ftellung bei diefer Forschung werden ihnen die Ergebnisse der mo- I genen, der meinen Roffer trug, wozu ein Landwehrmann ihn be- I was Menschen gegeneinander erdenken können. Und feiner schalt. dernen Eiweißforschung wertvolle Hinweise geben. Nicht der Krieg schütte, und so 30gen wir zum Hauptbahnhof. Dort war die gleiche Steiner stöhnte ernsthaft über die stunden- und tagelange Hebfahrt, mit seinem Zwangsvegetarismus wird die Entscheidung liefern Szene wie heute nachmittag, nur etwa ums Doppelte vergrößert über die Kälte nicht und nicht über die Glieder, die zu schmerzen dieses Experiment wird durch zuviel andere Einflüsse gestört und mit Petroleum beleuchtet, das es als erstes Zeichen wieder- begannen. muz tissenschaftliche Arbeit in ruhigen Friedenszeiten kann die letzten kehrender Kultur in einer qualmigen Lampe gab. Schleier wegziehen, die das Eitveißproblem heute noch verhüllen.
Heimfahrt zu Weihnachten.
Von einem Feldgrauen.
Weihnachtsurlaub! Eine Glorie von Glück und Hoffnung bildet sich um dies Wort, man möchte es mit feinen, zierlichen Empirebuchstaben schreiben und eine Arabeske von Friedensengeln und sich schnäbelnden Täubchen herumzeichnen. Auch um das Ding an sich. Obgleich es sich ein bißchen anders entwickelt und in seinem Beginn verteufelt wenig Poesie hat.
Wir haben ihn also eingereicht, nach dem alten Wort, daß wer viel Urlaub bittet, auch viel bekommt. Aber dann ist alles stumm. Bir glauben nicht mehr dran. Bis endlich am 21. auf einmal der Schwadronschreiber sagt: Uebrigens ist Ihr Urlaub genehmigt. Am 21! Und ich fike tief drin in Rußland am Rande eines hübschen Schütengrabens und hing bereits die Leier zum Heulen an eine Weide.
Drei Tage nur noch bis Weihnachten, und ein Brief geht fünf! Ein Brief wiegt 50 Gramm und ich 80 000! Aber der Schreiber tröstet! Menschen kommen schon in dreißig Stunden nach Berlin , wenn sie nur den rechten Anschluß finden.
Also packte ich schleunigft meine Siebenfachen, holte Paß und Fahrscheine und sprang fopfüber in die Entlausungsanstalt.
Die gehört ja nun auch zur Poefte des Weihnachtsfestes. Sonst war sie das jüdische Bad des Ortes. Ein schmuhiger, feuchter, verräucherter Solgläfig. Als ich hineinging, war ich läufefrei, als ich jie verließ, judte es mich am ganzen Störper. Aber es war wohl nur Einbildung, denn ich bekam einen unterstempelten Schein, daß ich läuse und feuchenfrei sei, und wo ein Stempel drauf ist, da steht auch die Wahrheit bezeugt.
Von dort ging ich zur Bahn. Das Telephon, das hier draußen nicht flingelt, sondern tutet wie ein Waldhorn, hatte einen Bug zu 4 1hr nachmittags verheißen, der, wenn er ging und schnell ging, den Abend noch Anschluß an die große Linie zur Heimat bringen müßte.
Das Telephon log nicht, aber der Zug hatte sich's anders über Tegt. Alle Tage war er gegangen, heute blieb er nicht erst im Schnee ftecken, sondern der Einfachheit halber ganz aus. Der nächste Bug ging etwa vier Stunden später", genau wußte es keiner, abgesehen davon, daß hier draußen alles von plöblichen Umbefehlen abhängig ist.... Es konnte aber auch zwischendurch mal ein zu fälliger Bug eintreffen, also da wir einmal am Bahnhof waren, blieben wir.
Wie, wer, was da im Saale stand, saß und lag, war nicht zu erfennen, nur die Schatten der Pickelhauben rissen sich riesenhaft en ben weißen Wänden ab, wenn einer seine Glühbirne anknipste oder ein Streichholz hervornahm.
Die Ungeduldigsten standen am Fenster und bliesen Löcher in die Eisschicht. Dadurch kam auch ich in die Lage, als erster den ankommenden Zug zu melden, der durch den Mondschein gegen die Schneelandschaft unheimlich groß herangebraust tam, obgleich er tatsächlich nur eine Kleinbahn darstellte.
Er hielt und war im Sturm genommen. Schneller fonnten wir nicht oben sein, wenn wir Russen gewesen wären, hinter denen die Deutschen her find.
Run jaßen wir auf Koffern im Biehwagen. Früher galt es als gröbstes Schimpfwort, daß man im Viehwagen würde fahren müffen. Du lieber Gott ! In diesem Kriege sind wir schon so viel im Biehwagen gefahren. Wir waren denn auch ganz zufrieden mit ihm, denn ebenso gut hätten wir auf einer offenen Vore durch die Schneenacht fahren können.
Die Nacht hatte um 3 Uhr begonnen. Als der Zug in Berlin cinlief, war sie noch nicht gewichen. Wir waren durch das dunkle Deutschland gesaust, und nun stapften wir durch die erwachende, schneebedeckte Hauptstadt.
Aber einen Zug nach W.... gab es nicht. Erst um 7 Uhr früh. Im Offiziersheim sei jedoch noch Play. Das stimmte tatsächlich. Nämlich auf einer Bank im Hausflur. Sie war zu kurz, um sich auszustrecken, und zu schmal, um die Knie zu beugen. Also ragte Wir traten keď auf und sahen den Mädchen tief in die Augen, Kopf oder Fuß abwechselnd in die Leere, und die war eisig; der Fuß- die zu ihrer Arbeit eilten. Und jede schien zu sagen: Aha, da seid boden, den ich sonst gewiß nicht gescheut, hatte sich in eine Schicht Ihr ja, Ihr Weihnachtsurlauber; wir haben Euch erwartet, wir schmelzenden Schnees verwandelt. Dennoch schlief ich, denn das wollen Euch das Fest der Liebe verschönern wie noch nie, daß Ihr haben wir gelernt, wenn wir sonst nichts lernten. Wir schlafen| meint, es sei Frieden und den Krieg draußen vergeßt. auch auf Stacheldraht, wenn's sein muß!
Auf dem Bahnhof gab es dann sogar Kaffee.
Um.7 Uhr tam richtig der Zug, eine ellenlange Wagenreihe, eisstarrend und eisbergend. Aber noch fanden alle einen Sibplay. Die drin saßen, kamen von weit her, waren schon Stunden gefahren, wie wir am Tage vorher, und dafür gestern gewandert, gefahren, geritten, bis sie an den alles aufnehmenden Eisenstrom gelangten unter dem Magnet„ Weihnachtsurlaub".
In W.... wurden aus den Hunderten Tausende, aus dem einen Zug Züge. Wieviel weiß ich nicht, vor unserem gingen zwei, nach unserem sollten noch drei folgen.
Von Rußland sahen wir nichts. Es war in ein Schneekleid gehüllt, wie seine Bewohner, wenn sie des Nachts im Mondenschein über die Seen und Sümpfe heranschleichen, um uns zu überfallen. Außerdem waren die Fenster dick befroren, und mur mit Messern gelang es uns ab und an, ein Loch hineinzutragen in die Gisschicht, um zu sehen, daß nichts zu sehen.
Drum mußten wir einander beschauen. Mein Abteil bot einen Auszug aus dem gesamten Heerhaufen, der da hinten an der Front steht. Da fehlte nicht der Trainsoldat und der Feldapotheker, nicht der Dragoner und der Feldpostbeamte, der Schipper war da und der Infanterist, der Landsturmmann mit ergrautem Bart und der Kriegsfreiwillige mit den ungelenken Gliedern, der sonst den Sanskrit und den Koran las. Die Schipper waren Berliner Kaufleute und sprachen von Höchstpreisen, die Infanteristen aus Thü ringen und hatten jeder eine Gans im Rucksack, der Trainer ein Elsasser und der Artillerist ein Wasserpolac.
Aber sie alle wußten, daß es Weihnachtsurlaub war, es ging heim zu Muttern auf acht Tage, auf vierzehn Tage, um den Krieg zu vergessen und sich zu pflegen.
In Kowno gab es deutsche neue Zeitungen und seit langen Monaten zum erstenmal wieder den Anblick deutscher Frauen, Schwestern vom Roten Kreuz und mit ihnen eine alte Dame im schwarzen Schleier. Was sie da wollte, das wußten wir alle. Sic würde keinen Weihnachtsurlauber erwarten. Aber wir sahen vorbei. Heut gehen wir heim auf Weihnachtsurlaub, wir wollen nicht der Schrecken denken, wir lassen sie hinter uns in Rußland und fahren dem strahlenden Lichterbaum entgegen.
Doch müssen wir uns das Glück noch verdienen. In Eydtkuhnen ist Lauseprüfung, der Schein ist vorzuzeigen. Wer keinen hat, wandert nach Girbaty und wird abgebrüht. Auch der Sachse da muß noch mal hin, obgleich er schvor, er sei erst gereinigt und habe nur den Schein verloren. Hilft nichts, Ordnung muß sein. Läuse bleiben draußen.
Friede auf Erden.
Da die Hirten ihre Herde ließen und des Engels Worte trugen durch die niedre Pforte zu der Mutter und dem Kind, fuhr das himmlische Gesind' fort im Sternenraum zu singen, fuhr der Himmel fort zu klingen: " Friede, Friede... auf der Erde!" Seit die Engel so geraten,
o wie viele blut'ge Taten hat der Streit auf wildem Pferde, der geharnischte, vollbracht! In wie mancher heil'gen Nacht sang der Chor der Geister zagend, dringlich flehend, leis' verklagend: Friede, Friede... auf der Erde!" Doch es ist ein ew'ger Glaube, daß der Schwache nicht zum Raube jeder frechen Mordgebärde werde fallen allezeit:
Etwas wie Gerechtigkeit
webt und wirkt mit Mord und Grauen, und ein Reich will sich erbauen, das den Frieden sucht der Erde. Mählich wird es sich gestalten, seines heil'gen Amtes walten, Waffen schmieden ohne Fährde, Flammenschwerter für das Recht, und ein königlich Geschlecht wird erblüh'n mit starken Söhnen, dessen helle Tuben dröhnen: Friede, Friede auf der Erde!
Conrad Ferdinand Meher.
( z)
„ Die Staaten können nicht mehr in der inneren Kultur nach
Jm D- Bug gibt es keine, darf es keine geben. Dafür ist endlich geheizt. Neun Stunden haben wir heut schon gefroren, im ganzen schon 24. Nun haben wir 13 Stunden zum Auftauen. Was anderes gibt's aber auch nicht, nur allerlei Flaschen wandern vom Speisewagen durch die Gänge. Der Gßraum selbst ist boll von hohen Offizieren, die dem Weihnachtstag entgegenfeiern. Sie sind nicht minder fröhlich, als die Mannschaften in den Gängen und Kammern. Dort geht es bunter zu als in Wallensteins Lager. Das gleiche Gemisch vom Morgen verzehnfacht. Wer nicht ſizen tann, hockt auf seinem Rudsad, wer das nicht vermag, steht. Abertassen, ohne gegen die andern an Wacht und Einfluß zu verlieren." wer da sizzt, steht oder fauert, der weiß wozu, und feiner schilt. ( Kant.) Er war ja auch nicht gerade geheizt, aber das ist fein unbe- Man sagt, der deutsche Soldat habe einen eigenen Blick, wenn er Singtes Grfordernis, einmal hatten wir bereits seit bier Stunden aus der Schlacht kommt, wenn er in den Tod geblickt; ich weiß nicht, " Dasjenige Volf, welches bis in die untersten Schichten hinein gefroren und dann wußten wir auch, wozu wir's taten. Diesmal ob das stimmt. Vielleicht muß man die Unparteilichkeit eines nicht nur fürs Vaterland, sondern für unsere eigenen Heimwünsche. Kriegsberichterstatters dafür haben. Das aber fann ich bezeugen: die tiefste and vielseitigste Bildung besitzt, wird zugleich das mächNa, mit Trampeln, Wolldecken, auf die Behenstellen und Schnäpsen hier im Zuge hatte jeder einen eigenen Blick, es war wie ein Ab- tigste und glücklichste sein unter den Völkern seiner Zeit, beneidet famen wir dann in weiteren vier Stunden doch ans Ende der glanz kommender Freude, wie ein Glißern von Weihnachtslichtern von den Zeitgenossen und ein Vorbild der Nachahmung für sic." ( Fichte.) Steinbahn. Schnell requirierte ich mir einen russischen Gefan- aus den tausend Augen, die gewohnt waren, das Aergste zu schauen, I Gine Mücke nach der anderen wird gefangen und heimgebracht| Rand hinauszuschieben, während das andere herumflog und ihnen für das, was oben in seiner Hand piepst. Und als das Futter zeigte, wie leicht es war, wenn sie es nur zu versuchen wagten. kommt, da piepsen sie am allerärgsten. Den frommen Mann stört das Piepsen in seinen Gebeten.
schleudern; er, vor dessen bösem Blick die Hirten der Heide ihre Gerden behüteten, kehrte nicht zu seinem Plaz am Fluß zurück, den fleinen Vögeln zuliebe. Aber er wußte, daß nicht nur jeder Buchstabe in den heiligen Büchern seine verborgene mystische Bedeutung bat, sondern auch alles, was Gott in der Natur geschehen läßt. Jetzt hatte er herausgefunden, was es bedeuten konnte, daß die Bachstelzchen ihr Nest in seiner Hand bauten; Gott wollte, daß er mit erhobenen Armen betend dastehen sollte, bis die Vögel ihre Jungen aufgezogen hatten, und vermochte er dies, so sollte er erhört werden.
Doch an diesem Tage sah er immer weniger Bisionen des Jüngsten Gerichtes. Anstatt dessen folgte er immer eifriger mit seinen Blicken den Vögeln. Er sah das Nest rasch vollendet. Die fleinen Baumeister flatterten rund herum und besichtigten es. Sie Holten ein paar Meine Moosflechten von der wirklichen Weide und flebten fie außen an, das sollte anstatt Tünche oder Farbe sein. Sie holten das feinste Wollgras, und das Weibchen nahm Flaum von seiner eigenen Brust und bekleidete das Nest innen damit, das war die Einrichtung und Möblierung.
Die Bauern, die die verderbliche Macht fürchteten, die die Ge bete des Eremiten an Gottes Thron haben konnten, pflegten ihm Brot und Milch zu bringen, um seinen Groll zu besänftigen. Sie tamen auch jezt und fanden ihn regungslos bastehen, das Vogelnest in der Hand.
" Seht, wie der fromme Mann die fleinen Tiere liebt," sagten ste und fürchteten sich nicht mehr vor ihm, sondern hoben den Milcheimer an seine Lippen und führten ihm das Brot zum Munde. Is er gegeffen und getrunken hatte, verjagte er die Menschen mit bösen Worten, aber sie lächelten nur über seine Verwünschungen. Sein Körper war schon lange seines Willens Diener geworden. Durch Hunger und Schläge, durch tagelanges Knien und wochenlange Nachtwachen hatte er ihn Gehorsam gelehrt. Nun hielten stahlharte Muskeln seine Arme tage- und wochenlang emporgestredt, und während das Bachstelzenweibchen auf den Eiern lag und das Nest nicht mehr verließ, suchte er nicht einmal nachts feine Söhle auf. Er lernte es, fibend mit emporgestredten Armen zu schlafen, unter den Freunden der Wüste gibt es so manche, die noch größere Dinge vollbracht haben.
Er gewöhnte sich an die zwei kleinen unruhigen Vogelaugen, die über den Rand des Nestes zu ihm hinabblickten. Er achtete auf Hagel und Regen und schütte das Nest so gut er konnte.
Gines Tages kann das Weibchen seinen Wachtposten verlassen. Beide Bachstelzchen sizzen auf dem Rand des Nestes, wippen mit ben Schwänzchen und beratschlagen und sehen seelenbergnügt aus, obgleich das ganze Nest von einem ängstlichen Piepsen erfüllt scheint. Nach einem Heinen Weilchen ziehen sie auf die allerverwegenste Müdenjagd aus.
Und jachte, sachte sinkt sein Arm auf Gelenken herab, die bei nahe die Gabe, sich zu rühren, verloren haben, und seine kleinen Glutaugen starren in das Nest herab.
Niemals hatte er etwas so hilflos Häßliches und Armseliges gesehen: fleine, nadte Körperchen mit ein paar spärlichen Fläum chen, keine Augen, keine Flugkraft, eigentlich nur sechs große, aufgerissene Schnäbel.
Es kam ihm selbst wunderlich vor, aber er mochte sie gerade so leiden wie sie waren. Die Alten hatte er ja niemals von dem großen Untergang ausgenommen, aber wenn er von nun ab Gott anflehte, die Welt durch Vernichtung zu erlösen, da machte er eine stillschweigende Ausnahme für diese sechs Schutzlofen.
Wenn die Bäuerinnen ihm jest Essen brachten, dann dankte er ihnen nicht mit Verwünschungen. Da er für die Kleinen dort oben notwendig war, freute er sich, daß die Leute ihn nicht verhungern ließen.
Bald guckten den ganzen Tag sechs runde Köpfchen über den Nestrand. Des alten Hatto Arm sant immer häufiger zu seinen Augen hernieder. Er sah die Federn aus der roten Haut sprießen, die Augen sich öffnen, die Körperformen sich runden. Glückliche Erben der Schönheit, die die Natur den beflügelten Bewohnern der Luft geschenkt, entwickelten sie bald ihre Anmut.
Und unterdessen tamen die Gebete um die große Vernichtung immer zögernder über Hattos Lippen. Er glaubte Gottes Zuficherung zu haben, daß sie hereinbrechen würde, wenn die kleinen Vögelchen flügge waren. Nun stand er da und suchte gleichsam nach einer Ausflucht vor Gottvater. Denn diese sechs Kleinen, die er beschützt und behütet hatte, konnte er nicht opfern.
Früher war es etwas anderes gewesen, als er noch nichts hatte, was sein eigen war. Die Liebe zu den Kleinen und Schuhlosen, die jedes eine Kind die großen, gefährlichen Menschen lehren muß, tam über ihn und machte ihn unschlüssig.
Manchmal wollte er das gange Nest in den Fluß schleudern, denn er meinte, daß die beneidenswert sind, die ohne Sorgen und Sünden sterben dürfen. Mußte er die Kleinen nicht vor Raubtieren und Kälte, vor Hunger und den mannigfaltigen Heimsuchungen des Lebens bewahren? Aber gerade als er noch so dachte, tam der Sperber auf das Nest herabgesaust, um die Jungen zu töten. Da ergriff Hatto den Kühnen mit seiner linken Hand, fchwang ihn im Kreise über seinem Kopf und schleuderte ihn mit der Kraft des Bornes in den Fluß.
Und der Tag kam, an dem die Kleinen flügge waren. Gines der Bachstelzchen mühte sich drinnen im Nest, die Jungen auf den
And als die Jungen sich hartnäckig fürchteten, da flogen die beiden Alten fort, und zeigten ihnen ihre allerschönste Fliegekunst. Mit den Flügeln schlagend, beschrieben sie verschiedene Windungen, oder sie stiegen auch gerade in die Höhe wie Lerchen oder hielten sich mit heftig zitternden Schwingen still in der Luft.
Aber als die Jungen noch immer eigensinnig bleiben, fann Hatto es nicht laffen, sich in die Sache einzumischen. Er gibt ihnen einen behutsamen Buff mit dem Finger, und damit ist alles entschieden. Heraus fliegen sie, zitternd und unsicher, die Luft peitschend wie Fledermäuse, sie sinken, aber sie erheben sich wieder, begreifen, worin die Kunst besteht, und verwenden sie dazu, so rasch als möglich das Nest wieder zu erreichen. Die Alten kommen stolz und jubelnd zu ihnen zurück, und der alte Hatto schmunzelt. Er hatte doch in der Sache den Ausschlag gegeben. Er grübelte nun in vollem Ernst nach, ob es für unsern Herrgott nicht auch einen Ausweg geben konnte.
Vielleicht, wenn man es so recht bedachte, hielt Gottvater diese Grde wie ein großes Vogelnest in seiner Rechten, und vielleicht hatte er Liebe zu denen gefaßt, die dort wohnen und hausen, zu allen schußlosen Kindern der Erde. Vielleicht erbarmte er sich ihrer, die er zu vernichten gelobt hatte, so wie sich der Eremit der Kleinen Vögel erbarmte.
Freilich waren die Vögel des Gremiten um vieles besser als unseres Herrgotts Menschen, aber er konnte doch begreifen, daß Gottvater dennoch ein Herz für sie hatte.
Am nächsten Tage stand das Vogelnest leer, und die Bitterkeit der Einsamkeit bemächtigte sich des Gremiten. Langsam sant sein Arm an seiner Seite herab, und es deuchte ihn, daß die ganze Natur den Atem anhielt, um dem Dröhnen der Bosaune des Jüngsten Gerichts zu lauschen. Doch in demselben Augenblick tamen alle Bachstelzen zurück und setzten sich ihm auf Haupt und Schultern, denn sie hatten gar teine Angst vor ihm. Da zudte ein Lichtstrahl durch das verwirrte Hirn des alten Hatto. Er hatte ja den Arm gesenkt, ihn jeden Tag gesenkt, um die Vögel anzusehen.
Und wie er da stand, von allen sechs Jungen umflattert und umgaufelt, niďte er jemandem, den er nicht fah, bergnügt zu. Du bist frei," sagte er, Du bist frei. Ich hielt mein Wort nicht, und so brauchst Du auch Deines nicht zu halten."
Und es war ihm, als hörten die Berge zu zittern auf und als legte sich der Fluß gemächlich in seinem Bett zur Ruhe.
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