war ebenfalls träftig, und die Wut, die ihn erfüllte, vergehnfachte seine Kräfte. Gr padte ihn wieder bet der Stehle, stieß ihn wieder hintenüber und schrie:
„ Scheusal! Schelm! Warum mißhandelst Du die armen
Tiere?"
Der Kerl biß Van Thuijne in die linke Hand. Er biß hinein, daß das Blut heraussprigte und daß Van Thuijne die germalmten Knochen knirschen hörte. Und als er fo wieber aus seinen lauen entschlüpft war, stieß er ihn hintenüber aus dem Wagen auf die Straße und peitschte sein Pferd noch rasender, um davonzufahren. Was alsdann geschah, hätte Van Thuijne niemals mehr sagen fönnen....
Er blieb einige Augenblide wole betäubt quer über der Straße liegen, und als er wieder su fich gefommen war, fab er das Scheujal aus Leibeskräften mit dem spihen Teil eines Hammers auf sein Pferd losschlagen. Das arme Tier wollte oder fonnte nicht mehr weiter. Gs trippelte auf dem Blage wie festgebannt, bäumte fich dazwischen wiehernd auf oder sant gelähmt in die Kniee, während das mit Schweiß und Schaum vermengte Blut in breiten Strahlen von seinen Schenkeln floß. Und bei jedem Stoß heulte der Hund, der, entfehlich anzusehen, mit zerschmettertem Stiefer, mit blutiger, beschmuster, gerfester Saut und aus ihren Höhlen geriffenen Augen sterbend unter dem Karren Tag.