20 Für Mise« Kind« Mögen die Kinder reicher Leute an der Qual der Vögel im Bauer ihr gedankenloses Ver gnügen finden. Die Kinder der Arbeiter, die jede Sklaverei von der Welt vertilgen wollen. müssen der grausamen Gefangenschaft der Waldvögel im Käfig den Krieg ansagen, g. i. o o o Des Königs Kleid. Von Ludwig Pfau . Der König sitzt im Marmorsaal, Er faßt den funkelnden Pokal: Wir sind bereit zum Feste! Wo bleiben denn die Gäste, Die Zecher all, die ich entbot? Des Königs Kleid ist so blutigrot. !lnd lautlos öffnet sich das Tor, Es wallt herein ein düstrer Chor Zum Tisch mit leisen Füßen. Sie sitzen ohne Grüßen, Sie sitzen still als wie der Tod. Des Königs Kleid ist so blutigrot. Der König schaut erschrocken um: .Wer lud euch, Gäste, bleich und stumm? WaS soll's, mit schaurigem Nicken Mich gläsern anzublicken? Zhr rührt ja weder Wein noch Brot!" Des Königs Kleid ist so blutigrot. .Was starrt und bohrt ihr auf mich'los? Wollt euer Blut, das ich vergoß, Auf meinem Kleid erspähen? Das Blut könnt ihr nicht sehen, Das bringt kein Königskleid in Not." Des Königs Kleid ist so blutigrot. Und Leichenodem weht durchs Kaus, Da faßt den König kalter Graus; Er reißt mit zitternden Künden Den Purpur von den Lenden: Äinweg dies Kleid, das mich bedroht!" Des Königs Kleid ist so blutigrot. Doch fester klebt sein rotes Kleid, Er muß es tragen in Ewigkeit; Kein weißes, reines Linnen Soll er im Grab gewinnen Er sinkt vom Sessel bleich und tot. Des Königs Kleid ist so blutigrot. o o o Lebensgeschichte eines Massai. Au«»Durch Massalland-. Von Joseph Thomson . (Fortsetzung.) Inzwischen übte Moran sich mit dem Speere und tötete in der Einbildung unzählige Feinde. Klopfenden Herzens lauschte er den Erzäh lungen der Krieger von gewagten Viehdieb stählen und blutigen Gefechten, aber bis jetzt konnte er seinen Speer bloß färben in dem Blute einer Antilope oder höchstens eines Büffels. Seine Kost war noch immer die eines Nichtkriegers und bestand aus geronnener Milch, aus Mais, Hirse und Rindfleisch. Aber die vorwiegende Pflanzennahrung war die Kost der Frauen und Kinder, und er genoß sie nur noch mit Widerwillen. Als Moran sich dem Alter von 14 Jahren näherte, begann er, sich ein wildes, fürchter liches Aussehen zu geben. Anstatt sich krank zu machen in dem Bestreben, ein Zigarre zu rauchen, oder seine Oberlippe vor dem Spiegel zu prüfen wie ein europäischer Junge, gab Moran sich alle Mühe, wie ein Teufel auszu sehen, indem er die Stirne drohend runzelte und überhaupt einen grausamen und harten Ausdruck annahm. Und dies gelang ihm so gut, daß er dadurch den Neid der Knaben und die Bewunderung der Mädchen seines Stanimes erregte. Zuletzt waren alle darüber einig, daß Moran ein Mann geworden und würdig sei, ein Krieger zu heißen. Er wurde beschnitten und war nicht länger ein Knabe, sondern ein El-Moran ein Krieger. Die Beschneidung ist eine uralte Sitte, die nicht nur von Juden und Mohamme danern geübt wird, sondern auch von vielen afrikanischen, amerikanischen und australischen Völkerschaften. Morans Vater beschloß, nunmehr den Sohn nach allen Anforderungen der militärischen Sitte auszurüsten. Dazu reiste er mit ihm zunächst nach einer benachbarten Ansiedlung der Andorobbo. Der Stamm der Andorobbo wird von seinen entfernten Verwandten, den ritterlichen Massai, gründlich verachtet, weil er den Lebensunterhall ausschließlich durch Jagd erwirbt, was den Massai gemein dünkt. Nachdem Moran und sein Vater die Ando robbo in ihren Sandalen hatten erbeben lassen, wählten sie einen schön gearbeiteten, länglich rund geformten Schild von Büffelleder aus, der einen fürchterlichen Speerstoß abhalten konnte. Die Massai machen nie selber Schilde oder Speere, obgleich sie auf kein anderes Eigentum so stolz sind wie darauf. Als die beiden nach dem Preise des Schildes fragten, wurde ihnen als niedrigster Selbstkostenpreis ein Stier genannt. Doch der unglückliche Ver fertiger des Schildes mußte sich mit einem mageren Schafe und einer Tracht Prügel zu-