den Neutralen nochmals gezeigt, welches Schicksal ihrer harrt, wenn sienicht rechtzeitig ihren Widerstand organisieren und dafür die Hilfe der Alliierten in Anspruch nehmen; der mit solcher Promptheit, Energie und Ueberle-genheit geführte Gegenschlag der Alliierten hat auch gezeigt, dass diese zurHilfe bereit und wahrlich fähig sind; erhat die Zweifel an ihrem unbeugsamenKriegswillen, der in den neutrale Ländern teilweise noch bestand und vonden Nazi- und Stalinagenten geflissentlich genährt wurde, gründlich ausgeräumt. Neue Kapitulationen sind unwahrscheinlich geworden.Und noch etwas anderes hat sich ereignet: die erste Niederlage Hitlers. Undsie ist sein persönliches Werk. So unglaublich es ist, dieser„österreichischeGefreite" ist wirklich der Oberbefehlshaber der deutschen Wehrmacht.Er übt die Kommandogewalt selbst aus,er entscheidet. Diese Entscheidungensind reinste Räuberromantik. Eine unterlegene Flotte wird ausgeschickt, umunzureichende Truppen zu landen. Dieverfaulten Demokratien werden schonnicht reagieren, das Überfallene Volkwird sich nicht wehren, der deutscheRecke muss siegen. So siegt der weisseHeld über die Indianerhorden bei—Karl May. Der ist Hitlers strategischerLehrer, wie ja sein„Werk", das einzigeist, das der Mann wirklich studiert hat.Von Bismarck über Wilhelm II. zu Hitler, von Moltke über Ludendorff zuKarl May— das ist der Weg, den derNationalsozialismus geführt hat! Soskeptisch wir sonst sind, diesmal möchten wir die Nachricht glauben, dass sichder Admiral Raeder dem Kriegsplan'Hitlers widersetzt hat. Aber was ist eineGeneralität noch moralisch wert, diesich schliesslich aus Furcht, Unterwürfigkeit und Strebertum solchem Aberwitz fügt? Wie der finnische Krieg dieVerrottung des Stalinismus enthüllt hat,so der Kampf um Skandinavien diefürchterliche geistige und moralischeUnterlegenheit des nationalsozialistischen Staates!Die erste Niederlage Hitlers nach denununterbrochenen, weil unverhinderten,Siegen über Oesterreich, die Tschechoslowakei und Polen wird auch die ersteErnüchterung des deutschen Volkessein. Mit allen Mitteln sucht deshalb dienationalsozialistische Propaganda dieWahrheit zu verbergen und eine Zeitlang mag es ihr gelingen. Doch dieWahrheit wird durchbrechen und dieerste wird nicht die letzte Niederlagesein. Die Widerstandsfestigkeit desdeutschen Volkes ist aber heute viel geringer als im letzten Krieg. Das nationalsozialistische System verträgt Misserfolge schlecht.Im Kampf um Skandinavien habendie Alliierten die Oberhand gewonnen.Die Grösse des Erfolges lässt sich heutenoch nicht ermessen. Viel bleibt abhängig von dem Verhalten der beiden„neutralen" europäischen Grosstaaten. Russland hat sich bis jetzt nicht gerührt.Italien führt eine unfreundliche Sprache und seine Presse überschlägtsich in Freundschaftsbezeugungen fürDeutschland. Prophezeiungen über dasVerhalten von Diktatoren sind müssig,aber die Tatsachen, die die Alliiertengesetzt haben, sind keine Ermunterungfür gewagte Abenteuer. Bleibt aber Hitler-Deutschland isoliert, dann ist jetztdie Wendung des Krieges gekommen.Dr. Richard Kern.Chronik der WocheDeul�chee Ueberfall auf Nbr�veg�en und Dslnemark- Schwere Verlusteder deutschen Flotte- Fn�lisehe Minenfelder in der OstseeMontag, 8. April 1940.Ein von den Alliierten im Skagerrak versenktes deutsches Schiff war ein Truppentransportdampfer.Etwa hundert deutsche Kriegsschiffealler Grössen sind aus verschiedenen deutschen Häfen nach Norden ausgefahren.Der amerikanische FrachtdampferDeutschland hat den Versuch unternommen, in Norwegen eine willfährige Gegenregierung unter Führung des Nationalsozialisten Quisling einzusetzen.Der Oberste Kriegsrat der Alliiertentagte nachmittags in London.In Berlin wurden die norwegischen unddänischen Journalisten am frühen Morgen„Wildwood", der mit einer Russland gehö- zu einer dringenden Pressekonferenz inrenden Ladung von Kupfer und Maschinen Hotel Kaiserhof eingeladen und dortnach einem sowjetrussischen Hafen im l"5 zum Abend interniert.Stillen Ozean unterwegs war, wurde aus Alle norwegischen und dänischen Tele-dem mittleren Stillen Ozean nach Amerika /on- und Telegraphenverbindungen wurdenzurückgerufen, weil die Ausdehnung der von den Deutschen unterbrochen und diebritischen Blockade auf die sowjetrussi- Radiostationen besetzt.sehen Häfen im Stillen Ozean seine kost- /n Schweden wurden besondere Sicher-bare Ladung gefährdete. heitsmassnahmen getroffen.Eine Konferenz der britischen Diptoma- /);-e schwedische Regierung beschloss,ten der Balkanlander fand m London unter allen Angriffen, von welcher Seite sie kora-Leitung des britischen Aussenministers men mö Widerstand zu leisten.statt. Es wurden die Möglichkeiten zurDrosselung des deutschen Handels auf dem Deutschland Hess vor allen wichtigenBalkan besprochen.| schwedischen Häfen im Skagerrak Minenlegen.Rumänien hat während der ersten sieben_.,.Kriegsmonate fast doppelt soviel Petroleum. Dle hollandische Regierung hat Sicher-an die Alliierten verkauft wie an Deutsch-!ie,[S%:0,rkeJhrungeJn und den Ur-land.Dienstag, 9. April 1940.Deutsche Truppen sind am Dienstagbeim Morgengrauen in Dänemark eingedrungen. Im Laufe des Tages wurde Kopenhagen besetzt und einige andere strategisch wichtige Orte. Die deutschen Truppen und Kriegsschiffe stiessen auf keinenernsthaften Widerstand.laub für die an der deutschen Grenze undan der Küste stationierten Truppen aufgehoben.Auch Belgien hat seine Sicherheitsmass-nahmen verstärkt.•Mittwoch, 10. April 1940.König Haakon von Norwegen hat dasdeutsche Ansinnen, die von Deutschlandeingesetzte Regierung Quisling als recht-n r>~„ i..... mässige norwegische Regierung anzuerken-Der Konig von Danemark und die dam- nen zBurück2e�iesensehe Regierung erliessen gemeinsam eine' 0Proklamation, in der sie das Volk auffor- Zahlreichen Flüchtlingen aus Dänemarkdern, sich jeden Widerstands gegen die gelan'g es) nach Schweden zu entkommen.deutschen Truppen zu enthalten. Eine dänische Kompagnie von 150 MannMehrere norwegische Häfen, darunter geschlossen nach Schweden übergetre-Oslo, Bergen, Trondheim und Narvik wurden in der Nacht vom Montag zumDienstag von deutschen Truppen und vonKriegsschiffen überfallen. In einzelnen Häfen, besonders im Fjord von Oslo, wurdeden Deutschen heftiger Widerstand entgegengesetzt, den sie aber überwindenkonnten.Der deutsche Gesandte in Oslo hat mor-Donnerstag, 11. April 1940.Regierung und König von Norwegen haben eine Proklamation erlassen, in der siedas norwegische Volk zum Freiheitskampfgegen Deutschland aufrufen.Der französische Ministerpräsident PaulReynaud gab vor dem französischen Senatdie Versicherung ab, dass keine TonneEisenerz mehr von Narvik nach Deutschgens um fünf Uhr die norwegische Regierung ersucht, sich der Besetzung durch lan�transnortm�Truppen nicht zu widersetzen, transportiert werden wird,deutschesich vielmehr unter den militärischenSchutz des Reiches zu stellen.Die norwegische Regierung hat noch inder Nacht die allgemeine Mobilisation angeordnet.In Oslo ist mit der Evakuierung der Bevölkerung begannen worden. Es gab in derNacht auf Dienstag dreimal Fliegeralarm.Der norwegische König und die Regierung haben Oslo verlassen.Die Alliierten haben beschlossen, Norwegen militärische Hilfe zu leisten.Vor dem englischen Unterhaus berichtete Churchill über das Eingreifen der englischen See- und Luftstreitkräfte in denKampf gegen den deutschen Ueberfall aufNorwegen.Island hat seine Loslösung von Dänemark proklamiert.Freitag, 12. April 1940.Ein Minenfeld, so gross wie der dritteTeil von Frankreich, wurde von denAlliierten in der Nordsee gelegt. Esschliesst Kattegat und Skagerrak, sowie dieganze dänische und deutsche Nordseeküstebis nach Holland ab.Die schwedische Regierung ordnete dieEvakuierung aller Frauen und Kinder ausGoeteborg, Malmö und Heldingborg an.Der schwedische MinisterpräsidentHansson deklarierte nochmals den Ent-schluss Schwedens, seine Freiheit undseine Ehre kämpfend zu verteidigen, wennes angegriffen werden sollte.Sonnabend, 13. April 1940.Die Färöer-lnseln, die bisher zu Dänemark gehörten, sind von England besetztworden.Im Hafen von Narwik wurden siebendeutsche Kriegsschiffe von der englischenFlotte zerstört.Der deutsche General von Falkenhorst,der in Oslo als Kommandant eingesetztwurde, Hess über den von den deutschenbesetzten Osloer Sender alle Norwegermit der Todesstrafe bedrohen, die demMobilisationsbefehl der rechtmässigen norwegischen Regierung Folge leisten, diedie deutschen Unternehmungen schädigen,oder die mit Waffen betroffen werden.In Schweden wurden für die zahlreichenFlüchtlinge aus Norwegen Hilfsstellen undHeime von den Gemeinden und vomschwedischen Roten Kreuz eingerichtet.Die deutsche Presse enthält heftigeAngriffe gegen Schweden.In der italienischen Presse wird derdeutsche Ueberfall auf Norwegen und Dänemark als ein militärisches Meisterwerkgefeiert.Präsident Roosevelt wandte sich auf einerPressekonferenz entschieden gegen dieVergewaltigung kleiner Nationen wie Dänemark und Schweden.Sonntag, 14. April 1940Die Engländer legten Minenfelder in derOstsee, von der dänischen Küste bis fastnach Memel, sodass die gesamte deutscheKüste gesperrt ist.Montag, 15. April 1940Englische Truppen sind an verschiedenen Stellen in Norwegen gelandet.Die deutsche Flotte erlitt in der erstenWoche nach dem Ueberfall auf Norwegenund Dänemark folgende Verluste: 1Schlachtkreuzer versenkt(„Gneisenau"),1 Schlachtkreuzer schwer beschädigt(„Scharnhorst"), 1 Panzerschiff torpediert(„Admiral Scheer"); ausserdem versenkt:1 grosser Kreuzer, 5 Kreuzer, 14 Zerstörer,8 Truppentransportdampfer, 7 Marinehilfsschiffe, 2 Tankdampfer, 2 Munitionsschiffe.In englische Häfen eingebracht wurden 8Küstenwachboote. Die deutsche Flotte istdamit auf einen Bruchteil ihrer Vorkriegsstärke dezimiert. Die Zahl der Menschenverluste dieser Woche ist noch nicht bekannt.Die Forbereiliing' des ilng�riffsGoebbels Feldzust nach SkandinavienIn wenigren ZellenDer deutsche„Reichsdienststrafhof" hatden Grundsatz aufgestellt, dass künftigBeweggründe einer Tat,„die in religiösenoder ehemaligen parteipolitischen Beweggründen wurzeln, für den Beamten keineswegs entlastend sind", sondern slrafver-schärfend wirken.— In freien Länderngelten obige Motive als mildernde Umstände.***Zu den Büchern, die dem Pakt Berlin-Moskau zum Opfer fielen, gehört auch dieSchwarte„Schöpfung einer Nation". Verfasser: Hermann GöringlVom Jahrestag der„Befreiung Finnlands vom bolschewistischen Joch", derjedes Jahr im Dritten Reich mit Fahnen,antibolschewistischen Reden und Gräber-schmuck begangen wurde, durfte in diesem Jahr die deutsche Presse nicht einmalNotiz nehmen.Während in den norwegischen Hafenstädten bereits die deutschen Seeoffiziere— getarnt als harmlose Handelsschiffsmatrosen— herumschlenderten, und langsam die besten Plätze erkundeten für diedeutschen Küstenbatterien und andere Geschütze, die noch wohlversteckt im Kielraum der kleinen deutschen Handelsschiffelagen, war Goebbels auf seinem Schlachtfelde nicht müssig. Er stellte die öffentlicheMeinung her, die ihm am günstigstenschien, für die Aufnahme des neuestenHitlerverbrechens.Goebbels stellte eine öffentliche Meinungher, die drei Tage vor dem Ueberfall aufDänemark und Norwegen in der Kopenhagener„National Tidende" in einem Berichtihres Berliner Korrespondenten dahin charakterisiert wurde, dass der Mann auf derStrasse durch die deutsche Presse in eineStimmung versetzt worden sei, in der erselber glaube, dass der Krieg in Skandinavien jeden Tag losgehen könne. DieseStimmung, die von dem dänischen Korrespondenten in kindlicher Arglosigkeit bestaunt wurde, hat Goebbels dadurch erzeugt, dass er während der ganzen Wochender Vorbereitung des Naziüberfalls dendeutschen Zeitungslesern immer wiedereinhämmern Hess, dass England Skandinavien überfallen wollte.Der„Völkische Beobachter" nennt am4. April Chamberlains Feststellung, dassDeutschland keine Bedenken trage, neutrale Länder mit Invasion zu bedrohen,eine„Haltet den Dieb"-Methode, weil„Eng-j lands gesamte Politik in den letzten Mo-Inaten darauf abgestellt war, unter demVorwand, Finnland zu helfen, in Schwedenund Norwegen einzufallen und die beidennordischen Länder in einen Kriegsschauplatz gegen Deutsehland zu verwandeln. Esbesteht über diese hinterlistigen Pläne derbritischen Regierung nicht ein Funken desZweifels mehr. Der Frieden von Moskauhat Mr. Chamberlain das Konzept verdorben."In den„Münchner Neuesten Nachrichten" heisst es am 2. April;„England war es nur darum zu tun,Schweden und Norwegen in den Kriegzu verwickeln..., aus Skandinavien einen Kriegsschauplatz zu machen..."Und das ,Neue Wiener Tagblatt" schreibtam 21. März etwas dunkel:„Die Niederlage, die die Kriegsaus-weitungspolitik Londons in der finnischen Frage erlitten hat, hat offenbardie letzte Hemmung beseitigt."Der„Westdeutsche Beobachter" glaubteindessen am 13. März feststellen zu können;„Die Westmächte haben ihr Spiel imnordeuropäischen Raum verloren. DieAusweitung des Krieges in dieser Richtung ist missglückt."Gleicher Meinung wie dieses Goebbelsblatt ist, wenn auch mit leichter kommunistischer Abwandlung in der Ausdrucksweise, die Moskauer„Prawda", deren Parole am 13. März lautet:„Die Pläne der englisch-französischenImperialisten, die auf Entfachung desKrieges in ganz Europa hinausliefen,sind gescheitert."Die Essener„National Zeitung" kündigteam 4. April an:„Es erhebt sich das Gespenst derKriegsausweifungspläne der Westmächtein furchtbar drohender Gestalt über demeuropäischen Norden."Dagegen erschien der gleichen Zeitungdas englische Gespenst noch nicht so dro--hend, als sie wenige Tage vorher(am 30.März) schrieb:„Man weiss an der Themse, dass einweiterer Eingriff in die Rechte Norwegens die Stimmung der ganzen Weltgegen England und Frankreich kehrenwürde."Auch die„Frankfurter Zeitung" sieht andiesem Tag Skandinavien noch nicht so bedroht von der„englischen".Gefahr. Sieschreibt:„Nachdem die Pläne der Westmächtezur Kriegsausweitung in Nordeuropa gescheitert sind, möchten sie sich nochimmer nicht zu der Erkenntnis verstehen. dass es nur eine Westfront undeine Nordseefronl gibt, und dass denKrieg dort führen muss, wer ihn habenwill."Die„Deutsche Allgemeine Zeitung"spricht am 31. März von dem in„Londonund Paris proklamierten Willen, endlichden Kriegsschauplatz auf ein wehrloses