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Die Frauen und Gesundheitspflege.

wirften durch ihre Klagen und ihr aufreizendes Schimpfen ver heerend. Die Frauen glaubten bei längerem 3u reden alle, daß es ihnen ganz besonders schlecht ginge, und daß der Krieg nur von den Reichen" herauf beschworen und genährt wurde. So groß der Unsinn war, er wurde geglaubt und niemand sprach dagegen."

Die Hüterin der Gesundheit in der Familie ist die Frau. Wie ganz besonders schwer fällt es ihr in der heutigen Zeit der argen Teuerung, das für die Gesunderhaltung von Mann und Kindern Notwendige herbeizuschaffen! Die gesundheitliche Fürsorge tann, um wirkungsvoll zu fein, niemals eine rein individuelle bleiben, fast tangen Kriegsjahre mit ihren viel hundertfachen Entbehrungen Also, Frauen, daß ihr es wißt: Die Kriegsjahre, die ganzen noch mehr als auf jedem anderen Gebiet hängt das Wohlbefinden und Sorgen, der Rohlrübenwinter 1916/17, die Unterernährung der der Einzelfamilie hier von der wirtschaftlichen Gesamtlage und den Kinder und der Frauen selbst, Krankheit, Elend, Not, das alles gesundheitlichen Fürsorgeeinrichtungen der Gemeinde ab. Die Ver­breitung der ansteckenden Krankheiten muß bekämpft, die Anstalts- glaubten die Frauen erst bei längerem 3ureden!" Was behandlung im Bedarfsfalle von der Gemeinde zur Verfügung ge- soll man zu einer solchen Berhöhnung fagen?

Allen

stellt, die Möglichkeit ausreichender Ernährung durch Berbilligung der dringendsten Lebensbedürfnisse gewährleistet werden. diesen großen Aufgaben muß die Gemeindeverwaltung gerecht wer­den; das ist jetzt schwieriger als je, nachdem der Krieg und seine unseligen Folgen uns Teuerung, Unterernährung und Verbreitung aller möglichen Boltstrankheiten, besonders der Tuberkulose, in er­Schredendem Maße gebracht haben.

Nun weiter:

,, Aber auch sehr viele Arbeiterfrauen zogen es vor, fich unterstützen zu lassen, um ein freies Leben zu führen.

Die Gesamtleistung der Frau ist also qualitativ und quantitativ hinter den Erwartungen zurückgeblieben, genau wie in den anderen Ländern. Dies soll fein Vorwurf sein, soll nur zeigen, daß es ein Unding ist, Mann und Weib gleichzustellen. Und ich würde diese alte Binsenwahrheit auch gar nicht predigen, wenn nicht eine umfangreiche Selbstbeweihraucherung der Frauen vielfach das Bitb total umgedreht hätte."

Frauen, Wählerinnen! Wollt Ihr Gatten und Kinder vor der Tuberkulose schüßen? Troß der schwierigen Zeitverhältnisse hat die Stadtgemeinde Berlin   vier neue Tuberkulose fürsorge­So also. fieht es mit der Gleichberechtigung und Gleichstellung stellen eröffnet; das danken wir unserem rührigen Stadtmedizinal der Frau in Wirklichkeit bei den Herren von Rechts aus! Bor den rat, der der sozialdemokratischen Frattion angehört. Wahlen geht man damit frebsen, und wenn alles vorüber ist, und Die Stadt Berlin   unterhält ein Kindergenesungsheim, in fie in den Barlamenten sißen, dann werden sie zeigen, wie sie die dem mehrere hundert Kinder, die an Knochen- und Gelenktuberkulofe Gleichberechtigung der Frau auffassen! leiden, monatelang bis zu ihrer Genesung verpflegt werden; trotz der durch die Ungunst der Verhältnisse uns aufgezwungenen Erhöhung der Krankenhausverpflegungsfäße hat der Magiftrat auf Antrag der fozialdemokratischen Frattion beschlossen, die Kur foften in diesem Kinderfrankenhaus nach wie vor auf dem niedrigen Sage von 6 Mt. täglich zu halten; für diejenigen Kinder, für die die Angehörigen auch diesen Satz nicht aufbringen können, trägt die Wohlfahrtspflege die Kosten, so daß die Wohltat der Behandlung im Kindergenesungsheim Buch jedem bedürftigen Kinde zuteil wer­Darum, Frauen und Mädchen, laßt euch nicht einfangen von den kann. Daß vom Jugendamt Jahr für Jahr Tausende von den glatten und heuchlerischen Phrasen der Flugblätter all dieser Kindern aufs Land und in Erholungsheime verschickt wer- Parteien,

Oberst Bauer steht nicht etwa einzeln mit feiner Ansicht da Er spricht nur das aus, was die Leute um ihn herum denken. Er ist kein Politiker, darum ist er so unvorsichtig und hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berge. Wir wollen ihm für diese Offen heit wenigstens dankbar sein. So werden uns Frauen die Augen geöffnet, wie man über uns denkt, wie man die Nöte und Sorgen der Frau würdigt und einschätzt, wohl verstanden: Wenn teine Wahlen vor der Tür stehent

den, um einer Erkrankung vorzubeugen, ist gewiß eine wichtige Parteien, die in ihrer Weltanschauung zu Oberst Bauer und seinen den, um einer Erkrankung vorzubeugen, ist gewiß eine wichtige Freunden halten! Gebt eure Stimmen den Frauen und Männern Errungenschaft zur Kräftigung unseres Nachwuchses. Auch auf einen aus dem Bolke, die euer Leben aus eigener Erfahrung fennen und Ausbau der Schulzahnttiniken hat die in ihrer Mehrheit wissen, was uns not tut. Wählt in das Stadtparlament die Ver fozialistische Gesundheitsdeputation hingewirkt.

Aus diesen kurzen Andeutungen über die gesundheitlichen Auf- treter der Sozialdemokratischen Partel!

Professor Kahl und die Frauen.

Bon Kuhei.

gaben der Gemeinden mögen die Frauen ersehen, wie wichtig die Zusammensetzung der städtischen Behörden für das Wohl ihrer Rinder ist und wie groß daher das Interesse der Frauen sein muß, fich einen Einfluß in der Verwaltung zu sichern. Unter den schwie­rigsten Verhältniffen hat der Berliner   Magiftrat unter dem Druc der sozialdemokratischen Stadtverordneten die gesundheitliche Für forge für die Bevölkerung, besonders für die Kinder, ausgebaut; darum ist es Pflicht jeder einzelnen Frau und besonders jeder Muts ter, ihr Wahlrecht auszuüben und so dazu beizutragen, daß eine so­zialistische Mehrheit geschaffen wird, die allein das gefund- In anderer Art setzte sich in der Weimarer Nationalversammlung  heitliche Wohl der Massen über alle anderen Interessen stellt. Wer immer die kleine Mühe scheut, zur Wahlurne zu gehen, schädigt dus Bohl seiner Kinder.

Franen, Mütter, Genoffinnen! Gebt am 16. Oftober Euren Stimmzettel für die Sozialdemokratische Partei   ab! Dr. W.

Das wahre Gesicht.

Elli Radtke.

Es war der deutschnationale Professor Roethe, der einmal fein Kolleg unterbrach, um die hörenden Frauen zu zwingen, den Unterrichtssaal der Universität zu verlassen. Während des Krieges wurde er langsam vernünftiger. Als er einmal in Brüffel einen Bortrag hielt, freute er sich schon über die Teilnahme der Frauen, Professor Kahl mit der Notwendigkeit auseinander, zu Männern und Frauen zu sprechen. Das amtliche stenographische Protokoll berichtet über seine erste Rede in der Nationalversammlung  :

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, D. Dr. Rahl: Meine Herren!( Burufe: und Damen!) Fernab von" den schweren vaterländischen Sorgen lassen Sie mich wegen dieses Zurufs fogleich die kleine Aeußerlichkeit zur parlamentarischen Etikette ins Reine bringen. Die Frauen wollen nicht falsch verstehen, wenn ich heute und so oft ich vielleicht die Ehre haben werde, hier zu sprechen, ausdrücklich nur die Herren in der Bersammlung anspreche. Wir leben zwar nicht mehr unter dem römischen Recht, aber das römische Recht hat uns eine Reihe von überaus nühlichen Alle bürgerlichen Parteien, von den Deutschnationalen ange und flugen Borschriften überliefert. Da findet sich im 50. Buche fangen bis zu den Demokraten und Zentrumsleuten, entdecken vor( Heiterkeit) der Pandekten des feligen Kaisers Juftinian( erneute den Wahlen immer ihr Herz für die Frauen. Man wendet sich in Heiterfeit) eine Stelle allen Wissensdurstigen und denen, die ben Flugblättern an sie, malt ihnen mit did aufgetragenen Farben überhaupt noch ein corpus juris aufschlagen fönnen, bin ich bereit, bie Gefahren" einer sozialistischen, einer roten Herrschaft" vor sie ganz genau zu bezeichnen, diese Stelle fagt in ungefähr mört Augen, und sucht sie mit allen möglichen Schauermärchen von den licher Uebersehung, daß, wenn in der Rede das männliche Geschlecht angesprochen wird, darunter für alle Regelfälle beide Ge­Sozialdemokraten zu erschrecken. Man spricht vom roten Sumpf". Ichlechter zu verstehen find.( Große Heiterfeit.) Diese Bon der Bergiftung der Schule" usw. Dagegen finden die Frauen Abkürzung ist vernünftig und die Gleichstellung echt demokratisch, fie - angeblich bei den Bürgerlichen und Deutschnationalen wärmstes paßt also außerordentlich gut in den Geist der Zeit! Ich befize und zertestes Verständnis für alle ihre Sorgen und Möte, und nur natürlich nicht das Ansehen in dieser Versammlung, die Anwendung die bürgerlichen und rechtsstehenden Bolts" parteien nehmen sich der gleichen Abkürzung anderen zu empfehlen, aber ich für meine vor den Wahlen natürlich- mit Liebe der Frauen an. Mit Person ziehe fiequellenmäßig begründet( Heiterkeit) bei ernster lieben und freundlichen, wohlwollenden Worten spricht man zu ihnen politischer Arbeit einer Anrede vor, die zur Hälfte französisch ist solange die Wahlen vor der Tür stehen. Wie man und zur anderen Hälfte unwillkürlich jedesmal die Erwartung einer Lischrede erregt." in Wirklichkeit in diesen Streifen von den Frauen denkt, das zeigt uns in offenherziger Weise Herr Oberst Bauer in seinem kürzlich ver­öffentlichten Buche:" Der große Krieg in Feld und Heimat", Erinne rungen und Betrachtungen, in dem er über den Zusammenbruch spricht. Also hören wir einmal den Herrn Oberst selbst. Da heißt es unter anderem:

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,, Die Briefe der Frauen aus der Heimat, denen es ja zum Teil nicht gut geht, aber doch noch erträglich ging,

lismus näheres über jene mittelalterliche Auffassung, daß die Frau Bebel erzählt uns in seinem Buche Die Frau und der Sozia eine Erfindung des Teufels und ein Wesen ohne Seele sei. Und wer fennt nicht den Wahlspruch der deutschnationalen Propaganda gegen die Gleichberechtigung der beiden Geschlechter: Frau und Kaze ge hören ins Haus. Man weiß ja nicht nur manchen Professoren wird es schwes, sich an die politische Gleichberechtigung der Frau zu gewöhnen.

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