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ozialíft fein, beißt keineswegs, bloß den Triumph einer bestimmten Partei vorbereiten, einen beItimmten Teil des Volkes einfach zur Macht zu bringen. Nein, es heißt arbeiten. für eine Gefellfchaftsordnung, in der alle aktiven Kräfte harmonisch verbunden werden und zu aller Nutzen zufammenwirken follen. Das gilt für die Kinder eines Landes Towohl als auch für die verfchiedenen Nationen. Frieden foll an Stelle des Krieges treten, gegenfeitige Dienfte und Sympathie an die Stelle ftreitenden Eigenwillens und die Solidarität der Intereffen an die Stelle der Zügelloligkeit, der Selbft lucht.
fachen. Dann aber kann diefe Frage ganz nach Belieben zu einer Frauen oder Männerfrage gestempelt werden.
Neben dem selbstverständlichen Grundsatz der Gleichbe rechtigung aber find wir der Meinung, daß es not tut, an eine Umformung unferer ganzen Gerichtsbarkeit zu denken und den Frauen dabei gerade um der Rechtsprechung willen einen gebührend starten Einfluß zu sichern. So gesehen, ist es aber feine Frauenfrage, sondern ein Kapitel zur Menschheitsfrage.
Vielfach glaubt man, daß z. B. die Frage der Bekämpfung der Geschlechtsfrankheiten und der Regelung der Prostitutions frage eine Frauenfroge fel. Das ist durchaus nicht richtig Auch hier handelt es sich um Menschheitsprobleme Don allerhöchster Bedeutung, bei denen allerdings die Frauen schon deshalb, well das weibliche Geschlecht hierbei der sehr start leidende Teil ist, ein erhöhtes Intereffe bekunden. Daß es feine Nur Frauenfrage ist, wird am besten da durch bewiesen, daß die Frauen bei der Borarbeit und Ent scheidung über die gefehlichen Formen durchaus teine ge Schloffene Front bilden, sondern sich von Weltanschauung und fachlichen Gesichtspunkten leiten laffen, genau wie die Männer.
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Du mußt Sozialistin sein! Nach meinem Dafürhalten müßte die Frau Sozialistin sein. Du Oder ist nun etwa gar der Schütz des außerehelichen fragit Warum? Spürst du denn die Ketten nicht, die die heutige indes und seiner Mutter eine Frauenfrage? Hier Wirtschaftsordnung dir schlingt? Solange du ein junges Mädchen hätten die Frauen doch einmal Gelegenheit, ihre weibliche bist, geht es noch. Da teilst du das Gefchid mit dem jungen Arbeiter. Solidarität zu üben und damit alle fatte Männermoral der auch als Lernender und Werdender im Leben steht und sich an über den Haufen zu werfen. Aber weit gefehlt. Das ein den Schranken der heutigen Gesellschaftsordnung vielfach reibt und fachste menschlichste und natürlichste bleibt hier den fozial fößt. Aber auch da find dir fchon die Grenzen der Berufsausbildung bemokratischen Männern und Frauen zur No redt eng gezogen. Vorurteile, falsche Borausfehungen für deinen gelung überlassen. Lebensweg, aber auch berechtigte gejehliche Bestimmungen, die in deiner Weiblichkeit ihre Ursache haben, ebenso unberechtigte gefehliche Schranken, die im Vorurteil der Menschen wurzeln, greifen mitbeflimmend in dein Leben ein. Es gibt geborene Mütter, deren Lebensberuf es ist, Hausfrau und Mutter zu fein. Die Unerbittlichkeit unjerer Verhältnisse welst fie auf den Arbeitsmarkt, weil ihre Kinder hungern, weil der Mann tot, frant oder arbeitslos ist oder seiner Pflicht als Ernährer der Familie nicht voll nachkommt. Bei einer Arbeit, die ihnen keine innere Freude gibi, verkümmern sie ihr Leben und frauern darüber, daß fie Ihren Kindern Liebe und Sorgfalt vor enthalten müssen.
Man spricht hohe Töne von der Heiligkeit des Famillenlebens und der Mutterschaft, ohne daß für diese hohen, ethischen Lebenswerte die Möglichkeiten zu ihrer Uuslösung geschaffen werden.
Frauen sind es gewesen, Beamtinnen, Lehrerinnen, die auf ihren Tagungen beschlossen haben, daß sie mit Kolleginnen, die außerhalb der Ehe geboren haben, nicht zusammenarbeiten wollen. Die weiblichen Standesvertretungen der Bostbeamtinnen sorgen dafür, daß ihre unglücklichen Rol leginnen auf die Straße fliegen. Sie haben ihre Entschließungen an sämtliche Ministerien gefchidt, wo sie durch den Dienstweg gegangen find und schon Nachahmung gefunden haben. Hebammen haben beschlossen, daß zu ihrem Beruf Bewerberinnen, die jemals unehelich geboren haben, nicht zur Ausbildung zugelassen werden sollen. Und es wird danach gehandelt. Zu den einzureichenden Bapteren der Hebammenschülerinnen gehört die amtlich abgestempelte Bescheinigung, daß die Bewerberin nicht unehelich geboren Undere Frauen wieder vermögen fich im regen häuslichen Areis hat. Man dente sich nur alle Konfequenzen solcher Anschaue beim besten Willen nicht wohlzufühlen. Sie brauchen aus inneren ungen aus. Der Arzt darf Bater unehelicher feelischen Gründen einen Beruf. Jm Zeitalter der fapitalistischen Rinder sein. Der männliche Beamte bekommt für Wirtschaftsordnung werden die Frauen aber ganz nach augenblid- folche Rinder die Kinderzulage. Der Lehrer wird bei seinem üchen Bedürfnissen, nicht nach persönlicher Neigung und Begabung Dienstantritt nicht gefragt, ob irgendwo eine Frau fißt, die auf den Arbeitsmarkt geholt oder von ihm fortgewiesen. Ganz gewiß die Mutter feines unehelichen Kindes ist. Aber Frauen, in müffen wie Frauen uns fozialen Gründen für Beschränkung der beren eigenen Kreisen heute ungestraft täglich gegen die Arbeit des einzelnen fügen, wenn die allgemeine Lage es verlangt. bürgerliche Moral" gefündigt wird, fprechen über ihre Ge Die Ursachen aber haben wir zu suchen. Und wir finden fle in der schlechtsgenoffinnen die Feme aus. Zerrüttung unseres Wirtschaftsleben, gestelgert durch die Kriegsfolgen. Benn im Reichstag über eine Abänderung der Eine Der Sozialismus ist die aufbauende kraft, die die fommensteuer verhandelt wurde, so ist das genau so eine Verhältnisse der Menschen fo regein wird, daß ohne die anarchische Frauenfrage, als das Jugendwohlfahrtsgesetz eine Männer Freiheit des Einzelindividuums Zustände bestehen werden, die es frage ist. Und wenn im preußischen Abgeordnetenhause den einzelnen Menschen ermöglichen, im Rahmen der fozialen Ge- beinahe noch ein Hebammengefeh geschaffen wurde, wenn meinschaft und wahrhaft fozialer Anschauungen ein Arbeitsfeld zu bas nicht die Rechtspartelen vereltelt hätten, so geht das die Fuden, auf dem fie Befrledigung und Freude finden. Darum müffen Allgemeinheit gleichmäßig an. Wir wollen die Politik nicht wie Frauen, die Mütter und werteschaffende Menschen fein wollen, nach frauenrechtlerischen Gesichtspunkten teilen, fondern un Sozialistinnen fein. seren weiblichen Einfluß in der Bolitif nach fachlichen Gesichtspunkten geltend machen, wobei die individuellen Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Menschen gar nicht verwischt werden brauchen.
Sozialistische Gedanken.
Gibt es Frauenfragen in der Politik? Sa und nein. Ich lege das Hauptgewicht auf die Berneinung. Wenn die Sozialdemokraten fich materialisten nennen, Wenn unfer Genoffe Professor Radbruch und die Demokratin sa foll mit diefem Namen nur gelagt fein, daß sie nichts anerkennen, Fräulein Dr. Elisabeth Lüders die Zulassung der Frauen zum Richteramt und zur juristischen Ver- was über den wissenschaftlich angelegten Menschenverstand hinaus. waltungspraris forbern, so steht vielleicht dahinter eine fleine geht. Alle Hererei soll aufhören.
Josepb Dieggen.
Schicht von Frauen, die diese Forderung aus rein beruflichem Golange bie umberbrüdte Klaffe, alfo in unserem Falle das Bra Intereffe betrachtet und sie als Frauenfrage wertet. Benn letariat, noch nicht reif ist zu seiner Selbstbefreiung, solange wird Justizminister Dr. Heinze unter vielen Borbehalten, unter fie, ber Mehrzahl nach, bie bestehende Gesellschaftsordnung als die Wenn und Aber einige bedingte Zusicherungen gibt, dann einzig mögliche erkennen und politisch der Schwanz der Kapitalistentützt er bamit bie ungesunde Tendenz, die in nur frauenrecht- tlaffe, thr äußerster linker Flügel sein. In dem Maße aber, worin lerischen Anschauungen liegt. Wir Sozialbemotraten sie ihrer Selbftemangipation entgegenreift, in dem Maße tonstituiert betrachten die Frage als Berufsfrage und vom Stand sie sich als eigene Bartel, wählt ihre eigenen Bertreber, nicht die der punkt der Gleichberechtigung und fordern deshalb die Rapitalisten. Das allgemeine Stimmrecht ist so der Gradmesser der unbeschränkte Zulassung zu allen Berufen. Eine Aus- Steife der Arbeiterflasse. Mehr fann und wird es ale fein im heuti nahme bilben für uns nur die Arbeiten, die für die Frauen gen Stact; aber das genügt auch. An dem Tage, wo das Thermoals weibliche und mütterliche Menschen schädlich sind. Die meter bes allgemeinen Stimmrechts den Siedepunkt bei den Ar Dinge so sehen, wie sie Dr. Heinze auffaßt, heißt den Konbettern anzeigt, wissen sie sowohl wie die Kapitalisten, woran sie sind. furren fampf zwischen Mann und Frau ent- l 8riedrig engels( Entstehung der Familie).