Für unsere Kinder
Nr. 7 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1911
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Inhaltsverzeichnis: Der Sunnwendmann. Von| Puppe, die eine Wunderpuppe war und die Martin Greif. ( Gedicht.) Was die Puppe dem Augen richtig auf- und zumachen konnte. EndNußtnacker erzählte. Von Roland.- Großmutter lich schliefen sie ein. Holzfammlerin. Von Ernst v. Wildenbruch.( Gedicht.) Die Schwertlilien. Von Frederi Mistral. werden wollte. Von Fr. Pritschow. Das Männlein in der Gans. Von Friedr. Rüdert.( Gedicht.)
Wie eine kleine Tanne ein Weihnachtsbaum
Der Sunnwendmann.
Der Sunnwendmann, Wo kommt er her?" Ueber Wiesen und Felder, Ueber Berge und Wälder, Vom weiten, weiten Meer, Da kommt er her. „ Der Sunnwendmann, Wie zieht er ein?"
Auf leuchtendem Schimmel Wie die Sonn am Himmel, Voll spiegelndem Schein, So zieht er ein.
Der Sunnwendmann, Was bringt er mit?" Gar köstliche Gaben
Für Mädchen und Knaben, Die guter Sitt', Das bringt er mit.
Der Sunnwendmann, Wie teilt er's aus?"
Er legt sie verstohlen, Wo sie leicht zu holen, Ans Fenster, vors Haus,. So teilt er's aus.
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Was die Puppe dem Nußknacker erzählte.
Das letzte Lichtlein am Tannenbaum war erloschen. Die Kinder lagen bereits in den Betten und dachten an die seligen Stunden, die sie eben verlebt hatten. Und sie freuten sich ihrer Geschenke! Morgen wollte Fritz auf seinem Schaukelpferd reiten, hei, nach Amerika und noch weiter. Berta wollte mit ihren neuen Bällen spielen und Anna mit ihrer großen
In der Stube, wo der dunkle Baum stand, war es ganz still. Ein wundersamer Duft erfüllte den Raum, der Duft grüner Zweige, Apfel, erloschener Kerzen, Weihnachtsduft. Durch die Vorhänge guckten einige Sterne neugierig ins Zimmer, und auch der Mond leuchtete für einen Augenblick hinein. Durch die Luft zog ein leises, geheimnisvolles Raunen. Wo mochte es herkommen? Flüsterte es in den Zweigen des Baumes und gedachte er der Zeit, da er im Walde gestanden hatte mit vielen Kameraden? Aber nein er stand ganz still und schweigsam. Unter ihm auf dem Tische saß die Puppe; ihre Arme hingen ihr steif am Leibe herab und ihre Augen starrten leblos geradeaus. Ihr zur Seite lag mit weit aufgesperrtem Munde der Nußknacker. Neben dem Tische stand das Schaukelpferd und blickte griesgrämig ins Dunkel.
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Von der Uhr an der Wand flangen zwölf lange zitternde Schläge. Kaum war der letzte Schlag leise verhallt, da ging's wie ein Rauschen durch das Zimmer. Und wunderbar! Der Baum bewegte seine Zweige und wiegte sich, als stände er noch festwurzelnd im feuchten Waldesboden, als striche ein leiser Wind über feine zierliche Gestalt. Die Puppe riß die Augen weit auf, schlenkerte mit den Armen und drehte ihr Köpfchen. Der Nußknacker machte mit einem lauten Knack seinen Mund zu und reckte sich empor, und das Pferd knirschte ins Gebiß und wieherte. Alles hatte Leben bekommen. Verwundert starrten Puppe und Nußknacker einander an. Die blauen Augen der Puppe schauten staunend an dem Nußknacker in seiner bunten Uniform hinauf, und der guckte stolz und steif, als hätte er einen Stock verschluckt, über seinen hohen gestickten Kragen auf sie hinab. Die Puppe fand zuerst die Sprache.
,, Ach, wie herrlich ist es hier!" rief sie mit heller Stimme und warf einen leuchtenden Blick umher.
Ja ja... ganz nett soweit!" erwiderte ihr Nachbar in schnarrendem Tone. Er meinte, sie hätte ihn angesprochen, und als höslicher Mann wollte er die Anwort nicht schuldig bleiben. Er schlug seine Zähne zusammen, und wieder sagte es: Knack!