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Für unsere Kinder

Bäume hat der Frost getötet, starte Fichten­stämme sind unter der Last des Schnees wie Strohhalme zusammengeknickt. Bis zum Gipfel des Berges begleiten mich Bilder der Zer­störung. Wie ein von Stürmen aufgerütteltes Meer liegt das Gebirge zu meinen Füßen. Die ganze Landschaft um mich ist in Blau getaucht, das sich von der tiefsten Färbung der nächsten Berge zum hellsten Luftton der entfernteren Höhen abschwächt. Der Pöhlberg, der Bärenstein   und andere ansehnliche Kuppen erscheinen von hier aus wie Hügel. Den Blick ins Böhmerland versperrt mir der höchste Berg des Erzgebirges, der Keilberg, der eben von einer Wetterwolfe eingehüllt wird. Von allen Seiten ziehen plötzlich rasch Wolken herauf. Düster liegt die Landschaft vor mir. Um dem drohenden Unwetter zu entgehen, eile ich im Galopp nach Oberwiesental   hinab. Von hier aus soll mich die Bahn wieder nach Dresden  , in den Sommer des fruchtbaren Elbtals bringen. Als ich den Bahnhof erreiche, dampft mir der Zug vor der Nase ab. Wie ärgerlich! Doch die Verstimmung über das kleine Pech ver­fliegt, als die Sonne wieder siegreich durch die Wolken dringt. Gern bleibe ich noch einen Tag im Erzgebirge  . Oberwiesental ist die höchst= gelegene Stadt Sachsens  . Die niedrigen Häuser lassen erkennen, daß auch hier die Armut der ständige Gast der Bevölkerung ist. Das wurde mir bestätigt, als ich in so manche Wohnung trat, wo Eltern und Kinder bei mühereicher Arbeit beieinander saßen. überall wurde ich freundlich empiangen und erhielt freundlich Bescheid. Der Tag war um, ich wußte kaum wie. Am anderen Morgen nahm ich Abschied vom Erzgebirge  , das mir in seiner Rauheit so Herrliches geboten hatte.

hoch, die Kartoffeln stecken eben erst die Blätter| baren Schaden unter ihnen angerichtet. Viele aus dem Erdboden hervor. Man könnte sich im Frühjahr glauben. Aber Mutter Natur targt nicht mit allem gegen die Erzgebirgler. Der moosige Boden der Wälder, die ich durch­schreite, ist mit dem Kraut der Heidel- und Preiselbeeren dicht bedeckt. Wenn das Jahr gut ist, blüht es hier rot wie ein Tuch"; jung und alt zieht dann später hinaus, die Beeren zu pflücken; der größte Teil der Ernte tommt in die Städte zum Verkauf. Auch schmack­hafte Pilze wachsen in den Gebirgswäldern in großen Mengen. Sie liefern dem Tische der Gebirgler zu der üblichen Kartoffelmahlzeit eine gute Zutost. Die Gebirgswiesen tragen mancherlei würzige und heilsame Kräuter, die gesammelt und verkauft werden. Jetzt prangen sie in üppiger Schönheit, bunten Teppichen gleich. Weite Abhänge sind mit Stiefmütter­chen, mit Margueriten, Glockenblumen und allerhand gelben Korbblütlern bedeckt. Hier leuchtet es weiß, dort gelb, da strahlt es blau, glüht es rot, schimmert es violett aus dem grünen Grunde der Wiesen, die von dunklen Wäldern eingefaßt und von dem tiefblauen Himmel mit mächtigen weißen Wolken über­wölbt werden. Hingerissen von dem wunder­baren Anblick fühlte ich nicht, daß der Weg steiler und steiler geworden ist. Jetzt habe ich hoch droben auf dem Kamm des Gebirges die vereinzelt liegenden Tellerhäuser   erreicht. Hier sind Gäste selten. Verwundert schaut eine Frau aus dem Fenster nach mir. Ich bitte sie um einen Trunk Wasser. Wie der schmeckt! Die Frau erzählt mir, wie schwer es für ihre Kinder ist, die Schule zu besuchen. Fast 1 Stunden haben sie bis dahin, und im Winter fönnen sie wegen des hohen Schnees nur selten am Unterricht teilnehmen. Natür lich bleiben die Kinder in ihrem Wissen weit hinter den Stadtkindern zurück. Wenn sie aus der Schule entlassen sind, ergreifen sie meist den Beruf der Eltern, bei dem sie von klein auf schon tüchtig mithelfen müssen, damit ein paar Groschen mehr ins Haus kommen. Die Knaben werden Holzhauer, Wald- oder Säge­mühlenarbeiter, die Mädchen betreiben das Spitzenklöppeln oder Gorinähen.

Erfrischt ziehe ich weiter. Schon liegt der Fichtelberg, die höchste Erhebung Sachsens  , vor mir. Oft trägt er noch zu Pfingsten eine Schnee­haube. Fröhlich geht es in dem Fichtenwald bergan. Doch was ist das? Auf einer weiten Strecke sind die sonst grünen Nadelbäume fupferrot. Der lange Nachwinter hat furcht

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Alexander und Buzephalos.

Von Hans Aanrud  .

6. B.

( Schluß.)

Da bekam der Stadtjunge Mut; es war ja gerade wie in den Geschichten: die Hilfe kam unerwartet. Jetzt würde er schon gewinnen- wenn auch nicht gerade den Stalp nehmen, so doch jedenfalls ihm einen Denkzettel geben. Der Widder ging ein paar Schritte zurück und die Reihe kam jetzt an ihn. Da bekam er einen Stoß mitten vor den Bauch, so daß er neben seinem gefallenen Gegner lag.

Mit einem Sage waren sie beide über den Raun, fie wußten nicht wie.