Mahnung.
Denn der Menfch, der zur ichwankenden Zeit auch Ichwankend gefinnt ist,
Der vermehrt das Uebel und leitet es weiter und weiter. Hber wer felt auf dem Sinne beharrt, der bildet die Welt fich.
Goethe.
Die bürgerlichen Parteien haben gerade im Preußischen Landtag gezeigt, daß ihnen weniger an der Freiheit, als an der bürgerlichen Herrschaft in den Gemeinden liegt. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei aber will ihrem Programm nach die Hauptverantwortung für das, was in der Gemeinde geschieht, den Arbeiterräten der Gemeindebetriebe geben. Das darf nicht sein, nicht nur deshalb nicht, weil dann wir Frauen ganz ausgeschlossen würden, sondern weil nicht die Gemeindearbeiter zum Vormund der gesamten übrigen Arbeiterschaft bestellt werden können. Der Wille der Mehrheit der Einwohnerschaft muß entscheiden, was frommt.
Tätigkeit gestaltet. Auch die Mittel zu all diesen Aufgaben erhält die Gemeinde nach der neuen Reichsfinanzgesetzgebung hauptsächlich vom Reich.
Darum, ihr Frauen, wenn ihr die Tätigkeit eurer Gemeinde zur Bekämpfung der Not zur Erleichterung der Lage der arbeitenden Bevölkerung fördern wollt, dann wählt am 20. Februar sozialdemokratisch! Sagt nicht:„ Der Landtag hat ja nichts mehr zu sagen, die wichtigsten Entscheidungen fallen im Reichstag!" Noch bleiben dem Landtage wichtige Aufgaben, sie sind im Hinblick auf die Gemeinde hier ge= schildert worden. Und dann wird ja doch die preußische Landtagswahl wichtig sein für die Politik, die im Reich gemacht wird. Wenn sich bei einer Wahl, an der 23 des deutschen Boltes teilnehmen, zeigt, daß das Volk wieder eine vornehm lich soziale und demokratische Politik will, kann sich die Reichspolitik dem nicht entziehen, und dann erhalten auch die Ge meinden eine sicherere Grundlage für ihre Politik zum Wohl der arbeitenden Massen als bisher.
Darum, Frauen, zeigt am 20. Februar, daß ihr in der Arbeit der Gemeinde erzogen worden seid in sozialem Geist, zur Selbstverwaltung der Gemeinwesen, indem ihr sozialSemokratisch wählt.
Preußen, das selbstherrliche.
Bon Erna Büsing.
mußte. Die Gefnechteisten des Obrigkeitsstaates aber waren die Arbeiter und die Frauen. Die Arbeiter und die Frauen gemeinsam, weil sie politisch gewaltsam entrechtet waren und die wirtschaftlich Schwächsten sind. Wer da in seinen Jugenderinnerungen framt, wird gar allerliebste Dinge zutage fördern. Jetzt jedoch lautet die Ber fassung:„ Preußen ist eine Republik , Träger der Staatsgewalt ist die Gesamtheit des Volkes".
Solange die neuen Gemeindegeseze noch nicht durchgeführt sind, wird die Bestätigung der Magistratsmitglieder Zugegeben, viele Frauen haben nicht die Zeit, tiefgründige Abdurch die Regierung und die Aufsicht des Staates über die handlungen über Politit zu lesen, politische Versamlungen zu besuchen Städte, die die Staatsregierung auszuüben hat, bestehen oder dergleichen mehr. Die Mühen und Lasten des täglichen Lebens, bleiben. Das wird eine ganze Weile sein, denn die Arbeiten die tausenderlei Pflichten im Haushalt, namentlich wenn fleine Kinder an der neuen Stadt- und Landgemeindeordnung, am Gesetz zu versorgen sind, hindern sie daran. Und doch muß die Frau aus über die Landesverwaltung und dem Zuständigkeitsgesetz naiver Unbewußtheit aufwachen. Denn die Politik drückt dem Leben werden Monate in Anspruch nehmen. Da muß dafür gesorgt eines Volkes den Stempel auf und beeinflußt in ihren Auswirkungen werden, daß die Staatsregierung in dieser Zeit ihre Rechte so sehr das Dasein des einzelnen, daß es tatsächlich eine Selbst. nicht gegen die Städte, besonders gegen die Arschädigung ist, an ihr unaufmerksam vorüberzugehen. beiterstädte, ausnutzt, sondern sie in ihren sozialen Be- Zurzeit, da die Preußenwahlen vor der Tür stehen, muß strebungen unterstützt. Die Staatsregierung wird von Ende unser Hauptaugenmerk auf Preußen gerichtet sein. Das Preußen vor Februar ab dem Willen der Mehrheit des neugewählten der Revolution fannte nur Untertanen, aber dem Obrigkeitsstaate Landtags entsprechen. Darum, Sozialistinnen, wählt läutete November 1918 das Sterbeglöcklein. Preußen, dieses selbstSozialdemokraten in den Landtag, damit der in herrliche Staatswesen, war unter der Königsherrschaft derart von seiner Mehrheit sozialdemokratische Landtag eine Regierung feiner eigenen Vollkommenheit und Unfehlbarkeit überzeugt, daß es feiner Gesinnung schaffen kann, die euch allen eine Behand- eben jedem Fortschritt, jeder freieren Regung zum Hemmnis werden lung der städtischen Angelegenheiten in eurem Sinne sichert! Aber die Gemeinde ist ja nicht nur in ihrer Verfassung und in der Wahl ihres geschäfteführenden Kollegiums abhängig vom Staat, sie ist es in ihrer gesamten Tätigkeit. Wer in der Gemeindearbeit steht, weiß, daß die Gemeinde feine Aufgaben übernehmen darf, die der Staat für sich beansprucht, auch wenn er sie innerhalb ihres Gebietes nicht zu ihrer Zufriedenheit ausführt. Er weiß, daß sie sich bei der Erfüllung anderer Aufgaben an die Vorschriften von Reich und Staat halten muß. Bir Sozialdemokraten haben immer darauf gedrungen, daß z. B. Wohlfahrtsmaßnahmen durch Reich und Staat festgelegt werden, damit sie nicht auf große Gemeinden, wo unser Einfluß start ist, beschränkt bleiben und fleine Gemeinden, besonders solche auf dem Lande, ihre Bürger ohne den notwendigsten sozialen Schutz lassen. So haben wir, als vor dem Krieg nur wenige Städte eine Arbeitslosenfürsorge hatten, ein Arbeitslosenreichsgesetz gefordert, das für alle Gemeinden, große und kleine, bindend sein sollte. So verlangen wir jegt ein Reichsgeseh über den Arbeitsnachweis, die Jugendämter, die Armenpflege, um nur weniges zu nennen. Die volkshygienische Gesetzgebung soll zum Teil vom Reich, zum Teil von Preußen geregelt werden. Dann werden z. B. auch die Gemeindemaßnahmen zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, das Hebammenwesen nach den Bestimmungen des Staates gestaltet werden. Für die Kommunali sierung soll ein Reichsgeseh gegeben werden, so daß z. B. die Kommunalisierung der Lebensmittelversorgung nur erfolgen fann nach den Bestimmungen des Reichsgesehes. Von diesem hängt es dann ab, ob die Gemeinde eine Meierei oder eine Brotfabrik, die an ihre Bürger liefert, dem Privatbesizer nehmen und selbst verwalten darf und welchen Preis sie für die Enteignung zahlen muß.
Mithin leben wir nun in der Republik , das heißt in einem Boltsstaat. Das ist eine Tatsache, welche die Frauen, wenn fie nur einiges Nachdenken aufbringen können, mit größter Freude begrüßen müssen. Im Verlangen nach unserm Eigendasein, im Sehnen nach der Entwicklungsmöglichkeit der kommenden Geschlechter, können wir Frauen nicht anders, wie auf Tod und Leben der Republik verbunden sein. Wir stehen auf dem Boden der Demokratie, also der Gleichberechtigung aller. Die Demokratie jedoch verlangt von ihren Anhängern ein persönliches Verantwortungsgefühl und verbürgt allen die Freiheit der eigenen Meinung. Aber aus dem Bewußtsein der Verantwortlichkeit heraus zu handeln, das kann nicht anders, wie ganz nach dem Sinn der Frauen sein.
So gehen bei der Frau nun persönliche Gründe und Gründe der Weltanschauung Hand in Hand, wenn sie zu der Sozialdemo tratie hält. Denn geht diese nicht mit erheblicher Rüdenstärkung aus der Wahl hervor, dann kann der Gleichberechtigung gar leicht das Grablied gesungen werden. Das kann die Frau wahrnehmen, wenn fie nur ein flein wenig Lesetüchtigkeit befißt. Denn äußerste Rechte sowohl wie äußerste Linke find Anbeter der Gewalt und streben, teils offen, teils geheim, die Herrschaft durch die Gewalt an. Die Sozialdemokratie jedoch will die Freiheit, die Gleichberechtigung aller, als Erfolg der Wahl, als einen bewußten Mehrheitsentscheid.
Darum fönnen die Frauen eigentlich überhaupt nicht anders, wie zu der Sozialdemokratie halten, denn sie, die jahrhundertelang unter einem Ausnahmegefeß gestanden haben, dürfen doch mit feiner Partei liebäugeln, der die Demokratie nicht heiliger Ernst ist. Das hieße Berrat an den eigenen Geschlechtsgenoffinnen begehen.
Die politische Freiheit wurde den Frauen durch die Sozialdemofratie gegeben, nun ist es Pflicht und Schuldigkeit der Frauen, fich der Freiheit wert zu zeigen.
Ich führe hier mit Absicht nur Gebiete an, die uns Frauen besonders interessieren, um den Frauen zu zeigen: All euer Fleiß, all eure Hingabe an die Arbeit in der Gemeinde zum Wohl der arbeitenden Klasse wird gehemmt, wenn ihr nicht eure politische Pflicht tut auch im Lande Breußen und im Reich! Hier wird die Entscheidung fallen Und damit nicht wieder ein selbstherrliches Preußen, erstehe, das über die Art, wie die Gemeinde ihre Aufgaben in der Wohl seinen Untertanen den Fuß auf den Naden setzt, deshalb Frauen, fahrtspflege, ihre Tätigkeit für die Volksernährung ausübt, haltet zur Republik, seid Schüterin des Volksstaates! wie sie die städtischen Wohlfahrtsämter, Berufsberatungsämter, Arbeitsnachweise und Wohnungsämter und deren
Wählt die Sozialdemokratie!