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Sagt es den Hausangestellten! Die Voltsbeauftragten Mitglieder der s o z i a l d e m o- t r a t i s ch e n organisierten Arbeiterschaft waren es, die am 12. November 1S18 die Gesindeordnungen außer Kraft setzten. Jahrzehntelang forderte die Arbeiterschaft von der Re- gierung die Beseitigung dieses alten Unrechts, Gehör fand sie aber nicht, denn die bürgerlichen Parteien lehnten stets die berechtigte Forderung ab. Die Volksbeauftragten waren es auch, die den Frauen. somit auch den Hausangestellten, das Wahlrecht gaben. Es nun zum eigenen Vorteil auszunutzen, muß Aufgabe einer Seden Hausangestellten sein, denn Großes ficht bevor. Keiner >arf sich selbst schädigen. Das neue Recht für Hausangestellte wird baldigst im Reichstag zur Beratung stehen, und da werden wir von den bürgerlichen Parteien dasselbe erleben wie seiner- zeit im Preußischen Landtag. Man wird unseren Forderungen auf Einführung der ge- setzlich geregelten Arbeitszeit, der genügenden Freizeit und des Abschließens von Tarifverträgen mit Hohn und Spott be- gegnen und wird sich nicht scheuen, wiü>er zu erklären, daß unsere Forderungen zu hoch seien und man daran denken müsse, sich Ausländer(Indier oder Chinesen) herzuholen. Man wird weiter sagen, daß die H a u s a n g e st e l l t en nicht aus- gebeutet werden, sondern man nur von einer Ausbeutung der Herrschaften" sprechen könne. So und nicht anders wird wieder gesprochen werden, und letzten Endes wird, da der Reichstag keine sozialdemokratische Mehrheit hat, ein Gesetz zustande gebracht werden, das uns nicht befriedigen wird. Deshalb müssen alle Hausangestellten jetzt darauf bedacht lein, daß wenigstens der Preußische Landtag so be- setzt wird, daß die organisierte Arbeiterschaft die Mehrheit be- kommt. Der Preußische Landtag hat Gesetze zu machen, die von weittragender Bedeutung auch für die Hausangestellten sein werden, darum kommt es auf j e d e einzelne Stimme an. Keine Hausangestellte darf den Stimmzettel einer bür- gerlichen Partei, von der Demokratischen Partei an bis zur Deutschnationalen, am 20. Februar in die Wahlurne werfen, denn diese können niemals wahre Vertreter der Hausangestell- ten sein. Sagt es den Hausangestellten, die in ihrer Abgeschlossen- heit kein sozialdemokratisches Blatt erhalten, daß sie alle ihre Stimme der Partei geben müssen, die immer aufrichtig und mutig für die Unterdrückten, auch für sie, eingetreten ist, näm- lich der Sozialdemokratischen Partei Deutsch- lands! Ehering unö Preußenwahl. Von Theodor Thomas. lieber Trauringe könnten leicht einige hundert Geschichten ge- schrieben werden. Diesmal will ich mich mit einer begnügen, die meinen Bekannten Karl Klrchberg betrifft. Gr mußte vorige Woche verreisen. Während er aus seinem Abteil auf den Bahnsteig blickte, ftleg eine hübsche junge Dame zu ihm ein, die Ihn bat, ihr den Platz in der anderen Ecke freizuhalten. Einen lieberen Auftrag hätte Karl nicht erhalten können. Er war zwar mit Erfolg verheiratet, um aber der jungen Mitfahren- den das Herz darüber nicht schwer zu machen, streifte er sein äußeres Kennzeichen ab. Dann setzte er sich frohen Mutes auf seine ge- streiften Hofen Das hübsche Mädel kam kurz vor Abfahrt wieder ins Abteil. Nun legte unser Karl los mit seinen dreideutigen Redensarten, auf die sein Gegenüber nur sehr ausweichend Antworten gab. Trotz- dem schwafelte er lustig weiter, in der Hoffnung, Eindruck zu machen. Auf einmal frug ihn die Dame aus der andern Ecke: Wie denken Sie über die Aussichten am 20. Februar?" Er prallte entsetzt zurück. 20. Februar? Was ist denn da los?" Ja, wissen Sie denn nicht, daß an diesem Tage der preußische Landtag gewählt wird?" Wenn man ihm gesagt hätte, daß er am 20. Februar aus dem vierte» Stock in den Hof geschmissen würde, hätte er kein unglück- sicheres Gesicht machen können.So hübsch sein", dachte er,und solche Reden. Dies rätselhaste weibliche Wesen aber fuhr fort:Ich wundere mich, wie man heute überhaupt noch Wichtigeres zu besprechen hat, wie es die Wahl gerade diesmal ist. Anscheinend wissen viele gar nicht, was auf dem Spiel steht?" Kirchbcrg sperrte seinen Mund weit auf und sah sein Gegen- über dumm an:

Ja, ja,' fuhr dos fort,seder Mann, der mit einer Frau, seder Jüngling, der mit einer jungen Dame zusammenkommt, sollte der tiefen Bedeutung dieser Wahl gerecht werden und statt des üb- lichen süßen Schmuses ihr mal was Vernünftiges ins Gewissen reden, denn die Frauen geben den Ausschlag." Kolossal, nur ich verstehe ja gar nicht____" Schlimm genug. Aber dann kommen Sie wenigstens Ihrer Pflicht etwas nach und zeichnen Sie mir hier einen Betrag für die Wahl. Das ist auch schon was." Aber seibstverständlich, gern." Hier." Damit schob sie ihm eine Liste hin. Er zögerte: gern tat er es nicht. Run. als lediger Herr", sie betonte das Wortledig" wie auf eines Messers Spitze,können Sie ruhig mal einen Blauen fliegen lassen," ermunterte sie ihn. Widerwillig malte Karl hundert Mark hin.Verteufelt, das war ein teurer Spaß," brummte er. Ja, ja, diese Wahl, das ist etwas sehr, sehr Wichtiges; schon wenn man sich die Berfassung ansieht, erkennt man ihre Bedeutung. Haben Sie mal einen Blick.hincingetan?" plauderte sie weiter, während der Hunderter verschwand. Cr hatte es nicht. Da verkauftesie" ihm noch schnell das kleine Büchlein von Hirsch für 2,50 M. Ihre Station war gekommen, sie stand auf. Er machte zum Schluß doch noch einen Versuch:Ob man sich' nicht mal treffen könne", frug er sie. In einer polstischen Versammlung ja: und dann bringen Sie Ihre Frau mit." Was, meine Frau?" Jawohl. Meinen Sie, ich hätte nicht gesehen, wie Sie, als ich das erstemal hereinkam, ihren Ring brav anhatten? O, das habe ich sofort gemerkt." Cr war baff. Sie verabschiedete sich höflich und ging. Kirch- berg aber steckte seinen Ring wieder an nnd las sich die preußische Verfassung mal durch, fortwährend leise schimpfend: Auf so ein hübsche Larve fall ich nicht mehr hinein: man ist jetzt ja keinen Augenblick sicher, einer Agitalorin in die Arme zu laufen. Ekelhaft." Erzählt hat Karl Kirchberg seiner Frau die Sache nicht; viel- leicht erfährt sie es auf diesem Wege, schaden kann es ihm nicht.

Mutter, Senk an mich T Von 0. Pilz. Der Sinn dieses herrlichen Plakates, das der Wahlpropaganda bei den Reichstagswahlen diente, sollte jede Mutter, nein jede Frau auch bei den demnächst stattfindenden Wahlen beschäftigen. Wer sich den schlecht gekleideten«nd schlecht ernährten Jungen ver- gegen wärtigt, wem blutet da nicht dos Herz? Und so wenig wir leider durch das viel zu geringe Einkommen unserer Männer, die als Arbeiter, Angestellte und Beamte tätig oder gar arbeitslos sind, gegen dieses Elend tun können, um so mehr können wir mit dem Stimmzettel helfen. Seid dessen eingedenkl Redet nicht so leichtfertig, wie man es oft in den Kaufläden hört:Es wird sa doch nicht besser!", sondern sagt:Es muß besser werden!" Die Aerzte sind bei den hohen Honorarsätzen und unserem geringen Einkommen nicht zu bezahlen. Kräftige Lebensmittel sind wegen zu hoher Preise nicht zu beschaffen. Die Hausarztvereine(Selbsthilfe der organisierten Proletarier) sind wegen allzu hoher Arztforde- rungcn nicht mehr lebensfähig. Die Kinderkliniken sind überfüllt. Genossinnen, laßt Euch nicht öeschämen von den bürgerlichen Frauen, Kloster- und Krankenschwestern sowie den nicht denkenden Frauen, welche überall mit dem Schwindelmärchen agitieren, unser Elend wäre die Folge der Revolution. Sagt allen, daß es die Folgen des nicht zu verantwortenden Krieges sind, sagt ihnen laut und deutlich, auch in den Kanfläden, wie wir schon während de» Krieges hungern, frieren und leiden mußten, wie unsere Männer sich opfern, unsere Kinder darben mußten. Haltet Euch immer wieder das herrliche Wahlplakat vor Augen:Mutter, denk an mich!" Agitiert bei allen Verwandten, Hausangestellten und den gleichgültigen Frauen, damit durch eine sozialdemokratische Mehrheit unsere Forderungen erfüllt werden. Damit auch für uns einmal wieder die Sonne lacht und wir unseren Kindern eine heitere, glückliche, nicht von Sorgen gepeinigte Mutter sein können.

(P

fSelTelt dierde in zwängende Scbranhen! Greifet der Zeit in das rollende Rad l Bindet die fögel der kühnen Gedanken I Baltet die stlenfchheit auf lt redendem pfad I Cörtehtcr Blödsinn spricht: Erde, teweg' dich nicht 1" Nimmermehr zwingt ihr sie, stille zu ftehen J "Vorwärts und vorwärts wird ewig lie gehen l Bindert und hemmet noch: Und sie bewegt lieb doch l Max Kegel.