Für unsere Kinder

29

Gesicht trägt der Krieger einen Kranz von Straußenfedern, die in einen Lederstreifen ein­gesteckt sind. Sein Haar ist in zwei Zöpfen aufgebunden, von denen der eine nach vorn, der andere nach hinten hängt. über den Schul­tern sitzt ein ungeheurer Kragen von Habicht­federn. Das Ziegenfellmäntelchen, das sonst von der Schulter herabhängt, ist jetzt zusammen­gerollt und fest um die Lenden geschlungen, so daß die Arme frei geworden sind. Die Beine sind mit dem weißen Vlies des Seidenaffen geschmückt, das wie Flügel von den Waden absteht. Im übrigen besteht der Leibschmuck des kämpfenden El- Moran aus der üblichen Salbe von Fett und Lehm. Das Sime oder Schwert steckt er an der rechten Seite fest, und durch den Gürtel wird auch der Schädel­zerschmetterer, die Streitfeule gesteckt, die er auf den anstürmenden Feind schleudert oder dazu benutzt, dem Verwundeten den Garaus zu machen. Ein großer Schild in der linken Hand und ein großer Speer in der rechten

gierung, im übrigen regelt die Gesamtheit der erwachsenen Massai selbst ihre Angelegen heiten. Ein anderes Amt als der Leitunu hat der Leigonani. Der Leigonani ist der öffent­liche Vertreter des Krals und leitet die Ver­handlungen bei Streitfällen. Es ist bemerkens­wert, daß die kampflustigen Massai die denk­bar besten Redner sind und in der Hitze des Streits nie die Gewalt über sich verlieren. Nachdem der Leitunu und der Leigonani erwählt worden waren, beschlossen die El­Moran, einen Raubzug nach der Küste zu unternehmen. Sie bereiteten sich auf den Krieg vor, indem sie sich für einen Monat in kleinen Gruppen in den Wald zurückzogen und sich dort voll Fleisch stopften. Dadurch glauben sie, einen hinlänglichen Vorrat von Muskel­traft und Kampfmut in sich aufzuspeichern. Auch ward eine Abteilung zu dem vornehmsten Zauberpriester der Massai gesandt, um sich Rats zu holen wegen der besten Stunde zum Aufbruch, und um ihn um Zaubermittel zu bitten, durch die sie siegreich würden. Am vervollständigen die kriegerische Ausrüstung. Tage des Aufbruchs gingen die Frauen des Krals ins Feld und tauchten Grasbüschel in den Rahm der Kuhmilch. Dann tanzten sie und riefen Ngai an, daß er dem Unternehmen der Männer glücklichen Erfolg gewähre, und warfen darauf das Gras nach der Richtung der Gegend fort, wo die Feinde waren. Gras und Milch sind für die Massai heilig. Die Milch muß in besonders für ihre Aufnahme bestimmten Kalebassen aufbewahrt werden, in die niemals Wasser gegossen werden darf und die mit Holzasche gereinigt werden. Die Milch zu fochen, gilt als greuliche Schändung und auch als genügender Grund, eine Handels­tarawane niederzumhezzeln. Man glaubt, die Kühe gäben keine Milch mehr, wenn diese ge­tocht wird. Die Kühe werden nur im Finstern gemolken. Auch die jungen Männer heulten mehrere Stunden im Chore Amon Ngai- ai", Wir bitten zu Ngai". Hierauf ward Wuste­rung über die Krieger gehalten, und dann marschierten sie ab.

Einen absonderlichen und furchterweckenden Anblick boten diese hochgewachsenen und über­mütigen jungen Kehlabschneider auf dem Marsche. Der El- Moran, der sich auf dem Kriegspfad befindet, trägt den Naibere, ein Stück Baumwollenzeug von fast zwei Meter Länge und zwei drittel Meter Breite mit einem bunten Längsstreifen in der Mitte; der Naibere ist um den Hals befestigt und wallt von da in fliegenden Falten herab. Um das

Zu dem allem denke man sich eine hohe, schlanke Gestalt und das Gesicht des Satans, und man hat das Musterbild eines Massaifriegers vor sich. Der El- Moran ist ungeheuer stolz auf seine Waffen und würde sich von allem lieber als von seinem Speere trennen. Er prahlt mit seinen Narben, als dem wahren Schmuck eines Kriegers.

Mit großer Kühnheit und vollendeter Kennt­nis der Gegend fanden Moran und seine Kameraden ihren Weg aus dem Innern zur Küste ins Suaheliland. Die Suaheli   sind ein Negerstamm, der stark mit Arabern vermischt ist; die Araber waren ja lange Zeit die Herren der Ostküste Afrikas  . Die Massai hatten heraus­gefunden, daß sie im Suaheliland das Vieh viel leichter ungestraft wegführen konnten als sonst irgendwo- trotz der Gewehre der Sua­heli und der zahlreichen Bevölkerung. Dem unfreien Küstenvolt, das unter der Herrschaft der arabischen Sultane von Sansibar stand, fehlte es an Opferwilligkeit, für andere zu fämpfen, und an Mut, sich zu verteidigen. Die Suaheli   entschuldigten ihre Feigheit da­mit, daß sie von dem Vieh ihrer Nachbarn feinen Vorteil hätten. Wir bekommen weder ihr Fleisch noch ihre Milch," sagen sie ,,, warum sollen wir also dafür fechten, daß unser Nach­bar sein Vieh behalte?" Als die Massaikrieger sich der Küste näherten, versteckten sie sich im Busch, während einige der Tapfersten und Ge­wandtesten vorausgingen, um das Land aus­